Loire Nieuport LN40/401(Special Hobby - Nr. 48058)Produktinfo:
Besprechung:Vorab ein wenig trockene Historie: Auch in anderen Ländern gab es Zeiten, in denen bestimmte Flugzeuge nach Meinung von Experten zum gezielten Bombenabwurf stürzen mußten, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die LN 40 geht auf einen Entwicklungsentwurf aus dem Jahr 1936 zurück. Der erste Prototyp hatte seinen Erstflug im Jahr 1938. Die LN 40 sollte sowohl bei der Armée de l'Air als auch bei der Fanzösischen Marine zum Einsatz kommen ( Hier als LN 401 bezeichnet). Nach Auslieferung der ersten Maschinen betrachtete aber zumindestens die Marine dieses Muster als zu langsam und unbeweglich und zog ihrer Bestellung bei der SNCAO zurück. Die verbleibenden Maschinen wurden in den Escadrilles AB 2 und 4 in Berk und Cherbourg eingesetzt. Am 19. Mai 1940 wurden sie u.a. bei einem Einsatz gegen den Eisenbahnknotenpunkt Berlaimont eingesetzt. Von den 20 gestarteten Maschinen wurden 10 abgeschossen. Vor der Kapitulation der französischen Streitkräfte am 29. Juni 1940 wurden die verbleibenden 15 flugfähigen Maschinen nach Afrika verbracht, von wo sie aus in der Vichy Air Force zum Einsatz kamen. Am 14. Juli 1940 wurde die Produktion durch die deutschen Besatzer gestoppt. Der Bausatz besteht im Wesentlich aus zwei Spritzgußrahmen und zwei prall gefüllten Beuteln mit Resinteilen. Während sich die Kunststoffteile auf die Äußerlichkeit des Modells wie Tragflächen, Rumpf etc. beschränken, bieten die Resinteile adäquaten Bastelspaß für die Innereien. Zur Darstellung von Instrumentenbrett und Sitzgurten liegen ebenfalls noch Ätzteile und ein Reprofilm bei. Zwar wird auf der Schachtel großartig angepriesen, dass sich die Cockpithaube aus Spritzguß hergestellt im Inneren finden soll, in meinem Fall lagen aber nur zwei Vakuhauben bei! Zu den Spritzgußteilen: Ich möchte Special Hobby mal zu den Kleinserien/ Shortrun Herstellern zählen, doch in Anbetracht des vorliegenden Bausatzes ist das nicht von Nachteil zu werten. Die Spritzgußteile weisen feine Details und Gravuren auf und sind von durchaus anprechender Stärke. Dies zeigt sich u.a. im Bereich der Fahrwerksverkleidung, die auch im Original sehr massiv ausgefallen waren, dienten sie doch als Sturzflugbremse! Die Fahrwerksstreben sind ebenfalls recht stabil geraten, hier fehlen mir zu einem abschließenden Urteil noch nähere Infos bezüglich Aussehen und Dicke. Einige Streben sind leider oval geraten und mit viel Fischhaut versehen, hier ist Eigeninitative in Form von Selbstbau mit Rohr und Kanülen gefragt. Einzig die Räder enttäuschen auf ganzer Breite, hier wäre mehr Struktur wünschenswert gewesen. Da der Aftermarket keinerlei Zubehör für dieses Muster anbietet, sollte man nach ähnlichen Alternativen in Grabbelkiste u.ä. suchen, um hier Abhilfe zu schaffen. Die Resinteile sind naturgemäß das ganze Gegenteil von den Spritzgußteilen. Hier ist nichts grob geraten, im Gegenteil gerade bei solchen Teilen wie den Ruderanlenkungen besteht schon größte Bruchgefahr angesichts der Filigranität! Im Bereich des Cockpits wurde mit nichts gespart. Ob nun die Seitenwände mit dazugehörigen Konsolen, die Bodenplatte, Sitz oder Steuerknüpel, hier kann sich der Modellbauer so richtig austoben und vor allem durch eine ansprechende Bemalung viel zur Aufwertung des Modells beitragen. Weitere Resinteile finden im Bereich der Fahrwerksschächte und als Abgasanlage Verwendung. Auch die Kühlluftklappen in den Tragflächen können dank der dünnen Wandung der Resinteile offen dargestellt werden. Leider fehlen jegliche Details in den Flügeln, ob das von Nachteil ist, kann ich aber est beim Zusammenbau endgültig beurteilen. In wie weit die Haltegriffe an den Rumpfseiten Verwendung finden, sei offen gelassen. Wer sie jemals heile vom Anguß abbekommen sollte, wird sie wahrscheinlich beim Anbau an das Modell zerbrechen. Hier wäre ein Stück Draht die bessere Wahl.Die Cockpithaube, obwohl wie eingangs erwähnt als Spritzgußteil angepriesen als Vakuteil beiliegt, sollte es den geneigten Modellbauer nicht schrecken sie zu verarbeiten. Zum einen liegt sie zweifach dem Bausatz bei, zum anderen bietet ihre maßstäblich unerreichte "Stärke" die Chance auf einen wirklich schönen Einblick in das tolle Cockpit. Abschließend sei noch der kleine aber wirklich feine Decalbogen erwähnt. Von Aviprint hergestellt, finden sich auf dem Bogen die Markierungen für insgesammt 3 Flugzeuge. Der Bogen ist versatzfrei und SEHR sauber gedruckt. Trägerfilm ist nur im Bereich der freistehenden Anker in übermäßigem Maß zu erkennen (im Bild unten rechts). Die Bauanleitung führt in 12 übersichtlichen Schritten durch den Bau des Modelles. Auch wenn sie wie in meinem Fall völlig durcheinander kopiert und zusammengeheftet ist, weist sie doch auf solche Dinge wie selbst zu bohrende Löcher für Antennen etc. hin. Auf den ersten Blick sind auch keinerlei Probleme hinsichtlich der Positionierung der Teile zu erwarten, auch wenn man wie üblich bei Short Run Herstellern Zapfen o.ä. zur Positinierung der Teile vergeblich sucht. Neben der Teileübersicht auf Seite 1 bekommt man in der Bauanleitung noch Infos zu Farbe und Bemalung. Als Farbenhersteller wird auf Gunze Sangyo verwiesen. Textlich finden sich alle wichtigen Infos in Tschechisch und Englisch. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Mittel bis schwer, ungeübte und Neulinge haben hier keinen Spaß und sind auch klar nicht das Klientel für solche Bausätze. Fazit:Häßlich, groß und nur in geringen Stückzahlen gebaut und eingesetzt, damit hat dieser Bausatz ganz klar das Potenzial zu einem absoluten Eyecatcher. Wer sowohl die Short Run Technik als auch das Muster nicht scheut, wird mit einem interessanten Bausatz belohnt, den nicht jeder hat! Diese Besprechung stammt von Jörg Bohnstedt - 28. September 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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