GZ-20A Goodyear Blimpvon Thomas Brückelt (1:160 FALLER)
Beim Stöbern in Stefan Baiers Modellbaugeschäft in Marbach stieß ich auf den Bausatz des „Luftschiffs Goodyear“ von Faller, so lautet die Produktbezeichnung für das Prallluftschiff (auch Blimp; kein Zeppelin, da im Inneren keine tragende Struktur vorhanden ist) im Maßstab 1:160 (Spur N). Die Typenbezeichnung für das Fluggerät lautet GZ-20A; der Typ wurde 1969 in Dienst gestellt und war bis 2017 im Einsatz. Eine ausführliche Beschreibung (englisch) zum Original findet sich hier.
Der Bausatz sieht keine Lackierung vor. Der Goodyear-Schriftzug ist aufgedruckt und die Verzierungen der Leitwerksflächen liegen als Aufkleber bei. Freundlicherweise bekam ich die Grafik von Faller, um die Leitwerksverzierungen als Decal selbst zu drucken, vielen Dank dafür an dieser Stelle! Der Goodyear-Schriftzug findet sich in hoher Auflösung leicht im Internet. An sich ist der Bausatz recht schlicht gehalten, hier kann man sich an der Detaillierung kräftig austoben. Zwei Antriebsvarianten liegen bei. Die Passgenauigkeit der Teile ist gut. Ein paar kleinere Einfallstellen der Verzapfungen an den Hälften der Hülle wollen verspachtelt und verschliffen werden.
Wie man das gebaute Modell präsentiert, bleibt einem selbst überlassen. Faller geht wohl davon aus, dass es über eine Modelleisenbahnanlage gehängt wird, daher liegt nichts Entsprechendes bei. Mein Modell sollte von einem Display getragen werden. Ich nutzte dafür eine zugesägte Aluplatte und einen Acrylglasstab mit Ø5 mm. Aus Polystyrolplatten und zwei Gummitüllen entstand eine Aufnahme für den Acrylglasstab, die in der zweiteiligen Hülle eingeklebt wurde.
Nachdem die Hülle verklebt und verschliffen war, spritzte ich sie mit Alu 99 von Revell an (Acryllack, Spraydose). Dieser erzeugt eine sehr raue Oberfläche, daher musste glänzender Klarlack darüber gesprüht werden, ansonsten würden die selbst gedruckten Goodyear-Schriftzüge nicht gut halten. Die großen Decals (deutlich größer als die aufgedruckten Schriftzüge) waren nicht gerade leicht zu postionieren. Die Decals unter laufendem Wasser zu verschieben führte zum Erfolg. Allerdings war das, was mein Drucker produzierte, nicht gerade berauschend. Daher übermalte ich die Schriftzüge mit dem Pinsel in seidenmattem Schwarz.
Die Gondel füllte ich mit sitzenden Personen von Preiser. Die Bodenplatte samt Sitze und Instrumentenkonsole entstanden im Eigenbau. Um die Verglasung der Gondel darzustellen, liegt dünnes, transparentes Plastikmaterial bei, aus dem nach einer Maßvorgabe in der Anleitung Streifen herausgeschnitten werden müssen. Diese Streifen klebt man von innen her ein. Daher sollte der Bereich um die Fenster vorher lackiert werden.
Bei der Farbgebung orientierte ich mich an Originalaufnahmen, Faller sieht hier keine Lackierung vor. Das Weiß und das Blau wurde aufgepinselt, die schwarzen Linien und die kleinen Goodyear-Schriftzüge sind selbst gedruckte Nassschiebebilder.
Die Leitwerke lackierte ich vor dem Anbringen und bohrte Löcher für die Verklebung der Verspannung hinein; ebenso in die Hülle. Die Anlenkungen der Ruder entstanden aus gezogenen Gießästen. Für die blauen und roten Felder brachte ich ebenfalls selbstgedruckte Nassschiebebilder an, die ich in den entsprechenden Farben komplett überpinselte.
Am unteren Seitenruder klebte ich das Spornrad an, welches ebenfalls im Eigenbau entstand. Zunächst schlitzte ich einen Gießast mit dem Durchmesser, den das Rad haben sollte, mit einer Trennscheibe etwas über die Mitte auf. Dann schnitt ich im Bereich des Schlitzes eine Scheibe von dem Gießast ab. Ein weiterer Gießast wurde gezogen, um das Fahrwerksbein zu bauen. In den Schlitz des Rads klebte ich den beidseitig überstehenden Gießast ein, somit konnte ich die Schwinge des Spornrads darstellen.
Um die lackierten Teile während des weiteren Zusammenbaus zu schonen, fertigte ich aus Styropor eine Helling an. So konnte ich Lackschäden vermeiden und das Modell sicher ablegen. Auf der Helling liegend bekam die Hülle dann die Gondel und die Leitwerksteile angeklebt. Und nein, ich rede hierbei nicht von einer „Hochzeit“, das tun nur sogenannte Sprecher von sogenannten Reportagen. Die Länge des Modells entspricht übrigens einer Länge von 0,003 Fußballfeldern... Für Leute mit einem Hauch von technischer Kompetenz: 360 mm.
Die Steuerseile unter der Hülle, sowie die Verspannung und Steuerseile der Leitwerke zog ich ebenfalls mit Gießästen in die Länge und klebte diese mit Sekundenkleber an. Die Fangleinen am Bug und die Leine mit der Flagge am Heck längte ich von einem Draht ab.
Die wehende US-Flagge stellte ich dar, indem ich dünnes Kunststoffmaterial erwärmte und somit wellig werden ließ. Im welligen Bereich strich ich das Material mit weißer Farbe an, dann brachte ich ein Decal der Flagge einseitig an. Danach schnitt ich die Flagge aus und brachte das gespiegelte Decal auf der gegenüberliegenden Seite an. Die Ränder wurden nach dem Verkleben mit dem Draht mit dunkelblauer Farbe nachgezogen. Zum Schluss übersprühte ich den Goodyear-Blimp mit seidenmattem Klarlack.
Das Modell erinnert mich an meine Kindheit. Als in den Sommermonaten hin und wieder das Luftschiff mit Stuttgarter Hofbräu-Werbung darauf sich durch die Luft schob, war ich „Feuer und Flamme“, ließ alles stehen und liegen und beobachtete es, bis es außer Sichtweite war. Heutzutage würde ich gerne mal eine Fassrolle drumrum fliegen... :-) Thomas Brückelt, Publiziert am 26. Februar 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |