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D8506 Mod. 1937 German Tractor

(MiniArt - Nr. 24003)

MiniArt - D8506 Mod. 1937 German Tractor

Produktinfo:

Hersteller:MiniArt
Sparte:Nutzfahrzeuge
Katalog Nummer:24003 - D8506 Mod. 1937 German Tractor
Maßstab:1:24
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:März 2023
Preis:ca. 50 €
Inhalt:
  • 150 Teile auf 12 Spritzrahmen
  • 7 Klarsichtteile
  • 1 Decalbogen 
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Zum Vorbild

Die Heinrich Lanz AG in Mannheim war ein deutscher Landmaschinenhersteller, der 1859 gegründet wurde. Neben verschiedenen landwirtschaftlichen Maschinen hat man auch Lokomobile für Landwirtschaft und Industrie hergestellt. Bis zum Ersten Weltkrieg war das Unternehmen eine der größten Landmaschinenfabriken auf dem europäischen Kontinent. Von 1914 bis 1918 verlor die Heinrich Lanz AG aber viele Mitarbeiter, so dass bei Kriegsende von den ehemals 5.000 Beschäftigten nur noch 3.800 übrig waren.

Ab 1921 begann eine neue Ära: in diesem Jahr wurde der erste Lanz-Schlepper vorgestellt, der mit einem von Fritz Huber entwickelten Glühkopfmotor ausgestattet war und die Bezeichnung „Bulldog“ erhalten hatte. Lanz Bulldogs mit diesem Motortyp galten zeitgenössischen Dieseltraktoren gegenüber als zuverlässiger. Die Brennstoffgleichgültigkeit der Lanz Bulldogs ist bis heute von anderen Typen nicht übertroffen. So begnügte sich der Einzylinder-Glühkopfmotor auch mit Teerölen, Destillationsrückständen wie Naphta und Mazut und sonstigen Schwerölen, für die es bis dahin keinen Motor gab. Seinen Namen erhielt der Schlepper aufgrund der gedrungenen und bulligen Erscheinung, der Erfolg des Bulldogs war in seiner Einfachheit und Robustheit begründet.

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Dem Wunsch nach stärkeren Traktoren konnte Lanz Mitte der 30er Jahre unter anderem mit dem Großbulldog HR7 entsprechen. Die Serie HR7/D 85xx wurde von Mitte der 1930er bis Mitte der 1950er Jahre wie andere Baureihen in vier verschiedenen Ausführungen angeboten: der Ackerbulldog D 8500 hatte Eisenreifen und ein Dreiganggetriebe, der D 8511 Verkehrsbulldog war ebenso wie der D 8531 Eilbulldog ein Straßenfahrzeug und mit Luftbereifung, Sechsganggetriebe sowie offener oder geschlossener Fahrerkabine erhältlich. Der D 8506 Ackerluft war wiederum eine Ackerversion, aber mit Luftbereifung, Beleuchtung und Sechsgang-Zweigruppen-Schaltgetriebe.

Alle HR7-Modelle haben einen liegenden Einzylinder-Zweitakt-Glühkopfmotor mit 10,3 Litern Hubraum, die Dauerleistung bei 540/min beträgt 30 PS, die 1937 auf eine Höchstleistung von 35 PS gebracht wurde. Auffallend ist der messingfarbene Lamellenkühler der Thermosiphonkühlung und dem seitlich angebrachten Ventilator. Die Höchstgeschwindigkeit des 3.780 kg schweren D 8506 war im sechsten Gang rund 18 km/h. Auch die 85xx-Reihe hat eine kuppelbare Riemenscheibe, die im stationären Betrieb als Treibriemenantrieb für eine Vielzahl von Zusatzgeräten genutzt werden konnte, eine Hydraulik zum Betrieb eines Krafthebers gab es nicht.

MiniArt - D8506 Mod. 1937 German Tractor

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Die Nachteile in der täglichen Arbeit damals mit einem Lanz Bulldog werden heutzutage gerne übersehen. Während Traktoren mit Dieselmotor schon eine halbe Stunde am Arbeiten waren, musste beim Lanz der Glühkopf mit einer Lötlampe vorgeheizt und der Motor mühsam angekurbelt werden. Die Schüttelei der riesigen Motoren verdichtete nicht nur die Ladung des Anhängers, sondern belastete auch das Knochengerüst von Fahrer und Mitfahrern.

Aber ein Lanz Bulldog ist für viele Liebhaber DER Traktor schlechthin. Die bei Lanz fast ausschließlich gebauten Glühkopfmotoren hinterlassen allein schon durch ihren einmaligen Klang einen bleibenden Eindruck. Dazu ist die Anlassprozedur eines Lanz Glühkopfes bei jedem Traktorentreffen ein Zuschauermagnet. So werden Lanz Bulldogs wohl „ewig“ leben und in Erinnerung bleiben. Heute kaum noch für ernsthafte Arbeiten im Einsatz, sind jedoch alle Modelle gesuchte Sammlerstücke, was sich auch im Preis niederschlägt.

Quellen: Wikipedia, Fahrzeugseiten.de, Lanz Bulldog Homepage

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Der Bausatz

Vor einigen Jahren hatte Miniart eine ganze Reihe von Bausätzen herausgebracht, die alle auf den drei HR7-Grundtypen Acker-, Ackerluft- und Verkehrsbulldog basieren – allerdings im Militärmaßstab 1:35. Enttäuschend für all diejenigen (so auch für mich), die auf eine adäquate Ergänzung zu ihren Modellen in 1:24 von Revell und Heller gehofft hatten. Die Ukrainer haben sich aber (trotz der Kriegssituation – alle Hochachtung!) offenbar die Kundenwünsche zu Herzen genommen und bieten nun (aktuell) zwei HR7-Versionen im Maßstab 1:24 an: den D 8500 Acker mit Eisenrädern und den D 8506 Ackerluft, den wir uns hier nun genauer ansehen wollen.

MiniArt - D8506 Mod. 1937 German Tractor

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Der Bausatz wird in einem ausreichend großen, stabilen Stülpkarton ausgeliefert, sämtliche Bausatzbestandteile sind in einem einzelnen Kunststoffbeutel eingeschweißt. Einzig der Rahmen mit den Klarsichtteilen und die Decals sind nochmals extra verpackt. Die Befürchtung, der Kit wäre einfach ein Upscaling der 35er Version, kann hier zerstreut werden: zwar ist der Grundaufbau im Großen und Ganzen der selbe, aber einige Baugruppen und viele Einzelheiten sind - dem größeren Maßstab geschuldet – wesentlich besser detailliert und viel umfangreicher ausgeführt als beim kleineren Pendant.

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Der Inhalt

An den Spritzrahmen kann man wieder aktuelle, hochwertigste Formenbaukunst bewundern. Sämtliche Details – und damit wird keinesfalls gegeizt – sind knackig und scharf wiedergegeben. Sinkstellen und Auswerfermarken im sichtbaren Bereich sucht man vergebens, an manchen Teilen ist feiner Grat zu finden, auch einige ganz wenige Fischhäute sowie angegossene Auswerfermarken gibt es zu entfernen, was aber leicht von der Hand gehen dürfte. Die Spritzrahmen sind aus einem stabil und fest wirkenden Kunststoffmaterial hergestellt und modular aufgebaut, um die verschiedenen Versionen problemlos zusammenstellen zu können.

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Wirklich alle Baugruppen sind hoch detailliert, so besteht alleine der Glühkopf aus acht Teilen, wobei schon Einspritzdüse und Handrad zwei (winzige) Teile ausmachen. So geht es am Motor-/Getriebeblock weiter: Kupplungs-, Lenk- und Bremsgestänge sind filigran nachgebildet, die Vorderräder sind allerdings nicht lenkbar ausgeführt. Tank- und Kühlerschraubdeckel gibt es als extra Teile anzubauen, die Struktur des Thermosiphonkühlers ist exzellent wiedergegeben. Im Gegensatz zur 35er Ausführung sind hier keine Ätzteile vorgesehen, alles ist in hoher Qualität in Kunststoff ausgeführt.

Die Gehäuseteile für den GlühkopfTeil 62 ist die Einspritzdüse......und hier das Handrad, das obendrauf kommtDer Ackerluft hat eine gefederte VorderachseRechte Seitenwand des Gehäuseaufsatzes: links das Luftfiltergehäuse mit durchbrochenen Lüftungsschlitzen, mittig der Tank, rechts der ThermosiphonkühlerGehäusefront mit dem Lanz-LogoGehäusedecke, in die Öffnungen sind die veschiedenen Schraubverschlüsse einzubauen
Dies sind - so wie dieser Deckel hier - bisweilen winzige TeileGetriebegehäuse

Die Gehäuseteile für den Glühkopf

Die Gehäuseteile für den Glühkopf 

Auch der Fahrerplatz überzeugt auf ganzer Linie: sämtliche Hebel und Pedale sind nachgebildet, der durchbrochen gelochte Fahrersitz ist auf einer Schraubenfeder gelagert, die auf der sauber nachgebildeten Riffelblechplatte sitzt. Am Ansaugdom gibt es leichte Formtrennnähte zu versäubern, der Auspuffdom hat ein offenes Endrohr, die Öffnung mit vorbildgerecht dünner Rohrwandung ist im Side-mold-Verfahren hergestellt, dürfte aber etwas tiefer sein.

Der Fahrersitz - man beachte die vier nachgebildeten BefestigungsschraubenDie FahrerplattformDas Lenkrad, es wurde auch zum Anwerfen des Motors verwendetEin PedalDie HandbremseDas Endrohr des AuspuffesWeitere Auspuffteile
Der LuftansaugdomWeitere Handräder und Kleinteile

Der Fahrersitz - man beachte die vier nachgebildeten Befestigungsschrauben

Der Fahrersitz - man beachte die vier nachgebildeten Befestigungsschrauben 

Erwähnenswert ist das Engineering der Räder. Auf Gummireifen hat man verzichtet, die vorderen Räder sind aus fünf, die hinteren Räder aus drei Kunststoffscheiben bzw. -ringen aufgebaut. Vorausgesetzt, die einzelnen Teile passen perfekt zueinander, kann so ein scharf detailliertes Reifenprofil ohne Formtrennnaht in der Mitte nachgebildet werden. Allerdings dürfte hier für eine saubere Optik der vorsichtige Umgang mit Klebstoff essentiell sein. Dafür ist man wieder mit dem altbekannten Problem bei der Bemalung konfroniert: für eine saubere farbliche Trennung von Reifenflanke und Felge wird eine ruhige Hand und ein spitzer Pinsel erforderlich sein.

D8506 Mod. 1937 German TractorAußenscheibe eines HinterradesProfiierung im MittelteilD8506 Mod. 1937 German TractorAußenscheibe eines VoderradesEiner der drei Mittelringe mit dem Profil

D8506 Mod. 1937 German Tractor

 

Interessant sind die Darstellungoptionen, die dieses Modell bietet. So sind die beidseitegen Abdeckungen der Schwungräder abnehmbar und deren Innenleben ist detailliert wiedergegeben, ebenso wie bei den hinteren Trommelbremsen. Zwar hat man dabei auf drehbare Räder verzichtet, aber so lassen sich prima Dioramenszenen nachstellen – beispielsweise ein Radwechsel oder eine Bremsenwartung. Auch beim Lenkrad gibt es diese Option: in Verbindung mit dem geöffneten Deckel an der rechten Schwungradabdeckung kann der Startvorgang nachgestellt werden, das mit einem Stück Lenksäule eingesteckte Lenkrad diente hier tatsächlich als Anlasshilfe. Und in 1:35 gibt es auch ein passendes Figurenset dazu, eine Frau mit Lötlampe, die den Glühkopf vorheizt, und ein Mann, der mit dem eingesteckten Lenkrad den Schlepper anwirft – man darf hoffen, dass das auch irgendwann in 1:24 verfügbar sein wird.

Schwungradkupplung, rechtsAchsteil, rechtsSchwungrad mit Treibriemenauflage, rechtsSchwungrad links mit LüfterantriebSchwungradabdeckung rechts, in das Loch in der Mitte wird das Lenkrad zum Anwerfen eingestecktTrommelbremsen hinten

Schwungradkupplung, rechts

Schwungradkupplung, rechts 

Der kleine Rahmen berherbergt sieben Klarsichtteile, die schlierenfrei und klar hergestellt sind. Einige davon - wie die Windschutzscheibe - werden nicht benötigt. Dafür gibt es bei den Frontscheinwerfern neben den Scheinwerfergläsern winzige Teile für die Glühlampen(!) zu verbauen.

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Die Decals

Der kleine Decalbogen ist dem Schachtelaufdruck nach bei Cartograf hergestellt, die wenigen Bilder auf dünnem, mattem Trägerfilm sind sauber und scharf gedruckt. Die winzigen Texte auf den Typenschildern sind nicht mehr lesbar, was aber kein Manko darstellt. Im Gegensatz zu anderen Herstellern hat man sich bei den Kennzeichen ans historische Vorbild gehalten, während aktuelle Nummernschilder (bspw. für Museumsstücke) gänzlich außen vor bleiben.

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Die Bauanleitung...

...liegt als zwölfseitiges, DIN A5 großes Heft bei. Während die Umschlagseiten farbig gedruckt sind, ist der Inhalt mit den 20 Baustufen einfarbig gehalten. Die Zeichnungen sind grundsätzlich aussagekräftig, ein größeres Format hätte der Übersichtlichkeit aber durchaus gut getan. Die letzten beiden Seiten zeigen zwei farbig gestaltete Bemaloptionen, auf Seite Zwei ist eine Tabelle für sechs verschiedene Farbpaletten zu finden. In wie weit die Angaben für die Karosseriefarben authentisch sind, soll erst mal dahin gestellt sein. Das Blau(grau) mag noch einigermaßen hinkommen, in Traktorforen ist hierfür RAL 5009 angegeben, dazu ist für Vorkriegsmodelle noch Dunkelgrau RAL 7016 und Graphitschwarz RAL 9011 relevant. Die grüne Farbgebung der Gelderland-Version muss angezweifelt werden, Quellen, die für Export-Versionen ein Grün belegen, konnten nicht gefunden werden.

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D8506 Mod. 1937 German Tractor

 

Darstellbare Maschinen:
  • Lanz D 8506, Ostpreußen 1938 - 1945 (blaugraue Farbgebung)
  • Lanz D 8506, Gelderland/Niederlande 1938 - 1945 (grüne Farbgebung)
Stärken:
  • Klassiker als Vorbild
  • exzellente Herstellungsqualität
  • Wahnsinnsdetaillierung
  • viele Darstellungsoptionen
Schwächen:
  • wenn überhaupt, die Bauanleitung, der ein größeres Format guttun würde
  • Farbangaben für die Karosserielackierung
Anwendung: Um die vielen kleinen bis winzigen Teile verbauen zu können, ist eine ruhige Hand und entsprechendes Werkzeug unabdingbar. Hier sollte man auf jeden Fall wissen, was man tut.

Fazit:

MiniArt hat hier ganze Arbeit geleistet und definitiv das am besten detaillierte Traktormodell auf den Markt gebracht, das es derzeit gibt - dazu noch einen Klassiker mit dem Lanz-Logo, was will man mehr?! In einigen Bereichen ist man ungewöhnliche Wege gegangen, man muss sehen, wie sich das bewährt. Insgesamt wird es möglich sein, ein hervorragendes Modell bereits aus der Box zu bauen - empfehlenswert!

Auf jeden Fall würde man sich wünschen, dass MiniArt diese Serie ähnlich ausbaut wie schon im Maßstab 1:35. Zu Anhängern und dazu passenden Figuren im 24er Maßstab konnte sich leider bisher noch kein Hersteller durchringen, hier gibt es fraglos eine Marktlücke. Liebe Ukrainer, auch wenn Ihr gerade die schwersten Zeiten durchmacht, die man sich denken kann, bleibt bitte am Ball!

Diese Besprechung stammt von Jens Lohse, Text: Roland Kunze - 01. April 2023

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