Mjassischtschew M-50A "Bounder"(Amodel - Nr. 72016)Produktinfo:
Besprechung:
Ende der fünfziger Jahre bestand die Fernbomberflotte der UdSSR aus den Unterschallbombern M-4 Bison, Tu-16 Badger und der PTL- getriebenen Tu-95 Bear. Doch für die strategischen Bomber war die Zeit da bereits abgelaufen. Großraketen (ICBM) mit immer besseren Leistungsfähigkeit ließen die Fernbomberflotte schnell ins technische Hintertreffen geraden. Genau in diese Zeit des Umbruchs fiel der Startschuss zur Entwicklung der M-50 „Bounder“. Das war 1954, als die ersten Projektarbeiten an der M-50 begannen.
Dieses Projekt wurde durch die Bedrohung der amerikanischen Convair B-58 „Hustler“ noch beschleunigt. Der Erstflug der M-50 fand am 27.10.1959 mit den Piloten Goryainov und Lipko statt. Doch schon nach den ersten Flügen war schnell klar, die vier ND-7 Triebwerke reichten nicht aus, die M-50 auf Überschallgeschwindigkeit zu beschleunigen. Bei Mach 0.99 war erst mal Ende der Fahnenstange. Erst nach einem Austausch der beiden inneren ND-7 gegen ND-7F erreichte man im Nachbrennerbetrieb Mach 1.4. Doch der hohe Kraftstoffverbrauch hatte zur Folge, dass die geforderte Reichweite mit der geforderten Nutzlast nicht erreicht werden konnte. So kam die M-50 nicht über das Prototypenstadium hinaus. Das Projekt wurde Ende 1960 auf Weisung des Politbüros eingestellt. Dennoch trieb das OKB Mjassischtschew die Projektierungsarbeiten für einen weiteren Überschallbomber, die M-52 und ein Überschall-Passagierflugzeug M-56 weiter voran. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich mache mir seit geraumer Zeit so meine Gedanken. Was könnte wohl das A bei Amodel bedeuten? Bei einem bin ich mir da sicher, A wie für Anfänger, dafür sicher nicht. Aber vielleicht für Aufschwung, Aufwändig oder Aufarbeitung? Aufarbeitung der sowjetisch/russischen Luftfahrtgeschichte im Maßstab 1:72. Was Amodel hier wieder anliefert, kann getrost zu den derzeitigen Superlativen im Plastikmodellbau gezählt werden. Superlativ bei den Abmessungen und der Typenwahl auf jeden Fall, bei der Qualität muss man minimale Abstriche hinnehmen. Die großen Abmessungen des Bausatzkartons sind eigentlich nur dem Polyester Rumpf geschuldet, der als komplette Röhre quer in selbigen liegt. Auch die Tragflächen sind aus Polyester und separat in einer Folie eingepackt.
Bei der Herstellung dieser Teile ist Handarbeit angesagt und alle Teile unterliegen einer bestimmten Qualitätskontrolle die mit einer handgeschriebenen Stücknummer abgeschlossen wird. Alle restlichen 337 Teile sind herkömmliche Spritzgussteile, die auf 26 Spritzgussrahmen verteilt sind. Die Qualität der Teile, das muss man durchaus anerkennen, ist im Vergleich zu frühen Amodel Bausätzen wesendlich verbessert worden. Sauber ausgeformt mit schönen Gravuren, gut nachgebildete Details, sieht alles recht nett aus.
Das Cockpit ist sehr gut detailliert, obwohl nachher durch die kleinen Kabinenscheiben nicht mehr viel zu erkennen sein wird. Interessante Option im Bausatz, man kann die Bodenluken mit den nach unten ausgefahrenen Rettungssitzen, offen darstellen. Die aufwendigsten Baugruppen sind die Fahrwerke und die Schächte, sowie die vier Triebwerke. Auch nicht uninteressant, die roten Verschlussdeckel für die Triebwerke. Man muss da innen nicht alles so genau machen und so ein paar rote Deckel, beleben ein solches Modell doch allemal.
Die Bauanleitung ist ein kleines A4-Heft, mit 18 Seiten. Man kann danach gut arbeiten und muss keine Angst haben, den Überblick zu verlieren. Zwei zusätzliche A3 Blätter, doppelseitig bedruckt, zeigen drei Bemalungsvarianten auf, die das Original so über die Jahre hatte. Die Farbvorgaben nach Humbrol, da kann man nicht viel falsch machen. Ein minimalistischer Decalbogen hält die taktischen Kennzeichen, rote Sterne und schwarze Zierstreifen bereit. Äußere Triebwerke Fazit:Auch wenn es das Original nur einmal gab und das Projekt an dem Wunschdenken der damaligen politischen Führung und dem technisch machbaren gescheitert ist, steckt dahinter ein riesiger menschlicher und materieller Aufwand. Ein im Wortsinn großes Stück sowjetischer Luftfahrtgeschichte in Plastik gegossen, ein stattliches und qualitativ gutes Modell, in limitierter Auflage und nicht billig. Das Original steht heute im russischen Luftfahrtmuseum Monino. Diese Besprechung stammt von Bernhard Pethe - 04. April 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |