HMS Hood(Trumpeter - Nr. 05302)Produktinfo:
Besprechung:Trumpeter hat wieder einmal einen sehr lang erwarteten Bausatz herausgebracht. Bislang gab es von HMS Hood kein Spritzgußmodell im beliebten Maßstab 1:350. Wer in diesem Maßstab bauen wollte, konnte nur für sehr viel Geld versuchen, einen der raren Resinbausätze der Kleinserienhersteller White Ensign Models und Iron Shipwright zu ergattern. Nun hat das Warten ein Ende, die rührige chinesische Firma hat auf die Wünsche der Modellbauer gehört. Schon beim Bekanntwerden des Erscheinens des Bausatzes überschlugen sich die Diskussionen in den diversen Foren in Vorfreude, Befürchtungen und ganz allgemeinen Spekulationen, nun ist der Bausatz samt Aufrüstsatz von Trumpeter da, und auch ein Ätzteilesatz der renommierten Firma White Ensign Models ist kürzlich ausgeliefert worden. Zudem ist vor nicht allzu langer Zeit ein sehr umfassendes und lesenswertes Buch zum Thema erschienen. Alles zusammen versetzt uns in die Lage, das vermutlich bislang akkurateste Modell dieses legendären Schiffes bauen zu können. Der Bausatz ist in Zusammenarbeit mit der kenntnisreichen und sehr motivierten HMS Hood Association entwickelt worden, d.h. die Association stellte Trumpeter Unterlagen zur Verfügung und gab Anregungen zur vorbildgetreuen und gut baubaren Umsetzung des Modells. Genaueres ist auf der Website der Hood Association zu lesen unter: http://www.hmshood.com/models/trumpeter/Trumpeter350.html Diese Website www.hmshood.com ist übrigens absolut sehenswert und eine Fundgrube an Informationen über das Schiff.
Das VorbildZur HMS Hood ist ungeheuer viel gesagt worden, und unter Briten, internationalen Modellbauern und militärgeschichtlich Interessierten ist sie vermutlich eines der allerbekanntesten Kriegsschiffe. Ich würde soweit gehen, sie aufgrund des sie umgebenden Nimbus die Titanic unter den Kriegsschiffen (zusammen mit ihrer Nemesis, der Bismarck) zu nennen. Ihr Verlust nahezu mit Mann und Maus nach wenigen Minuten Gefechts ließ niemanden kalt. Für die Briten war sie ein nationales Monument und in den vielen Jahren des Friedensdienstes das bekannteste Schiff und die Verkörperung der Royal Navy (und britischer Weltgeltung) geworden. Ihre beeindruckende Erscheinung und ihre vermeintliche Mächtigkeit machten ihren Verlust - gerade zu einer für die Briten sehr düsteren Periode des Krieges - zu einer Katastrophe, die schwerer wog als der bloße Verlust eines Großkampfschiffs. Allein deshalb ist die Unbedingtheit zu verstehen, mit der die Briten sich um die Vernichtung der Bismarck bemühten.
Eigentlich war HMS Hood von Anbeginn keine besonders glückliche Konstruktion und zur Zeit ihrer Vernichtung veraltet. Modernen Großkampfschiffen war sie hinsichtlich Eigenschutz, Feuerleitung, Ortungsausstattung und Flugabwehrwaffen hoffnungslos unterlegen. Zudem waren ihre Maschinen überaltert und dringend erneuerungsbedürftig, was die Fahrleistungen, Einsatzbereitschaft und in nicht unerheblichem Maße die Lebensbedingungen der Besatzung beeinträchtigte. Auch zeichnete sie sich nicht durch besonders gute artilleristische Leistungen aus. Dem steht entgegen, dass sie das größte, eleganteste und beeindruckendste Großkampfschiff der Royal Navy war und als solches eine enorme Wirkung auf die Öffentlichkeit daheim und im Ausland hatte. Auf ihren vielen Reisen zeigte sie den White Ensign rund um die Welt und wurde von hunderttausenden Menschen gesehen und auch besucht.. Ihre Besatzungen trugen zu dieser Wirkung einen Großteil bei. Die Hood hatte große Sportler und Botschafter des guten Willens an Bord. Von daher war ihr tatsächlicher Wert als Kampfeinheit über einen großen Teil ihrer Laufbahn von minderer Bedeutung. Diese Tätigkeit als Botschafterin verhinderte neben den chronisch fehlenden Geldmitteln eine nach zwanzig Jahren Dienst bitter notwendige tief greifende Überholung und Modernisierung.
Die Hood sollte nach einer Anforderung aus dem Oktober 1915 eigentlich ein schnelles Schlachtschiff als Verbesserung der sehr erfolgreichen, aber nur 21 kn schnellen Queen-Elizabeth-Klasse werden. Angedacht war ein höheres Freibord und verringerter Tiefgang; um das zu erreichen, mussten die Abmessungen im Vergleich zu bisherigen Schiffen erheblich vergrößert werden. Der Befehlshaber der britischen Grand Fleet, Admiral Jellicoe, bewirkte jedoch als Reaktion auf die in Deutschland seinerzeit projektierten Schlachtkreuzer der Mackensen-Klasse eine Änderung der Pläne. So wurden im Februar 1916 neue Entwürfe vorgelegt, von denen einer weiterentwickelt wurde. Aus dem schnellen Schlachtschiff war ein Schlachtkreuzer von bislang nicht da gewesenen Abmessungen, Leistung und Feuerkraft geworden. Eine Länge von 262 m, eine Verdrängung von 35500 t und eine Hauptbewaffnung von acht 38,1 cm - Geschützen ließen alle bisherigen Vertreter der Schiffsklasse verblassen.
Allerdings war wie bei allen bisherigen britischen Schlachtkreuzern der Eigenschutz weit hintenan gestellt worden, insbesondere die horizontale Panzerung war völlig unzulänglich. Vier Schiffe sollten gebaut werden, neben dem Typschiff Hood die Einheiten Anson, Howe und Rodney, allesamt nach britischen Seehelden aus dem 18. Jahrhundert benannt. Die Skagerrakschlacht am 31.5./1.6.1916 zeigte dann auf brutale Weise die Schwächen des Schlachtkreuzerkonzepts. Drei britische Schlachtkreuzer gingen aufgrund unzulänglicher Panzerung und Brandschutz mit sehr hohen Menschenverlusten unter. Jellicoes berühmt-berüchtigter Ausspruch "There seems something wrong with our bloody ships today" (Mit unseren verdammten Schiffen stimmt heute etwas nicht) fasste es auf eine Art und Weise zusammen, die britisches Upper-Class-Denken und seine vordergründige Gefühllosigkeit auf nahezu groteske und an einen Sketch von Monty Python gemahnende Art widerspiegelt.
Der Schlachtkreuzer, ein beeindruckendes Schiff, das in Richtung Geschwindigkeit und schwere Bewaffnung entwickelt worden war, erwies sich bei einer Konfrontation mit gleich schwer bewaffneten Gegnern als nicht überlebensfähig. Seine Stärke lag darin, schwächere Gegner mit seiner enormen Bewaffnung niederzukämpfen, aber der Konfrontation mit gleichstark bewaffneten Gegnern auszuweichen. Und eben in der Konfrontation mit einem gleich stark bewaffneten, modernen schnellen Schlachtschiff sollte die Hood verloren gehen
Die Erfahrungen der Skagerrakschlacht führten zu Verbesserungen im Brandschutz bei allen britischen Einheiten, und die Konstruktion der neuen Schlachtkreuzer wurde, soweit es möglich schien, überarbeitet. Am Ende blieb wenig von den ursprünglichen Absichten übrig: Zwar wurde die Panzerung verstärkt, aber hauptsächlich im vertikalen und nicht im horizontalen Bereich. Damit bestand nie ein ausreichender Schutz gegen schwere Granaten aus großer Entfernung. Zudem lagen die Lagerräume der Treibladungen (auf britischen Schiffen in Säcken gepacktes hochexplosives Kordit) über den Lagerräumen der Granaten, gegen Steilfeuer nur durch 5,08 cm Stahl geschützt.
Die Zunahme an Panzerung erhöhte die Verdrängung und damit den Tiefgang; später zeigte sich, daß das Achterdeck der Hood häufig überspült wurde, wodurch sich die Lebensbedingungen der darunter untergebrachten Offiziere verschlechterten und der Einsatz von Bordflugzeugen vom Achterdeck unmöglich wurde. Die Rohrerhöhung der schweren Artillerie wurde von 20 auf 30° erhöht, um die Reichweite zu steigern. Zum Gewichtsausgleich wurden die vier vorderen Überwasser - Torpedorohre ausgebaut. Auch wurde die Schutzbox der vier achteren Torpedorohre entfernt (jedoch später nachgerüstet). Schließlich wurde der Bau der drei weiteren Schiffe der Klasse gestoppt und nur die Hood, allerdings erst nach Ende des ersten Weltkrieges, fertiggestellt.
Ihre technischen Daten waren wie folgt:
Die Zeit nach dem ersten Weltkrieg war gekennzeichnet durch Verminderung der Verteidigungshaushalte und Bemühung um Abrüstung. Die Stornierung ihrer Schwesterschiffe und die Tonnagebegrenzungen für Neubauten sorgten dafür, daß die Hood auf absehbare Zeit das größte Kriegsschiff der Welt blieb. Sie gehörte bis 1929 zur damaligen Atlantikflotte, wurde jedoch oft für Auslandsreisen eingesetzt. 1923/24 reiste sie über zehn Monate mit dem Schlachtkreuzer Repulse und vier leichten Kreuzern um die Welt und zeigte die britische Flagge. 1929 - 31 wurde sie in Portsmouth überholt, jedoch nicht tiefgreifend modernisiert wie andere Schlachtschiffe. Die Flugabwehrbewaffnung wurde verbessert und ein Bordflugzeug auf dem Achterdeck montiert, das jedoch bald wieder von Bord gegeben werden mußte, da das niedrige Freibord zum häufigen Überspülen des Achterschiffs führte.
Nach ihrer Wiederindienststellung bei der Atlantikflotte nahm ihre Besatzung im September1931 an der Meuterei von Invergordon teil, die sich gegen Soldkürzungen richtete. Nach Beilegung der Meuterei wurde die Atlantikflotte in Heimatflotte (Home Fleet) umbenannt. Hood gehörte ihr bis 1936 an, als sie zur Mittelmeerflotte versetzt wurde. Dort sah sie ihre ersten Kampfeinsätze als Mitglied der internationalen Überwachungs- und Blockadeflotte während des spanischen Bürgerkriegs. Während ihrer Zeit im Mittelmeer wurden mehrere kleinere Umbauten durchgeführt, die sich hauptsächlich mit ihrer Flakbewaffnung beschäftigten. 1939 zeigte sich nach 20 Jahren im Dienst erheblicher Verschleiß der Maschinenanlage, Kessel, Turbinen und Kondensatoren. Ihre Verdrängung war zu groß, ihre Stabilität zu gering, und das Fehlen eines Panzerdecks wurde angesichts der viel moderneren potentiellen Gegner eklatant. So wurde eine tiefgreifende Modernisierung der Hood geplant. Diese Modernisierung wäre vermutlich in ähnlichen Bahnen wie die der HMS Renown verlaufen und hätte eine komplett neue Maschinenanlage, verbesserte Panzerung, Ortung, Feuerleitung, Stabilität und ein stark verändertes Aussehen mit sich gebracht. Eine Übersicht über die Pläne sowie hypothetische Ansichten des Schiffs nach dem Umbau finden sich unter http://www.hmshood.com/ship/history/LargeRepair/Refit42.html
Da andere Einheiten aber einen noch größeren Modernisierungsbedarf hatten, wurde der Umbau der Hood vor Kriegsausbruch nicht begonnen, und danach galt sie als unverzichtbar und mußte so, wie sie war, weitermachen. Dadurch hatte sie einem Angriff durch schwere Bomben oder einem gleichschwer bewaffneten Gegner nichts entgegenzusetzen. Zudem wurden die Lebensbedingungen für ihre Besatzung immer schlechter, und sie mußte zwei Kriegswinter in nördlichen Gewässern in einem ungeheizten Schiff verbringen, weil die Maschinenanlage nicht mehr genug Dampf für die Heizung abgab. Auch konnte das Schiff nicht mehr über längere Zeit Höchstfahrt laufen, und seine Höchstgeschwindigkeit war von 31 auf knapp 29 kn gesunken.
Während des Krieges war sie Teil der Home Fleet und operierte gegen deutsche Handelsstörer, wurde jedoch 1940 auch im Mittelmeer eingesetzt. Dabei nahm sie an den Angriffen auf die französische Flotte und an Geleitzugoperationen nach Malta teil. 1939 erhielt sie einen Nahtreffer von einer deutschen 250 kg Bombe, der ihre maroden Frischwassererzeuger fast außer Gefecht setzte. Bei der Verfolgung des französischen Schlachtschiffs Strasbourg vor Mers-el-Kébir im Juli 1940 erlitten ihre ebenso maroden Turbinen einen Schaufelbruch (der das Entkommen der Strasbourg ermöglichte), der erst im März 1941 repariert wurde. Ab August 1940 bewachte sie als Teil der Home Fleet die Zugänge zum Atlantik gegen deutsche Handelsstörer.
Während des Krieges wurde ihre gesamte 14 cm Mittelartillerie ausgebaut und durch 10,2 cm Flakgeschütze ersetzt. Ebenfalls wurden fünf UP - Flakraketenwerfer eingebaut. Auch erhielt sie als erste Einheit eine Minen - Eigenschutzanlage in Form einer um das ganze Schiff verlaufenden Kabelschleife, die das Magnetfeld des Schiffs umpolte und dadurch gegen Magnetminen schützte. Bei ihrer letzten Überholung im März 1941 erhielt sie schließlich auch Radar, und zwar ein Gerät Typ 279 zur Luftraumüberwachung auf dem Großmast und ein Gerät Typ 284 zur Feuerleitung auf dem Vormars. Ob letzteres bei ihrem letzten Gefecht einsatzklar war bzw. ob es benutzt wurde, ist unbekannt.
Am 22. Mai 1941 schließlich lief sie zusammen mit dem neuen Schlachtschiff Prince of Wales und sechs Zerstörern von Scapa Flow aus, um die von der britischen Aufklärung in Norwegen festgestellten deutschen Schiffe Bismarck und Prinz Eugen abzufangen. In den frühen Morgenstunden des 24. Mai schließlich trafen die Einheiten aufeinander. Bald brach auf dem Bootsdeck ein Feuer durch explodierende Bereitschaftsmunition aus, das nicht gelöscht werden konnte. Ein weiterer Treffer tötete ca. 200 Mann der Besatzung auf dem Oberdeck. Die fünfte Salve der Bismarck traf das Bootsdeck der Hood, die daraufhin explodierte, in drei Teile zerbrach und binnen weniger Minuten versank. Ted Briggs, Bob Tilburn und Bill Dundas überlebten als einzige.
Nach dem Verlust der Hood beschäftigten sich zwei Untersuchungsausschüsse mit den Ursachen. Die Auffindung des Wracks im Jahre 2001 ergab zusätzliche Hinweise auf den Ablauf der Katastrophe. Soweit es überhaupt unter diesen Umständen möglich ist, Klarheit zu gewinnen, wird heute davon ausgegangen, daß eine der 38 cm - Granaten der Bismarck die unzulängliche "Panzerung" über den Magazinen für die beiden achteren 38-cm-Türme X und Y und die 10,2 cm - Geschütze durchschlug und die insgesamt 112 Tonnen Kordit zur Explosion brachte. Die auch diskutierte Möglichkeit, daß die Explosion von detonierenden Torpedosprengköpfen oder Bereitschaftsmunition nach einem früheren Treffer der Prinz Eugen ausgelöst wurde, wird heute als eher unwahrscheinlich angesehen. Daß es so wenige Überlebende gegeben hat, liegt einerseits an der ungeheuren Wucht der Explosion, andererseits daran, daß frühere Treffer bereits einen Großteil der Besatzung, die sich auf dem Bootsdeck und auf dem Kommandoturm aufhielt (also diejenigen, die am ehesten hätten entkommen können), in Stücke gerissen hatten.
Der Verlust der Hood stellte für die Briten und insbesondere für die Angehörigen der Royal Navy, von denen viele einen Teil ihrer Dienstzeit auf dem Flaggschiff abgeleistet hatten und viele Angehörige der jetzigen Besatzung kannten, einen Schlag dar, der weit über den Verlust eines Schiffes hinausging. Die Hood war so sehr zu einem Symbol für das britische Empire und seine Macht geworden, daß ihr Verlust an die Grundfesten des Selbstwertgefühls rüttelte. "Jene, die Kriegsschiffe als Figuren in einem besonders ausgefeilten Brettspiel sehen, von der Wirklichkeit des Kampfes abgehoben, sollten sich der höllischen Zerstörung gewahr werden, die ihre Besatzungen in ihrer Todesstunde überfällt, wenn ihr Schiff zu einem Sturm aus Feuer und Metall, brennendem Öl und austretendem Dampf, zusammenbrechenden Schotten und Wänden aus Wasser wird. Wie jedes andere Schiff, wurde die Hood von denjenigen Gewalten zerstört, die sie einst erschaffen hatten. Man kann es nicht einfacher ausdrücken."(Taylor S. 224, übersetzt vom Verfasser dieses Artikels)
Der BausatzVorbemerkung: Der Bausatz gibt den letzten Bauzustand der Hood vor ihrem Verlust wieder. Der enorme Karton ist prall gefüllt mit Teilen. Insgesamt umfaßt der Bausatz 533 Kunststoffteile und eine (sehr dicke) Ätzteilplatine. Flaggen und Tiefgangsmarkierungen liegen als Nassschiebebilder bei. Wie üblich bei Trumpeter, ist der Karton unterteilt in einen Bereich für den Rumpf und für die Spritzlinge. Das Schiff kann als Vollrumpf oder Wasserlinienmodell gebaut werden, dazu ist der Rumpf unterteilt, für die Wasserlinienoption liegt eine Wasserlinienplatte bei.
Die Rumpfteile sind sauber gespritzt (die Unterwasserteile in rotem Kunststoff) , die Passung untereinander ist auf den ersten Blick gut. Wir üblich, ist der Rumpf mit Aussteifungen versehen. Zusammen mit der Wasserlinienplatte sorgt das für Stabilität. Es liegen vorn und achtern einige Sinkstellen vor, die gespachtelt werden müssen. Die Oberflächendetails sind einerseits sehr schön: Mir gefallen die angespritzten Entmagnetisierungskabel, auch die Torpedoluks sind gut wiedergegeben, die vorderen erkennbar dichtgesetzt. Auch die feinen Bullaugen gefallen. Etwas übertrieben sehen hingegen die Abstufungen in der Bordwand aus. Die Ankerklüsen sind geschlossen. Was im Bausatz noch nicht optimal ist die Tatsache, dass das Entmagnetisierungskabel zwar schön angespritzt ist, aber leider nur einzeln anstatt doppelt wiedergegeben wurde. Wer das korrigieren will, muß den Ätzteilsatz von WEM benutzen und sich sehr viel Arbeit machen. Die Maßhaltigkeit ist gut, allerdings ist zu beachten, daß die mittlere Wasserlinie nicht genau an der Trennung des Rumpfes liegt, sondern etwas darüber.
Die Decks sind sauber graviert mit feiner Plankenstruktur, allerdings auch mit angegossenen Ankerketten und ebenfalls geschlossenen Klüsen. Die Unterteilung des Hauptdecks stellt einen Fortschritt z.B. gegenüber der North Carolina dar, indem sie an den Wellenbrecher neben Turm "B" gelegt wurde und somit gut verdeckt werden kann, ohne Deckdetails zu opfern.
Die Splitterschutze sind angenehm fein gespritzt. Ebenso fein sind die zahlreichen Oberlichter/Luken dargestellt. Korrekt ist auch, daß nur der achtere Teil des Bootsdecks beplankt ist und der vordere Teil ein Stahldeck war. Eine Ungenauigkeit weist das Bootsdeck auf: Die Plattform um das achtere 10,2 cm Geschütz ist eckig und sollte abgerundet sein. Der Ätzteilsatz von WEM schafft hier Abhilfe.
Die Passung der Decks scheint gut zu sein, das läßt sich naturgemäß aber erst beim Bau richtig sagen. Die übrigen Kunststoffteile befinden sich auf sechs verschiedenen Spritzrahmen, von denen zwei (E und F) doppelt vorhanden sind. Generall zeichnen sie sich durch Sauberkeit und Kantenschärfe aus, mit wenig Gußgrat. Sinkstellen sind mir nur am Entfernungsmesser D33 aufgefallen, und die meisten Auswerfermarkierungen liegen an später nicht sichtbaren Stellen. Eine Ausnahme machen hier die Schiffsboote.
Spritzlinge A und B enthalten Teile der Aufbauten mit feinen angespritzten Details und offenen Fenstern und Bullaugen. Die Schotten haben Scharniere und Vorreiber, die Lüftungsgitter an den zahlreichen Lüfteraufbauten sind angedeutet. Es finden sich hier auch die Basen der Schornsteine. Spritzling C enthält weitere Aufbauteile.
Spritzling D enthält hauptsächlich Teile für die Masten, Kräne, Wellenbrecher, Schraubenwellen, das Ruder sowie die achtere Scheinwerferplattform. Das Teil D5 (Großmast mit Radarantenne Typ 279) muß genau anders herum montiert werden, Achtung!
Der doppelt vorhandene Spritzling E enthält hauptsächlich Teile für die Bewaffnung, Munitionskästen und Scheinwerfer. Es sind drei Turmdeckel für die Hauptartillerie vorhanden, von denen einer (Teil E7, bestimmt für Turm "B") an den rückwärtigen Ecken Abschrägungen aufweist.
Die Form der Türme weist - wie der Rumpf - übertriebene Details auf. Die Nietenreihen zwischen den einzelnen Platten der Turmdecke liegen auf "Leisten", die so nicht am Original zu finden sind. Das ist durch Abschleifen nicht zu korrigieren, ohne die Nietenreihen zu verlieren. Ggfs. kann man durch Auftragen von Material hier den Effekt etwas abschwächen. Auch sind die Vorderkanten der Türme scharfkantiger als das Original.
Die Kleinteile sind im Rahmen der Möglichkeiten des Spritzgusses fein und sauber wiedergegeben. Besonders die Scheinwerfer gefallen. Auch die Pompoms sind fein dargestellt. Die Rohre der schweren Artillerie sind sauber und mit offenen Mündungen gespritzt. Sie sind beweglich und haben deshalb keine Rohrbälge. Metallrohre sind natürlich feiner und liegen im Aufrüstsatz von Trumpeter (mit und ohne Rohrbälge) sowie von Steve Nuttall (www.modelbarrels.com) vor.
Der ebenfalls doppelte Spritzling F umfaßt als größte Teile die Schornsteine, sowie die Boote und zahlreiche Kleinteile wie Kabelrollen, pilzförmige Lüfter, Rettungsflöße, Niedergänge und auch die Schiffsschrauben. An den Schornsteinen gefallen mir die einzeln angebrachten Dampfpfeifen, während der Schornsteinkopf massiv und wenig überzeugend ist.
Die Niedergänge sind besser als manche "Aztekentreppen", aber immer noch nicht wirklich befriedigend. Schön sind die Flöße. Die Boote vereinen Licht und Schatten. Während die offenen Boote im Inneren eine feine Plankenstruktur haben, sind ihre Duchten doch grob detailliert, und die geschlossenen Boote sind sogar ziemlich grob und entsprechen nicht den Originalen.
Als letztes Kunststoffteil enthält der Bausatz einen schwarzen Ständer für das Modell.
Die kleine, aber außerordentlich dicke Ätzteilplatine kann nicht überzeugen: Sie enthält Leitern für die Hinterseiten der Geschütztürme, Geschirr für den Bootskran sowie Teile für das Typ 284 Radar. Alle Teile sind eher grob und insbesondere kantig aufgrund der Materialstärke.
Der kleine Decalbogen enthält Tiefgangsmarkierungen und Flaggen. Die Tiefgangsmarkierungen entsprechen allerdings nicht denen, die auf Fotos der Hood zu sehen sind.
Die Bauanleitung ist ausgesprochen übersichtlich und erklärt den Bau in 20 Einzelschritten. Nicht empfehlenswert finde ich die Vorgehensweise nach der Anleitung zum Bau des Vollrumpfmodells: Hier soll tatsächlich der Unterwasserrumpf erst ganz zum Schluß an das sonst fertige Modell angebaut werden, was vor allem Probleme machen und die bisherige Arbeit gefährden würde.
Das beiliegende Farbprofil zeigt das Schiff von beiden Seiten und in der Aufsicht. Die Farben werden nach Gunze Sangyo angegeben. Schön sichtbar ist, welche Decks Holz, Stahl und mit Linoleum belegt sind.
Was die tatsächlichen Farben angeht, so ist auf die Website der Hood Association unter http://www.hmshood.com/models/tips/HoodPaint.html zu verweisen, die einen guten und schlüssigen Überblick gibt.
Hood trug nie einen Tarnanstrich; sie war stets über alles in einem Grauton gestrichen und meist in gutem und sauberem Zustand. Während ihrer Zeit bei der Atlantikflotte bzw. der Home Fleet trug sie ein dunkles Blaugrau AP 507 A, im Mittelmeer das wesentlich hellere AP 507 C, und zu der Zeit, die der Bausatz wiedergibt, eine Mischung daraus AP 507 B (Home Fleet Medium Grey). Achtung: Die Rohrbälge, usprünglich weiß, wurden nach Kriegsausbruch im gleichen Grau gestrichen wie der Rest des Schiffes.
Die Standardfarben gibt es im Programm von White Ensign Models, man sollte jedoch auf den sog. Scale Effect und Verwitterungsvorgänge (besonders Holz- und Linoleumdecks) achten.
Referenzen:Bruce Taylor: The Battlecruiser HMS Hood. An illustrated Biography 1916-1941 Stärken: Schwächen: Anwendung: Fazit:Hier liegt ein hervorragender Bausatz eines legendären Schiffs vor, weitgehend auf der Höhe des modernen Formenbaus und dem aktuellen Stand der Forschung über das Schiff. Es ist schön, daß ein guter Teil der Anregungen der Hood Association in die Entwicklung eingeflossen sind, so daß Modellbauern nun die bislang genaueste Miniatur der Hood aus einem halbwegs erschwinglichen Baukasten erstellen können. Kleine Schwächen gibt es immer, aber der Gesamteindruck ist ausgesprochen erfreulich - sehr empfehlenswert. Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 08. Juni 2006 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |