Hf. 11 Große Feldküche(Riich.Models - Nr. RV 35013)Produktinfo:
Besprechung:Zum OriginalEines der größten Probleme, die jedes große Feldheer hat, ist wohl schon immer die Versorgung gewesen, auch wenn die Motorisierung einiges leichter gemacht hat, waren Pferdegespanne auch im Zweiten Weltkrieg noch immer die wichtigste Lebensader der Wehrmacht gewesen. Die sogenannte Gulaschkanone Hf. 11. Große Feldküche stammt, so wie sie hier zu sehen ist, noch aus dem Ersten Weltkrieg. Kleinere Änderungen in den 1920er Jahren führte dazu, dass die "Gulaschkanone" 1935 in Hf. 13 umbenannt wurde. Der größte Unterschied beider Gespanne bezog sich wohl auf den Vorderwagen, denn bei der Hf. 11 war dieser aus Holz und bei der Hf. 13 aus Stahlblech. Der mittlere Behälter hat ein Fassungsvermögen von 200 Litern, der daneben angeordnete "Kaffeebehälter" konnte 90 Liter fassen. Bei der Hf 13. gab es dann noch eine Brat- und Schmoreinrichtung, welche wir hier nicht vorfinden. Quelle: Kfz der Wehrmacht Der BausatzImmer wieder wagen sich Hersteller an kleine Experimente und Exoten, welche man selten in den verschiedenen Sammlungen findet. So auch Riich, ein recht junger chinesischer Hersteller für Plastikbausätze in 1:35, der sich schon an verschiedenen exotischen Modellen geübt hat, darunter auch die Große Feldküche Hf. 11. Dennoch ist diese nicht ganz konkurrenzlos: bereits in den 70er Jahren hat Tamiya eine Feldküche ins Programm gebracht, die später auch von Academy übernommen wurde und noch heute für ca. 10 bis 15 € zu bekomen ist. Allerdings handelt es sich um die eingangs erwähnte spätere Hf. 13. Somit ist die Hf. 11 doch konkurrenzlos und kann auch für Dioramen des Ersten Weltkriegs verwendet werden, wenn man denn bereit ist, das Vierfache(!) des Tamiyabausatzes zu zahlen. (Übrigens gibt es auch bei Miniart ein Feldküchengespann, allerdings ein sowjetisches Fabrikat). Auf dem ersten Blick erhält man einen recht gut gefüllten Karton mit sauber gespritzten Gussrahmen, einigem Zubehör, Ätzteilen, Ketten und einen Faden. Neben der Feldküche gibt es Essbehälter, Milchkannen, einen Eimer, eine Figur, zwei Pferde und einen Schäferhund. Ob dies alles den Preis rechtfertigt, werden wir uns jetzt genauer ansehen. Die Spritzlinge sind recht logisch aufgeteilt, so finden wir alle Teile für den Zugwagen und für den Ofen auf je einem Spritzling, dies hat für den Hersteller den Grund, die Feldküche auch ohne Zugwagen anbieten zu können. Das Zubehör ist auf kleinere Spritzlinge gegossen worden.
Der Bau soll beim Fuhrwerk beginnen. Dieses ist auch recht schnell gebaut. Der kastenförmige Grundaufbau überzeugt mich nicht so ganz in der Passung, die Übergänge sollten zum Teil geschliffen werden, das empfiehlt sich sowieso: eine Holzstruktur ist nämlich nicht vorhanden, obwohl der vordere Wagen bei der Hf. 11 noch aus Holz gefertigt war. Ansonsten sind die Stangen sehr dünn gegossen und müssen mit Vorsicht vom Gussast getrennt werden. Die gesamten Gestänge für die Steuerung und die Deichsel der Pferde überzeugt mich ebenfalls. Die Teile sind zum Teil recht filigran und gut umgesetzt. Schön finde ich die „Rückbank“, wo später auch Milchkannen ihren Platz finden sollen, diese kann aufgeklappt oder geschlossen dargestellt werden und wird mit je zwei sehr schönen Messingketten gehalten - am fertigen Modell ein kleiner Eyecatcher. Was wiederum nicht so toll gemacht ist, sind die Passhilfen für die Essbehälter hinter dem Fahrer, sollte der Modellbauer sich für eine andere Darstellung entscheiden, muss er diese unbedingt wegschleifen. Die Speichenräder weisen leider einen kleinen Versatz bzw. stärkere Formtrennnähte auf.
Die Kocheinheit ist schon etwas aufwändiger zu bauen als das Fuhrwerk. Das liegt aber vor allem an den vielen wunderbaren Details, die wir hier finden können. Eigentlich alle Behälter lassen sich öffnen und für jeden gibt es auch einen Einsatz, in den man, sollte man die Feldküche im Einsatz zeigen wollen, auch Imitationen von verschiedenen Essen und Kaffe einbauen kann. Jeder Verschluss ist auch gut dargestellt worden, Schnallen wurden z. B. mit Ätzteilen versehen, kleine Griffe zeigen, wo der Koch die Lüftung fürs Feuer einstellen kann. Besonders toll sind die Feuerstellen gemacht. Die Ofenklappen sind super dargestellt, Lüftungsschlitze am Boden zeigen dem Erbauer auch, wo diese bei der Hf. 11 saßen. Leider werden diese schönen Gitter aber vom Aschefang verdeckt, der auch von geschlossen bis geöffnet in sämtlichen Positionen dargestellt werden kann. Auch den Tritt für den Koch können wir eingeklappt oder ausgeklappt zeigen. Sowohl die Aschefänge als auch der Tritt werden mit je zwei Messingketten versehen, die sie in ihren jeweiligen Positionen halten sollen. Auch der Schornstein kann aufgeklappt oder eben eingeklappt gezeigt werden.
Wer sich jedoch vor Ätzteilen scheut, dem kann ich diesen Bausatz nicht ans Herz legen, denn das Arbeiten mit diesen Teilen ist hier (auch beim Anbringen der Pferde) zwingend notwendig. Die Ätzteile und Ketten sind gut gewählt und werden das Ganze gut auf. Der beiliegende Faden jedoch ist alles andere als überzeugend. Der Knoten ist etwas schwer zu lösen und der Faden triefelt schnell auf.
Eimer, Milchkannen und Essbehälter sind ebenfalls sehr gut wieder gegeben. Trennnähte müssen versäubert werden. Das Zubehör wertet jedoch das ganze Gespann ordentlich auf. Der beiliegende Sattel, auf den auch in der Anleitung kurz eingegangen wird, wird eigentlich nicht benötigt. Die Qualität des Kutschers kann mich leider nicht so ganz überzeugen, erst recht nicht im Vergleich zu den Figuren von Miniart oder Dragon. Die Konturen wirken verwaschen, die Frisur hat keine oder kaum Struktur, auch bilden sich einige Spalten. So hat die linke Hälfte des Schoßes ein Extrateil, welches aber in die vorgesehene Aussparung gar nicht passt und bei anderen Herstellern gar nicht so gemacht worden wäre. Hinzu kommen dicke Formtrennnähte. Der Kutscher wirkt im Vergleich zu einer Dragon-Figur recht klein, aber wir sind ja auch nicht alle gleich groß. Der Stahlhelm ist dagegen deutlich zu klein für den Maßstab.
Auch der Hund, welcher als kleines Extra noch zusätzlich beiliegt, hat einige Spalten, aber hier ist die Struktur des Fells ganz gut getroffen, das Gesicht aber etwas zu weich gehalten.
Die Pferde sind meiner Meinung nach die besten Figuren, doch auch hier haben wir einige Spalte und noch viel schlimmere Grate, die bearbeitet werden müssen. Dennoch sind alle Figuren verwendbar, brauchen aber Zuwendung. Außerdem wirken die Pferde für 1:35 sehr klein. Stellt man eine Figur von Dragon daneben, ist diese ungefähr genauso hoch, aber es gibt ja unterschiedlich große verschiedene Pferderassen, vielleicht kann man es damit erklären. Decals und BemalungEs wird eine Feldküche in Wehrmachtsgrau geboten, ohne spezielle Verbandsabzeichen, so dass diese für jede Wehrmachtseinheit verwendet werden. Die Abziehbilder beinhalten neben den Typschildern für das Gespann auch Abzeichen für die Figur. Auf den ersten Blick super, nur leider ist der Trägerfilm zu dick, so dass sich die Decals kaum in Form bringen lassen, außerdem halten sie schlecht und brechen sehr schnell. Meiner Meinung nach ist das so nicht zu gebrauchen. Ich hab mich entschieden, den Kutscher mit dem Pinsel „zu befördern“. Die Schilder für die Feldküche sind aber ganz gut getroffen und hier fällt die Dicke auch nicht so auf. Die AnleitungDie Anleitung ist auf dickerem Hochglanzpapier gedruckt. Auf zehn Seiten A5 finden wir 19 übersichtliche Bauschritte. Der einleitende Text ist auf Englisch, Chinesisch und Deutsch verfasst. Zumindest auf Deutsch hätte vielleicht noch jemand drüber lesen sollen, das macht qualitativ keinen guten Eindruck. Ansonsten ist die Anleitung ganz gut.
Darstellbare Fahrzeuge: Generische Feldküche ohne spezielle Einheitsmarkierung Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Aufgrund der Ätzteile, der Tiere und dem etwas schwierigeren Anbringen der Teile (und des überzogenen Preises) definitiv nur für Profis. Fazit:Es fällt mir schwer, ein Fazit zu ziehen. Klar, es ist eine Feldküche auf Höhe der Zeit, die Qualitativ schon die von Tamyia überbietet, aber fast 50 € sind schon eine Hausnummer, dafür ist die Qualität des Bausatzes definitiv zu schlecht. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 03. März 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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