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Lotus 49

Formel 1-Saison 1967, #5 Jim Clark

von Dirk Heyer (1:20 Ebbro)

Lotus 49

Wenn mich jemand nach Platzierungen, Rundenzeiten oder Fahrerwertungen in der Formel 1 befragen würde, ich könnte ihm keine befriedigende Antwort geben. Tatsächlich sind es diese aerodynamisch schönen Autos und deren Technik, die mich als Modellbauer begeistern.

Lotus 49

Nach meinem ersten Exkurs in den Formel 1-Modellbau mit dem Bausatz eines Red Bull RB6 von Tamiya (heute sind das schon wieder Oldtimer im Vergleich zu den aktuellen F1 Raumschiffen), wollte ich einen Klassiker aus der frühen Zeit der Formel 1 bauen - ohne Flügel, Karbon, Bordcomputer und all der Technik, die heute nicht mehr wegzudenken ist und von der ein Fahrer der 1960er Jahre nicht einmal träumte.

Lotus 49

Ein Lotus 49...

...aus den 1967er Jahren sollte es dann auch werden. Ein wenig angefixt durch einen Baubericht in einem Tamiya-Model Magazine wählte ich das Modell von Ebbro, im Nachhinein betrachtet ein guter Entschluss. Einen Geschichtsunterricht zu diesem bemerkenswerten Auto möchte ich dem Leser gerne ersparen. Der interessierte Modellbauer findet zu diesem Auto im Internet und in Büchern inhaltlich wesentlich Gehaltvolleres in Text und Bild als ich es hier in Kürze wiedergeben könnte. Als Video für diesen Bausatz empfehle ich „9 days in summer“ aus dem Ford-Archiv im Internet.

Das Auto, das ich von den fünf Optionen im Bausatz aussuchte, ist wohl das beliebteste Motiv unter Modellbauern, und wird darum sehr oft gebaut. Es ist das Auto mit der Startnummer 5, pilotiert von Jim Clark.

Lotus 49

Konfusion und das Theseus-Paradoxon

Lotus bzw. Firmeninhaber Colin Chapman vergab jedem Chassis der Lotus 49-Baureihe eine fortlaufende Nummer, somit also R1 bis R12. Tatsächlich wurden aber nur zehn Chassis gebaut. Warum dann zwölf Nummern? Ab und zu wurde das vorangegangene Chassis je nach Bedarf ausgeschlachtet und daraus wiederum ein neues Chassis mit alten und/oder neuen Komponenten „neu“ aufgebaut. Dieses neue/alte Chassis erhielt eventuell auch eine neue fortlaufende Nummer. Mein Modellvorbild war das Chassis No. 49/R2 (1967), und dieses Chassis erhielt in seiner Laufbahn zwei große Modifikationen (zum 49T/R2 und 49B/R2) plus einer neuen Chassis-Nummer, nämlich R11 - bis es letztlich nach 2006 auf den Rüststand von dem Chassis 49/R2 zurückgebaut wurde und seine alte Nummerierung erhielt (Theseus Paradoxon). Und als wäre das nicht schon konfus genug, wurden die Autos von Rennen zu Rennen auch innerhalb einer Saison modifiziert.

Warum schreibe ich das? Nun, ich ziehe meinen Hut vor all denen, die sich ganz und gar dem Formel 1-Zirkus verschrieben haben und all das Wissen für ein Modell parat haben. Einfach gesagt und auf unser Hobby herunter gebrochen, kann es für einen Einsteiger schwierig werden, die richtigen Bilder (historisch oder restauriert) für dieses eine Modell von exakt dem Rennen und exakt jenem Piloten als Vorlage zu finden und richtig zuzuordnen. Nach meiner archäologischen Bilder- und Hintergrund-Recherche zum Lotus 49 R2, habe ich als Flugzeug-Nerd nur noch ein müdes Lächeln für Diskussionen über Versionsunterschiede bei Me 109- oder Fw 190-Flugzeugen übrig. Wenn die wüssten!

Lotus 49

Der Bausatz...

...von Ebbro lässt einem detailverliebten Nerd, wie ich es nun mal bin, nur eine kleine Spielwiese. Das Wichtigste ist eigentlich „out of the box“ verfügbar. Überhaupt ist dieser Bausatz so gut gemacht, dass ich verblüffend schnell die Bauschritte abarbeiten konnte. Das mag wohl auch daran liegen, dass bei Ebbro-Bausätzen das Engineering von Tamiya einen großen Einfluss „hatte“. Sogar der Bauplan sieht aus, als wäre er von Tamiya.

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Details...

...habe ich dennoch hier und dort am Bausatz realisiert, wenn es denn für mich sinnig und durchführbar erschien. Eben je nachdem, was mir vom Original vorlag und auf was ich mich einlassen wollte. Auf jeden Fall wurden alle verchromten Bauteile mit Backschaum entlackt, so dass ich die Bauteile besser entgraten und versäubern konnte. Lackiert wurden diese Bauteile dann mit Metallfarben von Alclad.

Lotus 49

Im Cockpit wurden ein paar fehlende Nieten und Schrauben sowie die Verkabelung vom Instrumentenbrett ergänzt. Einen Gurt gab es 1967 noch nicht. Ob sich das ein Kind der Alpha-Generation, das mit Laptop im SUV-Kinderwagen herangewachsen ist, überhaupt noch vorstellen kann?

Lotus 49

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Im vorderen Bauteil wurden Brems- und Kühlschläuche verbaut und ein paar Schweißnähte, die ich auf Fotos erkennen konnte, mit heiß gezogenen Plastikrundstäben imitiert.

Lotus 49

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Die Gitter über den Ansaugtrichtern wurden aus dünnem Metallgitter von plus model mit einem Locheisen ausgestanzt und über den Ebbro-Bausatzteilen kalt tiefgezogen.

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Auch im Motorbereich wurden einige Schläuche und Kabel nachdetailliert. Die Auspufffedern und auch die Reifenventile stammen von Tuner Model Manufactory.

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Die außen an der linken Karosserieseite angebaute Benzinpumpe habe ich mit Leitungen verfeinert und die fehlenden Bremsleitungen wurden auf den hinteren unteren Achsstreben ergänzt.

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Schlussbetrachtung

Und das war es dann auch schon an Detaillierungen. Wie ich anfangs geschrieben habe, ist der Basisbausatz grundsätzlich sehr gut detailliert. Lackiert habe ich das Modell mit `Gravity Colours´ aus Spanien - für mich persönlich DIE Farbenmarke, die ich auch in Zukunft öfter verwenden möchte. Aber über Farbenmarken rede ich nicht gerne, entweder man kann damit umgehen oder man lässt die Finger davon. Farbenmarken sind für Modellbauer so speziell wie Schmuck für Frauen. Jeder hat da so seine ganz persönliche Meinung, aber vor allem Erfahrung.

Die Decals – nun - sie sind perfekt gedruckt, schön dünn und haben einen scharfen und deckenden Druck. Apropos Decals: richtig gut fand ich die bereits mit Firmenlogo bedruckten Reifen. Das sparte enorm Zeit. Ich hatte schon lange keinen Bausatz mehr auf meiner Werkbank, der mich durchgehend bei so guter Laune gehalten hat.

Mit der Veröffentlichung von diesem Artikel ist Ebbro leider schon längst Geschichte geworden. 2024 wurde die Insolvenz verkündet - schade! Schaue ich in meinen „Stash of shame“, bin ich froh, noch einige dieser schönen Ebbro-Bausätze zu besitzen. Denn jetzt kommen die Mondpreishändler aus ihren Kellerlöchern gekrabbelt.

Dirk Heyer

Publiziert am 12. April 2025

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