Hawker Sea FuryFB Mk.11 und TT Mk.20, Deutscher Luftfahrt-Beratungsdienstvon Wolfram Witschel (1:72 Special Hobby)Die Hawker Fury steht am Ende der Entwicklung von Kolbenmotorjagdflugzeugen für die RAF. Für einen Einsatz bei der RAF kam die Fury zu spät, aber die Fleet Air Arm wollte die Zeit bis zum Einsatz der Strahlflugzeuge noch überbrücken. So wurde aus der Fury die Sea Fury. 1947 gingen die ersten Sea Fury Mk. X an die Fleet Air Arm. Die Weiterentwicklung als Jagdbomber war die FB Mk.11. Als Trainingsflugzeug entwickelte Hawker die T Mk.20. Die letzten von Hawker ausgelieferten Sea Furys gingen ab 1958 nach Deutschland als Zielschlepper. Insgesamt waren es maximal 16 Doppelsitzer, die vom "Deutscher Luftfahrt Beratungsdienst" im Auftrag der Bundeswehr betrieben wurden. Die Doppelsitzer erhielten für das Schleppziel eine Winde und für deren Antrieb einen Propellergenerator auf der Steuerbordseite. Der einzige Einsitzer hatte keine Winde, er diente lediglich der Zielerfassung und wurde vom Boden her nicht beschossen. Die Flugzeuge waren in Lübeck stationiert. Ursprünglich wollte ich eigentlich nur den Doppelsitzer TT Mk.20 bauen, habe mich dann aber auch noch zum Bau des Einsitzers FB Mk.11 entschlossen. Die dafür fehlenden Teile wurden einem alten PM-Bausatz entnommen (Tragflächen, Propeller, Spinner, Fahrwerksstreben und Spornrad) oder selbst hergestellt. Die Kabinen am Doppelsitzer sind so schmal geraten, dass nicht einmal die Sitze hineinpassen. Da bei beiden Rümpfen die Kabinenhauben nicht besonders gut harmonieren und die Motorenverkleidungen nicht rund wären, wurde der Rumpf unten im vorderen Bereich und auf der Oberseite bis hinter das Cockpit um 0,5 mm verbreitert und bei der TT Mk.20 zusätzlich der Bereich zwischen den Cockpits außen aufgespachtelt. Die Farbangaben der Bauanleitung für den Innenbereich sind extrem spärlich. Das Spornrad gehört an beiden Maschinen an das hintere Ende des Schachts und die deutschen Doppelsitzer hatten ein festes Spornrad mit verschlossenem Schacht. An der Tragfläche wurden die Kanonenmündungen und die Hülsenauswurfschächte verschlossen sowie die Landescheinwerfer aufgebohrt. Der Flügel aus dem PM-Bausatz wurde neu graviert und mit einigen Änderungen an den Rumpf von Special Hobby angepaßt. Für den Einsitzer habe ich die Motorverkleidung einseitig geöffnet, einen Bristol Centaurus scratch gebaut und die Kühlluftregelklappen hinzugefügt. Beim Doppelsitzer wurden an dieser Stelle Rumpfdurchbrüche hergestellt und etwas Innenleben eingebaut. Die Auspuffrohre wurden an beiden Modellen entfernt und nach der Lackierung neu eingesetzt. Der Tragflächenfaltmechanismus entstand im Eigenbau. Die Höhenflossen mussten an beiden Modellen nachgearbeitet werden (besonders stark am Doppelsitzer), damit der Ruderspalt rechtwinklig zur Flugzeuglängsachse steht. Alle Flügel- und Ruderkanten wurden deutlich schärfer geschliffen. Für das Hauptfahrwerk fehlen im Bauatz die Einzugstreben, sie müssen selbst hergestellt werden. Die Fahrwerksklappen habe ich dünner geschliffen. Die Propellerblätter sind zu dick und haben an der Nabe einen viel zu geringen Einstellwinkel. Dieser muß korrigiert werden, da sonst der Propeller nicht in den Spinner paßt. Die Bemalungsanleitung bietet nur die "sehr aussagekräftigen" Bezeichnungen Rot und Gelb, ohne jegliche weitere Hinweise zum Farbton. Nach Vorbildfotos habe ich mich für Humbrol 19 auf hellgrauer Grundierung entschieden. Das Gelb habe ich aus Lufthansa-Gelb mit etwas Orange angemischt, da es sich wohl um ein stark ausgeblichenes Leuchtorange handelt. Abweichend von der Bemalungsanleitung konnte ich kein Foto finden, das einen Doppelsitzer mit später Lackierung zeigt, der eine Kennung an den Tragflächen aufweist. Ich habe sie deshalb weggelassen. Außerdem fehlen in der Anleitung die Gehstreifen auf den Flügeln. Für die FB Mk.11 habe ich die Bemalung gewählt welche sie erst im Luftwaffenmuseum und später in Duxford aufwies. Dabei fällt auf, daß das linke Querruder wohl irgendwann ausgetauscht wurde. Den Gestaltern des Decalbogens sind offensichtlich ein paar Fehler unterlaufen. Für den Einsitzer gibt es zwar die richtige Seriennummer, aber statt des zugehörigen Kennzeichens D-CACY findet man D-CABY. Zu dieser Kennung fehlt aber die passende Seriennummer. Will man also die FB Mk.11 bauen, bleibt nur die Eigenherstellung oder die Suche nach passenden Buchstaben. Außerdem hätten, zumindest für die von mir gewählten Bemalungen, die Warn- und Wartungshinweise gelb sein müssen. Abschließend bleibt festzustellen, dass man trotz kleiner Mängel mit der IPMS-Deutschland-Edition der Sea Fury eine gute Möglichkeit zur Darstellung einer deutschen Zielschleppmaschine in die Hand bekommt, da neben den Abziehbildern ja auch alle Komponenten der Schleppzielanlage aus Resin- und Fotoätzteilen beiliegen. Wolfram Witschel, Publiziert am 21. April 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |