A-10 "Thunderbolt" II(HobbyBoss - Nr. 80323)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDie Fairchild-Republic A-10 Thunderbolt II, von ihren Piloten auch Warthog („Warzenschwein") oder kurz Hog („die Sau") genannt, ist seit 1975 das wichtigste Erdkampfflugzeug der US-Luftwaffe. Die Maschine ist zum Einsatz gegen Bodenziele, vor allem zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge, vorgesehen. Zu diesem Zweck ist sie für extremen Tiefflug ausgelegt und somit besonders wendig. Der große Einsatzradius und die Kurzstart- und Landefähigkeiten erlauben Einsätze von provisorischen Stützpunkten in Frontnähe aus. Die Maschine ist einfach und überaus robust konstruiert. Durch die ungewöhnliche Gestaltung des Flugwerkes sind die Triebwerke gut gegen Beschuss von unten geschützt. Die meisten Flugsysteme sind dreifach redundant ausgelegt, der Treibstoff ist in selbstdichtenden Tanks untergebracht. Pilot, Cockpit und Teile der Avionik werden durch eine 400 kg schwere Wanne aus Titan geschützt, die einem Kaliber bis 23 mm widersteht. Die A-10 wird von zwei General Electric TF34-GE-100-Mantelstromtriebwerken mit je 40,3 kN Schubkraft angetrieben, die ihr eine Geschwindigkeit von 706 km/h verleihen. Das Flugzeug ist um seine Hauptwaffe, eine siebenläufige GAU-8/A Gatling-Kanone im Kaliber 30 mm, gewissermaßen herum gebaut. Die Kanone, die die größte fest in einem Flugzeug integrierte Bordwaffe ist, nimmt mit über fünf Metern Länge den meisten Platz im vorderen Drittel der A-10 ein. In der Munitionstrommel befindet sich ein maximaler Vorrat von 1.350 Patronen, die mit einer Kadenz von 4.200 Schuss/Min. verschossen werden können. Dabei entwickelt die Waffe eine Rückstoßkraft von 44,5 kN, was mehr als der Schubkraft eines der Triebwerke entspricht. An elf Außenlaststationen können unterschiedlichste Raketen- und Abwurfbewaffnung sowie Abwurftanks mit bis zu 7.260 kg Gesamtgewicht mitgenommen werden. Während der Operation Desert Storm 1991 über dem Irak flogen die A-10 8.100 Einsätze und zerstörten dabei über 1.000 Panzer, 2.000 Militärfahrzeuge und 1.200 Artilleriegeschütze. In den späteren Golfkriegen wurde die A-10 ähnlich erfolgreich eingesetzt. Die Maschinen sind wiederholt modernisiert worden, so dass derzeit ein Einsatz bis ins Jahr 2040 geplant ist. Der BausatzManche werden sich fragen: Noch eine Bausatzbesprechung über eine A-10? Nachdem aber von etlichen Herstellern A-10 im Quarterscale existieren (mir sind allein sechs bekannt, von denen ich vier selbst in der Hand gehabt habe) und diese Bausätze in der Qualität sehr unterschiedlich sind, dürfte eine weitere Besprechung durchaus seine Berechtigung haben. Der prall gefüllte, aber dennoch ausreichend dimensionierte stabile Stülpkarton beinhaltet die paarweise in Tüten verpackten Spritzrahmen. Empfindliche Teile wie Klarsicht- und Cockpitteile sind in einem kleinen Extra-Karton untergebracht. Die Spritzrahmen sind in hellgrauem Plastik in hoher Qualität ohne Fischhäute, Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Stellen abgespritzt. Auch die Klarsichtteile sind von hoher Qualität. Das Canopy ist gleichmäßig dünn, ohne Mittelnaht und schlierenfrei gefertigt, undurchsichtige Bereiche sind mattiert ausgeführt.
Die Proportionen des Modelles wirken stimmig, mit Details wird grundsätzlich nicht gegeizt. Auf den Rumpfoberflächen sind scharfe, feine versenkte Blechstöße und Nietenreihen zu finden. Die meisten Lufthutzen am Rumpf sind offen dargestellt. Eine Vielzahl von Einzelheiten wie Wartungsklappen, Sensoren, Antennen und Täuschkörperwerfer sind korrekt und fein nachgebildet. Die Lighting Strips auf Rumpfrücken, Tragflächenenden und Leitwerk fehlen allerdings. Sämtliche hinteren Klappen der Tragflächen sind getrennt ausgeführt. Der Schacht für die Einstiegsleiter sowie der Betankungsstutzen am linken Fahrwerksgehäuse bieten die Option der geöffneten Darstellung. Das Fahrwerk ist in seinen Einzelheiten fein wiedergegeben. Die Fahrwerksklappen sind vorbildlich dünn ausgeführt, die Bereifung besteht aus den beiliegenden Vinylteilen. Die Zwischenräume der Fan-Schaufeln des Triebwerkes sind durchbrochen, unter den offen darstellbaren Triebwerksabdeckungen verbirgt sich jedoch nur ein birnenförmiger Triebwerkstorso ohne weitere Detaillierung. Um das Modell in abgestellter Position präsentieren zu können, liegen Radkeile bei, die mit der mitgelieferten Schnur verbunden werden. Das Cockpit beherbergt einen fein detaillierten ACES-II- Schleudersitz, bei dem die Brustgurte angegossen sind. Die Instrumententafel ist ebenfalls gut detailliert und mit erhaben und versenkt dargestellten Instrumenten der A-10 A-Version versehen. Die Seitenkonsolen könnten allerdings besser wiedergegeben sein. Der Rahmen des Visieres ist an der Abdeckung des Armaturenbrettes angegossen, aber dennoch filigran ausgeführt. Ein Klarsichtteil stellt die Visierscheibe dar.
Das Highlight dieser A-10-Nachbildung ist das, was meiner Ansicht nach ein Thunderbolt II-Modell überhaupt erst ausmacht: eine vollständig vorhandene und offen darstellbare GAU-8/A-Avenger-Kanone. Dieses Feature bietet neben diesem Bausatz ansonsten allein der alte und nicht mehr zeitgemäße Esci-Kit. Die Kanone besteht aus insgesamt 18 Einzelteilen und ist mit Munitionstrommel und -zuführungen komplett und gut detailliert nachgebildet. Abtrennungen des Waffenschachtes zum restlichen Rumpf hin sind jedoch keine vorhanden. Auch die Außenlasten samt den dazu gehörenden Pylonen sind fein detailliert wiedergegeben und in reichlicher, der darstellbaren A-Version entsprechender Auswahl vorhanden. Die Raketenbewaffnung besteht aus AGM-65 und AIM-9L, bei der Freifallmunition kann zwischen Mk-82, Mk-20, GBU-8 und GBU-10 gewählt werden. Ergänzt wird die Beladung durch AN/ALQ-119 und AN/ALQ-131 ECM-Behälter sowie einen großen Abwurftank. Die DecalsDie beiden Decalbögen sind sauber, scharf und versatzfrei auf dünnem, glänzendem Trägermaterial gedruckt. Ein Bogen enthält die Decals (Markierungen für zwei Versionen und Stencils) für das Flugzeug, der andere die Stencils für die Außenlasten. Für die Instrumententafel ist ein Decal vorgesehen, das von der Gestaltung her ohne Weiteres besser ausgeführt sein könnte, die eh schon verbesserungswürdigen Seitenkonsolen gehen leider auch hier leer aus.
Die BauanleitungDer Bau des Modelles wird auf einem ca. 60 x 45 cm großen, beidseitig bedruckten Bauplan in 13 Stufen beschrieben. Grundsätzlich sind die Zeichnungen aussagekräftig, die Aufteilung mit verschiedenen Schritten in einer Baustufe ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Da eine klare Trennung zwischen den einzelnen Baustufen fehlt, ist nicht immer auf Anhieb ersichtlich, was zu welcher Baustufe gehört. Manche Bauabschnitte, besonders die Montage der Cockpithaube, könnten deutlicher dargestellt sein. Ein Hinweis auf den Einbau und die Masse eines Buggewichts fehlen. Die Bemalungs- und Markierungsanleitung liegt als ca. DIN-A3 großes, beidseitig farbig bedrucktes Extra-Blatt bei. Auch die Farbgebung der Außenlasten ist vorhanden. Die Farbangaben beziehen sich auf die Gunze Mr. Colour und die Gunze Aqua HobbyColor-Palette. Darstellbare Maschinen:
Fazit:Saubere Ausführung, schöne Detaillierung - ein toller Bausatz in aktueller Qualität bereits aus der Box. Obwohl der Bausatz fast 300 Einzelteile umfasst, dürfte der Bau nicht mit allzu großen Schwierigkeiten verbunden sein. Die wenigen bereits erwähnten Detaillierungsschwächen - so sie denn als solche zu bezeichnen sind - kann man gut verschmerzen oder zur Eigeninitiative bzw. zu Ätzteilen (z. B. Eduard 48573, 48577, 49395) greifen. Einzig die Haltbarkeit der beiliegenden alternativlosen Vinylreifen muss sich herausstellen. Durch die nachgebildete Bordkanone könnte es schwierig werden, genug Masse für ein Buggewicht unterzubringen. Der Decalbogen für die Maschine wirkt im Vergleich mit denen aus anderen Bausätzen etwas mager, aber in Ergänzung mit den Decals für die Außenlasten geht auch das gerade noch in Ordnung. Zweifellos hat jeder der momentan auf dem Markt erhältlichen A-10-Bausätze seine Schwächen, meiner Ansicht nach ist der HobbyBoss-Bausatz zwar der teuerste, aber auch der beste von allen. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 14. August 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Roland KunzeLand: Beiträge: 34 Dabei seit: 2009 Neuste Artikel:Alle 34 Beiträge von Roland Kunze anschauen. |