MiG-29 "Fulcrum" Late Type 9-12(Great Wall Hobby - Nr. L4811)Produktinfo:
Besprechung:Anfang der siebziger Jahre begann man in der Sowjetunion mit Überlegungen zu einer kommenden Jagdflugzeug-Generation. Zusammengefasst wurden diese im Projekt PFI (perspektiwnoi frontowoi istrebitjel - perspektivisches Frontjagdflugzeug). Neben modernster Ausrüstung sollte eine hohe Agilität das neue Muster von den derzeit im Einsatz befindlichen unterscheiden. Zu letzterem Punkt wurden im ZAGI umfangreiche Untersuchungen angestellt und fanden sich letztlich im Konzept der Integralkonstruktion wieder, bei dem der Rumpf als Teil der auftriebserzeugenden Struktur des Flugzeuges ausgeführt ist. Die Entwicklungsarbeiten mündeten schließlich in einen Prototypen, der erstmals 1976 Luft unter seine Schwingen bekam. Die Serienproduktion startete 1982. 1983 begann die Einführung der MiG-29 in die Luftstreitkräfte der UdSSR. Die DDR bekam ab März 1988 als erster Exportkunde im Warschauer Vertrag zwanzig MiG-29 9.12 (Einsitzer) und vier 9.51 (Doppelsitzer). Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten gingen die Flugzeuge in den Bestand der Bundesluftwaffe über. Konzentriert waren sie im JG-73 "S" in Laage. Die NATO verfügte somit über einen Verband, der mit dem Hauptmuster eines zu erwartenden Gegners ausgerüstet war. In der Folge setzte eine rege Reisetätigkeit von und nach Laage ein. So ziemlich jeder Jagdfliegerverband der NATO wollte und sollte sich in Übungsluftkämpfen mit der roten Diva messen. Diese sehr interessante Episode endete im August 2004 mit der Übergabe der verbliebenen Maschinen an den NATO-Partner Polen zu einem symbolischen Stückpreis von einem Euro.
Wer bisher eine MiG-29 in 1:48 bauen wollte, hatte zwei Bausätze zur Auswahl, den von Monogram und den wesentliche genaueren und detaillierteren von Acadamy. Hat der Monogram-Kit nur Ähnlichkeit mit dem Original, stimmen bei Acadamy die Proportionen schon wesentlich besser. Aber auch dieser hat an vielen Stellen geometrische Unzulänglichkeiten. So ist das Heck zu schmal, die Form des Radoms falsch, die Schubdüsen nur eine ungefähre Andeutung vom Original usw., usw... Zudem ist der Rumpf in relativ viele Einzelteile unterteilt, was den Zusammenbau nicht einfach macht. Erschwert wird das noch durch die teilweise schlechte Passgenauigkeit. Allerdings wissen die Oberflächendetails zu überzeugen. Das aber nur angesichts des Erscheinungszeitpunktes: Mitte der 90er. Was heute geht, zeigt G.W.H mit dem vorliegenden Bausatz. Als erstes fällt die einfache Aufteilung der formgebenden Teile auf, eine Unterschale und eine Oberschale einschließlich der Tragflächen. Hier kommt man wesentlich schneller zum Ziel als mit dem Acadamy-Puzzle. Schaut man sich die beiden Teile genauer an, kommen wir zum nächsten Highlight des Bausatzes - die Oberflächendetails! Feinste Darstellungen von Nietreihen und Panellinien, und zwar genau an den Stellen, wo sie hingehören. Die Ausführung ist sehr fein aber deutlich. Ein Vergleich mit der MiG-21 von Eduard drängt sich auf. Das Foto unten täuscht etwas, da es im Gegenlicht fotografiert wurde. Bei normalem Licht erscheinen die Details wesentlich subtiler. Eine weitere Besonderheit des Bausatzes ist die Darstellung der LFK (Lenkflugkörper). Als Ganzes an einem kleinen Rahmen angespritzt nutzt man hier offensichtlich Spritzgusstechniken, die im Modellbau bisher eher selten anzutreffen waren (Schieber). Die Teile sind sehr schön detailliert und sehr exakt. Die Einfachheit der Montage sollte offensichtlich sein. So bisher nicht gesehen, LFK aus PS am Stück Schaut man sich die restlichen Spritzgussteile genauer an, kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Die Aufteilung der einzelnen Bauteile scheint nur einem Ziel zu folgen - eine möglichst exakte Nachbildung der Originalteile. Cockpit, Triebwerke, Fahrwerksschächte weisen eine derartige Fülle von Details auf, das man unweigerlich an Zurüstsets aus Resin denken muss. Ein direkter Vergleich mit entsprechenden Sets von Aires ergab auch keine nennenswerten Unterschiede. In manchen Teilbereichen (z.B. Bugfahrwerksschacht) sind sogar Vorteile beim Bausatz zu sehen. Ganz ähnlich verhält es sich beim Cockpit. Der Sitz trifft die Proportionen besser als das Resinteil von Aires. Sehr interessant gestaltet sich das Instumentenpanel. Für jedes einzelne Instrument gibt es ein separates Abziehbild. Das ist ein sehr interessanter Ansatz, zumal die entsprechenden Decals auch sehr exakt gedruckt sind. Die Triebwerke liegen als komplette Nachbildung dem Modell bei. Wer eines im ausgebauten Zustand darstellen möchte (was sich wirklich anbietet), der findet auch ein entsprechendes Haltegestänge im Bausatz. Ein Schwachpunkt des Acadamy-Kits sind die Schubdüsen. Bei G.W.H sieht das ganz anders aus. Aufgrund der Komplexität des Originals fallen auch hier im Bausatz eine ganze Menge Teile an, aber das Ergebnis macht den etwas höheren Montageaufwand mehr als wett. Und einen Unterschied zu den Resin-Teilen von Aires konnte ich nicht feststellen - bis auf den Werkstoff. Die Variabilität der Lufteinläufe der MiG-29 sind von G.W.H berücksichtigt worden. Man kann das Modell also mit geschlossenen oder geöffneten oberen und unteren Lufteinläufen bauen. Ebenso optional ist die Auslenkung aller Ruder (da separiert) und die Mündungsverkleidung der Kanone, für die zwei Alternativen vorhanden sind. An Außenlasten hat G.W.H die typischen beigelegt. Da wären die großen Raketen R-27, die kleineren R-73, der Unterrumpftank und zwei große Tragflächentanks. Das ist mehr als ausreichend, wenn auch nicht komplett. Die fantastische Darstellung der R-27 und der R-73 wecken Begehrlichkeiten. Man stellt sich unweigerlich vor, wie wohl die kleinen R-60 aussehen würden. Die Ausstattung und Aufmachung unterstreichen, dass es sich hierbei um einen sehr hochwertigen Bausatz handelt. So findet man zwei kleine Platinen mit photogeätzten Teilen, ein Stück bedruckte Folie für das HUD, einen Posterdruck des Deckelbildes, eingeschlagen in eine Klarsichthülle, auf der sich das Firmenlogo in Gold wiederfindet. Jeder Spritzrahmen hat seine eigene Tüte und der Haube ist zusätzlich mit einem Schaumstofftäschchen umhüllt. Die Raketen sind in einer Blisterpackung untergebracht, und so vor Bruch weitestgehend geschützt. Die Bauanleitung ist farbig gedruckt und als Heftchen gebunden (Format A4). Darstellbare Maschinen:
Fazit:In besonderer Weise verbindet der Bausatz eine hohe Detaildichte mit einer sehr guten Originaltreue in puncto Geometrie und einer scheinbar einfachen Montage. Wenn jetzt auch noch die Passgenauigkeit von ähnlich hoher Güte ist, wäre das ein Bausatz, der die Messlatte bezüglich Spritzgussmodellbausätzen ein Stückchen höher hängt, auch angesichts absoluter Spitzenprodukte wie z.B. der MiG-21 von Eduard. Weitere Infos:Anmerkungen: Es wäre toll, wenn G.W.H auch um diesen Bausatz eine Bausatzfamilie, ähnlich der Fw 189 oder P-61, kreiert, und so auch die Folgeversion 9.13 und den Doppelsitzer 9.51 in die Läden bringt. Das Potential ist da. p.s. Inoffiziellen Informationen zufolge folgt in Kürze tatsächlich eine 9.13, wir werden berichten. Diese Besprechung stammt von Kai Röther - 22. Dezember 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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