DKM U-Boat Type VIIC U-552 Teil 1(Trumpeter - Nr. 06801)Produktinfo:
Besprechung:Der BausatzAuf der Spielwarenmesse in Nürnberg 2016 konnte man vollkommen unerwartet den Testshot eines Typ VIIC U-Boots im Maßstab 1:48 bestaunen. Danach hörte man nichts mehr von diesem Produkt, aber inzwischen gab es ja, außer dem Hachette U 96 "Zeitschriften-Bausatz", auch noch den RC-tauglichen VIIC Bausatz von ARC-Models im gleichen Maßstab. In diesem Jahr konnte man in Nürnberg einen gebauten, finalen Testshot am Trumpeter-Stand bewundern, und nun kam das Produkt auch zügig in den Handel. Über das generelle große Vorbild dieses Bausatzes muss wohl kein weiteres Wort gesagt werden. Also gleich ran an die Bausatz-Vorstellung. Anders als sonst, werde ich aber nicht jeden Spritzling ablichten und auch nicht jede Bauplan-Seite scannen. Das ist bei dem Umfang des Bausatzes einfach zu viel Material! Wo soll man bei einem solchen Bausatz mit der Vorstellung anfangen? Ausnahmsweise mal mit den Abmessungen. Ein VIIC war 67,1 Meter lang. Das entspricht in 1:48 1,398 Metern. Der Bausatz ist laut Angabe auf dem Karton 1,4 Meter lang. Passt! Ein VIIC war 6,2 Meter breit. Das entspricht 12,9 Zentimetern. Laut der Kartonangabe ist das Modell 13,7 Zentimeter breit. Das sind, nach Adam Riese, 8 Millimeter zu viel. Na ja, die sieht man bei der Länge wohl nicht, würde ich sagen. Da der Bausatz ja aus einem "Außen-" und einem "Innenboot" besteht, stelle ich erst einmal das "Außenboot" vor. Der RumpfTrumpeter hat den Bootskörper, ohne Turm, aus drei ungleichen Bauteilen aufgebaut. Das Rumpfheck, inklusive Deck, ist ein einzelnes, transparentes Bauteil, der restliche Rumpf besteht aus zwei Hälften, wobei das Deck bereits Teil der Backbordhälfte ist. Die Steuerbordhälfte ist ebenfalls transparent gefertigt.
Das erste, was sofort auffällt, sind die nicht offen dargestellten Flutschlitze. Dies gilt leider auch für das Deck. Das ist bei diesem großen Maßstab vollkommen inakzeptabel! Der allgemeine Eindruck, den der Rumpf hinterlässt, ist der eines hochskalierten 1:72er Revell VIICs, wenn auch die Benietung etwas dezenter ausfällt und, da sich auch einige der Fehler und Mängel des Revell-Bausatzes von 2003 wieder finden lassen, liegt der Schluss nahe, dass man in China auch genau dies getan hat: nämlich den Revell-Bausatz hochskaliert. Trumpeter sagt ja auf dem Deckel, dass der vorliegende Bausatz das berühmte "Rote-Teufel" Boot U 552 unter dem Kommando von Erich Topp wiedergeben soll. Entscheidend dafür wäre, unter anderem, die korrekte Wiedergabe des individuellen Flutschlitzmusters dieses Bootes. Leider ist dies misslungen, bzw. vermutlich war man sich im fernen Reich der Mitte dieses Umstands nicht mal bewusst und hat einfach das Revell-Muster übernommen. Ich erspare den Lesern hier die genaue Beschreibung des korrekten Musters. Das kann man leicht im Internet recherchieren, da es dort nicht nur reichlich Fotomaterial, sondern auch bereits seit vielen Jahren einige sehr exakt gebaute und perfekt korrigierte Revell-Bausätze gibt, die U 552 korrekt darstellen. Unglücklicherweise hatte man sich bei Trumpeter dazu entschieden, die Spritzwasserabweiser, seitlich neben dem 'acht-acht'-Decksgeschütz, gleich mit an die Rumpfbauteile an zu modellieren. Somit hat der Modellbauer ein Problem, wenn er das Boot in einer späteren "Lebensphase" ohne die Abweiser darstellen möchte. Das Problem hat er allerdings auch noch aufgrund eines anderen Umstands, doch dazu später mehr. Zu allem Überfluss ist die seitlich aufsteigende Form der Abweiser nicht vorhanden, so dass man sie in jedem Fall umbauen müsste, wollte man sie denn behalten. Wer U 552 mit der Netzsäge auf dem Bug bauen möchte, sollte wissen, dass die Säge wahrscheinlich nur auf der ersten Feindfahrt geführt würde. 100%ig sicher ist aber auch das nicht. Ab der zweiten Feindfahrt war sie jedenfalls sicher nicht mehr montiert, denn der Wegfall der Säge wurde bereits am 1.3.1941 verfügt und außerdem gibt es Fotos von dieser Feindfahrt, die den Abbau der Netzsäge belegen. Die Bauteile der Säge sind auch wieder hochskalierte Revell-Teile. Die Stützen gehen nicht weit genug auseinander, sodass sie die Bordkante nicht erreichen, was sie aber müssten, wie man auf vielen, frei verfügbaren Fotos erkennen kann. Selber bauen müsste man das so genannte "S-Gerät", einen Minendetektor, vorne am Unterwasserbug. U 552 führte es eine Zeit lang, dann natürlich ohne die untere Netzsäge. Mit Sicherheit war es aber montiert, als U 552 auf seine erste Feindfahrt ging. Fotos dieses Geräts findet man auch im Internet oder in der Fachliteratur. Die runden Kristall-Empfänger Scheiben des Unterwassertelegraphen und des Gruppenhorchgeräts sehen auch aus wie 1:1 von Revell übernommen. Was in 1:72 noch so ging, geht in 1:48 nicht mehr. Von Revell übernommen wurden die viel zu langen, oberen Verkleidungsklappen der Torpedomündungen. In 1:48 dürften sie lediglich 52,5 mm lang sein. Tatsächlich sind sie aber 64 mm lang! Die Klappen lassen sich übrigens nicht so ohne weiteres geöffnet darstellen, da es keinerlei Innendetails, anders als damals bei Revell, in diesem Bereich gibt! Ein Manko des Revell-Bausatzes war u.a., dass auf den Satteltanks die Mannloch-Deckel, die den Zugang ins Innere der Tanks ermöglichten, gänzlich fehlten. Bei Trumpeter fehlen sie auch! Die Schweißnähte auf den Satteltanks sehen leider nicht aus wie Schweißnähte, und das, obwohl Trumpeter das bei seinen Panzerbausätzen zumeist sehr, sehr gut darstellt. Es sind vollkommen glatte "Wülste" und so dick, dass sie, auf 1:1 hochgerechnet, ungefähr so dick wären wie meine Handgelenke! Die Oberflächen der Rumpfhälften weisen eine vergleichsweise dezente Nietenstruktur auf, mit der ich leben kann, wenngleich sie auch so nicht korrekt dargestellt sind. Der Dieselauspuff ist ebenfalls von Revell übernommen und für U 552 ungeeignet. Es ist eine nach achtern offene Hutze, es müsste aber eine, in voller Breite, nach unten geöffnete Hutze sein, wenn man sie korrekt hätte darstellen wollen. Für das frühe U 552, also mit Spritzwasserabweisern und Netzsäge, wird übrigens gar keine Hutze benötigt! Das Heckteil ist im Bereich der Mündung des Torpedorohres nach oben offen ausgeschnitten. Man blickt also in das hohle Heck hinein, was natürlich vollkommen falsch ist. Revell hatte dort zumindest ein extra Bauteil vorgesehen, aber das ist Trumpeter wohl "durchgerutscht". Eine Verkleidungsklappe für die Mündung des Hecktorpedorohres sucht man auch vergebens. Die gab es allerdings bei Revell auch nicht. Da war die Mündung einfach zu! Das Deck ist, wie schon beschrieben, Teil des transparenten Heckteils und der Backbordrumpfhälfte. Die Entlüftungsschlitze sind, wie schon gesagt, nicht durchbrochen gefertigt. Außerdem sind sie rechteckig, laufen an den Enden also nicht gerundet aus. Sie reichen bis in den Bereich der seitlichen Spritzwasserabweiser herein, was leider falsch ist, da die Abweiser nicht Teil des Decks waren. Vor und hinter dem Turm befinden sich zwei runde "Deckel". Dies sind weder Einstiegsluken, noch die Deckel von Behältern für Bereitschaftsmunition, wie ich schon des öfteren lesen konnte, sondern die Deckel der Behälter für die aufblasbaren Marcks-Rettungsflösse. Diese Deckel sind pendelnd an ihren Scharnierarmen aufgehängt gewesen. Also dürften die Arme nicht Teil des Deckels, wie dargestellt, sein, sondern hätten als separate Bauteile gefertigt werden müssen. Auch dieses Manko wurde 'blind' von Revell übernommen, wobei dies in 1:72 ein eher entschuldbares Manko ist. Alle Relings- und Relingsstützen sowie die achteren Stützen der Netzabweiserkabel sind viel zu dünn und auch falsch dargestellt. Hier müssen wohl Messingdraht und der Lötkolben "ran". Auf dem Vorschiff steht das Kristall-Drehbasis-Gerät, umgangssprachlich auch "akustischer Hammer" genannt. Dieses Gerät hat an seinem "Hammer"-Kopf eine zur Seite weisende flache Seite, in die sechs runden Kristall-Empfänger-Scheiben eingelassen waren. Dieses Teil sieht beim Modell aber aus wie ein moderner Radar-Balken; vollkommen symmetrisch! Teil des Decks ist auch eine nur angedeutete Öffnung, ganz, ganz vorne an der Bugspitze oder eben doch nicht ganz, ganz vorne. Dieses Schleppauge ist beim Modell erstens viel zu klein, zweitens nicht offen und drittens nicht weit genug vorne. Das Decksgeschütz ist wieder eine astreine "Revell-Hochkopie". Ohne ein neues Rohr geht es meiner Ansicht nach nicht, da der Mündungsbereich vollkommen falsch dargestellt wurde. An der Stirnseite der Lafette fehlt die runde Öffnung, in die der Rohrstopfen gesteckt wurde, wenn das Geschütz im Einsatz war. Ebenso fehlen die beiden Haken, auf die die Leine des Rohrstopfens aufgeschossen wurde, wenn das Geschütz im Einsatz war. Auch alle anderen Details sind viel, viel zu grob für diesen großen Maßstab, sofern sie überhaupt vorhanden sind. Die Ruder- bzw. Tiefenruderanlage sowie die Propeller sind leider auch nicht ok. Die Seitenruder weisen an der Hinterkante eine dünne, überstehende "Lippe" auf, die es nicht gegeben hat. Es sieht für mich so aus, als ob die eine Seite der Spritzgussform nicht weit genug nach hinten ausgearbeitet worden wäre. Die Propeller weisen derart üble Aussparungen zum besseren Ausformen auf, wie es kaum schlimmer geht. Hoffentlich bietet da jemand etwas besseres aus Messing an! Der Turm kann auch mit einer transparenten Häfte gebaut werden, hinter der sich dann eine transparente Hälfte des druckfesten Teils des Turms befindet. Der Turm ist wieder eine reinrassige Revell-Kopie, nur größer. Leider bietet Trumpeter den Kunden aber nur eine Version des frühen Turms an, nämlich den für U 552 richtigen. Diese Version verfügte über seitliche, am hinteren Ende des Schanzkleids befindliche Frischlufteinläufe für die Diesel. Revell hatte da schon in seinem 1:72er Bausatz auch die andere, häufigere Variante alternativ mitgeliefert. Nämlich die mit nach oben offenen Ansaugschächten. Trumpeter verwehrt dem Kunden diese Möglichkeit ebenso wie jene, den Turm mit dem später angebauten Windabweiserkragen zu bauen. Nur ein weiteres Bauteil wäre es gewesen, aber für Trumpeter wohl eines zu viel! Ein an jedem frühen VIIC-Turm zu findendes Detail wurde komplett unterschlagen, nämlich der Porzellanisolator des Antennenkabels in seiner Schutz"röhre". Dieses Detail findet sich immer leicht nach Steuerbord versetzt an der Turmstirnseite, nur eben nicht beim Trumpeter-Bausatz! Alle Zugangsdeckel und Luken, außen am Turm, heben sich derart heftig von der Außenhaut ab, dass man meinen könnte es wären Panzertüren. Alle Handläufe und Sprossen sind nicht korrekt dargestellt und an den Stellen, wo sie am Turm ansetzen, fehlen die quadratischen Verstärkungsbleche. Die Innendetaillierung der Brücke ist einfach nur schwach zu nennen. War sie bei Revell schon weniger korrekt, als es bei entsprechender Recherche auch Anfang der 2000er Jahre möglich gewesen wäre, ist die Trumpeter-Kopie einfach nur schlecht, denn es wurde, trotz des großen Maßstabs, eigentlich nichts verbessert und manches sogar "verschlimmbessert"! Am zu kurzen und zu wenig detaillierten Sehrohrbock ist etwas anmodelliert, das eventuell eine "Varta-Lampe", also ein Lichtmorsegerät, sein könnte. Dieses Gerät wurde dort manchmal griffbereit aufgehängt, aber ob es das sein soll oder nicht, wer weiß? Die 2 cm Flak 30 überrascht mit einem Hülsenauffangkorb, den es auf U-Booten, wegen der beschränkten Platzverhältnisse, im Einsatz nicht gegeben hat. Warum man diesen Korb dann auch noch nur teilweise und nicht komplett aus Ätzteilen erstellt hat, erschließt sich mir nicht! Die Mündung der Flak ist im übrigen, für diesen frühen Zustand des Bootes, auch falsch! Die dargestellte "Tüte" kam erst später mit der 2 cm Flak 38 auf! Der Decalbogen liefert vornehmlich Abziehbilder für Anzeigegeräte sowie Typenplaketten. Unfreiwillig komisch nimmt sich dabei ein "Brett" mit diversen Anzeigegeräten aus, da es auch noch eine bekannte Durchhalteparole aufweist. Nur leider steht auf diesem Brett, das über dem Durchgang zum Dieselraum angebracht werden soll, nicht "Führer befiehl.....etc.!" sondern "Fahrer befiel....etc.! Frei nach dem Ausspruch: "Der Kutscher kennt den Weg!" oder wie? Eine unbewegte und eine bewegte Reichskriegsflagge sind ebenfalls dabei, allerdings haben diese beiden Decals so gar nichts mit dem Original zu tun und können gleich entsorgt werden! Wenig mit dem Original haben auch die beiden "Roten Teufel" zu tun. U 552 trug mindestens zwei verschiedene Ausführungen dieses Emblems zu verschiedenen Zeitpunkten am Turm und Trumpeter hat sich die frühe Version zum Vorbild genommen. Leider wieder ohne die notwendige Sorgfalt, denn dieses Emblem war mehrfarbig ausgeführt und nicht einfach nur rot, wie die spätere, vereinfachte Version des Emblems. Eventuell traut sich der eine oder andere ja zu, die fehlenden Farben selber mit Farbe und Pinsel zu ergänzen, für alle anderen bleibt nur die Hoffnung auf einen Korrektur-Bogen. Tiefgangsmarkierungen, drei pro Seite, sucht man leider vergebens, aber immerhin dafür gibt es bereits Abhilfe von 'Accurate Model Parts' aus Schottland! Fazit:Oberflächlich betrachtet sieht das "Außenmodell" durchaus wie ein VIIC-Boot aus. Die Abmessungen stimmen auch recht gut, aber schaut man auch nur ein wenig genauer hin, offenbaren sich Mängel über Mängel, oder sogar Fehler über Fehler. Ich hätte hier noch viel, viel mehr aufführen können, aber es reicht jetzt schon, denke ich. Will man aber in dem Modell U 552 entdecken fällt das Fazit noch viel, viel übler aus! Diese Besprechung stammt von Olaf Krabbenhöft - 05. Dezember 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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