Mil Mi-1(SM-1)von Bernhard Pethe (1:72 Amodel)In der Sowjetunion wurden 1947 drei Konstruktionsbüros zur Entwicklung leistungsfähiger und moderner Hubschrauber geschaffen. Neben den OKBs Jakowlew und Kamow, entwickelte sich das OKB Mil, unter der Leitung von Michail Leontewitsch Mil, zu einem der erfolgreichsten Hubschrauberproduzenten weltweit. Mil gelang es schon 1930 mit einem kleinen Kollektiv beim Zentralen Aero- und Hydrodynamischen Institut (ZAGI) einen einsitzigen Hubschrauber (ZAGI 1-EA) mit einer Tragschraube zuverlässig zum Fliegen zu bringen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen konnte die Entwicklung an dem Kleinhubschrauber GM-1 aufgenommen werden. Der nun als Mi-1 bezeichnete Hubschrauber hatte schon im September 1948 unter M.K. Baikalow seinen Erstflug. Als Antrieb diente ein Siebenzylinder-Sternmotor AI-26W mit 422 kW. Nach Anlauf der Serienproduktion wurden 1950 die ersten sowjetischen Hubschraubereinheiten mit diesem Typ ausgestattet. Öffentlich wurde die Mi-1 erst am 8. Juli 1951 auf der Luftparade in Tuschino. Im Verlauf der Produktion im Werk Kiew wurde der Hubschrauber nicht nur technisch ständig verbessert, sondern hier entstanden auch spezielle Untervarianten der Mi-1. Im Mai 1956 übergab die Sowjetunion die weitere Produktion der Mi-1 an Polen. Auf der Grundlage einer Regierungsvereinbarung begann man im Werk WSK Swidnik erst mit gelieferten Teilen und ab 1957 mit eigenen Baugruppen die Montage der jetzt als SM-1 (SM- Smieglowiec= Hubschrauber) bezeichneten Maschine. Die Mi-1 war nach der Mil Mi-4 das zweite Einsatzmuster bei den Streitkräften der DDR. Die im Verlauf des Jahres 1958 einsatzbereit gemachten 15 Maschinen waren russische Originalhubschrauber aus Kiew, wie auch polnische Lizenzbauten aus Swidnik. Im Sprachgebrauch wurde dieser leichte Mehrzweckhubschrauber bei der NVA nur als SM-1 bezeichnet. 1959 kamen weitere fünf und bis 1965 nochmals fünf Hubschrauber dazu. Unter den 25 Hubschraubern waren Mi-1MS (SM-1WS) als Sanitätshubschrauber, sowie Mi-1MU (SM-1ASz) als Schulhubschrauber mit einer Doppelsteuerung im Einsatz. Noch heute ist unklar, wie viele Maschinen nun wirklich des jeweiligen Typs bei der NVA geflogen wurden. Die Hauptaufgabe bestand in Kurier- und Verbindungsflügen zwischen den Stäben der Land- und Luftstreitkräfte und der visuellen Aufklärung. Alle Maschinen waren unbewaffnet. Zur Verlängerung der Reichweite konnte an der linken Rumpfseite ein 160 Liter fassender Kraftstoffzusatzbehälter angebaut werden. Im damaligen Jagdfliegergeschwader 9 (JG-9) in Peenemünde stand bei Flügen über der Ostsee neben einer Mi-4 auch zeitweise ein SM-1 für Rettungsaufgaben bereit. Am 1. Dezember 1964 formierten sich die Grenzketten Nord, Süd und Stadtkommandantur Berlin. An diese Ketten wurden sechs Hubschrauber abgegeben. Im Jahre 1969 wurden die ersten SM-1 bei der Hubschrauberstaffel 16 ausgemustert. Als 1972 die ersten Mil Mi-2 eingeführt wurden, waren die Tage der SM-1 auch beim HG-34 gezählt. So wurden die letzten Mi-1 bzw. SM-1 im Jahr 1973 außer Dienst gestellt. Das Modell:Von der Mi-1 gab es bis vor Jahren nur das nicht sehr maßhaltige Modell von MPM. Nun gibt es mittlerweile drei Bausatzvarianten der Mi-1. Neben der Mi-1M und Mi-1MU gibt es die Mi-1MG mit Schwimmer und den trapezförmigen Tragschraubenblättern. Alle Bauteile haben eine versenkte Gravur und passen trotz der „short run“ Technik, bei etwas Nacharbeit, sehr gut zusammen. Die Glasteile sind etwas dick, aber mit der entsprechenden Bearbeitungsprozedur, Polieren und Future-Behandlung, verwendbar. Die Türen können geöffnet angebracht werden. Das Cockpit ist ausreichend detailliert, aber dankbar über jedes kleine Teil zusätzlich. Wer der russischen Sprache mächtig ist, kann sogar die technische Einleitung in der ausreichend übersichtlichen Bauanleitung lesen. Lässt der Decalbogen bei der Mi-1MG nur zwei Bemalungsvarianten zu, sind dies bei der Mi-1M/MU ganze acht (8). Darunter die farbenfrohe Mi-1 „Moskwitsch“ oder eine sandfarbene ägyptische Mi-1. Diese wunderschönen Varianten kamen für mich alle nicht in Frage. In Aufarbeitung der Geschichte der LSK/LV musste es ein deutscher Hubschrauber werden. Als Ausgangskit dient der Bausatz der Mi-1M/MU. Von der Mi-1MG werden nur die Tragschraubenblätter gebraucht. Das Cockpit wird nach Variante Mi-1M zusammengebaut, wobei auch den spärlichen Farbangaben in der Bauanleitung gefolgt werden kann. Farblich wurden dann aber doch einige Dinge geändert. Die hintere Sitzbank bekam einen braunen seidenmatten Anstrich und die Innenseiten der Rumpfhälften wurden mit Revell SM 362 gespritzt. Vorher wurden schon die hinteren Seitenscheiben eingeklebt und mit der Rumpfaußenkontur plan geschliffen. Das Aufpolieren mit feiner Stahlwolle und Zahnpasta sorgt langsam wieder für den richtigen Durchblick. Die zweite Stufe der Behandlung wird mit einer Wollpolierscheibe für die Minimot oder Dremel erreicht. Der abschließende Überzug mit Future gibt den Scheiben den völligen Durchblick. Das Cockpit wurde nach verfügbaren Vorbildfotos mit zusätzlichen selbst gemachten Teilen, wie Trimmrad, Kupplungs- und Tragschraubenbremshebel und nicht zuletzt den Anschnallgurten, aufgewertet. Notwendig macht sich ein Trockenanpassen der Cockpitbaugruppe vor dem Verkleben des Rumpfes. Die Tragschraubenachse (Teil 25) wurde nicht nach Bauplan eingebaut. Sie ist das Hauptteil beim Aufbau des Tragschraubenmechanismus. Die Taumelscheibe (Teil 31) sollte auf jeden Fall dünner geschliffen und verfeinert werden. Die Steuerstangen zu den Drehgelenken müssen aus 0,2 mm Rundmaterial selbst gefertigt werden. Nicht nur die trapezförmigen Tragschraubenblätter der Mi-1MG werden vor dem Ankleben gespritzt, sondern auch die Heckschraube. Ein Muss sind die Enteisungsleitungen zwischen dem Mechanismus und Blättern, die aus schwarzem Zwirn angefertigt wurden. Da alle zusätzlich angebauten Teile beim Lackieren des Rumpfes nur stören, wird dies auf die Endmontage verschoben. Zuerst wurde die Unterseite mit XTRACOLOR Nr.626 gespritzt. Nach dem Trocknen der Farbe wird sauber abgeklebt und die Oberseite bekommt einen Anstrich mit XTRACOLOR Nr.220. Davor wurden die Kabinentüren eingepasst, damit kein Sprühnebel in das Kabineninnere eindringt. Der gute Einblick ins Innere des Cockpits und die Möglichkeit, eine oder beide Türen offen darzustellen, zwingt uns die Innenseiten der Türen entsprechend farblich zu gestaltet. Zusätzlich wurden aus dünnem Draht Türgriffe angefertigt. Der Heckträger bekam zwei rote „Invasionsringe“. Einige Hubschrauber wurden 1968 mit diesem Unterscheidungsmerkmal während des Prager Aufstandes versehen, kamen aber nicht zum Einsatz. Dabei ist gar nicht sicher, ob die „535“ je so geflogen ist. Der Einsatz der XTRACOLOR-Farben macht das Aufbringen der Abziehbilder zum Kinderspiel. Die Decals stammen alle aus der Krabbelkiste. Bei der Montage der Hauptfahrwerksstreben musste festgestellt werden, was sehr oft bei Modellbausätzen anzutreffen ist, dass die Fahrwerke den unbelasteten Zustand wiedergeben. So wurden die V-Streben (Teil37+38) neu angefertigt und die Dämpfungsstreben (35+36) gekürzt. Im Zuge der Endmontage können jetzt auch Antennen und die Heckschraube befestigt werden. Was noch fehlt ist ein abschließender Überzug mit einem farblosen Mattlack. Wer sich für die russischen Hubschrauber im Sammlermaßstab der Mil- Reihe interessiert, der wird an diesem Modell nicht vorbeikommen. Bernhard Pethe Publiziert am 25. August 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |