Silbervogel Suborbital Bomber(Takom - Nr. 5017)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalEugen Sänger (1905 - 1964) stammte aus dem böhmischen Preßnitz, welches zu dieser Zeit zum Königreich Österreich-Ungarn gehörte. In seiner Jugendzeit war er sehr an Publikationen zum Thema Raumfahrt interessiert. Nach einem Studium zum Bauingenieur in Graz und Wien studierte er dort bis 1930 Flugzeugbau. Dann beschäftigte er sich mit der Verbesserung von Raketentriebwerken und deren Treibstoffe. 1936 wurde er vom deutschen RLM beauftragt, eine raketentechnische Forschungsstelle in Trauen (Lüneburger Heide, Niedersachsen) aufzubauen. Er wurde eingebürgert und lernte dort auch seine spätere Ehefrau, Dr. Irene Bredt, kennen. Seine Forschungen und Arbeiten an Staustrahltriebwerken, Raketentriebwerken mit deren Grundlagenforschung, Raketenschlitten und anderen Teilbereichen waren bahnbrechend für die heutige Raumfahrttechnik. Er hatte auch die Idee, die damals neue Raketentechnik mit der eines Gleiters zu kombinieren. Dazu entwickelte er den „Silbervogel". Diese Maschine sollte etwa 18 Meter lang und 15 Meter breit werden. Ein 3 km langes Eisenbahngleis sollte als Startbahn dienen und ein zusätzliches Raktentriebwerk sollte den „Silbervogel" in die Luft bringen. Dort sollten die Raketentriebwerke des Gerätes zünden und so eine Höhe von 145 km erreichen. Um eine möglichste weite und treibstoffsparende Entfernung zurücklegen zu können (bis zu 24.000 km) sollte die Maschine auf der obersten Schicht der Erdatmosphäre hüpfen. Dazu waren der Rumpf und die Tragflächen entsprechend konstruiert. Beim RLM gab es zu dieser Zeit das „Amerika-Bomber"-Projekt mit konventionellen Flugzeugen. Der „Silbervogel"-Entwurf passte genau zu dieser militärischen Nutzung. Die Forschungen von Sänger wurden weiter unterstützt. So entstanden auch Windkanalmodelle. Doch 1943 entwickelte sich die Kriegslage so, dass solche großen, teuren und aufwändigen Projekte nicht mehr zu realisieren waren und das Projekt wurde eingestellt. Für Sänger stand immer eine friedliche und zivile Nutzung der Raumfahrt an oberster Stelle. Doch diese Einstellung passte nicht in das Bild des Dritten Reiches. Er wurde seines Postens enthoben und später als Abteilungsleiter an der deutschen Versuchsanstalt für Segelflug in Ainring wieder eingestellt. Dort arbeitete er u.a. an den Plänen zur Skoda-Kauba Sk P.14, einem Abfängjäger mit Staustrahltriebwerk. Nach dem Krieg arbeitete Sänger weiter an seinen Plänen für wiederverwendbare Raumgleiter und Raketentriebwerken für die interplanetare Raumfahrt. Die letzten Konzepte, die auf den Arbeiten von ihm beruhten, waren das Sänger Raumtransportsystem und Sänger II, eine europäische Raumfähre. Die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt verleiht jährlich die Eugen-Sänger-Medaille „für besondere Verdienste auf dem Gebiet der Raumfahrtwissenschaften bzw. des Raumfahrtgeräts". Ein Windkanalmodell des Amerika-Bombers ist bis heute erhalten geblieben. 1991 wurde das Sänger Raumtransportsystem als Bausatz von Revell im Maßstab 1:288 auf den Markt gebracht. Leider gab es bis heute keine Wiederauflage des Bausatzes.
Der Silbervogel im ModellbauIn der Vergangenheit gab es verschiedene Kleinserienhersteller, die den Silbervogel in verschiedenen Maßstäben und Konfigurationen angeboten hatten und haben. 2021 folgte eine erste Spritzgussversion vom Hersteller AMP in 1:72. 2022 brachte Takom als erster Großserienhersteller den Silbervogel in zwei Versionen auf den Markt. Bausatz Nr. 5017 stellt den Bomber als Einzelmodell dar. Bausatz 5018 enthält den Bomber und Zubehör in Form eines SS-100 Gigant-Schleppers mit zwei Anhängern mit zwei fiktiven deutschen Atombomben. Der Bausatz von TakomDer Stülpkarton ist stabil ausgeführt und gut gefüllt. Er enthält vier Spritzrahmen, zwei lose Bauteile, einen Markierungsbogen und eine Bauanleitung. Der Aufdruck „2 in 1" bedeutet das das Cockpit in zwei Ausführungen gebaut werden kann. Das ist auch auf dem Kartonbild abgebildet. Die Einzelteile sind einwandfrei ausgebildet und weisen keine Unsauberkeiten auf. Die versenkten Gravuren sind stimmig für ein Modell in diesem Maßstab und nicht übertrieben tief. Die Menge der Gravuren und deren Form sind bei einem nicht existierenden Original kein ausschlaggebendes Kriterium und können daher bei diesem Bausatz nicht bewertet werden. Die komplette Unterseite des Modells ist mit einer Struktur versehen, die sehr an die Anordnung der Hitzeschutzkacheln bei einem Space Shuttle erinnern. Ob diese Details eine Idee von Takom sind oder tatsächlich für den Silbervogel vorgesehen waren, kann ich an dieser Stelle leider nicht verifizieren. Man hat die Option, das Fahrwerk und den Bombenschacht geöffnet oder geschlossen darzustellen. Leider ist kein Displayständer im Lieferumfang enthalten. Die Kabinenabdeckung kann man in zwei Versionen darstellen. Der jeweilige darunterliegende Arbeitsplatz der Besatzung ist leider kaum detailliert. Da aber die Klarteile nur recht klein dimensioniert sind, ist der einsehbare Bereich klein. Es sollen 30 Gramm Gegengewicht in den vorderen Breich des mittleren Rumpfsegmentes untergebracht werden. Keine der Ruderflächen kann beweglich dargestellt werden. Im letzten Bauabschnitt werden die drei Segmente des Silbervogels zusammengebaut.
Die Bauanleitung und der MarkierungsbogenDie Bauanleitung besteht aus zehn Seiten, die im Format etwas kleiner als DIN A5 ist. Die s/w Zeichnung sind klein, aber leicht verständlich aufgebaut. Farbangaben für den Innenbereich des Modells sind nicht enthalten. Auf den letzten vier Seiten sind farbige Vierseiten-Zeichnungen mit Farbangaben und Hinweisen für Alterungsspuren vorhanden. Hier wird auf Produkte von Ammo verwiesen. Aber auch RLM-Farbnummern sind angegeben. Die vier Lackierungsoptionen sind durchaus attraktiv - aber allesamt fiktiv. Ebenso wie der Silbervogel ist der Markierungsbogen kein kleiner Vertreter seiner Art. Die Abzeichen sind matt und augenscheinlich fehlerfrei gedruckt. Wie gut sich diese verarbeiten lassen, kann an dieser Stelle noch nicht bewertet werden.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Für Modellbauer ab einem Alter von 14 Jahren empfohlen Fazit:Das fertige Modell des Silbervogel ist etwa 40 cm lang und hat eine Spannweite von etwa 21 cm. Für den Maßstab 1:72 ist das schon ordentlich groß. Auch wenn es vielleicht nicht so hoch detailliert ist wie die aktuellen Flugzeugbausätzen der gängigen Großserienhersteller, so ist es ein Modell zu einen hochinteressantem Thema aus den Anfängen der Raumfahrt. Passend zu diesem Thema ist auch das Modell der Boeing X-20 Dyna-Soar von AMP in 1:72 zu empfehlen. Weitere Infos:Referenzen: Details auf der Webseite des Herstellers sind hier zu finden. Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 24. Dezember 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |