Zwillingsflugscheibe und BegleitjägerInvasion von der „dunklen Seite“ des Mondesvon Thomas Brückelt (1:72 Bird Models)
2018 - Nach dem Film "Iron Sky" wird die Erde in diesem Jahr von Mond-Nazis angegriffen! Ich warte...! Als ich mir vor einiger Zeit ein Bild einer fliegenden Untertasse betrachtete, stieg mir zu Kopf, dass gemessen am Durchmesser der nutzbare Raum recht klein ist. So entstand auf Basis dieser pseudowissenschafftlichen Technologie die Idee der Zwillingsflugscheibe, die einen großen Frachtraum auf zwei Scheiben trägt. Zu einer vernünftigen Invasion gehören schließlich auch Bodentruppen, die irgendwie ins Feindgebiet gebracht werden müssen. Der Reichs-Vom-Mond-zur-Erde-Beamapparat ist leider noch nicht einsatzbereit.
Es ist natürlich eine besondere Herausforderung, die beiden Levitations-Antriebe zu synchronisieren, aber die deutschen Reichsflugscheibenkonstrukteure vom Mond packen das! Ich fertigte eine Skizze an, die einen Truppentransporter darstellt. Diese reichte ich als Inspiration bei Rudolf Vogel (Bird Models) ein, der sich für das Konzept begeistern konnte und einen Resin-Bausatz daraus machte, welcher in seinem ebay-Shop unter der Bezeichnung „Zwillingsflugscheibe ZFS-1“ neben anderen NS-Untertassen-Modellen zu finden ist.
Der Bausatz ist recht einfach ausgeführt, es ist vorgesehen, die Verglasungen auflackiert darzustellen. In der Hinsicht wollte ich mein Modell etwas pimpen und besorgte mir transparente Geschenkkugeln, die sich hervorragend dafür eigneten. Im ersten Schritt mussten die Flächen begradigt werden, von deren Seite her die Form mit Resin gefüllt wurde. Ein Bandschleifer ist da eine dankbare Erleichterung. Um den rechteckigen Fenstern etwas Tiefe zu verleihen, spachtelte ich die vorhandenen Gravuren zu, schliff die Flächen eben und klebte angepasste Seitenflächen mit den entsprechenden Fenster-Ausschnitten darauf.
Die Unterseite der Scheiben - die sollten seitens des Bausatzes spiegelbildlich zur Oberseite ausgeführt sein - wollte ich anders gestalten. So hatte ich die zwei Scheiben übrig, was mich auf die Idee brachte, eine Jäger-Flugscheibe daraus zu bauen. Kreisförmig ausgesägte Kunststoff-Scheiben, hölzerne Halbkugeln (Ø 15 mm) und der Abguss des Innenlebens eines Joghurtbechers sind die Elemente, mit denen ich die Unterseiten der Scheiben aufbaute.
Da das Modell recht schwer ist, nutzte ich Rundstäbe aus CFK mit 3 mm Durchmesser, um die ebenfalls im Eigenbau erstellten Landefüße zu befestigen. Damit die Rundstäbe alle im selben Winkel aus den Untertassen ragen, fertigte ich mir einen Winkel aus Holz an, der beim Bohren als Auflage und „Peilvorrichtung“ diente. Diesen fixierte ich zum Bohren mit Klebeband vor den Aussparungen der Landefüße.
Zur Gestaltung des Cockpits baute ich Instrumentenbretter, Bedienelemente aus gezogenen Gießästen und nutzte die „Fernsehsessel“ aus dem alten Matchbox-Bausatz der F-104, von denen ich einige übrig hatte. Da ich nun durchsichtige Halbkugeln aus dem 10er-Pack im Überfluss hatte, nahm ich auch eine solche, um den Eingangsbereich zu bauen. Die beiden Bordschützenstände an den Enden des Transportraums sind gemäß meiner Zeichnung im Bausatz eckig ausgeführt. Da ich auch hier ein Innenleben zeigen wollte und daher ein Umbau nötig war, nahm ich nochmals die Kuppelform an diesen Stellen auf, indem ich Klarsichtmaterial über einer Stahlkugel tiefzog. Übrige MGs, Sitze und ein angepasstes Segment aus den Raketenbehältern einer F-89 Scorpion halfen beim Gestalten der Geschützstände.
Die runden Fenster in der Frachtebene bohrte ich auf. Die kleinen runden Fenster in den Türen arbeitete ich mit einem Schleifstift ein. Die Fenster des Cockpits klebte ich ab und lackierte die Kuppel in mehreren Schichten grau, damit ein leichter Absatz entsteht. Mit zahlreichen Details aus der Ersatzteilkiste wertete ich das Modell auf.
Parallel dazu entstand der Jäger. Bei dessen Gestaltung ließ ich das eine oder andere Design-Element der Iron Sky-Flugscheiben einfließen. Ich sägte zwei Scheiben aus 3 mm dicken Kunststoffplatten aus und klebte diese aufeinander. Diese 6 mm starke Scheibe klebte ich zwischen die beiden Resinscheiben und vergrößterte somit den Durchmesser von ca. 9 auf 11 cm. Ich setzte die Krümmung der Oberseite fort, um eine flache und dadurch recht flott aussehende Scheibe zu erhalten. Der unteren Scheibe modellierte ich einen weichen Übergang mit Spachtelmasse an.
Auch hier kamen wieder die „Matchbox-Sessel“ ins Cockpit, sowie ein selbstgebautes Instrumentenbrett mit Bedienelementen aus gezogenen Gießästen. Da der Jäger fliegend, schwebend oder gar „levitierend“ gezeigt werden sollte, erhielt er eine Besatzung. Die gläserne Kuppel entstand ebenfalls aus einer Geschenkkugel. Auf der Unterseite kamen auch wieder die hölzernen Halbkugeln zum Einsatz, die ich aber deutlich flacher abschlff, zu „Drittelskugeln“. Den vorderen Aufsatz, aus der das dicke Geschützrohr ragt, baute ich aus ABS-Platten. Der hintere Bereich, der den Langstreckenantrieb darstellt, setzt sich aus Zusatztanks, dem übrigen Raketenwerfer des 1:48er-Airwolf-Modells von AMT und weiteren Eigenbau- und Kleinteilen zusammen. Die seitlichen Geschütze wurden zu Strahlenkanonen umgebaut.
Lackiert habe ich die Modelle mit dem Pinsel, die Decals stammen ebenfalls aus anderen Bausätzen, bis auf die stilisierte Flugscheibe in der Mondsichel - die habe ich selbst gezeichnet und gedruckt. Nachdem diese angebracht waren, erhielten die Modelle noch ein Washing und einen matten Klarlacküberzug. Tja, da sieht die Erde wohl ganz schön alt aus...
Von Atlantis Models gab es vor einiger Zeit eine der optisch gelungenen Iron Sky-Flugscheiben („German Valkyrie Flying Saucer“). Diese ist aber nicht mehr zu bekommen. Schade, dass sonst bisher kein Hersteller darauf angesprungen ist, Vorschläge hatte ich vor Erscheinen des Films bei namhaften Herstellern eingereicht. Da hat man's wohl verpennt, Geld zu verdienen...
Thomas Brückelt, Publiziert am 06. April 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |