FrunseZurück zum Retromodellbauvon Martin Kohring (1:700 Trumpeter)
Die IdeeObwohl es für diesen Modellbausatz von White Ensign Models und Gold Medal Models sehr gute Fotoätzteilesätze gibt, war meine Idee diesen Kreuzer einfach ohne Zurüstsätze direkt aus der Schachtel (DADS) zu bauen. Da der Bausatz sowieso schon fast 300 Teilen in die Regale kommt und zudem noch die Qualität des Kits, was den Detaillierungsgard anbelangt, sehr weit vorne ist, war diese Entscheidung für mich noch leichter. Gerade hier in der Galerie und auch auf internationalen Websites momentan üblich, sieht man Schiffsmodelle im 700er Maßstab immer aufgerüstet mit allen Zubehör, das verfügbar sind.
Da gerade diese Bilder den Ein- oder Umsteiger für das Segment Schiffsmodellbau in 1:700 eher abschrecken als beflügeln, ist hier der Versuch unternommen, diesem Trend einmal entgegenzuwirken. Auch die Mitglieder der Interessengemeinschaft Waterline arbeiten bei ihren Modellen nicht alle mit Fotoätzteilen und Antennenverspannung, kommen mit dieser Technik noch nicht so gut klar oder stecken erst in den Anfängen Fotogeätztes zu verwenden. Meine Technik die also hier zum Einsatz kam, könnte man deshalb mit Retromodelling betiteln, zurück zu den Modellbauanfängen, wo es noch keine Fotoätzteile gab.
Das ModellZur Geschichte der Kirov-Klasse wurde in meinen beiden Bausatzvorstellungen schon berichtet, deshalb können wir uns voll und ganz dem Modell widmen. Wie bei Schiffmodellen von Trumpeter üblich, kommt der Bausatz mit einer Wasserlinien- und einer Vollrumpfoption. Da ich Schiffe auf selbstgefertigten Wasserplatten bevorzuge, kam für mich nur die Wasserlinienoption in Frage. Das Wasserlinienteil sowie der Vollrumpf liegt in rotem Plastik vor, um dem Modellbaueinsteiger zu ermöglichen, ein Modell ohne Bemalung zu bauen, da alle übrigen Teile in mittelgraume Polystyrol gefertigt sind. Da beginnt aber schon der erste Knackpunkt: Die Wasserlinienplatte weist einen geringen Versatz gegenüber dem Überwasserschiff auf, also musste hier komplett auf der gesamten Länge gespachtelt und verschliffen werden.
Die AufbautenDas nächste sich mir stellende Problem waren die Aufbauten. Um die Detaillierung so gut wie möglich zu gestalten, kamen die Entwickler auf den Gedanken die Aufbautenseiten separat als Teil zur Verfügung zu stellen. So muss der Modellbauer an ein Aufbautenträgerteil mitunter 4 Seitenwände anbringen, was auf der Decksoberseite zu unschönen Fugen führt. Also auch hier: Spachteln und Schleifen.
Die AusstattungGenerell ist zu sagen, dass die Kleinteile eine tolle Filigranität haben, was bei einigen Kleinserienherstellern, die russische moderne Marine im Programm haben, sicherlich den Gedanken aufkommen lassen könnte, Einiges davon abzugiesen....... Wie auch immer. Es gibt von dieser Kreuzerklasse 4 Einheiten und auch diese 4 Einheiten wurden in entsprechende Bausätzen umgesetzt. Dragon hat diese Klasse auch im Programm, hat aber lediglich 2 Bausätze mit der Option verschiedene Schiffe dieser Klasse aus einem Bausatz bauen zu können. Im Bausatz der Frunze sind die Eigenarten der Ausrüstung umgesetzt. Einziges Manko an dem Bausatz ist, dass das hohe Mittelaufbautenteil im Original deutlich breiter wirkt und nicht so steil konisch nach oben verläuft, wie im Bausatz dargestellt. Negativ, was aber produktionsbedingt nicht anders möglich ist, sind ferner die sehr solide wirkenden Radargeräte und der Fachwerkträger vor dem Mittelaufbau mit den Abgasöffnungen.
Die BemalungDa in der Bauanleitung die Farbgebung nur auf Gunzefarben ausgerichtet ist, auf die ich hier im Norden keinen direkten Zugriff, ausser über den Versandhandel habe, habe ich mich entschlossen die Colorcoats von White Ensign Models aus UK zu verwenden. Diese Farben treffen die Originalfarben sehr gut und vor allem gibt es einen tollen Farbton für das Decksrot. Da ich bei modernen Einheiten fast ausschleißlich airbrushe, verdünnte ich die Farben mit gereinigtem Terpentin aus dem Künsterbedarf. Der dadurch entstehende Farbauftrag war schon bei der ersten Schicht beeindruckend, so dass ich es dabei beließ. Die Vorgehensweise war die, dass ich zuerst alle Decksbereiche lackierte und nach anschließender Trocknungszeit diese mit Tamiyamaskiertape abklebte, um dann das helle Grau aufzubringen. Übrigens: Die Bullaugen hatte ich vorher aufgebohrt und vorgeschwärzt. Auf eine Alterung habe ich verzichtet. Die DecalsEs ist ein sehr schöner Decalbogen mit im Bausatz, doch wird nicht unbedingt auf alle Markierungen in der Bauanleitung eingegangen. Klar ist natürlich, dass die taktischen Nummern sowie die Schiffsnamen dabei sind, sogar für unterschiedliche Epochen. Desweiteren gibt es schöne Decksmarkierungen für das Helideck. Dabei ist auch ein Decal für das Fangnetz. Für den Bordhubschrauber, den ich allerdings nicht mit an Deck gestellt habe, gibt es genauso Markierungen wie für die Darstellung der zweifarbigen Rettungsringe. Um den Trägerfilm so gut wie unsichtbar zu bekommen, lackierte ich die Bereiche mit glänzendem Klarlack, brachte die Decals auf und versiegelte diese mit mehreren Schicht Klarlack, bis die Trägerfilme fast komplett verschwunden waren. Im Anschluß daran erfolgte eine Behandlung mit Mattlack. Da die Rettungsringe vergleichsweise große Trägerfilme hatten, ließ ich diese weg und stellte diese direkt auf die erhaben geprägten Ringe mittels Pinsellackierung dar. Schade übrigens, dass es den weißen Wasserpaß nicht als Decal gibt. So war es sehr aufwendig es so abzukleben, um dieses Ergebnis zu erzielen.
Das DisplayEbenso wie meine übrigen Schiffsmodelle, die auf Ausstellungen gezeigt werden, verwendete ich ein selbst erstelltes Display, bestehend aus einer schweren MDF-Platte, auf die eine aus dünnem Styropor hergestellte Wasserfläche aufgebracht wurde. Diese, mit mehrern dunklen Blautönen lackierte Platte, bekam eine Schicht Bausilikon, in die mit einem Löffel die Wellenstruktur modelliert wurde. Um die Modelle vor Staub zu schützen, kann jetzt über die Wasserplatte eine Akrylhaube gestülpt werden, die passgenau die Wasserplatte umschließt und so beim Transport nicht verrutschen kann. Ob die Frunze jemals im Verband und dann noch in diesem Abstand mit einem Oscar II-Klasse U-Boot gelaufen ist, vermag ich nicht zu sagen. Wer es weiß, kann mich gerne informieren. Besten Dank dafür im voraus. Fazit:Eigentlich ist es ja nicht "mein Ding" Schiffsmodelle in "meinem Maßstab" ohne jedes Verfeinerungszubehör zu bauen. Doch sollte gerade der Einsteiger in den Schiffsmodellbau im Maßstab 1:700 es gerade genau so machen, um keine bösen Überraschungen zu erleben und gefrustet wieder aufzugeben. Fakt ist: Auch wenn die Frunze in diesem Bericht noch ohne fotogeätztes Radar fährt, werde ich sie sicherlich irgendwann doch noch einmal unter die Finger nehmen...... Martin Kohring, Publiziert am 03. August 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |