`69 Camaro Z/28(Revell - Nr. 07727)Produktinfo:
Besprechung:Der Chevrolet Camaro und sein Konzernbruder Pontiac Firebird betraten 1967 als Antwort auf den Ford Mustang und den Plymouth Barracuda die große Bühne des amerikanischen Automobilmarktes. Sie hatten es wahrlich nicht leicht, hatten die beiden Konkurrenten in den Jahren zuvor schon gut vorgelegt. Sie basierten ebenfalls auf einem bereits existierenden Modell, nämlich dem Chevy II und gehörten in die sogenannte Klasse der Pony-Cars. Der Camaro hatte gegenüber dem Mustang ein etwas sportlicheres Auftreten, schon von Beginn an spendierte ihm Chevrolet die gesamte verfügbare Motorenpalette. Los ging´s mit einem 230 CID Sechszylinder-Reihenmotor mit braven 140 HP, das obere Ende markierte ein 396er V8 mit 325 Pferdchen an der Kurbelwelle. Die Ausstattungspalette war nicht minder umfangreich, vom eher spartanischen Grundmodell über luxuriös bis zu super sportlich war alles möglich. Das Z/28 Paket war im Wesentlichen eine sportlichere Ausführung für die "Club of America Trans Am“-Rennserie. Angeboten wurde der Camaro nur als Coupé und Cabrio, ein Fastback wurde aufgrund der zu erwartenden geringen Nachfrage nicht angeboten. Während der dreijährigen Bauzeit der ersten Generation erzielte der Camaro einen konstanten Marktanteil von ca. 11% aller verkauften Chevys, in Zahlen ausgedrückt etwa 230.000 Fahrzeuge pro Jahr. Das Coupé war wesentlich beliebter als das Cabriolet, dieses verkaufte sich nur im ersten Jahr mit etwa 25.000 Exemplaren halbwegs gut, danach waren die Zahlen rückläufig, jeweils -20% in den beiden Folgejahren.
Der Bausatz ist ein alter Klassiker und stammt ursprünglich aus dem Hause Monogram, wo er gegen Ende der 1980er Jahre zum ersten Mal erschienen ist. In den Folgejahren gab es einige Wiederauflagen, meist unverändert als 3in1 Street Machine. Revell hatte 2013 eine Foose-Version herausgebracht mit einigen filmspezifischen Zusatzteilen (im Wesentlichen neue Räder). Für die aktuelle Auflage ist man wieder zum ursprünglichen 3in1 Bausatz zurückgegangen. 3in1 bedeutet hier, dass man eine ganz normale Stock-Version bauen kann wie sie auch an die Händler ausgeliefert wurde, alternativ dazu eine Street-Version mit aufgemotztem Motor und noch eine Racing-Ausführung mit Slicks an den Hinterreifen. Für letztere hätte man aber eigentlich noch einen passenden Sitz und mindestens einen Überrollbügel dazulegen müssen. So ist es eigentlich eine Street Version mit Slicks, also mehr ein 2,5in1. Egal, ich nehme die extra Reifen gerne mit und würde für den Zusammenbau ohnehin bei der Stock-Version bleiben, eventuell mit den breiteren Reifen. Der Bausatz besteht aus 168 Einzelteilen, das Skill Level ist mit 4 angegeben, was gerechtfertigt ist.
Der Decalbogen ist wirklich riesig für aktuelle Revell-Verhältnisse. Ganze 33 x 24 cm ist er groß und wurde wie immer in Italien gedruckt. Dominierende Elemente darauf sind die weißen Dekorstreifen für Dach und Mototrhaube sowie ein Stoffmuster für die Sitze. Dieses gab es tatsächlich und nannte sich "Houndstooth", es war in Schwarz. Gelb, Rot und Weiß erhältlich. Da der Hintergund dieser Decals farblos ist, könnte man abweichend von der Bauanleitung das Interieur entsprechend gestalten. Leider ist man hier auf diese Kombination festgelegt, die normalen Ledersitze sehen komplett anders aus, es reicht also nicht, nur die Knopfleiste zu entfernen. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von weiteren Decals für den Innenraum, welche man davon letztlich benutzt, muss man selbst entscheiden, bei den Gurten z.B. sieht das in diesem Maßstab einfach nur besch***** aus. Bei den Instrumenten und auch dem Holzdekor ist das schon anders, die wären im Original auch "nur" 2D. Revell hat auch an ein paar Decals für den Motorraum gedacht, ebenso an die Schriftzüge für die Reifen. Wie üblich gibt es auch einige Nummernschilder aus verschiedenen Nationen, darunter USA, Deutschland und seine Nachbarn. Der Druck des in Italien bei Cartograf hergestellten Bogens ist tadellos, die Farben, insbesondere auch die Metallic sind gut deckend und sehen auch überzeugend aus, gerade bei den Metallic ist das ja nicht immer so. Selbst die kleineren Schriftzüge, Zahlen und Buchstaben sind problemlos lesbar.
Die Karosserie ist aus einem Guss, Dank des relativ dicken Materials auch gerade und verzugsfrei. Es gibt stellenweise etwas Grat, den man entfernen muss, z.B. eine über die gesamte Länge verlaufende Formtrennaht (?). Leider kann man nur die Motorhaube geöffnet anbauen, Kofferraum und Türen müsste man selbst herausschneiden und entsprechend nachdetaillieren - in 1:12 sicherlich kein abwegiges Vorhaben. Die Lüftungsschlitze vor der Frontscheibe sind nicht durchbrochen, es sollte aber möglich sein, die die durch Abtragen von Material auf der Rückseite freizulegen. Die Seitenblinker und Schriftzüge sind als erhabene Details angespritzt, die Scheibenwischer und Türgriffe löblicherweise als separate Teile ausgeführt. Die Bodengruppe ist ebenfalls aus einem Stück, genau so wie die Innenraumschale. Alle drei Komponenten zusammen ergeben einen sehr stabilen Aufbau und bringen auch einiges an Gewicht auf die Straße. Motor, Abgasanlage und Achsen sind komplett nachgebildet. Der Aufbau ähnelt den 1:24er Bausätzen, es ist aber schon etwas "mehr" als nur ein hochskaliertes Modell. Der Motor besteht aus gut 30 Einzelteilen, für einige der Schläuche und die Zündkabel liegt passendes Material aus Vinyl bei. Die Detaillierung ist schon sehr gut, natürlich sind in diesem Maßstab die Möglichkeiten nach oben offen.
Der Motorraum ist mit einigen erhabenen Details versehen, hier kann man noch ein paar Kabel und Leitungen ergänzen bzw. auch plastischer verlegen. Die Motorhaube wird mit einer einfachen Mechanik beweglich gehalten, das im Original recht komplizierte Scharnier ist eingeklappt nachgebildet. Mit etwas Geschick bekommt man das etwas realistischer hin. Die Innenseite der Motorhaube ist recht flach, die Grundstruktur ist vorhanden, es fehlt aber der 3D-Effekt. Die Abgasanlage besteht nur aus wenigen Teilen, dafür dürfte es mit der korrekten Ausrichtung keine Probleme geben. Die Endrohre sollte man noch aufbohren. Die Achsen und Radaufhängungen sind stellenweise etwas vereinfacht wiedergegeben, z.B. gibt es keine Federn an der Vorderachse. Die Räder können sowohl dreh- als auch lenkbar angebaut werden. Die Radkästen weisen eine Struktur auf, die wohl eine Art Unterbodenschutz darstellen soll. Die Reifen sind ein zweischneidiges Schwert. Die Detaillierung ist in Ordnung, das Profil passt in die Zeit. Leider ist das Material sehr weich, einige der Reifen sind deformiert. Man muss sich da wohl was einfallen lassen, um die Sache rund zu bekommen. Die Stock-Reifen haben erhabene Schriftzüge an den Flanken, die breiteren sind dagegen glatt. Die Slicks sind nicht so der Hit, einer der beiden hat einen leichten Gussfehler, mit der Folge dass die Lauffläche ungleichmäßig ist.
Der Innenraum ist eine Mischung zwischen gut gemacht und stark vereinfacht. Gut gemacht finde ich die unterschiedlichen Strukturen im Plastik, je nachdem welches Material dargestellt werden soll. Ebenfalls gut finde ich die separaten Fensterkurbeln, Griffe, Schalthebel und Pedale. Weniger gut gefallen mir die nur als Decals vorhandenen Gurte und weitere Teile, die auch nur so vorhanden sind (Lautsprecher, Lüftungsgitter). Schade, dass man die Türen nicht geöffnet anbauen kann. Die Klarsichtteile sind von guter Qualität und ermöglichen einen verzerrungsfreien Einblick in den Innenraum. Wie üblich gibt es außer der kleinen Dreiecksfenster hinten keine Seitenscheiben. Dafür sind die Lampengläser der Scheinwerfer richtig gut gemacht. Die Rückleuchten sind bereits passend rot eingefärbt, dankenswerterweise hat man die Rückfahrleuchten ausgespart. Diese sind ja mit Klarglas versehen. Das entsprechende Loch wird durch den verchromten Reflektor aufgefüllt. Die Seitenblinker dagegen werden nur aufgemalt.
Die Bauanleitung ist typisch Revell, farbig, klar und übersichtlich aufgebaut. Die 60 Baustufen lassen keine Fragen offen, wie gewohnt sind die Bemalungshinweise passend hervorgehoben. Für die Lackierung schlägt Revell drei Farben vor: Orangerot (Hugger Orange), Gelb (Daytona Yellow) und Schwarz (Tuxedo Black). Natürlich gab es im Modelljahr 1969 noch eine ganze Reihe anderer Farbtöne, z.B. Fathom Green Metallic, Burgundy Metallic, Cortez Silver Metallic, LeMans Blue Metallic, Rallye Green Metallic und noch einige mehr.
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Anspruchsvoll Fazit:Ein imposantes Modell, keine Frage. Revell liefert hier aus dem Kasten heraus eine sehr gute Grundlage für ein superdetailliertes Modell. Man kann auch schon mit relativ wenig Aufwand viel erreichen. Revell ruft für den Bausatz aktuell ca. 140 Euro auf, das ist schon eine Menge Geld für eine über 30 Jahre alte Werkzeugform. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 16. November 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |