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MBB Bo 105 PAH-1/M

(Fujimi - Nr. P22)

Fujimi - MBB Bo 105 PAH-1/M

Produktinfo:

Hersteller:Fujimi
Sparte:Hubschrauber
Katalog Nummer:P22 - MBB Bo 105 PAH-1/M
Maßstab:1:48
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Preis:antiquarisch
Inhalt:
  • 2 Spritzrahmen mit insgesamt 109 Teilen
  • 10 Klarsichtteile
  • 1 Decalbogen
  • Bauanleitung

Besprechung:

Das Original

In den 1960er Jahren wurde die Bo 105 als leichter Mehrzweckhubschrauber von Bölkow Entwicklungen KG konzipiert. Er sollte wartungsfreundlich, leicht zu fliegen, für Rettungseinsätze geeignet und günstig im Unterhalt sein. Das Ergebnis war ein innovativer Helikopter mit zwei Wellenturbinen und einem neuen starren Rotorkopf ohne Schlag- und Schwenkgelenke, an den Rotorblätter aus GFK montiert waren. Diese Konfiguration ermöglichte eine außergewöhnliche Agilität und hohe Manövrierbarkeit, was die Maschine auch für die militärische Nutzung interessant machte. So entstand die Bo 105M mit leistungsgesteigerten Getriebekomponenten, die bei der Bundeswehr als VBH (Verbindungs- und Beobachtungshubschrauber) eingesetzt war.

Eine Weiterentwicklung der M-Version stellte die Bo 105P oder PAH-1 dar. In die verstärkte Zelle wurde ein Radar sowie das Panzerabwehrraketensystem HOT samt Waffenrechner und Visiereinrichtung integriert. Es konnten sechs Raketen, die in Rohrstartbehältern an der Rumpfaußenseite angebracht waren, mitgeführt werden. Der auf der linken Seite sitzende Kommandant war für die Bedienung der Waffenanlage zuständig, der rechts sitzende Pilot steuerte die Maschine. Ab 1991 erhielt der PAH-1 eine Kampfwertsteigerung (neue Bezeichnung PAH-1 A1), äußerliche Merkmale waren die stufenartigen HOT-Startrampen, ein vor den Triebwerkseinläufen montiertes Schutzgitter und neu geformte Rotorblätter mit abgerundeten Enden. Dazu wurden Waffenrechner und Antriebsanlage überarbeitet.

Der eigentlich für den Zivilbereich entwickelte Helikopter ist im Kampf sehr verwundbar, gegen Artillerie- und selbst Infanteriewaffenbeschuss hat er keinerlei Standfestigkeit. Die geringe Größe und die außergewöhnlichen Flugeigenschaften der Maschine sollten das Überleben auf dem Schlachtfeld gewährleisten. Daher entwickelte man eine Kampftaktik, die auf das Ausnutzen des Geländes sowie extremen Tiefflug ausgelegt war. So wollte man möglichst lange unentdeckt bleiben, den Besatzungen verlangte diese Taktik aber höchstes fliegerisches Können ab. Schießen auf Maximalentfernung und schnelles Wiederabtauchen in die Deckung sollten die Hubschrauber nur kurz dem gegnerischen Feuer aussetzten.

Mit den beiden je 420 PS starken Allison 250-C20B Wellenturbinen erreichte der PAH-1 eine Höchstgeschwindigkeit von 241 km/h. Der Treibstoffvorrat ermöglichte einen Einsatzradius von circa 230 km bzw. zwei Stunden Flugdauer. Insgesamt 212 PAH-1 waren ab 1979 bei den Kampfhubschrauberregimentern 16, 26 „Franken“ und 36 „Kurhessen“ bis zur endgültigen Ausmusterung 2013 eingesetzt. Dazu taten 100 VBH u. a. in Heeresfliegerstaffeln, Heeresfliegerregimentern und bei der Heeresfliegerwaffenschule Dienst.  

Der Bausatz

Der aus dem Jahr 1988 stammende und derzeit nicht im Fujimi-Programm enthaltene Bausatz ermöglicht den Bau eines Bo 105M oder eines PAH-1. So ist dieser Bausatz gewissermaßen das japanische Pendant zum momentan wieder aufgelegten Italeri-Kit.  

In dem Stülpkarton sind die beiden in einer Plastiktüte eingeschweißten Spritzrahmen sicher verpackt. Ein Extrabeutel schützt die Klarsichtteile vor Kratzern. Die beiden Spritzrahmen aus hellgrauem Kunststoff sind sauber, gratfrei und ohne Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Stellen hergestellt. In der gleichen Fertigungsqualität sehen wir die Klarsichtteile schlierenfrei, relativ gleichmäßig und dünn abgeformt. 

MBB Bo 105 PAH-1/MMBB Bo 105 PAH-1/MMBB Bo 105 PAH-1/M

MBB Bo 105 PAH-1/M

 

Die Proportionen der Rumpfschalen wirken stimmig, auf der Außenhaut sind feine versenkte Gravuren und dezent erhaben nachgebildete Nietenreihen zu finden. Scharf modellierte Lüftungsgitter ergänzen das Bild, geöffnet zu bauende Türen sind jedoch nicht vorgesehen. Der drehbare Hauptrotor ist gut wiedergegeben, Taumelscheibe, Steuerhebel und Steuerstangen sind nicht nur in den Grundzügen nachgebildet. Die Ausgleichsgewichte an den Rotorblättern fehlen allerdings, die Auspuffrohre sollten aufgebohrt werden. Einen guten Eindruck wiederum hinterlässt der ebenfalls drehbare Heckrotor mit den freistehenden Steuerstangen.

Linke RumpfschaleRotorkopf und HeckrotorachseRotorblätter

Linke Rumpfschale

Linke Rumpfschale 

Während das Landegestell recht gut und die HOT-Startgestelle eher mäßig nachgebildet sind, lassen sich die Raketenbehälter durchaus sehen. Die Scheibenwischer sind freistehend mit je zwei Bauteilen – Arm und Wischerblatt – zu verbauen, wobei hier, genau so wie bei der Feuerlöscherausrüstung, zwischen den beiden Versionen unterschieden wird. Die entsprechenden Dachteile für VBH und PAH-1 sind ebenfalls vorhanden, der äußere Teil der Zieloptik ist jedoch recht einfach wiedergegeben.

Teile des KufenlandegestellesRaketenrohrstartbehälter mit Teilen für das StartgestellDachaufbau mit Zieloptik des PAH-1

Teile des Kufenlandegestelles

Teile des Kufenlandegestelles 

Betrachtet man den Innenraum, ist festzustellen, dass hier - im Gegensatz zum Außenbereich - kein Wert auf die korrekte Darstellung der militärischen Ausführungen gelegt wurde. Die Gestaltung von Armaturenbrettverkleidung, hinterem Schott und hinterer Sitzbank hat eher zivilen Charakter. Alternative Bauteile für die beiden unterschiedlichen Versionen sind Fehlanzeige. Der innere Teil der Zieloptik ist gerade noch vorhanden, während die restlichen Bedienteile der Waffenanlage gänzlich fehlen. Ein Overheadpanel ist nicht vorgesehen, aber immerhin kann die Darstellung von Mittelkonsole, Steuerknüppeln und Pitchhebeln auf der Habenseite verbucht werden. Dazu gibt es noch zwei identische Pilotenfiguren, die zumindest am Spritzling so aussehen, als ob sie mit etwas anderem beschäftigt wären als dem Fliegen eines Helikopters.  

InnenraumbodenDie sehr zivil wirkende hintere SitzbankHinteres Schott, InnenraumkleinteilePilotensitze???

Innenraumboden

Innenraumboden 

Die Decals

Auf dem nicht allzu umfangreichen Decalbogen sind die Decals auf dünnem Trägermaterial scharf, aber mit leichtem Versatz bei der Farbe Rot gedruckt. Er enthält hauptsächlich Hoheitszeichen und Kennungen für vier Maschinen. Neben verschiedenen Herstellersymbolen ist ein Abziehbild für die Instrumententafel zu finden. Ergänzt wird das Ganze durch einige wenige Stencils. Staffel- bzw. Regimentswappen sind nicht berücksichtigt.

Fujimi - MBB Bo 105 PAH-1/M

Die Bauanleitung

Die als Faltblatt beiliegende fünfsprachige Bauanleitung zeigt in zwei Schritten den Weg zum fertigen Modell. Die beiden Baustufen werden zwar durch etliche Detailzeichnungen ergänzt, jedoch könnten gerade die Zeichnungen für den Bau von Rotorkopf und Inneneinrichtung größer sein und die Positionen der einzelnen Teile deutlicher zeigen. Am Ende sind Bemal- und Dekorationsanleitungen für vier Maschinen zu finden. Zwar sind Farbangaben mit den dazugehörigen Farbbezeichnungen vorhanden, auf welche Palette sich die Angaben beziehen, lässt sich jedoch nicht erschließen.  

Fujimi - MBB Bo 105 PAH-1/M

Fujimi - MBB Bo 105 PAH-1/M

Darstellbare Maschinen:
  • Bo 105 PAH-1, 98+28, Heeresflieger
  • Bo 105 PAH-1, 87+10, Heeresflieger
  • Bo 105 M, 98+20, Heeresflieger
  • Bo 105 M, B-37, Holländische Armee

Fazit:

Von der Verfügbarkeit her ist dieser Bausatz eher in die Kategorie „Raritäten“ einzuordnen und daher keine echte Alternative für den Italeri / Revell-Kit. Die Ausführung kann mit dem kurzen, etwas überspitzten Urteil „Außen hui, innen pfui“ bewertet werden. Trotz des Alters überzeugt der sehr schön gestaltete Außenbereich, während die keinesfalls vorbildgetreu nachgebildete Inneneinrichtung nicht wirklich hinter den Fenstern und geschlossenen Türen verschwindet. Auch die Wiedergabe der Waffenanlage kann nur teilweise überzeugen. Insgesamt gibt es genug Gelegenheiten zur Eigenleistung, um einen sehenswerten PAH-1 zu bauen.  

Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 08. Februar 2017

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