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Coast Defence Ironclad H.I.M.S. Ping Yuen

(Bronco Models - Nr. KB14005)

Bronco Models - Coast Defence Ironclad H.I.M.S. Ping Yuen

Produktinfo:

Hersteller:Bronco Models
Sparte:Schiffe Militär Militär bis 1939
Katalog Nummer:KB14005 - Coast Defence Ironclad H.I.M.S. Ping Yuen
Maßstab:1:144
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2021
Preis:ca. 20 €
Inhalt:

Umfang: 123 zu nutzende Plastikteile, 22 Ätzteile, 2 Flaggendecals, 2 Namensplaketten (Sticker)

Besprechung:

Bronco Models - Coast Defence Ironclad H.I.M.S. Ping Yuen

Zum Vorbild

Das Original wurde von 1886 bis 1890 auf der Werft des Marinearsenals Fuzhou als Panzerkreuzer Long Wei gebaut und war das erste in China gebaute Panzerschiff überhaupt. Sie blieb aber ein Einzelstück, da ein Streit innerhalb der chinesischen Marineführung über ihren Nutzen dazu führte, lieber wieder Schiffe im Ausland zu kaufen, als selber welche zu bauen. Der Entwurf beruht auf denen der französischen Kanonenboote der Achéron-Klasse. Die Chinesen vergrößerten die Konstruktion jedoch, um schwerere Geschütze einbauen zu können, außerdem bekam der überarbeitete Entwurf ein Poopdeck. Trotz der Vergrößerung erhielt Long Wei keine stärkere Maschine, weshalb sie ähnlich langsam war wie das französische Vorbild. Für einen Panzerkreuzer war das viel zu langsam. Daher wird oft auch die Bezeichnung Kanonenboot oder Küstenpanzerschiff verwendet.

Da Long Wei bereits kurz nach der Fertigstellung von der chinesischen Nordmeerflotte (Beiyang-Flotte) übernommen wurde und die Namen aller größeren Schiffe der Flotte auf Yuan endeten, erhielt sie dort nun ihren zweiten Namen Ping Yuan.
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Ihre Feuertaufe erhielt Ping Yuan am 17. September 1894 während der Seeschlacht am Yalu, auch Seeschlacht im Gelben Meer genannt. Es gelang Ping Yuan, das japanische Flaggschiff Matsushima zu beschädigen, musste sich aber nach Treffern durch den Geschützten Kreuzers Yoshino zurückziehen. Nach der Schlacht wurde das Schiff in Lushun, später Port Arthur, heute Dalian, repariert und im Anschluß mit der Flotte nach Weihaiwei verlegt. Dort kam es ab dem 20. Januar erneut zur Schlacht, in welcher Ping Yuan mehrfach in die Kämpfe eingriff und unter anderem japanische Landetruppen bombardierte. Nach der Kapitulation am 14. Februar wurde sie zusammen mit wenigen anderen Einheiten und als eines der wenigen einsatzbereiten Schiffe an die Japaner übergeben. Im März wurde das nun Ping Yuan-Go getaufte Schiff in die Flotte eingegliedert. Erst am 21.März 1898 wurde sie zu einem Kanonenboot umklassifiziert und erhielt nun ihren vierten und letzten Namen Heien.

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Die Japaner tauschten die Bewaffnung teilweise aus. So wurden die alten 15 Zentimeter Krupp-Kanonen gegen neuere 15,2 Zentimeter Geschütze ausgetauscht und auch die 5,7 und 4,7 Zentimeter Geschütze wurden erneuert. Im Russisch-Japanischen Krieg war Heien Teil der Blockade-Flotte vor Port Arthur, wo sie am 18. September 1904 auf eine Mine lief und kenterte. 193 Besatzungsmitglieder verloren dabei ihr Leben.

Technische Daten:

  • Länge: 60,96 m (Lüa)
  • Breite: 12,19 m
  • Tiefgang: 4,19 m
  • Verdrängung: 2.185 t
  • Antrieb: Dreifach-Expansions-Dampfmaschine mit 2.400 Wellen-PS, 2 Kessel
  • Geschwindigkeit: 10,5 kn
  • Reichweite: 11.000 km bei 8 kn
  • Bewaffnung:        
  • 1 x 260 mm L/25 Krupp                           
  • 2 x 150 mm  L/35 Krupp                           
  • 2 x 57 mm Schnelllade-Kanone,                           
  • 2 x 47 mm Schnelllade-Kanone,                           
  • 4 x 37,5 mm Schnelllade-Kanone                           
  • 4 x Gatling-MG                           
  • 3 x 35,6 cm Torpedorohre
  • Besatzung: 202                                       

 

Das Modell

Das Modell ist, nach dem Elswick-Kreuzer Chih Yuan, der zweite Bausatz eines Schiffes der kaiserlich chinesischen Beiyang-Flotte im Maßstab 1:144 von Bronco Models.

Der Bausatz der Chih Yuan war teilweise recht stark vereinfacht, als er 2015 heraus kam, andererseits aber auch sehr filigran detailliert. Schauen wir mal, wie es nun, sechs Jahre später, um die Ping Yuan steht.

Der Rumpf ist, anders als bei der Chih Yuan, hälftig geteilt. Die Rumpfhälften weisen diverse erhabene Details auf, wobei die detailreichen Drachen mittschiffs wohl die auffälligsten Reliefs sind. Merkwürdig nur, daß die Reliefplatte bis auf das Symbol eines „brennenden Juwels“, das natürlich zum Drachen dazu gehört, vollkommen leer ist, obwohl die wenigen Fotos des Schiffes eine reich verzierte Platte zeigen! Bronco Models unterschlägt hier die reiche Ornamentik komplett. Weiter achtern am Rumpf gibt es noch je eine weitere Plakette mit Schriftzeichen - vermutlich der Schiffsname.

Das Original hatte auch eine mehrteilige Heckzier, die am Modell aber nur als erhabene Flächen ohne jedes Detail dargestellt ist. Die Bullaugen sind, anders als damals bei der Chih Yuan, durchbrochen. Prima!

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Diverse, rechteckige ,locations‘ sind für die aussen am Rumpf zu montieren Davids vorgesehen. Leider führt dies zu hässlichen „Kästen“ auf der Innenseite, auch in sichtbaren Bereichen - eigenartige Umsetzung.

Die Positionen der kleineren, unter Deck aufgestellten Geschütze sind geschlossen dargestellt. Die Schutzschilde der Schwalbennester, die nur im Gefecht weggeklappt wurden, sind abgeklappt anmodelliert. Die Konturen sind ziemlich weich und alles wirkt stark vereinfacht. Das Hauptproblem bei dieser Darstellung ist jedoch, dass die Schutzschilde auf diese Weise den gegenteiligen Radius gegenüber dem des Schwalbennestes aufweisen. Völliger Blödsinn!

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Seitlich hinter der Back sind auf beiden Seiten Ersatzanker als kräftiges Relief anmodelliert. Das Ganze sieht aus, als ob der halbe Anker in der Bordwand steckt. Nicht schön! Auf Höhe der Wasserlinie läuft eine Art erhabene Scheuerleiste um den ganzen Rumpf - merkwürdig. Ist auf Fotos nicht zu sehen, macht keinen Sinn. Eine wie auch immer dargestellte Rumpfbeplattung fehlt, anders als damals bei der Chih Yuan, komplett.

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Ein auf Fotos gar nicht so leicht auszumachendes Problem betrifft den beim großen Vorbild seitlich bauchig ausladenden Rumpf. Auf einem Foto von Heien, das von Backbord achtern aufgenommen wurde, kann man sehen, wie stark gewölbt der Rumpf tatsächlich ist. Dies kann man aber ganz gut an den Ablaufrinnen erkennen, die an der Bordwand runterlaufen und das bildet das Modell leider nicht ab.

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Das Ruderblatt ist Teil der Backbordrumpfhälfte. Die Wellen sind zusammen mit Wellenhosen und Stützen jeweils als ein komplettes Bauteil erstellt. Die beiden Vierblattpropeller mit ihren beinahe sichelförmigen Blättern sind ganz ok, aber man sollte die Kanten der Blätter etwas dünner schleifen.

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Das Hauptdeck ist einteilig ausgeführt. Es weist durchlaufende, ununterbrochene Gravurlinien auf, die eine Beplankung darstellen sollen. Die Planken wären aber viel zu breit für 1:144.

Auch hier sind wieder diverse Details bzw. Strukturen anmodelliert, wie zum Beispiel zwei Anker auf ihren Abrutschflächen am Bug. Wie die Anker außen am Rumpf „stecken“ die Anker zur Hälfte in der Oberfläche. Was denkt sich Bronco Hobby bloß dabei? Bei ihren Panzerbausätzen etc. würde sowas nie durchgehen und bei der Chih Yuan haben sie das 2015 doch auch nicht gemacht!

Zu den anmodellierten Strukturen zählen diverse Oberlichter, konische Sockel für Revolverkanonen, aber auch die Basen für die Haupt- und Mittelartillerie.

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Im Zentrum des Sockels für das 26 Zentimeter-Geschütz auf der Back finden sich zentral zwei Runde ,locations‘, die mich nichts Gutes ahnen ließen, aber was es damit auf sich hat, ahnte ich noch nicht. Dazu später mehr.

Die Sockel für die 15 Zentimeter-Mittelartillerie sind so gestaltet, dass die Geschütze ausschließlich und starr seitwärts gerichtet werden können. Nun gehöre ich nicht zu den Modellbauern, die ihre Modellgeschütze gerne beweglich einbauen, aber ich hätte doch gerne die Wahl. Zur Seite gerichtete Geschütze sehen einfach nur doof aus und entsprechen ja auch nicht der Realität.

Es gibt noch je ein erhöhtes Bootsdeck mittschiffs und ein Achterdeck. An beiden sind Geschützsockel, Oberlichter und Sockel für die Beiboote und Kutter anmodelliert. Es gibt auch noch zwei (!) Dampfbarkassen, aber auch dazu später mehr.

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Als richtig ärgerlich empfinde ich diverse querliegenden Schlitze im Bootsdeck und auch im erhöhten Achterdeck. Hier sollen die entsprechenden Verbindungsstege der Querwände eingesteckt werden. Das ist dann aber von oben voll sichtbar! Will man das unsichtbar machen, muss man diese Bereiche verspachteln und die Gravurlinien der Plankengänge nachgravieren. Geht‘s noch? Wer kommt bloß auf sowas?

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Die Aufbauten, wenn man sie so nennen will, sind wie andere Teile mittels gleitender Formen erstellt. Dazu gehört das Kartenhaus und ein flacher, gepanzerter Gefechtstand. Letzterer hat aber anstatt von Sehschlitzen nach außen stehende „Wülste“. Da hat wohl jemand nicht aufgepasst, oder ich verstehe da was nicht.

Es gibt natürlich auch noch Quer„wände“, da es ja unterschiedliche Decksniveaus gibt. Die Querwand, die das vordere Geschützdeck vom überbauten Mittschiffsbereich abteilt, weist links und rechts je eine Luke auf. Diese haben aber keinerlei Verschlusshebel, sondern sind lediglich als Gravurlinie dargestellt. Wie man da von außen reinkommen soll...

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Ebenfalls mittels gleitender Formen wurden die verschiedenen Lüfter, sowie die beiden Kessel mit Schlot der Dampfbarkassen erstellt.

Die Davids sehen an sich ganz gut aus, nur die Ketten (falls es welche sein sollen), mit denen die Beiboote angehoben werden sollen, sind Quatsch. Sieht aus wie bei einem Flaschenzug in einer Werkhalle!

Der Mast ist aufgrund des Plastikmaterials ziemlich „wabbelig“ und sollte besser aus Messing oder Alu neu angefertigt werden.

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Die Beibootflotille ist ein echter Problemfall. Trotz des großen Maßstabs, der ja reichlich Details zuließe, wirken die Beiboote wie Spielzeuge. Das war übrigens bei der Chih Yuan nicht unbedingt so. Die Darstellung der Rumpfbeplankung außen ist ein Witz, wie die Darstellung des Inneren der Boote, sofern es eine gibt. Riemen, beziehungsweise Riemenbündel, gibt es nicht und den beiden Dampfbarkassen fehlen die Propeller! Alles bei weitem nicht gut genug, wenn man die Möglichkeiten des Maßstabs und die bereits gezeigten Leistungen von Bronco Hobby in anderen Modellbaubereichen bedenkt. Was die Dampfbarkassen anbelangt, so konnte ich keine einzige Fotografie oder Abbildung finden, auf denen was anderes als verschieden große Kutter zu sehen sind. Nicht mal die Japaner scheinen später daran gedacht zu haben, dem nun Heien getauften Schiff Dampfbarkassen zu gönnen und selbst wenn, zwei werden es sicher nicht gewesen sein. Dafür ist das Schiff zu klein und auch nicht bedeutend genug gewesen.

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Die sichtbare Hauptbewaffnung besteht aus einer 26 Zentimeter L/25 Krupp, sowie zwei 15 Zentimeter L/35 Krupp Schiffsgeschützen.

Das 26 cm-Geschütz weist auf der Unterseite zwei ,pins‘ auf, aber keine seitlichen Zapfen, oder irgendetwas, woran man Lafettenteile befestigen könnte.

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Die unter Deck aufgestellte Sekundärbewaffnung ist im Bausatz nicht vorgesehen. Die leichte Bewaffnung besteht aus vier Schnellladekanonen (vermutlich 37,5 mm), sowie vier Revolverkanonen. Sieht alles nicht ganz schlecht aus, geht aber besser. Die Mittelartillerie ist da besser dargestellt worden. Rohrerhöhungen sind möglich. Ein seitliches Ausrichten ist, wie schon beschrieben, leider nicht möglich.

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Die Ätzplatine liefert einige Relingabschnitte, straff gespannt, oder auch durchhängend, Wanten mit Webleinen für den Mast, sowie Fußpferde für die Rah. Prinzipiell ok, aber ich persönlich empfinde flachgeätzte Relings in diesem Maßstab als suboptimal. Es gibt auch noch eine kleine Namensplakette, wie ich vermute, aber die taucht im Bauplan gar nicht weiter auf.

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Der Decalbogen bietet zwei kaiserliche Marinekriegsflaggen - Punkt. Ein Satz Sticker liefert wohl noch silbrige Namensschilder für den Modellständer. Mein Mandarin ist leider etwas eingerostet, daher weiss ich nicht, ob das stimmt. Hi, hi...

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Fazit:

Bronco Models liefert mit der Ping Yuan den Bausatz eines sehr interessanten Schiffes des späten 19. Jahrhunderts, was alleine schon einen Pluspunkt darstellt. Die Umsetzung ist jedoch alles andere als das, was man im Jahr 2021 von einem Bausatz in so einem großen Maßstab erwarten darf.

Geradezu erschreckend finde ich den Rückschritt, den dieser Bausatz im Vergleich zur Chih Yuan von 2015 darstellt. Obwohl dieser Bausatz Vereinfachungen aufweist, ist er im Vergleich zur Ping Yuan geradezu ein „Detailwunder“. Der Bausatz der Ping Yuan ist aber auch extrem preisgünstig.

Ich kaufte ihn über ein bekanntes Online-Auktionshaus für knapp € 25,-. Aktuell bekommt man ihn schon für unter € 20,-. Diverse Ergänzungssets, wie ein gelasertes Holzdeck, aus Messing gedrehte Geschützrohre, sowie mehrere Ätzplatinen mit Relings etc. erlauben es, die Modellqualität hier und da zu steigern, aber dennoch ist noch einiges an Eigenleistung von Nöten, um ein wirklich gutes Modell entstehen zu lassen.

Prädikat: guter Durchschnitt

Diese Besprechung stammt von Olaf Krabbenhöft - 19. März 2022

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