Fokker F.VII"Southern Cross"von Roland Sachsenhofer (1:72 Valom)
Die Fokker F.VII „Trimotor“ war zweifellos einer der großen Entwürfe in der Geschichte der Luftfahrt. In ihrer Konstruktion spiegelte sich der optimistische Geist der aufstrebenden Fliegerei der frühen Zwanzigerjahre ebenso wider, wie die Erfolgsgeschichte(n) der F.VII ihrerseits diese Epoche prägte - denn Erfolg hatte die Fokker F.VII Trimotor tatsächlich! Zur Fokker F.VII 3m
Genaue Produktionszahlen sind nicht mehr zu rekonstruieren, aber zumindest 290 Exemplare wurden durch Fokker von der „N.V. Nederlandsche Vliegtuigenfabriek Fokker“ - einer durch die Bestimmungen der Versailler Verträge veranlassten Auslagerung der Flugzeugproduktion in die Niederlande - gefertigt. In diese Zahl eingerechnet sind auch jene Maschinen, die für den amerikanischen Markt unter Lizenz bei der „Atlantic Aircraft Corporation“ als Atlantic C-2 produziert worden sind.
Die im zeitgenössischen Vergleich modern wirkenden Formen lassen fast vergessen, dass mit der Konzeption dieser zehnsitzigen Passagiermaschine schon 1923 begonnen worden war. Der Erstflug fand dann am 11. April 1924 statt. In mehreren Versionen gebaut, dominierte die F.VII schon bald die Passagier- und Frachtfliegerei der Zwanzigerjahre. Derart überragend war ihr guter Ruf und ihre weltweite Verbreitung, dass ihr erst Typen wie die Boeing 247 und vor allem die DC-2/3 Baureihe ab Mitte der Dreißigerjahre den Rang ablaufen konnten.
Die Leistungen der hier gezeigten Fokker F.VIIb 3m Trimotor können sich sehen lassen: bei einer Länge von 14,35 m und einer Spannweite von 19,30 m brachte sie beladen maximal 3.650 kg auf die Waage. Drei je 223 PS leistende Wright J-5 Whirlwind Neunzylinder-Sternmotoren erlaubten eine Höchstgeschwindigkeit von 185 km/h, die Reichweite der F.VIIb 3m wird mit 1.160 Kilometern angegeben.
Wie sehr die Fokker Trimotor geschätzt worden ist, offenbarte sich auch in dem Umstand, dass sie das bevorzugte Flugzeug zahlreicher Flugpioniere und Fernflieger wurde. Bekanntheit erlangte sie durch die Polarflüge von Hubert Wilkins, mehr noch durch den im selben Jahr 1926 unternommenen populären Versuch des US-Amerikaners Richard Evelyn Byrd, den Nordpol zu überfliegen. Eine der letzten Großtaten der Fokker F.VII war ihr Einsatz beim ersten gelungen Überflug über den Kilimandscharo, durchgeführt durch Walter Mittelholzer. Der aufsehenerregende Flug fand im Jänner 1930 statt. Zur Fokker F.VII „Southern Cross“
Aus der Menge an Pionierflügen ragt jedoch ein Unternehmen beziehungsweise die dabei verwendete Fokker F.VII in besonderer Weise hervor: die hier im Modell gezeigte Maschine stellt das „Southern Cross“ getaufte Exemplar dar, mit dem die Besatzung Charles Kingsford-Smith, Charles Ulm sowie Harry Lyon als Navigator und der Funker James Warner die erste Überquerung des Pazifik bewältigt haben.
Der Flug starte am 31. Mai 1928 im kalifornischen Oakland und wurde am 9. Juni im australischen Brisbane nach 11.585 Flugkilometern beendet. Interessanterweise hatte die „Southern Cross“ zu diesem Zeitpunkt schon ein anderes Flugpionier-Abenteuer, Bruchlandung inklusive, hinter sich. 1926 war sie eine jener Fokker Trimotor, die bei Hubert Wilkins gescheiterten Polarflugversuchen verwendet worden waren. Nach einem glimpflich verlaufenen Bruch wurde sie an Kingsford-Smith verkauft, repariert, mit neuen Instrumenten und Motoren ausgestattet und für die geplante Pazifiküberquerung mit einer ausgeklügelten Funkanlage ausgestattet. Deren Betrieb wurde durch Dynamos sichergestellt, die außenbords montiert und durch den Fahrtwind betrieben wurden. Man fand einen eingängigen neuen Namen für die neu aufgebaute Maschine: die in einem attraktiven Hellblau lackierte und mit der Kennung 1985 registrierte Trimotor wurde auf den Namen „Southern Cross“ getauft. Das „Kreuz des Südens“ steht als Symbol für die Südhalbkugel im Allgemeinen sowie Australien im Besonderen - also ein passender Name für diese Expeditionsmaschine!
Der neuntägige Expeditionsflug führte über Hawaii und die Fidschi-Inseln zum Flugfeld Eagle Farm bei Brisbane, wo die „Southern Cross“ und ihre Besatzung von eindrucksvollen 25.000 Menschen erwartet wurde.
Kingsford-Smith und seiner Besatzung war Popularität und nachfolgender Ruhm sicher, auf die „Southern Cross“ warteten in Folge noch weitere Langstreckenflüge. Noch im selben Jahr überquerte sie mit ihren Piloten als Erste und in beiden Richtungen die 2.600 Kilometer der tasmanischen See, die zwischen Australien und Neuseeland liegen. 1929 machte die „Southern Cross“ allerdings beim Versuch, von Australien nach England zu gelangen, neuerlich Bruch. Bei dem letztendlich erfolgreichen Versuch, das verschollene Flugzeug im australischen Busch zu finden, wurden zwar die Besatzung geborgen sowie das Flugzeug gerettet, tragischerweise kamen allerdings zwei der beteiligten Rettungsflieger ums Leben. 1935, kurz vor seinem Tod, verkaufte Kingsford-Smith die „Southern Cross“ an den australischen Staat mit der Auflage, dass diese in einem Museum ausgestellt werden würde.
Kingsford-Smith´s inzwischen zur Legende gewordene Fokker Trimotor kam bis in unsere Tage heil durch die Zeiten: die originale „Southern Cross“ kann im Kingsford-Smith Memorial am Flughafengelände von Brisbane in einem eigens errichteten Hangar betrachtet werden. Zu Bausatz und Bauprozess
Dass der Bausatz von Valom nichts für Hasenherzen sei, hatte ich schon durch die Lektüre einiger Bauberichte in Erfahrung bringen können. So war ich einerseits auf Vieles gefasst und dabei doch recht neugierig, als ich zum ersten Mal in die wohlgefüllte Bausatzschachtel blicken konnte.
Tatsächlich forderten mir die Teile schon durch den bloßen Anblick angemessenen Respekt ab: massiv und klobig gegossene Plastikteile machen schnell klar, dass hier ordentlich versäubert und genau Maß genommen werden muss, bevor man an einen Zusammenbau denken kann. Die Fokker F.VII schien also einer jener Valom-Bausätze sein, bei denen man auf viel Eigeninitiative angewiesen sein würde!
Das geforderte hohe Maß an Eigeninitiative ist neben all dem „Verschönerungsbedarf“ der Bauteile auch der eigentlich aufwändige Aspekt dieses Projekts: die am Original der „Southern Cross“ veränderte Form der Rumpffenster etwa sind in der Anleitung nur sehr vage berücksichtigt, die Bauteile selbst sind in keiner Weise darauf vorbereitet. Wer nun weiß, wie schwierig es ist, Klarsichtteile zu schleifen und zudem in neue Rumpfformverläufe einzuarbeiten, ahnt, was auf mich hier zugekommen ist. In dieses Kapitel gehört auch die improvisierte Erstellung der großen Verglasung am Rumpfdach. Dieses wird im Bausatz schlicht negiert.
Auch beim Aufbau von Motorgondeln und Fahrwerk muss Energie in die Vorbildrecherche investiert werden. Eigeninitiative ist folgend auch bei deren Montage erforderlich. Anstelle der ungenau gegossenen und sich noch dazu als überaus spröde erweisenden Streben für Motoren und Fahrwerk habe ich lieber gleich Metallstangen aus meinem Fundus verwendet.
Die für die „Southern Cross“ charakteristische Ausrüstung wie die Generatoren an den Rumpfseiten oder den Windmesser auf dem Rumpfrücken habe ich komplett neu aufgebaut; die wenigen Bausatzteile, die dafür verwendet werden hätten können, wurden gleich als nicht brauchbar verworfen. „Nicht brauchbar“ liefert auch das Stichwort zu den Propellern: Valom legt leider nur Dreiblatt-Props bei, was ein echtes Problem darstellt: die „Southern Cross“ war mit Metall- Zweiblattpropellern ausgerüstet! Nachdem mir eine grundsätzliche Ähnlichkeit zu den Propellern einer Ju 52 aufgefallen ist, wurde ein entsprechender Bausatz beschafft und ausgeschlachtet (die Ju 52 wird gebaut, allerdings fliegend und mit drehenden Propellern). Mit ein wenig Zurechtschneiden und Schleifen ließ sich ein befriedigendes Ergebnis erzielen.
Ein letztes schwieriges Thema fand sich im Verlauf der außenbords geführten Ruderseile zu Seiten- und Höhenruder am Heck. Hier konnte sich was nicht ausgehen! Bausatz und Vorbild passen hier definitiv nicht zusammen, ich habe deshalb nach ausführlichem Studium von Originalbildern die Ruderanlenkungen nach eigenem Plan geführt. Dabei wurden übrigens 24 kleine Drahtstifte in die Rumpfflanke gesetzt - kein Wunder also, dass dieses Projekt ungewohnt viel Zeit in Anspruch genommen hat!
Mit Augenzwinkern möchte ich den sich in die Länge ziehenden Bauprozess mit Kingsford-Smith´s erster Pazifiküberquerung vergleichen: die Erleichterung war groß, als ich nach einigen Modellbauabenteuern mit der „Southern Cross“ endlich am Horizont den ersehnten festen Boden der Fertigstellung auftauchen sah!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 19. Februar 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |