J 35F/J Draken(Hasegawa - Nr. PT41)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild
Die Saab 35 Draken (Drache) ist ein schwedisches Kampfflugzeug, das zwischen 1955 und 1974 entwickelt und hergestellt wurde. Charakteristisch für dieses Flugzeug ist der Doppeldeltaflügel. Der Draken war als einsitziger Allwetter-Abfangjäger konzipiert und so ausgelegt, dass er mit seinen STOL-Eigenschaften auch von verbreiterten Hauptstraßen und unvorbereiteten Pisten aus operieren konnte. Dazu sollte eine Betankung und Aufmunitionierung durch ungeschultes Personal in kurzer Zeit möglich sein. Die Saab 35 wurde von einem einzelnen Svenska Flygmotor RM6C angetrieben, das einen Trockenschub von 57 kN entwickelte. Mit Nachbrenner und 77 kN Schub waren Geschwindigkeiten bis Mach 2 möglich. Die Bewaffnung bestand aus ein bis zwei 30 mm Aden M-55 Bordkanonen mit je 90 Schuss Munition. Als Lenkwaffe war ursprünglich mit der F-Version die RB 27/28 (AIM-4 Falcon) verwendet worden, die man später aber mit der J-Version durch die weitaus bessere RB 24 (AIM-9P Sidewinder) ersetzt hat. Insgesamt wurden 651 Draken gebaut. Neben der schwedischen Flygvapnet setzen auch die Luftwaffen Dänemarks, Finnlands und Österreichs die Saab 35 ein, wobei Österreich den Draken am längsten nutzte: am 25. November 2005 fand die Verabschiedung der Ö-Draken statt. Flugzeuge mit ähnlichen Eigenschaften waren die MiG-21, die Mirage III und der F-104 Starfighter, wobei die emotionale Bindung zum Flugzeug mit letztgenanntem Typ am ehesten korrespondieren dürfte, wie das Statement eines österreichischen Draken-Piloten verrät: „Er verdient den Namen Drache zu Recht - er faucht, er speit Feuer, er macht Lärm, auch im Cockpit - man spürt ihn, man hört ihn. Es ist wie eine Zweierbeziehung - er schlägt auch zurück, wenn man die Zügel zu locker hält. Aber ich misse keinen Tag, wo ich in dem Flieger gesessen bin, und das tut eigentlich fast schon weh, dass man sagen muss, jetzt ist es Schluss."
Der InhaltDer Bausatz kam 2008 auf den Markt, seither gab es Ableger in verschiedenen Ausführungen. Auch Eduard hat eine limitierte Edition - ergänzt mit hauseigenen Teilen - herausgebracht. In einem stabilen, ausreichend großen Stülpkarton sind die sieben gemeinsam in einen Kunststoffbeutel verpackten Spritzrahmen sicher untergebracht. Die Klarsichtteile haben eine extra Tüte bekommen und sind somit gegen Verkratzen geschützt.
Sämtliche Rahmen sind sauber und gratfrei aus mittelgrauem Kunststoff abgespritzt. Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Stellen habe ich keine gefunden. Die Klarsichtteile sind schlierenfrei und von der Materialstärke her gleichmäßig dünn ausgeführt. Analog zum verhältnismäßig einfach aufgebauten Vorbild ist die Teileanzahl recht übersichtlich, die Proportinen der Rumpfteile wirken stimmig.
Die Oberflächen der Rumpfteile sind schön detailliert, sie weisen feine versenkte Panellines und und scharf modellierte Strukturen auf. Die Steuerflächen sind angegossen, für eine ausgelenkte Darstellung müssen sie herausgetrennt und in der entsprechenden Position wieder eingefügt werden. Bugradom und Heckteil sind separat anzubauen, wobei laut Bauanleitung 3 gr. Ausgleichsgewicht im Radom unterzubringen ist. Das Heckteil mit den offen ausgeführten Lufthutzen nimmt den Triebwerksauslass auf, wobei das Nachbrennerteil nicht wirklich gefällt.
Die Triebwerkseinlässe sind als einteiliges Bauteil ausgeführt, die einen ausreichend tiefen, nach hinten abgeschlossenen Kanal enthalten. Wie gut die Passgenauigkeit zum Rumpf hin ist, muss sich beim Bau zeigen. Für die vorgesehenen Versionen gibt es zwei verschiedene Einsätze für die Tragflächenkanten, einerseits verschlossen, andererseits mit offener Kanonenmündung. Dazu gibt es eine Anzahl von Lenkwaffenpylonen, für die in die Unterrumpfschale die entsprechenden Löcher zu bohren sind. Hierzu muss die Bauanleitung genau studiert werden.
Die in die Rumpfunterschale integrierten Hauptfahrwerksschächte sehen wir mit wenigen, aber scharf ausgeführten Strukturen ausreichend verziert, der Bugfahrwerksschacht dagegen ist nahezu detailbefreit. Dafür überzeugen die Fahrwerksbeine mit einer sauberen, scharf detaillierten Nachbildung, an der es nur wenig auszusetzen gibt. Das Schutzblech am Bugfahrwerk ist extra anzubauen, wodurch sich eine freistehende Montage für das Bugrad ergibt. Die Räder selber sind allerdings recht einfach gestrickt und sollten durch Resinteile ersetzt werden.
Auch die beiden Besonderheiten des Draken wurden bei der Nachbildung berücksichtigt, nämlich die beiden einziehbaren Heckräder und die ebenfalls einziehbare Stauluftturbine, die hinter dem Bugrad angebracht ist. Während das Heckradfahrgestell und das Turbinengehäuse recht gut wiedergegeben ist, bedürfen die Propellerflügel der Turbine ohne Frage einer Überarbeitung. Zu klein und zu dick modelliert, sollte man hier dringend Hand anlegen.
Das Cockpit ist hasegawatypisch ausgeführt: vom Detaillierungsgrad hart an der Grenze von „spartanisch“ zu „geht gerade noch so“. Nachdem das recht enge Cockpit aber nicht wirklich viel Einblick erlaubt, tendiere ich eher zu „geht gerade noch so“. Armaturenbrett und Seitenkonsolen sind mittels eines erhabenen Reliefs nachgebildet, an den Schubhebel wurde genau so gedacht wie an das HUD. Eindeutig überarbeitungswürdig ist aber der Schleudersitz, der vor einer glatten Rückwand steht. Auch die beiden markanten Innenstreben hinter der Frontscheibe sollten ergänzt werden.
Als Beladung liegen lediglich zwei Zusatztanks bei, die von der Detaillierung her durchaus als ordentlich bezeichnet werden können. Pylonen für AIM-4 bzw. AIM-9P sind versionsentsprechend zu verbauen, Raketenbewaffnung selbst ist nicht vorhanden, hierzu wird auf das entsprechende Hasegawa-Set verwiesen. Bessere Alternativen dürften allerdings Resinteile sein. Der DecalbogenDie Abziehbilder sind auf dünnem Trägermaterial scharf und versatzfrei gedruckt. Neben den Markierungen für drei Maschinen liegen noch eine Anzahl an Stencils bei, ebenso Decals für Armaturenbrett und Seitenkonsolen. Wie die Decals zum Verarbeiten sind, muss sich beim Bau zeigen. Die Bauanleitung...
...ist als achtseitiges Leporello aufgebaut und in schwarz-weiß gedruckt. Zwölf Baustufen führen zum fertigen Modell, am Ende ist die Bemalungs- und Dekorationsanleitung für drei Versionen zu finden. Die Zeichnungen sind grundsätzlich übersichtlich und aussagekräftig, die Angaben zu den versionsspezifischen Bauteilen sollten im Vorfeld aufmerksam studiert werden. Die Farbangaben, die sich auch schon in den einzelnen Baustufen finden lassen, verweisen auf die Mr Color-Palette. Ergänzt wird die Anleitung durch eine Vorbildbeschreibung in japanischer und englischer Sprache, den üblichen Sicherheitshinweisen und einer Teileliste.
Darstellbare Maschinen:
Fazit:Prima, dass sich Hasegawa dieses schwedischen Kampfjets mit seiner einzigartigen und unverwechselbaren Form angenommen hat. Grundsätzlich schön nachgebildet, weist auch dieser Bausatz die hasegawatypischen Schwächen auf: verbesserungswürdiges Cockpit, ebensolche Räder und keine Beladungsoptionen für Bewaffnung. Trotzdem bleibt der Hasegawa-Kit die einzige Option, einen zeitgemäßen Draken zu bauen und ist daher durchaus empfehlenswert. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 21. September 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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