Fotoätzteilesatz für KGV-Klasse von Heller(White Ensign Models - Nr. WEM PE 4005)Produktinfo:
Besprechung:Die Firma WEM und ihr Designer Peter Hall stehen für Ätzteilsätze auf höchstem Niveau und Anspruch. Der Satz für das 1:400er Modell der King George V von Heller macht hier keine Ausnahme.
Auf zwei reliefgeätzten Platinen drängen sich Unmengen von Ersatzteilen für fehlende oder überdimensionierte Bausatzteile. Angefangen von Reling mit drei und mit zwei Durchzügen, erstere mit und ohne abgewinkelten Stützen, letztere mit unterschiedlichen Abständen zwischen den Stützen, von Niedergängen und Leitern, Schotten und Lukendeckeln, Ketten, einem geätzten Demagnetisierungskabel über reichlich Flugabwehrbewaffnung bis zu den verschiedensten Antennen ist sehr viel vorhanden, um das Grundmodell tiefgreifend zu verfeinern.
Die Kräne liegen bei, mit unterschiedlichen Teilen für gefierte und geheißte Ausleger, es sind Stützen, Duchten, Riemen und Ruder für die Beiboote vorhanden, und es fehlen auch nicht filigrane „Seesterne“ zur Montage in den Masten. Das Bordflugzeug Typ Supermarine Walrus kann ebenso erheblich verfeinert werden.
Sicherlich ist dieses Set nichts für den Anfänger. Weder der Preis (deutlich teurer als der Bausatz selbst), noch die Verarbeitung der hochdetaillierten und feinen Teile und auch bestimmt nicht der Aufwand zur Umsetzung nach der Bauanleitung und nicht ohne gute Referenzwerke spricht dafür.
Derjenigen jedoch, der beabsichtigt, seine King George V (oder ein anderes Schiff der Klasse) möglichst naturgetreu darzustellen, wird um diesen Satz nicht herumkommen. Es stellt sich natürlich wie immer die Frage, ob wirklich alles, was er enthält, mit flachen Ätzteilen gut wiedergegeben werden kann, aber sehr vieles ist unverzichtbar. Soviel zum Überblick.
Für diejenigen, die es interessiert, nun etwas mehr Details:Zuerst zum Ansatz von Peter Hall. Er wollte mit diesem Set ermöglichen, alle Schiffe der Klasse zu einem möglichst großen Umfang des Einsatzzeitraums zu bauen. Von daher ist die Bauanleitung (zehn Seiten DIN A 4) mit besonderer Umsicht zu lesen. Sehr viele Unterschiede zwischen den Schiffen und Ausrüstungszuständen werden gut erklärt und sind in die Gestaltung des Sets eingeflossen.
Besonderen Raum nehmen die Unterschiede in der Flakbewaffnung ein; die Anleitung enthält neun Deckspläne, in denen die Flakbestückung der verschiedenen Schiffe zu unterschiedlichen Zeiten aufgeführt ist. Auch werden die Unterschiede in der elektronischen Ausrüstung und ihrer Montage an Aufbauten und Masten behandelt und erklärt.
Es wird für jede Baugruppe erklärt, welche Bausatzteile auszuwechseln sind; es werden auch Alternativen genannt, so daß hier teilweise eher von Vorschlägen zu reden ist. Hier und da müssen Einzelteile scratch hinzugefügt werden. Dafür werden Maße angegeben.
Das Set enthält eine ganze Menge Flak, jedoch nicht unbedingt genug. Die Waffen sind teilweise Bausätze für sich, so besteht eine achtläufige Pompom aus 13 Einzelteilen (!). Enthalten sind 6 achtläufige Pompom, 2 vierläufige Pompom, 10 20mm Oerlikon-Zwillinge sowie volle 60 einzelne 20 mm Oerlikons. Das ist deutlich mehr als im Bausatz enthalten und für die meisten Bauzustände genug. Das Maximum an einzelnen 20 mm wird in der Bauanleitung mit 58 angegeben. Späte Bauzustände von Duke of York, Anson und Howe erfordern jedoch laut der Anleitung 8 achtläufige Pompoms und darüber hinaus 2 40 mm Bofors-Vierlinge. Diese sind nicht enthalten. Die Splitterschutzschilde der einzelnen 20 mm müssen selbst neu angefertigt werden.
Ein Blick in das Standardwerk „Britische Schlachtschiffe des Zweiten Weltkriegs“ von Raven und Roberts (das auch in der Bauanleitung empfohlen wird) bestätigt das Ausmaß der Aufgabe, die vor einem liegt, wenn man hier einigermaßen korrekt sein will. Diese Schiffe wurden während des Krieges fortwährend umgerüstet und an die gestiegene Fliegergefahr angepaßt, von daher gibt es viele Möglichkeiten.
So wurde z.B. das Flugzeugkatapult später im Krieg bei den überlebenden Einheiten ausgebaut, wodurch die Boote vom achteren Aufbau an dessen ursprünglichen Platz verlegt werden und somit auf dem achteren Aufbau Platz für mehr Flak geschaffen wurde. Und nach dem Krieg wurde die Flakbestückung deutlich zurückgefahren. Das Buch von Raven und Roberts gibt diese und andere Entwicklungen detailliert wieder und ich werde es bei meinem Modell als Grundlage nehmen.
Also: Neben der sehr hilfreichen Anleitung sollten mehr Unterlagen zum gewünschten Bauzustand vorliegen. Auch die Anleitung sieht das so. Unter „Andere Anweisungen“ wird zuerst erwähnt, daß Schotten und Luken zur individuellen Verfeinerung beiliegen, zu ihrer Verwendung jedoch andere Referenzwerke konsultiert werden sollten. Eine Auswahl wird danach angeführt. Diese Literatur wird man auch benötigen, um herauszufinden, welche Relingteile wohingehören. Im Gegensatz zu anderen Herstellern sind sie nicht abgelängt.
Stärken: Sehr hohe Qualität der Teile und der Recherche, umfassender Inhalt in einem Set Schwächen:
Fazit:Ein umfassender Satz auf höchstem Niveau, der dem Modellbauer einiges abverlangt, aber auch die Aussicht auf ein sehenswertes Modell bietet. Weitere Infos:Anmerkungen: Das Set gibt es direkt beim Hersteller in UK oder bei NNT Modell und Buch Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 30. September 2005 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |