Golden Hind(Heller - Nr. 80829)Produktinfo:
Besprechung:Das VorbildIn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm die englische Schiffahrt unter Queen Elisabeth I. (1558-1603) einen rasanten Aufschwung. Wagemutige Kapitäne begannen mit Duldung und Unterstützung der englischen Krone einen Kaperkrieg gegen Spanien. Im Jahre 1577 beauftragte Queen Elisabeth Francis Drake in den Stillen Ozean einzudringen und dort spanische Schatzschiffe, die Gold von Peru nach Mittelamerika brachten, zu plündern. Am 13. Dezember brach Francis Drake mit seiner kleinen Flotte nach Südamerika auf. In Brasilien löste sich der Verband auf, und nur das Flaggschiff Pelican erreichte die Westausfahrt der Magellanstraße. Hier wurde nicht nur das Schiff in Golden Hind umgetauft, sondern auch Anstrich und Takelage geändert. An der Westküste Amerikas begann Drake einen außergewöhnlich erfolgreichen Kaperkrieg gegen die spanischen Schatzschiffe und Häfen, welcher die Golden Hind bis in die Gegend des heutigen San Francisco führte. Da ihm die Spanier die Rückkehr durch die Magellan-Straße nach England verlegt hatten, beschloß Drake den Pazifischen Ozean zu durchqueren und über Asien nach England zurückzusegeln. Am 26. September 1580 erreichte die mit Schätzen schwer beladene Golden Hind Plymouth. An Bord seines Schiffes wurde Francis Drake durch Queen Elisabth I. zum Ritter geschlagen. Die vom Bohrwurm zerfressene Golden Hind wurde die Themse hinauf nach Depthford gebracht, wo das Wrack 1662 zerfiel. Der BausatzBeim Blick in den Karton fällt die Ausführung des Bausatzes auf, die nicht die typische Handschrift von Heller zeigt. Die Formen des Modells stammen von der Revell-Golden Hind aus dem Jahr 1965. Das Foto des linken Spritzlings stammt von der Golden Hind vom aktuellen Bausatz, das rechte Bild zeigt den gleichen Spritzling vom Revell-Bausatz der Spanischen Galeone, die ebenfalls auf den Formen der Golden Hind basiert. Lediglich die Figuren fehlen beim Heller-Spritzling. Beim Vergleich des Bausatzes mit den im Buch Risse von Schiffen des 16./17. Jahrhunderts enthaltenen Plänen ist mir die sehr gute Übereinstimmung der Bauteile (Form des Rumpfes, Lage der Decks, Position der Masten und der Stückpforten) zur zeichnerischen Rekonstruktion aufgefallen. Da ich den von Heller angegebenen Maßstab 1:200 für grob falsch halte - die Golden Hind wäre bei diesem Maßstab in etwa so groß wie die Le Soleil Royal gewesen -, habe ich mit Hilfe der Pläne und unter der Annahme, dass die Größenangaben glaubwürdig sind, den Maßstab des Modells mit 1:85 neu berechnet. Der RumpfDie Gravur der Planken wurde erhaben ausgeführt und auf eine Wiedergabe der Holzmaserung verzichtet. Die komplexen Details der aufzumalenden Verzierungen wurden vorgraviert. Auch auf der Innenseite der Bordwand wurden die Planken graviert. Leider befinden sich dort auch einige sichtbare Auswurfmarken, die verschliffen werden müssen. Wie bei Kunststoffmodellen üblich, ist die Dicke der Bordwand zu dünn. Die SpritzlingeDie Bauteile der Decks, Schotts, Masten und Ausrüstungsdetails verteilen sich auf 4 beigefarbene Spritzlinge. Wie auf den Detailbildern zu sehen ist, wurden die Bauteile mit viel Liebe zum Detail graviert. Sichtbare Auswurfmarken und Gusshäute erfordern jedoch vom Modellbauer eine sorgfältige Nacharbeit. Die WantenZwei identische schwarze Spritzlinge enthalten die Wanten. Während diese dem Einsteiger den Bau des Modells erheblich erleichtern, können sie den fortgeschrittenen Modellbauer nicht überzeugen und sollten durch geknüpfte Wanten ersetzt werden. Die Segel und DecalsDem Bausatz liegen tiefgezogene Segel und ein Decalbogen, der auch die Flaggen enthält, bei. Die BauanleitungDie Anleitung erläutert den Bau des Modells in 21 Explosionszeichnungen. Beim Vergleich mit der englischen Revell-Anleitung der Spanischen Galeone fällt auf, dass einige Angaben nicht übernommen worden sind. So fehlt bei der Heller-Anleitung z.B. der Hinweis, wie bei den Geschützen das Brocktau angebracht werden kann. Fazit:Aus dem Bausatz läßt sich ein schönes Modell einer kleinen englischen oder spanischen Galeone bauen. Durch das Alter der Formen ist jedoch einiges an Nacharbeit erforderlich. Leider liegt dem Bausatz nicht das benötigte Takelgarn bei. Schade finde ich auch, dass Heller auf die ursprünglich vorhandenen Figuren verzichtet hat. Trotz der beschriebenen Mängel, von denen der größte in meinen Augen die völlig unsinnige Maßstabsangabe ist, ist der Bausatz empfehlenswert. Diese Besprechung stammt von Christian Matzke - 22. Juli 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |