Kaman UH-2B Seasprite BuNo 150139HC-1 USS Enterprise CVAN-65, Vietnam 1966von Oliver Zwiener (1:72 Clear Prop!)
Das OriginalIm Jahr 1956 startete die US Navy einen Konstruktionswettbewerb für einen leichten allwetterfähigen Such- und Rettungshubschrauber im Fernbereich, der zusätzlich aber auch noch Verbindungseinsätze zwischen den Zerstörern, Fregatten und Lenkwaffenkreuzern fliegen sollte. Die Firma Kaman kannte man bis dahin nur durch den sehr erfolgreichen H-43 Huskie mit seinen zwei ineinandergreifenden Hauptrotoren. Nun entschloß sie sich für ein Konzept mit einem Vierblatt-Hauptrotor und einem gegenläufigen Dreiblatt-Heckrotor. Am 29.11.1957 wurden vier Prototypen und zwölf Serienmaschinen von der Regierung bestellt. Der Jungfernflug des ersten YHU2K-1 startete wenig später am 02.07.1959 und es wurden 72 weitere HU2K-1 geordert. Diese Nomenklatur führte zum Spitznamen "Hooky Tooky", bis die endgültige Bezeichnung in H-2 Seasprite geändert wurde. Nach erfolgreichem Abschluss der Testflüge wurden im Dezember 1962 die ersten U-2A in Lakehurst, New Jersey, in Dienst gestellt. Im normalen Betrieb bestand die Besatzung aus zwei Mann, es konnten maximal zwölf weitere Personen transportiert werden oder mit Rettungsausrüstung zwei Tragen und vier sitzende Verwundete. Der Hubschrauber war wasserdicht und Schwimmkissen erlaubten sogar Landungen auf einer ruhigen Wasseroberfläche. Für unruhige See befand sich neben der rechten Kabinentür eine Hydraulikwinde mit 272 Kilogramm Kapazität. Anfangs war er nur für Sichtflugregeln bei Tag ausgerüstet, dieser technische Mangel für eine Allwetterfähigkeit führte schließlich zum Typ UH-2B, die umfangreich nachgerüstet wurde und mittels Doppler-Radar und taktischen Flugnavigationssystem nun auch nach den Instrumentenflugregeln (IFR) eingesetzt werden konnte. Jedoch ergab die Prüfung von Unfallberichten, dass der Betrieb von einmotorigen Hubschraubern über See mit gewissen Gefahren verbunden war und dass 30 Prozent der verloren gegangenen Maschinen nicht abgestürzt wären, hätten diese über ein zweites Triebwerk verfügt. So änderten sich die Sicherheitsanforderungen und Kaman konstruierte ab März 1965 eine zweimotorige Seasprite. In der Folge wurden Modifikationen an allen 186 einmotorigen Modellen vorgenommen. Die so nun mit zwei T58-GE-8B Wellenturbinen mit je 1.250 PS ausgerüsteten UH-2C verfügten zwar über ein höheres Startgewicht, dafür aber auch über deutlich mehr Sicherheit. Aber erst im September 1968 wurden die ersten Twin Seasprite an das HC-1 übergeben. Im Vietnamkrieg wurden sechs U-2A zu HH-2C Kampfhubschraubern modifiziert sowie ein Prototyp (NUH-2C) mit Stummelflügeln für die Aufnahme von diversen Raketen entwickelt. Nach Ende des Konflikts in Südostasien wurden diese Versionen jedoch wieder außer Dienst gestellt. Die bereits eingestellte Serienproduktion wurde, was bisher nur bei ganz wenigen Flugzeugmodellen geschah, wieder aufgenommen, als die US Navy beschloss, die Anti-U-Boot Kampfkraft ihrer Zerstörer und Fregatten zu erhöhen, um gegnerische Einsätze gegen die eigene Flotte abzuwehren. So entstanden schließlich durch Umbau und Neuproduktion 140 SH-2F Seasprite. Diese Version hatte inzwischen einen Vierblatt-Heckrotor, ein neues Hauptrotorsystem, die neuen Triebwerke T58-GE-8F leisteten nun 1.350 PS, das Hauptfahrwerk wurde durch Doppelbereifung verstärkt und das Heckrad weiter nach vorne verlegt. Die einsatzspezifische Ausrüstung umfasste jetzt nunmehr einen bugmontierten Radom mit Oberflächen-Suchradar, das ASQ-81 Schleppgerät für magnetische Anomalien, 15 Werferrohre für passive SSQ-41 und aktive SSQ-47 Sonarbojen, zwei Mk-46 Torpedos und externe Treibstofftanks anstatt der Schwimmerkissen. Dadurch erhöhte sich auch die Besatzung auf drei Personen, denn neben Pilot und Copilot war nun auch ein Spezialist für die diversen Sensorsysteme an Bord. Die Mehrzweck- und Rettungsrolle ging dadurch jedoch keineswegs verloren, noch immer konnten Passagiere und Tragen aufgenommen werden. Während in der US Navy die SH-2F bis 1993 durch die Sikorsky SH-60B Seahawk ersetzt wurden, nutzen noch heute die Länder Ägypten, Australien, Neuseeland, Peru und Polen die SH-2G Super Seasprite mit moderner Avionik und zwei je 1.723 PS starken General Electric T700-GE-401/401C-Triebwerken.
Technische Daten der Kaman SH-2F Seasprite
Farben Federal Standard
Verwendetes Referenzmaterial
Modellbausatz: 1:72 Clear Prop! Models Nr. CP72002 UH-2 A/B SeaspriteDer Bausatz wurde hier auf Modellversium von Florian Hölzel am 04. August 2020 bereits detailliert vorgestellt und bewertet, so dass ich gerne noch Vergleich mit den Bausätzen von Airfix von 1983 und Fujimi von 2004 ziehen möchte. Der Airfix SH-2F ist für damalige Verhältnisse mit 100 Bauteilen bereits schon sehr detailliert, klasse verarbeitet und hat lediglich eine unübersichtliche Bauanleitung. Der Fujimi YSH-2E Lamps MK II / SH-2F Seasprite hat dagegen nur 85 Teile und daher auch eine katastrophale Innenausstattung, das Cockpit ist wirklich rudimentär. Dafür punktet der Bausatz mit der für Fujimi typischen Qualität und eben der Möglichkeit, einen LAMPS Prototypen zu bauen. Der Clear Prop! UH-2 A/B ist dagegen absolut state of the art. Der Bausatz hat 119 Bauteile, 70 Fotoätzteile und 212 Nass-Schiebebilder. Darüber hinaus bietet der Hersteller noch drei weitere Zubehörartikel an (painting mask, wheel set, resin exhaust). Die Bauanleitung ist mit 19 Seiten eine kleine Broschüre und verlangt wirklich aufmerksames Studium, bevor man mit dem Basteln der einzelnen Baugruppen beginnt. UH-2 A/B Seasprite von Clear Prop! Models Nr. CP72002 box art UH-2 A/B Seasprite von Clear Prop! Models Nr. CP72002 - Bauanleitung Teil 3 Airfix Nr. 03041 Kaman SH-2F Seasprite Bauanleitung Teil 1 Bau/Lackierung: Innenausbau und Cockpit Teil 1Ganz zu Anfang muss erwähnt werden, dass Clear Prop bewusst "ADVANCED" auf die Bauanleitung schreibt, dieses kann wirklich als Vorwarnung verstanden werden, denn dieser Bausatz ist wirklich nur für den fortgeschrittenen Modellbauer geeignet! Im ersten Augenblick erschien die Bauanleitung logisch aufgebaut, aber man darf dieser keinesfalls in numerischer Reihenfolge folgen, ganz im Gegenteil. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass der Rumpf in vier (4!) Bauteile geteilt ist und sich lediglich am Heck ein Führungsstift befindet. Dadurch wird die Grundtugend der Trockenanpassung zum nervigen Wiederholungsspiel, denn eigentlich mußte jedes Bauteil gefeilt und nachgearbeitet werden. Also flipperte ich zwischen den Schritten 1 bis 9 hin und her, nutzte Maskierband für den Halt und arbeitete mich langsam vor. Der erste Fehler ließ nicht lange auf sich warten, als PE25 nicht richtig an den Sitzen mit Sekundenkleber montiert wurde dieser Lapsus auch nicht mehr korrigiert werden konnte. Frust kam auf und blieb im Hinblick auf die Sitzgurte, die als Fotoätzteile nicht nur zu biegen, sondern auch noch in khaki und silber zu bemalen sind. Vierzehn Stück sind vorhanden, aber dazu hatte ich absolut keine Lust. Also ran an die Boxen mit Zubehör und Bastelschrott, Planänderung für den Bau mit Personal an Bord der UH-2B. Auf einem Flugzeugträger haben abgestellte Helikopter grundsätzlich aus Platzgründen die Rotorblätter zurückgefaltet, meine Vision des späteren Dioramas war jedoch die "Vorbereitung zum Start des PEDRO" auf einem der Lastenaufzüge. Microscale No. 72-395 1:72 Kaman SH-2F Seasprite Bau/Lackierung: Innenausbau und Cockpit Teil 2Farbfotos zum Cockpit der Kaman UH-2B konnte ich nicht finden und CP nutzt die Farben sowohl von A-MIG und als auch von Mr. Color, so kommt man über Umwege an Federal Standard Nummern, denn der Vorschlag "gray" ist absolut nicht zielführend. Ein Blick in die Kitty Hawk SH-2F Maßstab 1:48 war leider ebenso wenig hilfreich, denn die Farbangaben hier sind wieder ganz andere - also volles Vertrauen setzen in die vorliegende Bauanleitung - siehe die Farbangaben unter technische Daten. Letztlich erfolgte die Lackierung des Cockpits und des Laderaums in FS 26440 Light Gull Gray, Sitze und Konsolen in matt schwarz, die Transportsitze in helloliv mit Sitzgurten in khakibraun und die vier Besatzungsmitglieder in gelboliv mit Schwimmwesten und Handschuhen in FS 36320 Dark Compass Ghost Gray. Crew Kaman UH-2B Seasprite Bau/Lackierung: Rumpf und CockpitkanzelBevor der erste Teil des Rumpfs in Schritt 9 zusammengeklebt werden konnte, musste erst einmal Bauschritt 14 vorgezogen werden, um eine Trockenanpassung der Bugnase, des Wellenlagers und des Heckrotorpylons zu ermöglichen. Dann kam der große Frust! Die zweiteilige Verkleidung der Turbine und des Rotorkopfes hat insgesamt 14 Gussäste, die Bauteile der Turbine passten kaum zusammen, es blieben trotz Trockenanpassung Spalten nach dem Verkleben der Baugruppen, es gibt in der Bauanleitung zu wenig eindeutige Markierungen für die Montage einzelner Bauteile. Der Heckrotor ist zu fragil und brach beim Lösen vom Spritzling, dessen Aufnahme ist zweiteilig (E26 und E27) und musste nach dem Kleben neu gebohrt werden. Die Kleinteile des Fahrwerks waren sämtlich mehrfach zu schleifen, hier musste sehr viel nachgebohrt, angepasst und scratch nachgearbeitet werden. Schleifen, Feilen und Spachteln wird bei diesem Bausatz so leider zur Pflichtübung, was leider den Verlust der feindetaillierten Oberflächenstrukturen zur Folge hat. Den größten Ärger verursachte die Cockpitkanzel, die sich ganz und gar nicht bündig an die Konturen des Rumpfes anpassen lassen wollte und daher mit UV-Kleber, die Spalte auffüllend, verklebt werden musste. Dagegen ein wahrer Segen war das Zubehör in Form der Maskierfolien (Painting Mask CPA72015). Da die Scheiben gewölbt und gerundet sind, konnte hier sowohl viel Zeit gespart als auch ein super Ergebnis erzielt werden. Lackierung der Innenwände in FS 26440 Light Gull Gray Bau/Lackierung: Rotoren und AnbautenMit zunehmenden Alter stelle ich mir immer öfter selbst die Sinnfrage, wieviel Zeit und Aufwand Fotoätzteile im Nanobereich rechtfertigen können. PE 7 und PE 24, als ein Beispiel, sind kaum mit der Pinzette zu greifen und daher musste der Fixpunkt teilweise vorgebohrt werden, um mit Sekundenkleber die richtige Position zu erreichen. Der Bruch eines Scheibenwischers, beim Versuch diesen wie gefordert zu falten, verstärkte diese Zweifel! Ein Meisterwerk im Modellbau liefert man mit dem Hauptrotor ab, 34 teils filigrane Bauteile, die zuvor noch gebogen werden mussten, wurden hier zusammen gebaut. Hier wiederholte sich gleich zu Beginn das Problem mit der Fragilität der Fotoätzteile, denn man hat nur einen Versuch beim Biegen. Zu weit gebogen und zurück bedeuten im Enderergebnis zwei Brückstücke - die Lernkurve ging steil nach oben! Ich empfehle zwei Arten von Sekundenkleber, einen der sofort anzieht, um die notwendige Stabilität und Haftung zu erzielen, damit das erste Bauteil vorsichtig in die richtige Endposition gebogen werden kann. Einen alten oder langsamen Sekundenkleber, der nach circa 30 Sekunden anzieht, dort wo mit einer kleinen Pinzettenzange nach Korrekturen erforderlich sind. Ohne kariertes Papier geht hier gar nichts, um die richtigen Winkelmaße einzuhalten. Genauso zwingend notwendig sind die Computeranimationen auf https://clearpropmodels.com/uh-2a/bseasprite als Referenz, da aus der Bauanleitung bei so einem komplexen Bauteil zu viel Raum für Vermutungen resultiert. Maskierarbeiten und Montage der Fotoätzteile - Teil 1 Bau/Lackierung: Fahrwerk, Zusatztanks und KabinentürenAnschließend folgten die diversen Lackierarbeiten beginnend mit dem Hauptrotor und dem Heckrotor, den Fahrwerken, den Höhenflossen sowie letztlich dem Rumpf samt Kabinentüren und Cockpitzugängen. Durch die drei großen Öffnungen musste neben 3 mm starken Maskierband auch noch Schaumstoff eingepasst werden, um die späteren Schäden durch Sprühnebel so gering wie möglich zu halten. Nach dem Entfernen der Maskierfolien (Painting Mask CPA72015) an den Kabinentüren folgte dann der nächste Rückschlag, weil hartnäckige Klebereste auf den Klarsichtteilen verblieben und eine behutsame Reinigung mit Tamiya Compound Polierpaste und Albion Alloys Microbrush Applikatoren erforderten. Vor dem Auftragen der Nassschiebebilder wurde alles kontrolliert und kleine Fehler retuschiert und dann einmal mit glänzenden Klarlack eingenebelt. Dann wurden noch die beiden Positionslichter sowie die Frontscheibenwischer mit Sekundenkleber fixiert. Zuerst wurden circa 20 Decals von Microscale No. 72-395 für die HC-1 USS Enterprise CVAN-65 aufgetragen, danach startete die Fleißarbeit mit den vielen, winzigen Decals von Clear Prop! Models. Nummer 167 ist kleiner als ein Stern im Motiv der 1-Cent-Münze und auch andere Decals waren mit Trägerfilm größer als das Bauteil, daher hier meine Empfehlung, die Nanos mit Mut zur Lücke einfach wegzulassen – Punkt. Da sehr viel Revell 39693–Weichmacher (Decal Soft) benötigt wurde, kam zum Abschluss noch einmal Maskol, Schaumstoff und glänzender Klarlack zum Einsatz – Ende der Bauphase. Kaman UH-2B Seasprite Hauptrotor in FS 35237 graublau, silber und mit gelben Blattspitzen
Galerie 1: Kaman UH-2B Seasprite BuNo 150139Epilog zu Galerie 1: Kaman UH-2B Seasprite BuNo 150139 Das Recherche-Team vom Microscale No. 72-395 1:72 Kaman SH-2F Seasprite hat nicht wirklich gründlich gearbeitet, denn die BuNo 150139 wurde definitiv als UH-2B Seasprite bei Kaman gebaut: BuNo. 150139 >HU2K-1U, no IFR equipment, later retrofitted but no designation change. Redesignated as UH-2B in 1962. Produced Kaman Bloomfield, Connecticut Daher ordne ich diese Maschine dem Zeitraum 26. Oktober 1965 bis 21. Juni 1966 zu, Referenz : Deployments of USS Enterprise. Die Bauzeit ging mit Unterbrechungen vom 14. März 2021 bis zum 11.08.2021. Kaman UH-2B Seasprite BuNo 150139 - Galeriebild 1 Galerie 2: HC-1 USS Enterprise CVAN-65, Vietnam 1966Der Flugzeugträger USS Enterprise CVN-65, bis 1975 CVAN-65 (CVAN bedeutet Carrier Volplane Attack Nuclear) wurde 1961 in Dienst gestellt, war 50 Jahre im Einsatz und wurde erst am 01.12.2012 deaktiviert. Sie war das erste Schiff mit Kernenergieantrieb und bis 1975 das größte Kriegsschiff der Welt. Der Spitzname, den die Crew ihrem Schifff gegeben hat, war dementsprechend einfach nur "Big E". HC-1 USS Enterprise CVAN-65, Vietnam 1966 - Galeriebild 1
Oliver Zwiener Publiziert am 14. August 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |