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DGzRS Hermann Marwede

von Roland Kunze (1:72 Revell)

DGzRS Hermann Marwede

Über das Vorbild ist in verschiedenen Beiträgen auf MV genug geschrieben worden, deshalb spare ich mir an dieser Stelle weitere Ausführungen. Wer dennoch mehr lesen will, wird hier fündig. Eine kurze Begegnung mit der Marwede in Cuxhaven während unseres Frühjahrsurlaubes 2018 war der Anlass, den mittlerweile seit drei Jahren herumdümpelnden Bausatz endlich in Angriff zu nehmen. Das Sammeln von Vorbildfotos war nahezu abgeschlossen, die vorgesehenen Eduard-Ätzteilsätze Nr. 53163 und 53164 waren auch vorhanden, so konnte der Bau umgehend starten.

DGzRS Hermann Marwede

Der Bausatz

Wie schon in der Bausatzbesprechung erwähnt, ist ein neuer Spritzrahmen mit Korrektur- und Ergänzungsteilen für den aktuellen Bauzustand enthalten. Die Teile ermöglichen in der Tat eine erhebliche Verbesserung des Gesamteindruckes des Modelles. Dennoch ist einiges unberücksichtigt geblieben, sofort ins Auge fallende Komponenten wie der Kranführerstand und die Sockel für die langen Peitschenantennen auf dem Dach des Brückenhauses fehlen nach wie vor. Auch die Scheinwerferausrüstung ist nicht stimmig: während auf Martin Kohrings Modell vom Testshot mittig ein kleiner Scheinwerfer steht (so wie man es auch auf den meisten Vorbildfotos sehen kann), ist bei beiden Bausatzversionen – für mich nicht nachvollziehbar - ein dritter großer vorhanden. Der Rettungsring an Steuerbord ist den Vorbildfotos nach nicht zu montieren. Insgesamt dürfte bei einem so großen Modell die Detailtiefe des Grundbausatzes besser sein, wobei hier jedoch sehr viel mehr überarbeitet werden müsste, aber dafür sind dann ja die Ätzteile da.

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Nicht nur was die Detailtiefe angeht, auch wegen der meist nicht vorhandenen Passhilfen entsteht bisweilen der Eindruck, es mit einem Short-Run-Bausatz zu tun zu haben. Angefangen bei den Rumpfseitenteilen, wo es Sinn macht, zuerst Anschläge auf die Rumpfinnenseite zu montieren, über sämtliche Halbschalenteile bis hin zu einigen Seitenwänden der Deckshäuser ist kaum etwas vorhanden. Dies ist nicht unbedingt ein Nachteil, gut bauen lässt sich das Modell dennoch, jedoch muss sorgfältig gearbeitet und ausreichend Modellbau-Erfahrung mitgebracht werden.

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Sämtliche Bullaugen wurden mit schwarzem Karton hinterlegt, um einen Einblick in das leere Rumpfinnere zu vermeiden. Kleinere „Probleme“ bei meinem Bausatz waren Sinkstellen am Kranausleger und an den neuen Teilen für das Brückenschanzkleid. Weiterhin waren die Grundflächen der beiden Basisstützen des Mastes nicht in einer Ebene, so dass die Konstruktion auf dem Dach „gebockelt“ hat. Sorgfältiges Zurechtfeilen hat Abhilfe geschaffen, der Mast steht jetzt sicher und fest auf seiner Position.

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Obwohl es der aktuelle Marwede-Bausatz ist, entschied ich mich für den Bauzustand vor Ende 2012, einerseits gefiel mir das leere Arbeitsdeck nicht wirklich, andererseits kann das Schlauchboot auf dem Arbeitsdeck durch Ätzteile, Eigeninitiative und entprechende Lackierung zum Blickfang werden. So erhielt auch ein seit Jahrzehnten in der Grabbelkiste herumliegender Außenbordmotor im richtigen Maßstab eine neue Bestimmung. Mit der angebauten Schraube von einem alten 1:400er Heller-Schnellboot stellt er eine ideale Ergänzung für das kleine Boot dar.

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Die Ätzteile

Der nicht unerhebliche finanzielle Zusatzaufwand lohnt sich, die Ätzteile bereichern das Modell in seinem Aussehen ungemein. Freistehende Griffstangen, Lüfter, Wartungstüren, Handräder, Türgriffe, Spanngurte und vieles mehr verbessern die Detailtiefe erheblich. Der Kranführerstand ist eine willkommene und dringend erforderliche Ergänzung, das Gitterteil des Helidecks ohne das große „H“ eine wichtige Detailkorrektur und eine beträchtliche optische Aufwertung. Dennoch hat sich Eduard einen kleinen Vaux Pas erlaubt: die DGzRS-Plakette auf den Rumpfseiten korrespondiert nicht mehr mit dem aktuellen Aussehen des Originales. Nicht wirklich überzeugen können einzig die herstellungsbedingt flachen Teile für die Relings auf dem Helideck, dazu auch die Gitter, die die textilen Fangnetze auf den Außenseiten darstellen sollen.

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Während die auf der Wandinnenseite anzubringenden Klarsichtteile bei den Bullaugen das Aussehen korrekt wiedergeben stimmt das, wie von Bausatzseite her vorgesehen bei den Brückenfenstern nicht. Hier ermöglichen erst die zunächst mit Klarsichtsheet hinterlegten und dann auf die Wandaußenseite positionieren geätzten Fensterrahmen das richtige Aussehen. Das Tüpfelchen aufs I sind dann die fein geätzten Scheibenwischer für die Frontscheiben. Auch die beiden Außenfahrstände werden erst durch die Ätzteile realitätsnah nachgebildet.

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Zwar können alle fünf Treppenaufgänge aus Ätzteilen gebaut werden, aber nur für den Aufgang zum Helideck habe ich sie verwendet. Nachdem sich hier nach dem dritten Bauversuch immer noch kein einwandfreies Ergebnis mit sauber und korrekt ausgerichteten Stufen ergeben hat, wollte ich mir dies bei den restlichen Treppen nicht mehr antun. Hier habe ich dann von den Bausatzteilen den jeweils innenbords liegenden Treppenzug entfernt, durch das entsprechende Ätzteil ersetzt und die Stufen mit den dafür vorgesehenen Ätzteilen belegt. Das Ergebnis stellt durchaus zufrieden.

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Eine ordentliche Anzahl der Ätzteile wird für den nahezu detailbefreiten Unterbau des Helidecks benötigt. Neben vielen Kleinteilen, Griffstangen und Wandstrukturen werden auch die großen Leuchtstofflampen verbaut. Den flachen Platten mit Wandhalterung fehlen allerdings die „Leuchtmittel“, die ich aus gezogenem Klarsicht-Gussast hergestellt und ergänzt habe. Die Lüfter an den Innenwänden wurden mit Wasserabweisern aus Sheetstreifen versehen, die Seiten- und Rückwände mit freistehenden Lampen detailliert.

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Nicht unbedingt der Anleitung folgen sollte man beim Bau der Trägerkonstruktion für das Helideck. Bei der vorgeschlagenen Reihenfolge für das Einsetzen der Träger muß man sehr sauber arbeiten (oder braucht eine Menge Glück), dass man sie auf Anhieb korrekt ausgerichtet hinkriegt. Auch hier brauchte ich zwei Bauversuche: beim ersten Mal ließ die Ausrichtung sehr zu wünschen übrig und die umgebogenen Streifen der T-Träger sahen grottig aus. Dazu hatte ich alles fest miteinander verklebt, was zwar eine stabile, aber sehr steife Konstruktion ergab, die dann aber nicht gut auf den Unterbau gepasst hat.

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Also alles wieder im Acetonbad auflösen und einen neuen Versuch starten, diesmal hielt ich alles bewusst flexibel, baute die Träger, nachdem ich die T-Streifen entfernt hatte, von links nach rechts auf und ersetzte schließlich die fehlenden T-Streifen durch durchgängige Sheetstreifen. So passte alles sauber auf den Unterbau und die T-Träger sehen durch das Gitterdeck auch gut aus. Hier muss man dann aber aufpassen: da das Decksniveau beim Ätzteil-Helideck höher ausfällt als beim Bausatzteil, passt der Schlepptrossenauslaß (Teile E60, E61 und E62) nicht mehr korrekt an den Kransockel. Man muss von der Unterseite des Auslasses ca. 3 mm wegnehmen, dass sich alles wie vorgesehen zusammenfügen lässt.

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Darüber hinaus noch viel mehr

Bei einem so großen und umfangreichen Modell gibt es natürlich noch viele kleine und größere Einzelheiten, die man ergänzen oder verbessern kann. Um hier einige eigene Teile erstellen zu können, habe ich auch die freundliche Unterstützung des Revell-Ersatzteilservices in Anspruch genommen.

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Das Hecktor hat viel Arbeit gemacht: es erhielt eine in der Form angepasste Rollenleiste an der Oberkante sowie eine Ergänzung der seitlichen Rollenleisten mit Verstrebungen, dazu wurde die Hecktor-Innenseite mit Rollenleisten versehen. An die Seiten der Tochterbootswanne wurden Rollfender angebracht.

Das Arbeitsdeck habe ich mit Wasserauslässen, Schwimmwesten sowie den beiden Mülltonnen, die immer wieder auf Vorbildfotos zu sehen sind, ergänzt. Dazu kamen Sicherungsleinen und die „Affenleiter“ zwischen Winde und Kransockel. Der Kran wurde mit Leitungen und Kabeln detailliert, der Kranhaken vorbildgetreu verzurrt.

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Die leere Windentrommel erhielt eine Schlepptrosse aus Maurerschnur. Dazu kamen in diesem Bereich die Zuleitung für den mittleren Löschmonitor und das Persenninggestell über der Winde. Die Rohre der Löschmonitore wurden den Neigungswinkeln der Vorbilder angepasst. Der mittlere Löschmonitor erhielt freistehende Mündungsklappen samt Verstellung.

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Die Ankerwinde wurde mit einer Ankerkette versehen, das Hauptdeckshaus erhielt eine freistehende Namensplatte sowie Lampen an den Wänden, dazu freistehende Griffstangen und Bootshaken, die aus Ersatzteilen von Revell entstanden.

In das Brückenhaus kam eine komplette Inneneinrichtung, die Aussenbrücke habe ich mit der sich über die Frontseite hinziehende Griffstange ergänzt. An die hinteren Ecken des Brückenhauses wurde eine Dachentwässerung und an die Rückseite die Leiter zum Dach montiert.

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Die Scheinwerferanlage auf dem Brückendach habe ich dem Vorbild angeglichen (mit einem kleinen mittleren Scheinwerfer), dazu entstanden Sockel für die langen Peitschenantennen im Eigenbau.

Von Bausatzseite her indiskutabel ist die Darstellung der Steigeisen an den Basisstützen des Mastes. Eduard bietet zwar Alternativen als Ätzteile an, die aber auch nicht wirklich überzeugen können. Ich habe mich dann entschieden, die Steigeisen aus entsprechend gebogenem Kupferdraht zu bauen, was dann schließlich zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führte. Dazu wurden die Mastausleger mit Verstrebungen ergänzt, die Radarantennen in verschiedene Richtungen gedreht und die Mündung des Signalhornes aufgefräst.

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Ähnlich verhält es sich bei den Relingsteilen für das Helideck: Bausatzteile wegen der Fangnetz“darstellung“ indiskutabel, Ätzteile durch die flache Ausführung auch nicht das Gelbe vom Ei. Also wieder Eigenbau, in einen entsprechend gebogenen äußeren Rahmen aus Stahldraht habe ich die weiteren Stützen und Züge aus Evergreen-Rundmaterial eingesetzt. Dabei dienten die Ätzteile als Baulehre (hier war dann die flache Ausführung wirklich vorteilhaft). Die Fangnetze entstanden aus Vorhangtüll. So konnte, denke ich, das bestmöglichste Ergebnis erzielt werden.

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Die Lackierung

Auch für die Marwede habe ich wieder Enamels von Revell und Humbrol verwendet, jedoch gefielen mir einige Farbempfehlungen aus der Bauanleitung nicht. Anstatt glänzendem Weiß verwendete ich für Rumpf und Aufbauten seidenmattes, das für die oberen Scheuerleisten und Kissenfender empfohlene glänzende Orange 30 ersetzte ich durch Humbrol matt 18. Die unteren Scheuerleisten wurden mit einer Mischung aus ca. 70% Silber 90 und 30% Eisen 91 eingefärbt. Für die Decks habe ich anstatt Laubgrün seidenmatt 364 das Mattgrün 48 verwendet, das meiner Ansicht nach sowohl den Farbton als auch den rutschhemmenden Decksbelag besser wiedergibt.

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Die leuchtorangenen Flächen erhielten eine Grundierung mit Humbrol Orange glänzend 82, dann eine Schicht Humbrol Leuchtorange 209 und als Abschluß eine Versiegelung mit seidenmattem Klarlack. Da das Schiff im Original bestens gepflegt ist, ist eine Alterung obsolet. Lediglich die Konturen einiger Türen und Wülste habe ich mit Aquarellstift betont.

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Schlusswort

Der Bau der Marwede hat großen Spaß gemacht und war mit einer Bauzeit von etwa sechs Monaten für ein so großes Modell und meine Verhältnisse schnell vollendet. Aber nach dem Motto „jeden Tag ein bisschen“ kommt man doch recht zügig voran. Revell und Eduard haben hier eine tolle Arbeit geleistet, Frusterlebnisse gab es so gut wie nicht. Mit den Bausatz-, den Ätz- und den selbst erstellten Teilen dürfte sich die Anzahl der verbauten Teile gut im vierstelligen Bereich bewegen. Mühe und Aufwand haben sich gelohnt, was schlussendlich ein stimmiges Gesamtbild und ein tolles, imposantes Modell ergibt, wie ich finde. Ich hoffe, euch gefällt meine Marwede!

DGzRS Hermann Marwede

Roland Kunze

Publiziert am 22. November 2018

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