Römische Quinqueremevon Christian Matzke (1:72 Zvezda)Das Original:Die Ursprünge der römischen Marine lassen sich bis ins Jahr 426 v. Chr. zurückverfolgen, als römische Schiffe in Kämpfe nördlich von Rom eingriffen. Bis zum ersten punischen Krieg (264-241) v. Chr. stützte sich die Flotte auf Schiffe der Küstenkolonien und Bundesgenossen. Erst im Jahre 261 v. Chr. ließ der römische Senat eine eigene Flotte bestehend aus 100 Quinqueremen nach dem Vorbild einer gestrandeten punischen Pentere und 20 Triremen bauen. Beide Schiffstypen waren dreireihige Ruderschiffe. Während bei der Trireme jeder Riemen von einem Ruderer bedient wurde, saßen an den oberen beiden Riemen bei der Quinquereme je zwei Ruderer. Im August des Jahres kam es im Gebiet von Mylae zum Aufeinandertreffen mit der punischen Flotte. Im Gefühl ihrer Überlegenheit griffen die Karthager sofort an. Etliche Schiffe wurden von den Römern geentert. Gegen die neu eingeführte, römische Enterbrücke hatten die Karthager keine Abwehrmöglichkeit. Die Niederlage der punischen Flotte war vernichtend. Von 130 Schiffen verloren die Karthager 50. Im Jahre 258 v. Chr. kam es vor der Insel S. Antioco zu einer zweiten Seeschlacht, die die Römer wiederum für sich entscheiden konnten. Auch ein drittes Gefecht ein Jahr später endete mit einer Niederlage für Karthago. Im Jahr 256 v. Chr. rüstete Rom eine Invasionsflotte zur Eroberung des karthagischen Kernlandes aus. Im Frühsommer fuhr die Flotte, bestehend aus etwa 230 Kriegsschiffen mit insgesamt 27600 Seesoldaten und etwa 100 Transportern, mit Nordwestkurs die Küste Siziliens entlang. In Höhe des Berges Ecnomus kam es zum Aufeinandertreffen mit der punischen Flotte, die aus 200 Penteren bestand. Während der wechselhaften Schlacht konnten die Römer 64 feindliche Schiffe erbeuten und 30 versenken. Im Winter des Jahres ersetzten die Punier ihre Verluste durch Neubauten bis zur Sollstärke von 200 Schiffen. Im Jahre 255 v. Chr. kam es letztmalig zu einer Seeschlacht, bei der die Römer die Enterbrücke einsetzten. 250 römische Kriegsschiffe trafen auf die punische Flotte und konnten diese vernichtend schlagen. 114 von 200 gegnerischen Schiffen wurden erobert. Von diesen Verlusten konnte sich Karthago während der nächsten Kriegsjahre nicht erholen. Die Vorherrschaft zur See war zum ersten Mal gebrochen. Das ModellNeben der Trireme Imperator und der römischen Trireme wird der Bausatz auch als griechische Triere sowie (aktuell angekündigt) als punische Trireme angeboten. Die Grundform ist bei allen Modellen gleich. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schiffen werden durch Austausch eines Spritzlings erreicht. Der Rumpf stellt einen generalisierten Grundtyp eines dreireihigen Kriegsschiffes dar, der über 400 Jahre Schiffsbaugeschichte von den alten Griechen bis zur römischen Kaiserzeit abdeckt. Je nach Epoche kann der Bausatz eine Trireme oder auch eine Quinquereme, den Hauptschiffstyp der römischen Flotte zur Zeit der Punischen Kriege, darstellen. Beide Schiffstypen waren dreireihige Ruderschiffe. Während bei der Trireme jeder Riemen von einem Ruderer bedient wurde, saßen an den oberen beiden Riemen bei der Quinquereme je zwei Ruderer. Die Option das Modell als Wasserlinienmodell mit einigen Matrosen, Ruderern und Soldaten zu bauen, faszinierte mich. Daher kaufte ich mir noch passende Figurensätze. Als ich die ersten Figuren probehalber auf das Deck gesetzt bzw. einen Ruderer in den Seitenkästen platziert hatte, fiel mir auf, dass die Ruderer für die Seitenkästen viel zu groß waren. Auch auf dem Gefechtsturm ließ sich die vorgesehene Bewaffnung, ein catapultae (leichtes Pfeilgeschütz) und die benötigten Soldaten nicht platzieren. Während eine Trireme eine Länge von etwa 35m besaß, war eine Quinquereme etwa 45 bis 47m lang. Bei einer Modelllänge von 47cm erhält man einen Maßstab von etwa 1:100. Die Proportionen des Modells hielt ich bei diesem Maßstab glaubwürdiger. Daher habe ich mich entschieden, das Modell als Quinquereme des ersten punischen Krieges mit einem Corvus im Bereich des Bugs zu bauen. Da ich keine passenden Figuren finden konnte, musste ich die Idee eines Wasserlinienmodells fallen lassen. Der Zusammenbau von Über- und Unterwasserschiff ist kniffelig. Während der Großteil des Übergangs zwischen Überwasserschiff und Unterwasserschiff durch die unteren Barkhölzer verdeckt wird, bleibt im Bereich des Hecks die Naht sichtbar. Minimale Ungenauigkeiten, die sich beim Bau einschleichen, fallen an dieser Stelle sofort ins Auge. Während bei der griechischen Triere die Anzahl der Riemen in den Ebenen unterschiedlich ist, ist sie bei der römischen Trireme in allen Ebenen gleich. In „Die römische Flotte“ werden 25 Riemen pro Reihe angegeben. Diese Zahl lässt sich ohne größere Umbauten am Rumpf nicht erreichen. Zvezda hat bei seinem Modell in der oberen Reihe 22, in der mittleren 19 und in der unteren 17 Riemen vorgesehen. Um mein Modell vorbildgetreuer zu gestalten werde ich die unteren Reihen auf 22 Riemen ergänzen. Hierzu ist es nötig die Ruderpforten im Ausleger sowie die Bohrungen in der Bordwand zu ergänzen. Für die Bemalung der Schiffe verwendeten die Römer eingebrannte Wachsfarben. Diese Art des Anstrichs war unempfindlich gegen Sonnenlicht und Salzwasser. Vorherrschende Farben waren Weiß, Blau, Gelb, Braun, Grün und Rot. Der Rumpf erhielt einen rotbraunen Schutzanstrich. Das Unterwasserschiff wurde mit einer teergetränkten Wollbespannung überzogen. Größere Schiffe erhielten zusätzlich eine Beplankung aus Bleiplatten. Purpur, Rot und Blau wurden bevorzugt zur Bemalung der Schmuckelemente verwendet. Bei der Bemalung meiner Quinquereme stand weniger die korrekte Farbgebung des antiken Vorbildes, über die ich mit obiger Ausnahme keine Informationen besitze, als vielmehr der Charakter eines Holzschiffes im Vordergrund. Farbig angelegt wurden nur die Schmuckelemente des Schiffs; der Unterwasserrumpf bekam einen schwarzbraunen Anstrich. Die Bemalung erfolgte mit Ölfarben auf einer Acrylgrundierung. Zvezda hat die Rahen, Segel und einen Teil der Taue in einem Stück hergestellt. Während die Leinenstruktur der Segel sehr schön wiedergegeben worden ist, ist die Materialstärke zu dick. Da ich mir in den Kopf gesetzt hatte, mein Modell mit Stoffsegeln auszustatten, habe ich die angegossenen Segel kurzerhand mit einer Laubsäge von den Rahen abgesägt. Ebenso wurden alle Tauimitationen abgeschabt. Anschließend wurden die Rahen mehrmals gespachtelt und geschliffen. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen, die Rahen durch eine Holzrahe neu zu bauen. Da ich aber keine Erfahrungen im Drehen von Bauteilen besitze, habe ich mich für den oben beschriebenen Weg entschieden. Nach Abschluss der Takelung habe ich die vorbereiteten Anker, das Zelt, den Gefechtsturm und die Riemen angeklebt. Abschließend habe ich noch aufgeschossenes Tauwerk des laufenden Guts mit kleinen Tauwickeln dargestellt. H.D.L. Viereck gibt an, dass die römischen Schiffe mindestens ein Beiboot (lat. scapha) mitführten, welches entweder geschleppt oder auf Deck gelagert wurde. Dieses Boot fehlt im Bausatz. Da ich keine Zeichnung besitze, konnte ich es nicht ergänzen. Vielleicht eignet sich hierzu das Boot, welches Zvezda diesen Herbst veröffentlicht hat. Weitere Bilder
Christian Matzke Publiziert am 09. September 2013 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |