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P-Series - Arado Ar E.555

(Revell - Nr. 03790)

Revell - P-Series - Arado Ar E.555

Produktinfo:

Hersteller:Revell
Sparte:Flugzeuge Militär WK2
Katalog Nummer:03790 - P-Series - Arado Ar E.555
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:Februar 2024
Preis:ca. 19,98 €
Inhalt:
  • 3 graue Gussrahmen
  • 1 klarer Rahmen
  • Decals
  • Anleitung

Besprechung:

Revell - P-Series - Arado Ar E.555

zum Vorbild

Die Arado E.555 war die Antwort auf eine Ausschreibung des Reichsluftfahrtministeriums zur Entwicklung eines sogenannten Amerika-Bombers, der wie der Name schon verrät, eben die Städte an der Ostküste der USA ins Visier nehmen können sollte. Bei den Arado-Flugzeugwerken in Schlesien hatte man bereits im Dezember 1943 damit begonnen, ein entsprechendes Konzept aufzustellen. Am 20. April 1944 fand unter Leitung von Wolfgang Laute eine Besprechung statt, bei der die Anforderungen an den neuen Hochgeschwindigkeitslangstreckenbomber festgelegt wurden. Das Flugzeug sollte eine Bombenlast von etwa 4.000 kg auf 5.000 km Reichweite transportieren können. Im Sommer 1944 wurden verschiedene Konzepte entworfen. Insgesamt reichte Arado gleich 14 verschiedene Konzepte für die Arado Ar. 555 ein. Die meisten davon waren als Nurflügler ausgelegt. Revell hat sich bei der Entwicklung des Bausatzes übrigens für den Entwurf Nr. 1 entschieden. Dieser Bomber war als Nurflügler in Ganzmetallbauweise und einem druckluftbelüfteten Cockpit ausgelegt. Der Bomber hätte eine Spannweite von 21 Metern aufgewiesen und wäre in dieser Version von sechs BMW 003-Strahltriebwerken auf der Oberseite des Rumpfs angetrieben worden. Die E.555/1 hätte es auf 860 km/h bei einer Reichweite von 4.800 km und 24.000 kg Abfluggewicht geschafft. Als Besatzung waren drei Mann vorgesehen. Am 22. Dezember 1944 wurde vom RLM angeordnet, die laufenden Projekte von Bombern einzustellen. Ob noch ein Prototyp begonnen wurde, ist nicht ganz geklärt, es liegen diesbezüglich keine Angaben vor.

Revell - P-Series - Arado Ar E.555

Zum Bausatz

Wer eine Arado E.555/1 bauen möchte, kommt um diesen Bausatz nicht herum. 1998 erstmals in die Händlerregale gelangt und 2012 wieder aufgelegt, bekamen wir im Februar dieses Jahres das dritte Mal das Vergnügen. Was mir direkt aufgefallen ist, bei Revell hat man wohl aus dem PR-Desaster von der Haunebu II gelernt und betont im Werbetext auf der Internetseite, dass es sich um ein fiktives bzw. Reißbrett-Flugzeug handelt, auch bei den Farbvorschlägen haben wir in Klammern nochmal das „What-if“ stehen. Wer übrigens eine der anderen 13 Versionen bauen möchte, muss entweder auf einen Resin(um)bausatz zurückgreifen oder sich selbst Gedanken dazu machen.  

Die Auflage kommt in neuem Design daher, man hat hier zwar das Cover von der zweiten Auflage verwendet, aber den Hintergrund durch ein Blaupausenpapier ersetzt. Die Bausatzbestandteile sind in den so verhassten Seitenöffnerkarton verpackt, auf der Rückseite gibt es ein paar minimale Informationen zum Original, sowie Bilder vom Prototypmodell. Im Karton finden wir sauber verpackt drei Spritzlinge in Grau, sowie einen weiteren Klarrahmen in einer extra Tüte. Die Aufteilung ist dabei recht übersichtlich, ein Spritzling beinhaltet alle kleineren Teile, die anderen beiden haben je ein Seitenleitwerk und eine Rumpf-Flügel-Hälfte. Was die Qualität angeht: es ist akzeptabel, wir werden aber gleich sehen, dass eine Überarbeitung der Formen vorher angebracht gewesen wäre.

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P-Series - Arado Ar E.555

 

Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Dieses besteht aus einem größeren Teil mit schönem Relief, teilweise angegossenen Sitzen und einem nett detaillierten Arbeitsplatz des Heckschützen. Ergänzt wird dieses durch zwei Sitzlehnen, Instrumentenbord, Steuerhorn und Bombenzielgerät. Die Gurte sind dabei angegossen, die Sitzpolster sind etwas prominent, die Ruderpedale einfach gehalten, das ist aber alles verschmerzbar und tut dem Blick in den gut gefüllten Arbeitsbereich keinen Abbruch. Allerdings merkt man hier erstmals das Alter der Form, da man gerade an kleineren Teilen immer wieder Flash und Trennnähte findet. An den Instrumentenbrettern kann man vielleicht noch mit gezogenen Gussästen ein paar Kabel ergänzen, wie man es auf dem Cover sehen kann. Interessant sind die Instrumente, die man am Platz des Beobachters sehen kann: offensichtlich handelt es sich hier um Anzeigen und Schubhebel für die sechs Treibwerke, da diese Instrumente jeweils sechsmal (je drei links und drei rechts) zu sehen sind, aber eigentlich macht die Platzierung von sechs Schubhebeln dort gar kein Sinn und sollten beim Piloten zu finden sein, während die Anzeigen für die Triebwerke an einem dritten Arbeitsplatz wiederum realistisch ist. Das will ich gar nicht weiter kritisieren, es ist nur ein lustiges Detail, was mir aufgefallen ist. Das Cockpitsegment wird dann in den Rumpf eingesetzt, wo man noch weitere Reliefs findet, als Rückwand werden dann noch zwei Teile platziert, welche dann weitere Sicherungen und ein Funkgerät beinhalten. Insgesamt ist das Cockpit damit schon recht realistisch gehalten und muss sich vor Bausätzen mit realen Vorbildern definitiv nicht verstecken, im Gegenteil: gerade in Anbetracht dessen, dass es kein real gebautes Vorbild gibt, hat man hier mit großer Sorgsamkeit gearbeitet.

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Im Rumpf sollen auf beiden Seiten jeweils noch 16 Gramm Gewicht eingesetzt werden, damit ein Tailsitter vermieden wird. Im oberen Rumpf wird dann das Geschütz im Drehturm, sowie ein Periskop eingesetzt. Der Triebwerksblock ist auch recht einfach aufgebaut: eine Ober- und eine Unterseite, dazwischen müssen die sechs Ein- und Auslässe eingesetzt werden, auch hier gibt es viele Details. An den Treibwerksteilen findet man unsauberen Guss und leichte Kratzer, die wahrscheinlich von einer Beschädigung oder einem Fremdkörper an der Spritzgussform stammen. Kratzer findet man auch an verschiedenen Stellen des Rumpfs, so z. B. im Bombenschacht und dem Flügelknick. So wirklich versäubern ist dabei natürlich schwierig, ob die nach dem Lackieren noch auffallen wird sich zeigen müssen. Lässt man diese Fehler außer Acht, dann sieht man am ganzen Flugzeug vertiefte Gravuren mit realistischen Panelines. Außerdem sind an den großen Teilen starke und breite Angusspunkte zu finden, welche man vorsichtig entfernen muss, um nicht die Bauteile zu beschädigen. Die Passung der Teile ist eher mäßig, ich habe hier jedenfalls einige Anläufe gebraucht, damit die Flügel ordentlich passen. Schwierig vor allem deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass das Teil leicht verzogen ist, und immer wieder Überstände entstehen. Vielleicht sind aber auch so die Kratzer entstanden, indem man meinen Gussrahmen zu schnell aus der Form entnommen hat und das Plastik vielleicht noch nicht ganz ausgekühlt war, in diesem Fall gilt das Problem wohl nur bei meinem Exemplar. Auch am Heck wird noch ein Geschütz eingesetzt. Die Läufe sind leider nicht mit einer Struktur versehen und völlig glatt, dafür lassen sich die Geschütze auch bewegen, wenn man diese nicht versehentlich mit verklebt.

Fahrwerks- und der Bombenschacht sind wunderbar wiedergegeben und auch ein paar Leitungen sind angedeutet. Mir gefällt das massive Fahrwerk sehr gut und macht für mich das Flugzeug nochmals interessanter, hinzu kommen schöne Profile an den Reifen, welche auch nicht in zwei Hälften getrennt sind, womit keine Klebenaht versäubert werden muss. Ich denke, hier kann man vielleicht noch Hydraulikleitungen ergänzen. Da die Arado einen Bomber darstellen soll, gibt es natürlich auch noch explosive Zuladung in Form von drei SC-1000 und zwei SC-2000 Bomben. Die Schachtklappen sind ebenfalls gut gemacht, es gibt sogar Hydraulikstempel. Die Hauptfahrwerksklappen müssen, wenn man sie offen darstellen will, geknickt werden, dass könnte vielleicht etwas kompliziert sein, damit beide Seiten auch gleich aussehen. Am Flugzeug werden zum Schluss noch das Pitotrohr, eine Antenne am Heck, sowie die Zieleinrichtung des Bombenschützen ergänzt. Die Klarteile sind so weit kratzer- und schlierenfrei und ermöglichen einen schönen Einblick ins Innere des Flugzeugs. An den Scheinwerfern ist allerdings viel Fischhaut zu finden, die entfernt werden muss, dafür aber passt die Kanzelverglasung gut in den Rumpf. 

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Bemalung und Abziehbilder

Die Abziehbilder wurden in Italien gedruckt und beinhalten neben den spezifischen Markierungen auch noch Wartungshinweise und Begrenzungslinien. Als Vorschläge gibt es wieder dieselben beiden Varianten wie bereits vor zwölf Jahren schon, was ich persönlich etwas schade finde, hat man doch mit einem What-If so viele Möglichkeiten:

  1. Die erste Arado E.555/1 gehört zur 2. Staffel des Kampfgeschwaders 100 mit der Kennung 6N+EK. Dieser Verband war ein Sonderverband der Luftwaffe, der speziell für Präzisionseinsätze verwendet wurde. Insbesondere maritime Ziele gerieten oft ins Visier, aber auch reguläre Bombardements wurden durchgeführt. Das KG 100 nutzte oft neue Technologie und unkonventionelle Waffen. Besondere Bekanntheit erlangte das Geschwader durch die Versenkung des italienischen Schlachtschiffs Roma mit der Fernlenkbombe Fritz X, so ist es also durchaus plausibel, dass die E.555 von diesem Verband genutzt werden könnte, um Sondereinsätze gegen Amerika zu fliegen.
  2. Der zweite Vorschlag zeigt eine Arado E.555 des Stabes des Kampfgeschwader 200. Das Kampfgeschwader 200 war ebenfalls ein Sonderverband der Luftwaffe, dessen Aufgabe aber eher geheime Operationen, wie das Absetzen von Agenten auf feindlichem Gebiet oder der Erprobung von erbeuteten, aber auch experimentellen Flugzeugen war. Tatsächlich blieben viele Details zum Teil noch Jahrzehnte nach Kriegsende unter Verschluss. Auch hier würde die Arado E.555 gut ins Spektrum passen.
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Anleitung

Die Anleitung stellt für mich tatsächlich ein Ärgernis dar, weil man hier einfach die alte schwarz-weiße Anleitung von 2012 wieder in die Packung gesteckt hat. Das macht halt den Eindruck, dass man diese Wiederauflage so schnell wie möglich, mit so wenig Mühe wie möglich auf den Markt bringen wollte, und das wirkt ein wenig lieblos. Gerade bei den Bemalungsvorschlägen wird es durch die schwarz-weiße Anleitung dann wieder abenteuerlich undurchschaubar. Aber nichtsdestotrotz sind wir Jahrzehnte damit klargekommen und schaffen es auch noch heute, die Anleitung erfüllt ihren Zweck und man bekommt hier wenigstens noch den historischen Abriss zur Geschichte des Flugzeugs. In 26 Schritten kommt man zum fertigen Modell.

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Darstellbare Maschinen:
  • Arado E.555/1 Kennung: 6N+EK, 2./KG 100, Luftwaffe 1948 (what-if)
  • Arado E.555/1 Kennung: A3+BA, Stab/KG 200, Luftwaffe 1948 (what-if)
Stärken:
  • einzige Bausatzform dieses interessanten What-if Flugzeugs
  • detailliertes Cockpit
  • detaillierte und schön gemachte Oberflächen
  • Waffenschacht kann geöffnet dargestellt werden, mit Bombenzuladung
  • preislich kaum verändert
Schwächen:
  • einiges an Fischhäuten, gerade an den kleinen Teilen
  • bei mir finden sich einige unschöne Kratzer und unsaubere Stellen in manchen Teilen
  • durch die Beilage der selben Abziehbilder und der alten s/w-Anleitung wirkt diese Auflage für meinen Geschmack etwas lieblos gemacht
Anwendung: Da ich ein paar Passprobleme hatte, eher Mittel, aber von anderen habe ich schon gehört, dass diese bei ihnen nicht vorkamen, dann eher leicht und auch für Anfänger als zweites oder drittes Modell geeignet

Fazit:

Auch wenn ich finde, dass die Auflage etwas lieblos gemacht ist, ist der Bausatz dennoch eine wirklich willkommene Wiederauflage. Der Bau macht viel Spaß, bei der Lackierung kann man sich dann richtig austun, wie auch diverse Beispiele im Internet zeigen und den Preis von meist unter 20 € finde ich auch gerechtfertigt.  

Weitere Infos:

Anmerkungen: Das Modell gibt es bei Revell hier zu Bestellen.

Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 12. November 2024

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