Mittelschwerer Panzer Type 97 – CHI HA(Tamiya - Nr. 75 (35175))Produktinfo:
Besprechung:Historische Vorbemerkung
Der eher klein und leicht aussehende Chi Ha-Panzer ist typisch für einen Inselstaat, in dem rund zwei Drittel der Landesfläche aus Gebirgen bestehen. In dem damals noch wachsenden tropischen Imperium mit Monsunregen und tiefgründig verwitterten Böden, wenn man von China und “Mandschuko“ absieht, war der Einsatz schwerer oder gar überschwerer Panzer nicht angezeigt - ganz zu schweigen von amphibischen Operationen. Was den Chi Ha in seinem Wert ausmachte, bis der überlegene M4 Sherman im Pazifik auftauchte, dazu bietet die Bauanleitung auf zwei Seiten einiges an historischen Informationen, was ich durchaus als ausführlich und vorbildlich empfinde.
Der Bausatz
Die Spritzlinge sind für die damalige Zeit gut gemacht, „sauber“ ausgeführt, wie man zu sagen versucht ist, auch wenn man ihnen ihr Alter schon ansieht, vor allem Teile wie die Abdeckung des leeren Motoraumes, dort findet man auch Fischhaut zwischen den Lamellen. Auch Gussgrat ist bei den Figuren ein Thema. Ansonsten sind die Teile ansehnlich ausgeführt. Auswerfermarken befinden sich dort, wo man sie später nicht mehr sieht. Und vor allem die Teile passen ordentlich zusammen. Kaum Frust, wenig Spachtelmasse. Somit ist der Bausatz dank überschaubarer Teilezahl uneingeschränkt anfängertauglich. Auch das Fehlen 3D-gedruckter Teile und Photoätzteilen muss man nicht unbedingt beklagen. Der Bausatz ist dafür auch in einem Preissegment erhältlich, wo man schon von Glück reden kann, wenn man heute noch einen zeitgemäß produzierten Vierteltonner bekommt. Gut, die „Gummiketten“ – bestimmt nicht jedermanns Geschmack, aber es gibt ja noch Metallketten von Friul mit tollem Durchhang (#ATL-70: übrigens: nicht irritieren lassen von der Aufschrift Chi He/ Type 97 ist entscheidend) – sprich das Modell ist immer noch eine gute Grundlage für eigene Verfeinerungen aller Art. Ebenso für Umbauten, einer für die japanische Armee typischen Praxis, auf einem bewährten Fahrgestell Spezialpanzer wie z.B. Bergepanzer und Panzerjäger aufzubauen. Bauanleitung und Farbgebung
In neun Bauschritten führt die Bauanleitung durch den Bauprozess, an dessen Ende ein nach wie vor ansehnliches Modell steht. Zeichnungen und kurze textliche Erläuterungen – in Englisch und Deutsch – zeigen eindeutig, wo was hingehört. Nach wie vor vorbildlich, wie ich finde, trotz des achtseitigen Faltlappens, der einem beim Basteln schon auf die Nerven gehen kann.
Je eine Seite der Bauanleitung ist der Farbgebung bzw. der Fahrzeugkennzeichnung mit den beigefügten Decals gewidmet. Und die hat es in Japan in sich: lernen wir doch, dass es neben arabischen Ziffern Symbole wie Blitze, japanische Schriftzeichen (z.B. die Initialen des Regimentskommandeurs) oder Hinweise auf öffentliche Spender gegeben hatte, dazu kommen noch Nummernschilder. Also ein weites Feld für den mitteleuropäischen Modellbauer. Die Decals erscheinen mir heute auf dem Trägerpapier recht „dick“, auf dem gebauten Modell von damals sehen sie aber nicht verkehrt aus. Die Farbangaben in der Bauanleitung (S.7) beziehen sich nicht konkret auf einen Hersteller, auch wenn unten auf der Seite ganz allgemein auf Tamiya Acrylics verwiesen wird, sondern benennen die Farben wie Khaki, dunkles Rotbraun, Dunkelgrün und Gelb. Da wird dem Modellbauer heute schon deutlich mehr an die Hand gegeben, um die oft erwähnten Mischorgien zu vermeiden. Heute findet man alles bei AK, aber was dem einen die Eule, ist dem andern die Nachtigall. Übrigens: Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte, hat Glück, da in verdienstvoller Weise ein des Japanischen mächtiger Modellbauer das Camouflage Manual, das Tarnhandbuch des japanischen Heeres von 1943, übersetzt hat. Das Modell
Ein Klassiker von Tamiya; ein Uraltmodell, von der Größe 16 cm x 9 cm. Der Copyrightvermerk weist auf das Jahr 1975 hin; offensichtlich in Japan konstruiert und inzwischen auf den Philippinen hergestellt. Ein Erfolgskonzept, das auch heute noch funktioniert, wenn wie bei Amusing Hobby in Japan konstruiert und in China produziert wird. Insgesamt mögen Modelle aus Japan zwar nach wie vor einen festen Marktanteil haben, trotzdem sieht man in Deutschland japanische Panzer eher selten - Exoten eben.
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Ein Bausatz für den Einstieg ins Hobby, absolut anfängertauglich, zumal mit dem Buch von AK quasi ein „How to“ vorliegt und somit schon bald ein Schritt zum individuellen Verfeinern, Bemalen und Altern gemacht werden kann. Für alle, die sich auf diesem Terrain gerne bewegen, ist das Buch mit Modellen (mehrheitlich von Kristof Pulinckx gebaut) ebenfalls eine absolute Empfehlung. Ausblick Ob sich Tamiya eines Tages zu einer Überarbeitung des Modells entschließen wird? Fast ist man - nicht zuletzt mit Blick auf den Modellbaunachwuchs - geneigt zu sagen: bitte nicht, da ich befürchte, dass wir sofort mit einem dreimal so hohen Preis rechnen dürften. Aber es gibt ja auch das Argument des Rundum-Sorglos-Pakets: Alles in einer Box - Inneneinrichtung, Slide-Mold-Teile, Photo-Etched-Parts, einteiliges gedrehtes Kanonenrohr aus Metall … Aber das hat dann eben auch seinen Preis.
Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 21. November 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |