Flakpanzer E-100(Amusing Hobby - Nr. 35A016)Produktinfo:
Besprechung:Das Projekt E-100 war Teil einer ganzen Reihe von Fahrzeugen der unterschiedlichsten Gewichtsklassen. Das Ziel war eine möglichst große Vereinheitlichung der eingesetzten Bauteile zu erreichen. Von 10t bis 140t war so ziemlich alles vertreten. Der E-100 wurde als Alternative zum schweren Panzer Maus geplant und sollte einen modifizierten „Maus“-Turm mit der 150mm KwK 44 erhalten. Es gab daneben auch Überlegungen, den E-100 mit der 170mm KwK 44 oder der 8.8 Flak in einem Zwillingsturm auszustatten. Die Entwicklung begann Mitte 1943 und lief bis 1944, als Hitler einen Entwicklungsstop für die schweren Panzerfahrzeuge verhing. Trotzdem arbeitete man mit niedriger Priorität weiter am E100, so dass am Ende des Krieges eine Wanne fertiggestellt werden konnte. Nur die Ketten hätten noch gefehlt. Dieser Prototyp wurde nach dem Krieg in England getestet. Selbst mit dem damals leistungsfähigsten Motor des Königstigers konnte das Ungetüm nur auf 20 km/h beschleunigen, so dass man wohl eher von einer rollenden Festung als von einem Kampfpanzer sprechen konnte. Zudem wären nur wenige Brücken in der Lage gewesen, die Last von 140 Tonnen zu tragen. Angesichts dieser Rahmenbedingungen stellt sich sicher die Frage nach dem Sinn dieses Projektes. Die knapp über 600 Einzelteile sind von sehr guter Qualität und in zwei Farben gespritzt. Die braunen Teile gehören zu den Kettengliedern und den Spiralfedern. Die Teile weisen sowohl erhabene als auch versenkte Details auf. Stellenweise findet man sehr authentisch gestaltete Schweißnähte und Spuren der Metallbearbeitung vor, vor allem am Turm. Kugelblenden und die Kommandantenkuppel weisen eine sehr schöne Gussstruktur auf. Nicht zuletzt dank der schieren Größe des Modells ergeben sich diverse Möglichkeiten, Teile auch am fertigen Modell beweglich zu halten. Dazu gehören neben den Luken am Heck des Turmes auch die Kommandantenkuppel, die beiden 8.8 Geschützrohre, die Schleppösen und natürlich das gesamte Kettenlaufwerk. Bei den Geschützrohren wird die Beweglichkeit durch eine Verzahnung der Lagerzapfen erreicht. Allerdings ist die Passung etwas zu fest, man sollte die Zähne etwas herunterschleifen. Die Kunst besteht darin, einen Kompromiss zwischen Beweglichkeit und Lagefixierung hinzubekommen, ohne dass man beim Verstellen das ganze Geschütz aus seiner Verankerung im Turm reißt. Den Turm kann man am fertigen Modell auch abnehmen, so dass die Verstellung ohne größere Schäden am recht filigranen- weil beweglichen Laufwerk möglich ist, siehe Bilder weiter unten.
Die Beweglichkeit des Kettenlaufwerkes wird einerseits durch Einzelkettenglieder möglich, zum anderen durch Spiralfedern. Die Drehstab-Aufhängungen werden zum Teil nur gesteckt und man muss höllisch aufpassen, dass der Kleber auch nur dorthin gelangt, wo er hingehört. Leider sind die Federn nur aus Kunststoff, wodurch die Federung zu weich wird, bzw. die Teile bleiben zwar flexibel aber federn nicht selbsttätig zurück. Zumindest kann man das Laufwerk so sehr gut an etwaigen Bodenunebenheiten anpassen, siehe unten. Anscheinend ist man hier einen Kompromiss eingegangen, denn ich habe immer nur die Angabe gefunden, die Federung wäre aus Tellerfedern aufgebaut gewesen. Die wären in Kunststoff natürlich so nicht umsetzbar gewesen, also federnd. Aber was soll's, ist eh nur ein fiktives Fahrzeug, insofern ein vernachlässigbarer Umstand! Die Einzelkettenglieder werden zusammengeklipst, auch hier dient das Ganze mehr zum Ausrichten und Auflegen als der Beweglichkeit. Dazu sind die Clipse einfach nicht stabil genug, man kann froh sein, wenn man die Kette halbwegs an einem Stück aufgezogen bekommt. Die Kettenglieder sind frei von irgendwelchen Auswerferspuren, so dass man sich voll und ganz auf die vielen Hundert Angüsse konzentrieren kann. Die Anleitung spricht von 102 Kettengliedern pro Seite, ich habe 104 Stück benötigt.
Die Detaillierung der einzelnen Teile ist sehr gut, es bleiben kaum Wünsche offen. Spritzgusstechnisch ist der Bausatz auf dem neuesten Stand. Teile, die hohl sein müssen, sind es auch, dank Sliding Mould Technologie. Die Geschützrohre sind immerhin 10cm lang und durchgängig hohl, ebenso die Abgasrohre und die Seilaufnahme an den Ösen der Abschleppseile. Die Gitter der Motorenabdeckung sind die einzigen Ätzteile im Bausatz, eigentlich braucht man auch nicht viel mehr. Wer will, kann die Halterungen für die Werkzeuge noch gegen generische Ätzteile tauschen, wirklich nötig ist das aber nicht. Haltegriffe und dergleichen sind auch in Kunststoff hier filigran genug. Einige Teile sind unnötig wie z.B. die Abdeckungen für die Drehstäbe. Man sieht sie nur bei abgenommenem Turm. Da es keine Inneneinrichtung gibt, machen diese Teile überhaupt keinen Sinn.
Der Rahmen "F" mit Anbauteilen und Werkzeugen findet in der Bauanleitung überhaupt keine Erwähnung, lediglich im Bemalungsplan kann man einige Teile davon erkennen. Da es sich um ein zu 100% fiktives Fahrzeug handelt, kann man hier frei schalten und walten denke ich. Ansonsten ist die Bauanleitung sehr übersichtlich gestaltet mit abgeleiteten CAD Zeichnungen auf denen alle Details wiedergegeben sind. Die Bemalungsanleitung ist ein separates, farbiges DIN-A3 Blatt mit vier Bemalungsvorschlägen. Auch hier dürfte alles mehr oder weniger fiktiv sein, der kleine Decalbogen enthält demnach auch nur Balkenkreuze in unterschiedlichen Ausführungen. Die Schachtel ist so prall gefüllt, dass es mir nicht mehr gelungen ist, die Teile wieder ordentlich zurückzupacken. Dann wird halt mal gebaut, dachte ich mir. Die Qualität und nicht zuletzt das imposante Erscheinungsbild verleiten gerade dazu gleich loszulegen. Die Zwillingsflak und die Freiheit bei der Bemalung und (Nach-)Detaillierung tun ihr übriges. Nun denn, man kann das Modell sehr schön Baugruppenweise angehen, so dass man sich zwischendurch immer wieder mal den lästigen Arbeiten an den Angüssen widmen kann. Der Baufortschritt stellt sich bereits nach kurzer Zeit ein und innerhalb weniger Stunden ist man schon fertig. Am längsten braucht man für die Kette, besonders deswegen, weil die Verbindungen oft nur sehr locker sitzen, manche sind ok, andere fallen gleich wieder auseinander. Es gibt aber genügend Reservebauteile, so dass man ggf. austauschen kann. Die Funktionalität hängt sehr stark vom gut dosierten Kleber ab. Man sollte nicht unbedingt den ganz dünnflüssigen à la Tamiya Extra Thin Liquid Cement nehmen, denn der backt alles zusammen :)) Die Passgenauigkeit ist hervorragend, Spachtel wurde nur an einigen wenigen Sinkstellen benötigt. Das fertige Modell ist wirklich monströs, im Vergleich zu einem Panzer 35(t) etwa das Doppelte in allen drei Achsen. Für die endgültige Lackierung habe ich mich noch nicht festgelegt, vielleicht irgendwas in Richtung Endzeit...
Darstellbare Fahrzeuge: Es werden vier Fahrzeuge in unterschiedlichen Lackierungen vorgeschlagen. Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Der Bausatz lässt sich zugig bauen, die Passgenauigkeit ist hervorragend! Fazit:Ein imposanter und sehr einfach zu bauender Bausatz. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und man kann sich mal so richtig austoben. Weitere Infos:Anmerkungen: Der Import für Deutschland erfolgt über Modellbau König. Den Bausatz auf der Homepage von Amusing Hobby findet ihr hier. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 12. Dezember 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Frank RichterLand: Beiträge: 32 Dabei seit: 2003 Neuste Artikel:Alle 32 Beiträge von Frank Richter anschauen. |