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USS Burton Island

(Revell - Nr. 00015)

Revell - USS Burton Island

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Schiffe Militär Modern
Katalog Nummer:00015 - USS Burton Island
Maßstab:1:285
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2009
Preis:ca. 18€

Besprechung:

Das Vorbild

Die insgesamt acht Eisbrecher der Wind – Klasse wurden zwischen 1942 und 1946 in Auftrag gegeben. Technisch auf dem seinerzeit modernsten Stand, waren diese Schiffe zudem sehr schwer bewaffnet. Sie sollten in Seegebieten mit Eisgang als Ujagdschiffe eingesetzt werden können. Drei von ihnen wurden unter dem Lend-Lease-Programm zeitweise an die Sowjetunion ausgeliehen, die anderen wurden von der US Navy, der amerikanischen sowie der kanadischen Küstenwache betrieben. Der Entwurf stammte von dem bekannten Büro Gibbs & Cox, bis auf ein kanadisches Schiff wurden alle Einheiten in San Pedro, Kalifornien, gebaut. Mit dieselelektrischem Antrieb waren sehr große Reichweiten bis zu 50.000 sm möglich. Nach dem Krieg wurde die Bewaffnung reduziert, und die Schiffe wurden vorrangig für Forschungs-, Vermessungs- und Seenotrettungsaufgaben eingesetzt. Ab 1966 wurden alle Eisbrecher an die US – Küstenwache überstellt. Mit fortschreitendem Alter wurden diese sehr erfolgreichen Einheiten ausgemustert und sämtlich abgewrackt.

Die USS Burton Island wurde für die US Navy gebaut. Am 28.12.1946 unter der Bezeichnung AG-88 in Dienst gestellt, nahm sie an zahlreichen Expeditionen in Arktis und Antarktis teil. Unter anderem leistete sie dem japanischen Forschungsschiff „Soya“ Hilfe, als dieses in der Antarktis Maschinenprobleme erlitt. Auch nach der Überstellung zur Küstenwache unter der Kennung WAGB-283 führte sie zahlreiche Reisen in die Polargewässer durch, bis sie 1978 außer Dienst gestellt und auf Abbruch verkauft wurde.

Der Bausatz

Hier weiß der geneigte Interessent sofort, was er vor sich hat – einen klassischen Bausatz aus den Fünfzigern, vor der Zeit normierter Maßstäbe, als die Maßstäbe noch danach bemessen wurden, daß das Resultat in den Kasten paßte – eben „Box-scale“. Die limitierte Wiederauflage benutzt das ursprüngliche Deckelbild und lehnt sich auch von der Anleitung an die klassische Form an. Revell ist zu Recht stolz auf seine Geschichte, und es ist durchaus angebracht, sich als an moderne Bausätze ge- und verwöhnter Modellbauer einmal damit auseinanderzusetzen, was sich in den letzten 50 Jahren getan hat.

Zu allererst fällt auf, daß die Formen noch gut funktionieren – die Teile sind sauber abgespritzt und weisen kaum problematische Stellen auf. Typisch für die frühen Bausätze sind die eher minimalistischen Gußäste ohne umlaufende Rahmen, dadurch kann sich leichter mal ein Teil vom Ast lösen. Der Bausatz zeigt das Schiff, wie es in den Fünfzigern aussah, also mit reduzierter Bewaffnung, einem Hubschrauberarbeitsdeck für einen Sikorsky S-55 (US-Navy-Kennung: HO4S) sowie eingeschifften Landungsbooten als zusätzliche Verkehrsboote. Für ihre Zeit sind diese Teile sehr schön wiedergegeben; daß sie modernen Ansprüchen nicht genügen können, versteht sich von selbst und ist auch nicht Ziel der Übung. An einem Schott findet sich übrigens ein Copyrightvermerk – die ursprüngliche Jahreszahl aus den 1950ern wurde unkenntlich gemacht und durch „1982“ ersetzt. Naja ...

Der Vollrumpf weist erhabene Gravuren für die Stöße der Beplattung auf, die Relings sind ebenfalls durch erhabene Gravuren angedeutet. Die Wände der Aufbauten zeigen zahlreiche Details wie Leitern, Rettungsinseln, Schotten usw. Schön sind die dezenten (wenn auch erhabenen) Plankengravuren gelöst. Die Fangnetze um das Helideck sind ebenso schön graviert wie der Fender am Bug. Leider weisen die ansonsten schönen Landungsboote einen sehr massiven Auswerferturm mitten im Deck auf. Auswerfermarken stören auch in den Beibooten. Die Boforsgeschütze sind nicht sehr vorbildähnlich, während die Kräne und der Mast sehr schön gelöst sind. Die ursprüngliche massive Fahne kann durch die beiliegenden guten Decals ersetzt werden, die auch die Rumpfkennung, Tiefgangsmarkierungen sowie Hoheitsabzeichen für den Bordhubschrauber umfassen. Zudem enthält der Bausatz einen Flaggensatz aus Papier, wie er vielen Revellbausätzen beilag und -liegt. Die erwähnte Bauanleitung ist adäquat, die Farben verweisen wie gewohnt ausschließlich auf das Revellprogramm.

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Stärken:
  • Das einzige Modell dieser Klasse im größeren Maßstab und in Spritzguß
  • Für ihr Alter saubere Formen und detaillierte Umsetzung
Schwächen:
  • Bereitschaft zu Mehrarbeit sollte vorhanden sein

Fazit:

Hier sollte man sich wirklich fragen, was man eigentlich will. Der Maßstab von 1:285 liegt leider so ziemlich zwischen allen gebräuchlichen Maßstäben, trotzdem findet sich von Gold Medal Models ein ziemlich interessanter Ätzteilsatz, der allerdings noch für einen weiteren, nicht erhältlichen Revellbausatz gedacht und damit recht teuer ist. Damit ist eine wichtige Hürde zur Aufwertung des Modells schon genommen. Natürlich ziehen derlei Bemühungen sehr rasch neue Notwendigkeiten nach sich: Hat man einen Aspekt des Modells mühevoll aufgemoppelt, weist diese Verschönerung umso mitleidloser auf die unbedachten Bereiche des Modells hin. Hier einen durchgehenden gesteigerten Detaillevel zu erreichen, dürfte nicht leicht sein, aber es dürfte sich lohnen. Ich werde diesen Weg jedenfalls gehen.

Wenn man den Bausatz hingegen einfach aus dem Kasten baut (von den Bofors mal abgesehen, würde ich sagen), dürfte man der Definition von „Bastelspaß“, von dem wir doch so oft reden, tatsächlich recht nahe kommen. Hier kann eben einfach geklebt, gespachtelt, bemalt und natürlich auch gealtert werden, ohne sich zu sehr Gedanken über Nietenzählereien zu machen.

Und schließlich soll es ja auch Leute geben, die eher sammeln als bauen – und in deren Sammlung fehlt dieser limitierte Bausatz vielleicht noch ...

Gesamturteil:

Für Enthusiasten und Nostalgiker ohne AMS* empfehlenswert!

 

*AMS – Advanced Modeler´s Syndrome: Ein Zustand bei fortgeschrittenen Modellbauern, in dem der wachsende Anspruch an die Genauigkeit von Modellen es zusehends erschwert, diese aus dem Kasten zu bauen, ohne mehr oder weniger umfassende Verbesserungen durchzuführen. Im Extremfall kann AMS dazu führen, daß die Qualitätsmaßstäbe derart wachsen, daß nahezu oder gar kein tatsächlicher Modellbau mehr stattfindet.

Weitere Infos:

Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 10. Januar 2010

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