English Electric Canberra B.2(AMP - Accurate Model Parts - Nr. 72018)Produktinfo:
Besprechung:
Die English Electric Canberra war ein zweistrahliges britisches Kampfflugzeug der Zeit des Kalten Krieges. Sie gehörte der ersten Generation von Strahlflugzeugen an, wurde ab 1944 als Ersatz für die de Havilland DH.98 Mosquito entwickelt und 1951 von der Royal Air Force in Dienst gestellt. In den USA in Lizenz gefertigte Exemplare der US Air Force sind unter dem Namen Martin B-57 bekannt. Insgesamt wurden 1.352 Canberras produziert, darunter 403 B-57 und 48 Flugzeuge für die Royal Australian Air Force. Die erste britische Einsatzstaffel war ab Mai 1951 die 101. Squadron in RAF Binbrook und im Bereich der RAF Germany war ab August 1954 die 149. Squadron in RAF Gütersloh der erste Verband. Im Jahr 1955 gab es 35 aktive Canberra-Bomberstaffeln in der RAF und bei der RAF Germany waren Canberras bis Anfang der 1970er Jahre stationiert. Verschiedene Versionen wurden nach Argentinien, Kanada, Chile, Ecuador, Äthiopien, Frankreich, Indien, Neuseeland, Pakistan, Peru, Rhodesien, Südafrika, Schweden, Venezuela und Westdeutschland exportiert. Die RAF Germany flog die Canberra etwa zwei Jahrzehnte. In der deutschen Bundeswehr wurden 1963 bis 1993 drei Exemplare beim Amt für Militärisches Geowesen für Bildflüge eingesetzt. Am 23. Juni 2006 wurden die letzten Canberras der RAF nach 55 Jahren offiziell außer Dienst gestellt. Die im Bausatz als „B.2“-Version bezeichnete B.MK.2 war das erste Serienmodell mit drei Besatzungsmitgliedern und zwei Avon-R.A.-3-Triebwerken mit jeweils 2945 kp Schub. An den Tragflächenspitzen hatte sie Treibstofftanks. Am 25. Mai 1951 ging das erste Exemplar an die No. 101 Squadron in Binbrook, Lincolnshire. Gebaut wurden 418 Exemplare inklusive acht für den Export nach Australien, Venezuela und die Vereinigten Staaten. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz von AMP
Hier liegt uns ein feinstes Stück Short-Run vor, produziert in der Ukraine und das zu einem Zeitpunkt, da man dort sich gegen einen Angriffskrieg des östlichen Nachbarn wehrt. Es ist daher durchaus erwähnenswert, dass dieses Stück modellbauerischen Alltags – also Design, Produktion und Vertrieb eines Modellbausatzes – „mitten im Krieg“ so reibungslos funktioniert. Die Lieferzeit von einem guten Monat habe ich jedenfalls dafür gerne in Kauf genommen. Allerdings ist es kein komplett „neuer“ Bausatz, sondern eine Auflage von S&M-Models aus dem Jahr 2017.
Für mich ist der Bausatz höherwertiger Short-Run, den ich für mich folgendermaßen definiere: Feine, versenkte Strukturen und Details, allerdings hier und da den typischen Überschuss von Plastik an den Kanten (kann man problemlos wegschmirgeln), Identifikation der Bauteile nicht anhand von beigedruckten Ziffern, sondern anhand des Teilediagramms der Anleitung, und an einigen Stellen „stumpfe“ Montage – beispielsweise von Flügeln und Leitwerken auf den Rumpf. Da muss also der geneigte Bastler schauen, ob er mittels Hilfskonstruktionen für zusätzliche Stabilität sorgt.
Das Design des Bausatzes, das eine separate Nasensektion aufweist, weist auf andere baubare Varianten dieses in verschiedenen Versionen genutzten Flugzeugs hin; der Bausatz ermöglicht aufgrund von Teilen und Decals nur den Bau einer britischen Maschine.
Das Plastik hinterlässt im Handling einen guten Eindruck und wird voraussichtlich keine Probleme beim Bau verursachen. Mir sind auf den ersten Blick auch keine ungünstigen Auswerfermarken oder ungünstig liegende Angüsse aufgefallen.
Die Details sind gut, gerade die für mich immer spannenden Instrumentenbretter sind schon als Plastikteil gut wiedergegeben, können aber mit den beiliegenden Photoätzteilen sowie mit Fluginstrumenten bedruckten Klarsichtstreifen zusätzlich aufgewertet werden. Ich muss allerdings feststellen, dass ich diese Streifen im Bausatz nicht gefunden habe…?
Etwas schade finde ich, dass der Bausatz keine Möglichkeit bietet, den Waffenschacht geöffnet darzustellen – hier muss der Bastler vielleicht auf den Zubehörmarkt hoffen oder mittels „Kit-bashing“ (bspw. mit dem guten Bausatz der Canberra von Italeri) selbst Abhilfe schaffen. Auf den Ausschnittbildern kann man sowohl die vorhandenen Details, auch den leichten Plastiküberschuss erkennen. Aber, wie schon geschrieben, ist das nichts, was den Bauspaß trüben dürfte. Apropos trübe, bzw. eben nicht: Die Klarsichtteile sind sehr klar und sollten einen guten Blick ins Cockpit ermöglichen. Die leichte Verzerrung ist der runden Form der Haube zu verdanken – das war anscheinend schon beim Originalflieger ein Problem und führte dazu, dass man kein Kanonenvisier verwenden konnte! Die Varianten der US Air Force, die eine andere „Sitzordnung“ (Crew hintereinander) und ein anderes Kanzeldesign einführten, konnten dieses Problem dann lösen. Die Decals sehen sehr gut aus und erlauben die Darstellung einer Maschine der 100 Squadron der Royal Air Force aus dem Jahr 1980. Die Bauanleitung führt in 22 Schritten zum Ziel und bietet dann noch ein farbiges Bild von allen Seiten für die Lackierung und Platzierung der Decals.
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Hier wird uns ein solides Modell der sehr weit verbreiteten Canberra für den Maßstab 1:72 geboten. Der Short Run-Bausatz bietet sehr gute Details und Qualität, wenngleich er aufgrund der Eigenheiten von Short Run einige Ansprüche an den Bastler stellt, der zumindest mit der Nutzung von Photoätzteilen Erfahrung haben sollte. Daher ist das Modell nicht für Anfänger geeignet, man muss aber meiner Meinung nach auch kein „Profi“ sein. Aufgrund des Preises des Bausatzes sollte man aber zumindest wissen, was man tut – es wäre sonst schade um das teure Modell. Diese Besprechung stammt von Hajo Lippke - 10. Februar 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |