RE.8 "Harry Tate"(Wingnut Wings - Nr. 32012)Produktinfo:
Besprechung:RAF RE.8 Harry TateDie Royal Aircraft Factory RE.8 (Reconnaissance Experimental) wurde liebevoll "Harry Tate" nach gleichnamigem Komiker benannt. Sie sollte die als veraltet geltende BE.2 als Aufklärer, Artilleriebeobachter und Bomber ersetzen. Ende 1916 gelangten die ersten Muster an die Westfront und wurden trotz ihrer Instabilität und dem schwierigen Flugverhalten über den gesamten Kriegsverlauf an allen Fronten eingesetzt. Die Maschine war je nach Hersteller unterschiedlichst ausgestattet. Es gab insgesamt sechs verschiedene Hersteller, welche mehr als 4.000 Maschinen produziert haben sollen. Angetrieben wurde der Doppeldecker mit einem RAF 4a luftgekühlten 12-Zylinder Motor, welcher zirka 150 PS leistete. Neben einer Variante mit Hispano Suiza Motor gab es im späteren Verlauf der Produktion die Umstellung auf den 200PS starken RAF 4d Motor. Wesentliche Erkennungsmerkmale der Maschine sind die unterschiedlichen Spannweiten der Flügel, die über den oberen Flügel geführten Abgasrohre und der "Höcker" auf der Motorhaube. Die aufwändige Verspannung der Maschine, mit den außen geführten Steuerseilen, macht den Reiz des Modells aus. Der BausatzDas Modell kommt im randvoll, fast zu voll, gefüllten Karton direkt von Wingnut Wings. WNW verpackt das Modell für den Versand in einem stabilen Wellpappkarton und versendet, nach wie vor, weltweit ohne zusätzliche Versandkosten. Die zehn Spritzlinge sind sowohl einzeln wie auch gesamt in Kunststofffolie verpackt. Die Bauanleitung ist einzeln, die Nassschiebebilder und Ätzteile zusammen in gleicher Folie verpackt. Hinweis! Die hier gezeigten Bilder stammen nicht von meinem Bausatz. Die mir vorliegenden Spritzlinge entsprechen jedoch mindestens der auf den Bildern gezeigten Qualität.
Spritzling A liefert die Inneneinrichtung des Cockpits mit Armaturenbrett, Rahmen, Sitzen, Tanks und Abgasrohren. Alle Teile sind sauber gespritzt, keine Fischhäute oder ähnliches vorhanden. Senkstellen habe ich auch keine gefunden. Die Angüsse sind teilweise recht groß, was ein gefühlvolles Abtrennen erfordert. Der geflochtene Pilotensitz ist hervorragend nachgebildet.
Spritzling B beinhaltet die Motorabdeckungen, Fahrwerksteile sowie Streben und Propeller. Viele der Teile werden nicht benötigt, da diese Optionen darstellen. Auch hier gibt es qualitativ nichts zu beanstanden.
Der zweifach vorhandene Spritzling D liefert Ruderflächen, Streben sowie Räder und Motorteile. Die Reifen und Felgen sind einzigartig detailliert, wie man es zum Teil nur aus dem Bereich des Resin Zubehörmarktes kennt. Die Herstelleraufprägung ist meines Erachtens nach etwas prominent geraten, was aber subjektiv ist und je nach Darstellung und Lackierung keine Probleme darstellen sollte.
Spritzling E liefert die Teile für den RAF 4a Motor. Die Zylinder sind jeweils aus zwei Teilen zu montieren. Das Teilen der Zylinder in der vorliegenden Weise finde ich unschön, warum nicht horizontal zwischen zwei Kühlrippen teilen und dann ineinander stecken? So würden die Kühlrippen nahtlos erhalten. Wie auch immer, die feinen Kühlrippen und die Detaillierung des Zündkabelbaums sind super. Mit der entsprechenden Farbgebung und etwas Feintuning kann hier eine tolle Maschine entstehen, wenn auch vieles davon am Ende hinter der Motorverkleidung verschwindet.
Spritzling F besteht aus den Rumpfhälften und den oberen Flügelteilen. Die Oberflächenstrukturen sind fein dargestellt, man erkennt die Webung und Spannung des Stoffs. Für die Verspannung sind die üblichen Löcher vorgesehen. Die Steppung am Rumpf ist sehr realitätsnah. In diversen Foren kann man lesen, dass die Form um den Beobachter/Heckschützen-Platz nicht dem Original entspricht. Dabei hat WNW den Bereich um den Waffenträger zu rund und tief eingesenkt dargestellt. Der ganze Bereich muss kantiger und fülliger sein. Es gibt im Zubehörmarkt ein Korrektur-Set (Brian L. Fawcett), welches das Zersägen der Rumpfhälften bedingt. Alternativ kann die Korrektur auch via Spachtelmasse und Schleifarbeit vorgenommen werden. Ob einem die kleine Schwäche diesen Aufwand wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Brian L. Fawcett (www.fawcettmodelsandpatterns.co.uk) bietet auch weitere Korrektur- und Detailsätze sowie auch einfache Figuren für WNW Bausätze an.
Die weiteren Flügelteile mit mittlerem Rumpfboden sowie die Leitwerke und Ruderflächen befinden sich am Spritzling G. Alle Ruderflächen sind ausgelenkt darstellbar. Die feine Detaillierung der Oberflächen wurde auch hier ungebrochen fortgesetzt. Die Angüsse sind überwiegend sinnvoll platziert, der Spritzling ist frei von Fehlern und Senkstellen.
Spritzling R ist doppelt vorhanden und liefert die Bordbewaffnung und die Außenlasten. Viele der Teile finden keine Verwendung und werden sicherlich als Zubehör in der Sammelbox, an vergleichbaren Modellen oder auf einem Diorama landen. Die Detaillierung ist auch hier sehr gut. Mit Ätzteilen aus dem Zubehörmarkt (HGW, Aber, etc.) kann man Details noch verfeinern.
Am klaren Spritzling findet man die Windschutzscheibe und eine Option der Mittelsektion des Oberflügels. Der Kunststoff ist schlierenfrei und unzerkratzt.
Die Fotoätzteile P liefern Teile für den Waffenstand, Gurtzeug und Rahmenteile für die Einführung der Steuerseile am Rumpf. Alles ist sauber und mehrstufig geätzt. Die Teile sind nummeriert und leicht abzutrennen.
Die Nassschiebebilder von Cartograf sind sauber und versatzfrei gedruckt. Viele kleine Wartungshinweise warten darauf aufgebracht zu werden. Die großen Kokarden sind passend zu den Ruderflächen getrennt. Bisher war die Verarbeitung der Nassschiebebilder trotz der Größe und dem recht dicken Trägerfilm sehr gut. Mit Weichmachern können alle Strukturen auf dem Untergrund erhalten werden. Weitere Varianten bietet die Firma Pheon Models an, darunter auch z.B. eine belgische Maschine.
Das englischsprachige, 30 Seiten lange Bauanleitungsheft ist wie üblich in Farbe auf hochwertigem Papier gedruckt. Die Bauschritte sind ausführlich und teils mit Referenzfotos und kurzen Beschreibungen versehen. Alles ist in englischer Sprache gehalten, aber absolut verständlich aufgrund der Grafiken. Schon früh beim Zusammenbau muss man sich für die spätere Variante entscheiden, denn alle Varianten unterscheiden sich in Details. Hier sehe ich auch einen Grund, weshalb der Bausatz eher für erfahrene Modellbauer bestimmt ist, da man sich sehr auf die einzelnen Schritte konzentrieren muss. Ein weiterer Grund ist sicherlich die aufwändige Verspannung, die in der Bauanleitung ausführlich beschrieben ist. Referenzen zum Modell findet man auf der Hersteller-Internetseite und auf der verwandten Seite von The Vintage Aviator, welche eine flugfähige Replika gebaut haben und dieses eindrucksvoll dokumentiert haben. Weitere Details
Darstellbare Maschinen: A = RE.8 A3474 “18”, Hersteller:Siddeley-Deasy, 34. Squadron, 2lt C.C.F. Osborn & Sgt J. Lewis, Mai 1918 B = RE.8 A4267 “7”, Hersteller:Austin, 52. Squadron , März 1918 C = RE.8 B3420 “K”, Hersteller:Daimler, 3. Squadron Australian Flying Corps (AFC) D = RE.8 B5106 “1A”, Hersteller:Daimler, 59 Squadron E = RE.8 F3556 “Ceylon No. 1 – A Paddy Bird from Ceylon”, Hersteller:Daimler, Oktober 1918 Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Für den geübten Modellbauer Fazit:Der Bausatz bietet die Möglichkeit eine eindrucksvolle "Fliegende Kiste" zu bauen. Die Verspannung und Details lassen den Betrachter am Modell verweilen. Der relativ hohe Preis ist meines Erachtens nach voll gerechtfertigt, betrachtet man nur das notwendige technische Know-How, um solch einen Modellbausatz zu kreieren. Wie immer empfehlenswert! Weitere Infos:Referenzen: Referenzen:
Anmerkungen: Bilder mit freundlicher Genehmigung von Richard Alexander, Wingnut Wings. Diese Besprechung stammt von Marco Roth - 04. Juni 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |