Lockheed Martin F-104G Starfighter(Revell - Nr. 03904)Produktinfo:
Besprechung:Das Waffensystem F-104 kann sicherlich als eine der umstrittensten Rüstungsbeschaffungen der Bundeswehr angesehen werden. Das Mitte der 1950er Jahre in den USA entwickelte Jagdflugzeug konnte sich in seinem Heimatland nie richtig durchsetzen. Die nicht mal ganz 300 für die USAF gebauten Starfighter wurden nur kurz bei den aktiven Einheiten eingesetzt und schon bald an die Reserveeinheiten abgegeben. Die Bundesrepublik Deutschland entschied sich bereits 1958 für den Kauf einer speziell auf die Bedürfnisse der Luftwaffe zugeschnittenen Version F-104G, deren Fertigung in Lizenz auf dem europäischen Kontinent erfolgen sollte, genauer gesagt in Belgien, Deutschland und Italien. In Spitzenzeiten waren über 100.000 Arbeiter in die Fertigung involviert. Von den über 1.500 gebauten F-104 übernahm die Luftwaffe 916 Stück. Das JaboG 31 "Boelcke" war der erste Einsatzverband, der mit der F-104 ausgerüstst wurde, im Herbst 1961 trafen dort die ersten Maschinen ein. Der Einsatz der F-104 war gekennzeichnet durch eine außerordentlich hohe Verlustrate, die teilweise bei über 130 Maschinen pro 100.000 Flugstunden lag. Erst durch zahlreiche Modifikationen konnte ein halbwegs erträgliches Niveau erreicht werden. Am Ende verlor allein die deutsche Luftwaffe 248 Maschinen, bei den übrigen Nationen sah die Bilanz nicht wirklich besser aus. Zu ihrer Hochzeit Ende der 1960er Jahre rüstete die F-104 neun Geschwader der Luftwaffe und zwei Marinefliegergeschwader aus. Daneben gab es noch die Waffenschule 10 und die Erprobungsstelle 61. Der Starfighter startete am 21. Mai 1991 zu seinem allerletzten Flug in den Farben der Luftwaffe, es handelte sich um die 98+04 der Wehrtechnischen Dienststelle 61. Der Bausatz der F-104G ist bereits seit 1995 erhältlich und wurde zwischenzeitlich um die Versionen F-104C und TF-104G erweitert. Warum auf der Verpackung "Lockheed Martin" als Hersteller angegeben ist wissen wohl nur die Lizenzgötter, früher war es doch auch nur einfach "Lockheed". Vom Aufbau her ist er mit gerade einmal knapp 70 Einzelteilen recht einfach gehalten. Sein Alter von 20 Jahren merkt man ihm aber kaum an, die Gussqualität ist gut, es gibt kaum Grat oder Fischhaut. Auch was die Detaillierung angeht braucht er sich nicht zu verstecken. Die Gravuren sind fein und versenkt ausgeführt. Die Details im Cockpit sind einfach, aber immerhin gibt es erhabene Instrumente. Es liegen auch passende Decals für die Konsolen und das Instrumentenbrett bei. Die Sitzgurte sind erhaben geprägt. Eine Sache sollte man im Cockpit vielleicht ergänzen, nämlich die Rohre der Klimaanlage, die entlang der Cockpithaube verlaufen und daher sehr gut sichtbar sind. Leider liegt dem Bausatz nur eine geschlossene Haube bei. Diese ist von ihrer Form her viel zu flach, außerdem scheint mir der vordere Teil etwas kurz geraten zu sein. Das ist aber auch schon die einzige Schwäche, die sich dieser Bausatz leistet. Bei der Maschine 22+93 sollte man noch eine kleine schwarze Box nachrüsten, die unter dem hinteren, feststehenden Teil der Kanzel eingebaut war. Sie war Teil des LEADS 200 Flugdatenrekorders, mit dem diese Maschine ausgerüstet war.
Was den Fahrwerksbereich angeht, kann man sich ein Nachdetaillieren der Schächte getrost sparen, allenfalls vorne kann man eventuell ein paar Leitungen ergänzen. Ohnehin wird von den vorhandenen Details etwas verloren gehen, denn zwei dicke Auswerferpins sind dort vorzufinden. An Außenlasten sind die vier Tanks sowie ein paar Sidewinder enthalten. Letztere werden hier nicht benötigt, zumindest nicht in Verbindung mit den Doppelstarter-Pylonen. Diese waren glaube ich nicht im Bestand der Jagdbomberverbände. Was man im Außenbereich noch ergänzen muss sind die beiden kleinen, kegelförmigen Antennen des EL-70 ECM Systems. Eine befindet sich direkt hinter der Kanzel, die andere (beide identisch) auf der Unterseite hinter dem Radom. Das Deckelbild zeigt sie nicht, wohl aber die Bemalungsanleitung. Das EL-70 wurde an ausgewählten, nuklearfähigen F-104 der Luftwaffe installiert. Revell bietet uns in diesem Bausatz zwei Maschinen zur Auswahl an, beide tragen den späteren Norm 83 Tarnanstrich bestehend aus zwei Grüntönen in Kombination mit Anthrazitschwarz. Die 26+44 gehörte zum JaBo G33 in Büchel wo die F-104 bis 1985 geflogen wurde. Diese Maschine war nicht mit dem LEADS 200 System ausgerüstet. 1989 wurde sie an die Türkei abgegeben. Interessant an dieser Maschine ist das Wappen des JG52 am Seitenleitwerk. Die zweite Maschine ist eine F-104G des JaBo G34 Allgäu, dem letzten aktiven F-104 Verband vor der vollständigen Umrüstung auf Tornado IDS im Jahre 1987 (neben der WTD61 natürlich). Die 23+92 war eine der Maschinen, die vom Aufklärer zum Jagdbomber umgerüstet wurden. Die Decals sind von der üblichen guten Qualität und wurden wieder bei Cartograf in Italien hergestellt. Die großzügig angelegte, farbige Bauanleitung lässt keine Fragen offen. Besonders die Bemalungsanleitung ist sehr ansprechend gestaltet, da braucht man keine Lupe, um die Position der zahlreichen Wartungshinweise zu erkennen. Die Farbangaben sind für die Haupttöne auch in RAL bzw. FS angegeben, während RAL 7021 und RAL 6003 im Revell Programm vorhanden sind, muss man sich den FS 34079 Farbton selbst anmischen. Darstellbare Maschinen:
Fazit:Eine willkommene Wiederauflage der "bemannten Rakete". Der Bausatz weist eine ordentliche Detaillierung auf und leistet sich bis auf die Cockpithaube keine größeren Schwächen. Bei der zweiten Bemalungsoption hätte man aber durchaus etwas kreativer sein können. Weitere Infos:Referenzen: DACO, Uncovering the Lockheed Martin (T)F-104G Starfighter Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 03. September 2018 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |