Luftwaffe Alpha Jets(Wingman Models - Nr. WMK48005)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalEnde der 1960er Jahre ergab sich für Deutschland und Frankreich die Notwendigkeit, Ersatz für ihre Fiat G.91 als Jagdbomber bzw. Fouga Magister als Schulflugzeug zu schaffen. Nach Festlegung der Spezifikationen (u.a. Startgewicht weniger als 4,5 Tonnen, gutmütiges Flugverhalten, zwei Triebwerke) wurde schließlich der Entwurf von Dassault/Dornier angenommen. Der Erstflug fand am 26.10.1973 statt, nach einer zweijährigen Testphase begann die Serienproduktion der A (Luftnahunterstützungs)- und der E (Schul)- Version. Insgesamt 508 Maschinen wurden an die deutsche und französische Luftwaffe sowie an diverse Exportkunden ausgeliefert. Der zweisitzige Alpha Jet wird von zwei SNECMA Larzac 04C20 Triebwerken mit je 14,4 kN Schub auf ca. 1000 km/h beschleunigt. An vier Außenlaststationen können bis zu 2200 kg Zuladung an Flugkörpern, Freifallmunition oder Zusatztanks mitgeführt werden. Ein Gunpod mit einer Mauser BK-27 F01 und 120 Schuss Munition findet in der Rumpfmitte Platz. Ab 1979 nahmen Alpha Jet A bei der Luftwaffe in den Jabo-Geschwadern 41, 43, 44 und 49 sowie dem Taktischen Ausbildungskommando in Beja/Portugal ihren Dienst als leichter Jagdbomber und Trainer auf. Im Gegensatz zu den Ausbildungsmaschinen wurden die Einsatzflugzeuge meist einsitzig - mit leerem hinteren Cockpit - geflogen. Das von seinen Piloten „Alfons" genannte Flugzeug erntete von den „richtigen" Jetpiloten zunächst Spott in Form von Bezeichnungen wie „Luftmoped" oder „Lachmöwe". Die Maschine beeindruckte bei einem Mitflug jedoch durch eine beinahe unübertroffene Wendigkeit im niederen Geschwindigkeitsbereich und ließ Kritiken bald verstummen. Aufgrund dieser guten Langsamflugeigenschaften fanden auch Überlegungen statt, den Alpha Jet als Abfangjäger gegen feindliche Hubschrauber einzusetzen. Grundsätzlich als machbar eingeschätzt, wurde das Konzept wegen mangelnder Praktikabilität wieder aufgegeben. Ihren einzigen ernsten Einsatz erlebten 18 Alpha Jets ab Januar 1991 im Rahmen der NATO-Operation Ace Guard in der Türkei. Danach lief die verhältnismäßig kurze Karriere dieses wartungsfreundlichen und zuverlässigen Flugzeuges bei der Luftwaffe schnell aus. Aufgrund der durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten in Kraft tretenden KSZE-Abrüstungsvorschriften wurden die Alpha Jet ausgemustert. Nur die Fluglehrgruppe in Fürstenfeldbruck betrieb 30 Maschinen noch bis 1997. Aus dem Bestand wurden unter anderem 26 Alpha Jet nach Thailand und 50 nach Portugal verkauft, etliche weitere Maschinen gingen an private Eigner sowie an Museen und Ausstellungen.
Der HerstellerWingman Models, eine junge deutsche Firma, definiert sich als Kooperation zwischen AirDOC-Publications und IsraDecal und ist im fränkischen Tennenlohe ansässig. Für die Super-Kit-Serie werden Kinetic-Grundbausätze mit Zurüstteilen von Master, einem umfangreichen Decalbogen von Cartograf sowie Maskierungen, Ätz- und Resinteilen aus eigener Produktion ergänzt. Zusätzlich beiliegende farbige Vorbildfotos sollten Recherchearbeiten im Vorfeld weitgehend überflüssig machen, was den hohen Kaufpreis zunächst relativiert.
Der BausatzFür sein Geld erhält der Modellbau-Kunde einen gut gefüllten, stabilen Stülpkarton, der die einzeln in wiederverschließbare Klarsichtbeutel verpackten Spritzrahmen enthält. Die Rahmen aus hellgrauem Kunststoff sind von hoher Fertigungsqualität. Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Stellen sind nicht zu sehen, nur an wenigen Stellen (z.B. an den Bremsklappen) findet man kleinere Fischhäute. Dünn, klar und ohne Schlieren und Mittelnaht bei den Cockpitdächern sind die Klarsichtteile in derselben Kategorie anzusiedeln, genauso wie die Resinteile, die scharf detailliert und ohne Lufteinschlüsse hergestellt sind. Der kleine zweistufig geätzte Ätzteilbogen genügt aktuellen Qualitätsansprüchen ebenso wie die gedrehten Metallteile und die Maskierungen für das Canopy. Form und Dimensionen des Rumpfes wirken insgesamt sehr stimmig. Auf den Einzelteilen des verhältnismäßig stark zergliederten Rumpfes sind Panellines, Wartungsklappen und Nieten als feine, versenkte Gravuren vorhanden, die auf den Tragflächen für meinen Geschmack allerdings etwas zu prominent wirken. Die Rumpfspitzen und -enden für die A- bzw. die E-Version sind separat anzubauen. Bremsklappen können geöffnet, einzeln ausgeführte Flaps an den Tragflächen wahlweise ausgelenkt gebaut werden. Die Fahrwerkschächte sind allenfalls rudimentär nachgebildet und werden auch nicht durch zusätzliche Teile aufgewertet. Dies ist aber verschmerzbar, da beim Vorbild die großen Fahrwerksklappen auch bei ausgefahrenem Fahrwerk meistens geschlossen zu sehen sind. Die Fahrgestellbeine lassen etwas an Detailschärfe vermissen, bei den Rädern hat man die Wahl zwischen den Bausatzrädern, die getrennt ausgeführte Felgen und Reifen aufweisen, und den beiliegenden belastet dargestellten Resinrädern. Richtet man sein Augenmerk auf den Antriebsbereich, sieht man schön nachgebildete Lufteinläufe mit dahinter liegenden Schächten, die mit Turbinenschaufeln abschließen. Auch die Triebwerksauslässe sind sehr gut und scharf detailliert wiedergegeben. Zusammen mit Pitotrohr und AoA-Sensoren aus Metall ergibt die Vielzahl von anzubringenden Rumpfanbauteilen einen sehr ansprechend detaillierten Außenbereich.
Aus der Kombination von Resin-, Kunststoff- und Ätzteilen stellt das Cockpit fast schon einen eigenen Bausatz dar. Angenehm fällt auf, dass die für diesen Kit maßgeschneiderte Resincockpitwanne exakt und ohne Nacharbeiten in den Rumpf passt. Schön strukturierte Rückwände, Seitenteile, Schleudersitze und Controlpanels ergeben zusammen mit einem HUD aus Ätz- und Klarsichtteilen einen fein nachgebildeten Cockpitbereich. Dennoch sind kleine Kritikpunkte anzumerken: die Instrumententafeln aus Resin sind zwar besser gestaltet als die Bausatzteile, beide Versionen lassen aber eine Nachbildung der Instrumentenanzeigen vermissen. Diese finden dann weder auf dem Decalbogen noch bei den Ätzteilen Berücksichtigung, genau so wenig wie die auf vielen Vorbildfotos in der vorderen Cockpithaube zu sehende Sprengschnur. An Außenlasten bietet der Grundbausatz vier Flügelzusatztanks sowie einen (in der Form fehlerhaften) Mauser BK-27-Gunpod für die Rumpfmitte an. Der Gunpod liegt als korrigiertes, fein detailliertes Resinteil bei. Ansonsten erschöpft sich die Auswahl in diesem Bereich, eine Erweiterung der Beladungsmöglichkeiten durch beigefügtes Zubehör ist leider nicht gegeben.
Die DecalsDer große, überaus umfangreiche Decalbogen ist von Cartograf hergestellt. Die Abziehbilder sind auf dünnem, glänzendem Trägermaterial tadellos sauber, scharf und ohne Versatz gedruckt. Der Bogen reiht sich so in die Qualitätsklasse der übrigen Bausatzbestandteile nahtlos ein. Er enthält Stencils für die Norm 74 und die Norm 83 Tarnung sowie die Markierungen für sage und schreibe 29 verschiedene Maschinen, so dass man hier im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Auswahl hat. Die BauanleitungDie achtseitige Bauanleitung stellt mit übersichtlichen Zeichnungen in 17 Baustufen den Bau des Modelles dar. Die Anwendung der Resin-, Ätz- und gedrehten Teile sowie der Cockpitmaskierungen wird ausführlich beschrieben. Die gezeigte geöffnete Anbringung der Klappen für den Hauptfahrwerksschacht ist sicherlich zu überdenken, da beim Vorbild diese meist geschlossen zu sehen sind. Einzig der Einbau der geöffneten Cockpithauben könnte durch eine eigene Detailzeichnung deutlicher dargestellt sein. Sämtliche ergänzenden Anmerkungen sind ausschließlich in englischer Sprache verfasst. In einem weiteren zwölfseitigen Heft wird die Dekoration der vielen darzustellenden Maschinen beschrieben, wobei jeder einzelnen Version farbige, übersichtliche Zeichnungen gewidmet sind. In gesonderten Dreiseitenrissen am Ende der Anleitung ist die Position der Stencils für die Norm 74 und die Norm 83 Tarnung erläutert. Die Farbangaben beziehen sich ausschließlich auf RAL-Farben, die Farbgebung von Cockpit- und Fahrwerkdetails wird durch beiliegende Fotos vom Original, die mit RAL- und Humbrol-Farbangaben ergänzt sind, verdeutlicht.
Darstellbare Maschinen:
Fazit:Es ist ohne Frage eine klasse Idee, einen hochwertigen Grundbausatz mit einer Vielzahl von mindestens ebenso hochwertigen Ergänzungen zu einem Multi-Media-Rundum-Sorglos-Paket zusammen zu schnüren. Der „perfekte" Bausatz ist es deswegen dennoch nicht (wo gibt es den schon?), aber mit den beigefügten Features, besonders mit dem tollen Decalbogen, entsteht zweifelsohne ein Wow-Effekt. Die wenigen erwähnten Mankos sind verschmerzbar, ein geübter Modellbauer wird dafür Lösungen parat haben. Einzig die geringe bzw. nicht vorhandene Auswahl von Außenlasten stellt bei einem Bausatz dieser Preisklasse schon fast ein Ärgernis dar, wo doch Wingman in der FixIt-Serie entsprechende Angebote bereit hält - ein Paar beigelegte LAU-51 Raketenbehälter würden aus dem eh schon außerordentlichen Bausatz eine wirklich runde Sache machen. Mit dieser Alpha Jet-Edition bietet Wingman endlich eine Alternative für die nicht mehr zeitgemäßen Esci- und Heller- Bausätze. So stellt dieser Kit das momentane Non-Plus-Ultra dar für jeden, der ein qualitativ hochwertiges Modell eines Alpha Jet im Quarterscale bauen will: Absolut empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 05. Mai 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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