HMS Illustrious (R06)(Airfix - Nr. A14201)Produktinfo:
Besprechung:Das Schiff1966 erwies sich als ein Schicksalsjahr für die britischen Trägerstreitkräfte. Die damalige Regierung stoppte das Projekt CVA-01, mit dem die Marine einen modernen Angriffsträger als Ersatz der noch aus Kriegszeiten stammenden überalterten Schiffe beschaffen wollte. Knappes Geld und optimistische Vorstellungen über die Möglichkeiten von Luftmacht und Lenkwaffen führten zum Beschluss, die gesamte Trägerflotte zeitgleich mit dem Rückzug aus den früheren Kolonien stillzulegen und sich auf die Verpflichtungen im Rahmen der NATO zu beschränken. Damit war Geleitschutz im Atlantik und U-Boot-Abwehr besonders im Aufmarschbereich der sowjetischen Flotte, dem sogenannten GIUK – Gap (Greenland/Iceland/UK) gemeint. Die entsetzte Admiralität versuchte naturgemäß alles, um ein Mindestmaß an Marinefliegerei zu erhalten. So entstanden für die genannte U-Jagd-Aufgabe die zuerst euphemistisch als „Flugdeckkreuzer“ bezeichneten Schiffe der Invincible-Klasse. Sie sollten als Träger für U-Jagd-Hubschrauber den Aufmarsch der roten Flotte stören. Im Rahmen der langwierigen Projektentwicklung wurde beschlossen, dass sie zur Abwehr der sowjetischen Seeraumaufklärer vom Typ Tu-95 „Bear“ zusätzlich Abfangjäger erhalten sollten. Dazu wurde eine „navalisierte“ Variante des Harrier - Senkrechtstarters entwickelt, der Sea Harrier. Ebenfalls während der Entwicklung, sogar erst während des Baus das Typschiffs, wurde die typische „Skischanze“ hinzugefügt, mit deren Hilfe die Harrier mit deutlich höherer Beladung und auch bei schlechtem Wetter starten konnten. Invincible stellte 1980 in Dienst, jedoch noch während der erfolgreichen Erprobungen rollte die nächste Welle an Einsparungen auf die Marine zu. Die „Defence Review“ von 1981 enthielt neben anderen massiven Kürzungen die Verminderung der Klasse auf zwei Schiffe und den Verkauf des Typschiffs an Australien. Noch während diese Maßnahmen umgesetzt wurden, eroberte Argentinien die Falkland-Inseln. Dem Einsatz des ersten Seelords Admiral Fieldhouse bei der Premierministerin war es zu verdanken, dass der Entschluss zur Rückeroberung gefaßt und umgehend umgesetzt wurde. Neben dem alten Träger Hermes bildete die Invincible den Kern der Einsatzgruppe. Trotz schlechter Erfolgsaussichten siegten die Briten, nicht zuletzt durch großen persönlichen Einsatz aller Beteiligten und beträchtliche Improvisationsgabe. Diese Ereignisse führten zu einer Neubewertung der Notwendigkeit der Seestreitkräfte und zu einer teilweisen Rücknahme der Kürzungen. Zwei eklatante Mängel der Flotte wurden baldmöglichst beseitigt – es wurden automatisierte Nahbereichswaffen vom Typ Vulcan Phalanx nachgerüstet, und es wurde wieder eine fliegende Frühwarnkapazität in Form von speziell umgerüsteten Sea King–Hubschraubern geschaffen. Die Schwesterschiffe Illustrious und Ark Royal wurden dementsprechend ausgerüstet, die Invincible nachgerüstet. Alle drei Schiffe haben zahlreiche Manöver, humanitäre Missionen und auch Kampfeinsätze gesehen. Sie wurden sowohl in der Adria während der Balkankriege als auch im Persischen Golf und im Indischen Ozean während der beiden Golfkriege sowie im Afghanistankrieg eingesetzt. Sukzessive Modernisierungen haben bei allen Schiffen die Flugzeugkapazität erhöht und auch die Flexibilität gesteigert. Mittlerweile können die Schiffe als klassische leichte Träger, aber auch als Hubschrauberträger operieren. Die Invincible wurde 2005 effektiv außer Dienst gestellt; im Jahr 2006 folgte der Sea Harrier, dessen Triebwerksleistung im heißen Klima der aktuellen Kriegsschauplätze nicht mehr genügte. Derzeit und bis zur tatsächlichen Indienststellung der beiden projektierten neuen großen Träger (ab 2014-16) verbleiben nur die zwei Invincibles mit RAF-Erdkampfversionen des Harriers. Alles in allem hat die Invincible-Klasse sich aus einer Notmaßnahme in den letzten 30 Jahren zu für ihre Größe sehr effektiven und flexiblen echten Flugzeugträgern entwickelt. Noch nicht die höchste Schwierigkeitsstufe! Der Bausatz1982 erschien mit der HMS Repulse der vorerst letzte Kriegsschiffbausatz der Firma Airfix im firmeneigenen Maßstab von 1:600. Es dauerte bis zum Jahr 2009, dass mit der HMS Illustrious ein neuer Bausatz eines Kriegsschiffs herausgebracht wurde*. Die Illustrious als derzeitiges Flaggschiff der Royal Navy wurde vermutlich auch deshalb gewählt, weil sie durch die Fernsehserie Warship von Channel 5 in Großbritannien besonders bekannt ist. Interessant ist der Wechsel zum derzeit populären Maßstab 1:350. Der stabile und große Karton erweist sich als schwer und prall gefüllt. Leider hat man die Spritzlinge nicht einzeln eingeschweißt oder durch andere Maßnahmen geschützt, wie es viele andere Hersteller heute tun – das führt leicht zu Bruch. Die knapp 300 Teile verteilen sich auf fünf Spritzlinge. Sie sind durchweg sauber gespritzt und frei von Grat; teilweise ist die Wandstärke recht groß, trotzdem habe ich bei meinem Bausatz nahezu keine Sinkstellen finden können. Teilweise liegen jedoch Auswerfermarken an unerfreulichen Stellen vor. Die Detaillierung der Bauteile ist sehr ordentlich und besser als von mir erwartet, sie reicht jedoch (noch) nicht an das heran, was derzeit von den führenden Herstellern geboten wird. Trotzdem ein eindeutiger Fortschritt und eine sehr brauchbare Basis für einen schönen Bausatz! Spritzling A enthält als größte Teile die Bordwände sowie einige Decks und die Aufzüge. Diese lassen sich in unterschiedlichen Höhen einbauen – ein schlauer Zug! Spritzling B wird vom Flugdeck und vom Hangardeck dominiert. Diese großen Teile machen einen sehr guten Eindruck, allein weil man auf übertriebene Decksstrukturen und erhabene Gravuren verzichtet hat. Spritzling C umfasst neben zahlreichen Teilen für die Insel auch das Unterwasserschiff. Die Aufbauwände sind recht gut detailliert. Da der Bausatz keine Wasserlinienplatte umfasst, werde ich wohl zur Erhöhung der Stabilität das Unterwasserschiff verwenden. Da die Teilung aber an der Unterkante des Wasserpasses liegt, kann man auch bei einigermaßen ruhiger See auf das Unterwasserteil verzichten. Ich empfinde die Lage der Teilung hier für die Darstellung auf einer Wasserbasis als sinnvoller als weiter oben – ein kluger Zug der Bausatzentwickler. Zahlreiche Ausrüstungsgegenstände finden sich auf Spritzling D. Besonders zu gefallen wissen hier die Beiboote, die Davits, die Goalkeeper-Nahbereichswaffen, die Bordfahrzeuge und die Rettungsinselkanister. Die Radarschirme sind gusstechnisch nicht viel besser machbar.
*Ausgabejahre der Bausätze nach den Angaben im Airfix Tribute Forum
Die Basis des Aufzugs mit den Positionierungshilfen Die FluggeräteDer letzte Spritzling E umfasst die leider recht kleine Airgroup. Es finden sich je zwei Sea Harrier und zwei Harrier GR 7. Somit datiert der darstellbare Bauzustand zwischen dem letzten großen Umbau 2004 und der Außerdienststellung der Sea Harrier 2006. Je zwei Merlin-Hubschrauber und zwei Sea Kings komplettieren die Fluggeräte. Je einer der Hubschrauber soll mit ausgeklappten und mit gefalteten Rotoren dargestellt werden. Leider weisen die gefalteten Rotoren nur drei anstelle von fünf Blättern auf. Das recht markante Radom des Frühwarn-Sea King ist nicht dargestellt. Die Gravuren der Fluggeräte sind versenkt und leider recht übertrieben. Eine sachte Behandlung mit Mr Surfacer sollte hier jedoch für Abhilfe sorgen. Die Detaillierung der Fluggeräte ist angemessen, aber nicht überragend. Sie sollten sich jedoch gut zusammenbauen lassen, und allen an weiterer Detaillierung Interessierten eine gute Basis bieten – wenn es nur nicht so wenige wären. Derzeit ist nicht absehbar, ob Airfix den Spritzling mit den Flugzeugen einzeln herausbringt – das wäre unaufwendig und logisch, steht aber leider in den Sternen. Von White Ensign Models sind angekündigt der frühe Sea Harrier und ein Merlin, allerdings noch nicht lieferbar. Spritzling E Anleitung und DecalsDie Bauanleitung ist nahezu vorbildlich. Nach einer Vorstellung der Spritzlinge wird in zahlreichen klaren und übersichtlichen Schritten der Zusammenbau gezeigt. Farbhinweise sind wie immer nur als Humbrolfarbnummern zu finden. Hinsichtlich der Bausequenz würde ich das Unterwasserschiff deutlich früher als vorgesehen anbauen, und schon gar nicht, nachdem die Wellen, Ruder und Schrauben schon befestigt wurden. Ansonsten ist die Sequenz logisch nachvollziehbar. Dem Bausatz liegt ein sehr sauber gedruckter Decalbogen zur Markierung des Schiffes und der Fluggeräte bei, der im Vorfeld einen sehr guten Eindruck macht – wie er sich verarbeiten lässt, wird der Bau zeigen. Zur Erleichterung der Bemalung und der Platzierung der Decals hat Airfix ein farbig bedrucktes Blatt beigelegt, das sehr klar alles Notwendige hierzu wiedergibt. Es finden sich auch die Klarnamen der Farben und Entsprechungen im British Standards – System. Weitere Bilder
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Alles in allem ein empfehlenswerter Bausatz eines interessanten Schiffstyps. Airfix hat gezeigt, dass sie sich verbessern wollen und neben der unendlichen Weiterverwertung ihrer alten Formen auch gewillt und in der Lage sind, etwas Neues zu schaffen. Es ist nicht auf dem Niveau der neuen Dragon-Schiffsbausätze, aber mir persönlich macht das nichts aus. Ich freue mich darauf, dieses Schiff aus diesem Bausatz zu bauen. Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 11. September 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |