RNLI Oakley Lifeboat(Alanger - Nr. 048001)Produktinfo:
Besprechung:In Großbritannien obliegt die Seenotrettung an der beträchtlichen Küstenlänge dem RNLI = Royal National Lifeboat Institution, einer seit 1854 bestehenden Gesellschaft, die sich hauptsächlich aus Spenden und öffentlichen Zuwendungen finanziert. Sie untersteht dem Verkehrsministerium. Derzeit unterhält das RNLI an 231 Stationen insgesamt 323 Rettungsboote unterschiedlicher Größe sowie 4 Luftkissenboote. Zum Vergleich: Unsere DGzRS betreibt an der (kürzeren) deutschen Küste zur Zeit 61 Fahrzeuge an 54 Stationen. 20 dieser Fahrzeuge sind Rettungskreuzer, der Rest kleinere Boote. Die britischen Rettungsfahrzeuge sind mit einer größten Länge von 17 Metern generell kleiner als die deutschen. Das liegt daran, dass in Großbritannien mehr Stationen auf vom Strand oder über eine Bootsslip aus einer Halle einzusetzende Boote angewiesen sind. Beides begrenzt die mögliche Größe und Gewicht. Über viele Jahre bestand die Flotte des RNLI deshalb aus kleinen, offenen und eher langsamen Booten, deren Betrieb in Seenotsituationen immer eine große Gefahr für die Besatzungen darstellte. Bereits zur Zeit der Gründung des RNLI gab es spezielle Ruderrettungsboote, deren Konstruktion sicherstellen sollte, dass sie sich im Falle des Querschlagens oder Kenterns selbst wieder aufrichteten. Zu diesem Zweck enthielten Bug und Heck Lufttanks, das Boot hatte einen schweren Kiel und Wasserballast. Eben deshalb litten diese Boote jedoch unter geringer seitlicher Stabilität. Als mehrere schwere Unfälle 1886 das Leben ganzer Besatzungen beim Durchkentern kosteten, wurde ein neuer Rettungsboottyp entwickelt, der stabiler war, allerdings nicht selbst aufrichtend. Neuere Boote wurden auch mit Motoren ausgestattet, es änderte sich aber nichts an den Grundprinzipien. Die Mannschaften konnten auswählen, ob sie für ihre Station einen selbstaufrichtenden Bootstyp bevorzugten oder nicht. Die stabileren Boote erwiesen sich als bei den Besatzungen populärer: Nach Ende des zweiten Weltkrieges hatte das RNLI fast keine selbst aufrichtenden Boote mehr. Mehrere schwere Unfälle mit diesen Booten erweckten jedoch das Interesse an einem selbst aufrichtenden Boot erneut, und der Schiffbauer Richard Oakley bemühte sich in der Nachkriegszeit um einen Entwurf, der gute Stabilität mit der Fähigkeit zum Selbstaufrichten verband. Ergebnis war das Oakley–Rettungsboot, das 1958 eingeführt wurde. Dieses Boot nahm beim Zu-Wasser–Lassen 1,5 Tonnen Wasserballast in seinen Aluminium-Doppelboden auf, der beim Anlanden wieder ablief. Ein backbord angebrachter Trimmtank in Verbindung mit einem ausgeklügelten Ventilsystem verlagerte diesen Ballast automatisch so, dass das Boot bei zu starker Schlagseite nach Steuerbord komplett durchkenterte und nach backbord sich wieder aufrichtete. Zwar wurde dieses System nur ein einziges Mal im Einsatz aktiv, es rettete dabei aber bis auf einen die Mitglieder der Besatzung. Die Motorisierung wirkt aus heutiger Sicht sehr schwach, war damals jedoch angemessen. Die Unterbringung der Geretteten war sehr beengt und spartanisch, die Mannschaft vor dem Wetter praktisch ungeschützt. Technische Daten
Es wurden insgesamt 26 Oakleys gebaut, die bis in die frühen 1990er Jahre in Dienst standen. Während dieser Zeit wurden sie unterschiedlich nachgerüstet bzw. umgebaut. Eine Radarausrüstung an einem umklappbaren Mast und ein etwas besser vor dem Wetter geschützter geschlossener Fahrstand wurden an vielen Booten eingebaut. Probleme entstanden an einigen Booten durch Salzwasserkorrosion im Aluminium-Doppelboden. Einige Boote wurden aufwendig instandgesetzt, andere frühzeitig ausgemustert. Seit der Umstellung auf größere und leistungsfähige Boote sind keine Oakleys mehr im Dienst. Viele wanderten als Museumsstücke in Ausstellungen, einige wurden an ausländische Rettungsorganisationen abgegeben (Estland, Neuseeland, Argentinien), einige befinden sich in privater Hand und einige wurden verschrottet. Der Bausatz:Alanger hat nun den betagten FROG–Bausatz des Oakley–Rettungsbootes wieder aufgelegt, wofür der Firma ein Lob gebührt, denn es handelt sich um einen für seine Zeit sehr guten Bausatz eines ungewöhnlichen Vorbilds. Die Schachtel enthält fünf Spritzrahmen in der aus früheren Zeiten bekannten Form ohne umlaufenden Rahmen, den Rumpf sowie Bauanleitung und einen kleinen Bogen Nassschiebebilder. In der sehr großen Schachtel haben sich bei meinem Exemplar einige Teile schon vom Spritzling getrennt. Die Bauteile sind sauber gespritzt, jedoch nicht ohne ein gewisses Ausmaß an Flash. Auch finden sich Auswerfermarken an teilweise sehr unerfreulichen Stellen. Interessanterweise sind die Spritzlinge noch mit „Made in USSR“ markiert. Die Detaillierung ist recht ordentlich, mit erhabenen Gravuren. Die markanten Ventilöffnungen und Verstärkungen am Rumpf sind vorhanden, an Deck findet sich Riffelblech. Etwas unscharf ist die Wiedergabe eines aufgeschossenen Taus auf dem Heckverdeck. Sehr schön ist die Beigabe von Augbolzen, um die Halteleinen an der Bordwand richtig takeln zu können, ebenso wie die Relingsstützen und die einzelnen Haltestangen an vorderem und hinterem Verdeck. Auch das markante Ruder sieht recht vorbildgemäß aus, lässt sich jedoch nur gefiert und nicht geheißt anbauen. DecalsDie Decals sehen auf dem Bogen schön gedruckt aus und erlauben die Markierung eines Bootes, der „Royal Thames“ während ihrer Stationierung in Caister von ihrer Indienststellung 1964 bis zum Oktober 1969. Wie sie sich tatsächlich verarbeiten lassen, wird sich beim Bau zeigen. AnleitungDie vierseitige Bauanleitung zeigt auf der Vorderseite zwei schlecht wiedergegebene Originalfotos sowie ein Bild des Modells, dazu einen geschichtlichen Abriß auf Russisch und Englisch. Die recht übersichtliche Bauanleitung zeigt ohne weiteren Text in vier Schritten den Zusammenbau. Die letzte Seite enthält Sicherheits- und Verarbeitungshinweise, dazu eine Farbübersicht ohne Hinweise auf einen Farbhersteller und schlussendlich eine Bemalungsübersicht, auf der auch die Anbringung der Decals enthalten ist. Auf die Takelung wird nicht eingegangen. Stärken:
Schwächen:
Weitere Infos:Referenzen: Zuerst Wikipedia, wobei die englischsprachige Version hier mehr hergibt:
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Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 27. April 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |