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Flettner Fl 265

(Special Hobby - Nr. SH48004)

Special Hobby - Flettner Fl 265

Produktinfo:

Hersteller:Special Hobby
Sparte:Hubschrauber
Katalog Nummer:SH48004 - Flettner Fl 265
Maßstab:1:48
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Preis:antiquarisch
Inhalt:
  • 1 Spritzrahmen mit 26 Teilen
  • 15 Resin-Teile
  • 1 tiefgezogene Cockpitverglasung
  • 1 Decalbogen
  • Bauanleitung

Besprechung:

Das Original

Die Fl 265 wurde von Anton Flettner als Nachfolger des Fl 185 ab 1938 entwickelt. Hiermit sollte die Idee einer symmetrischen Rotoranordnung mit nur wenig mehr Gesamtspannweite als einem Rotordurchmesser verwirklicht werden. So entstand das Prinzip von zwei seitlich nahe beieinander liegenden, nach außen geneigten und ineinander kämmenden Rotoren (Flettner-Doppelrotor). Durch die beiden gegenläufigen Rotoren ist der Drehmomentausgleich gegeben, womit die gesamte Motorkraft dem Auf- und Vortrieb der Maschine zur Verfügung steht. Da sich die Rotorblätter beim Drehen keinesfalls berühren dürfen, müssen die Rotoren bei dieser Anordnung fest durch das Hauptgetriebe synchronisiert sein. Die Entwicklung eines solchen Getriebes hat sich als sehr anspruchsvoll erwiesen und zusammen mit der Rotorsteuerung immer wieder Schwierigkeiten verursacht. Diese Probleme wurden aber gelöst, dazu eine automatische Umschaltung auf den Tragschrauberbetrieb und ab der V3 ein Seitenruder eingebaut. Danach galt die Fl 265 als sicherster Hubschrauber seiner Zeit.

Die Fl 265 wurde von einem Bramo Sh14A 7-Zylinder-Sternmotor mit 160 PS angetrieben, der Motor durch eine mitlaufende Luftschraube zwangsgekühlt. Optische Merkmale des kleinen einsitzigen Helikopters waren das autogiro-ähnliche Erscheiningsbild mit geschlossenem Cockpit, die beiden ineinander kämmenden Rotoren mit 12 m Durchmesser und das Spornradfahrgestell mit großer Spur. Der Erstflug der V1 D-EFLV fand im Mai 1939 mit Testpilot Richard Perlia statt, wobei eine Flughöhe von 1.200 m und eine Geschwindigkeit von 128 km/h erreicht wurden.

Besonders die Marine zeigte sich aufgrund der Flugleistungen und des möglichen Einsatzspektrums an dem Helikopter interessiert. Neben Starts und Landungen auf dem Leichten Kreuzer „Köln“ wurden auch Seerettungsübungen erfolgreich durchgeführt. Dem Vernehmen nach waren die Hubschrauber 1939 und 1940 als Aufklärer an Bord von Schiffen in der Ostsee eingesetzt. Von den insgesamt nur sechs gebauten Versuchsmaschinen ging eine bei einem Unfall verloren, über den Verbleib der restlichen ist nichts bekannt. Eine Serienfertigung fand zu Gunsten des leistungsfähigeren Nachfolgemodelles Fl 282 nicht statt.

Special Hobby - Flettner Fl 265

Der Bausatz

Der Bausatz aus dem Jahr 1999 ist derzeit nicht Bestandteil des Special Hobby-Programmes. In einer Faltschachtel sind die in Polybeutel eingeschweißten Einzelkomponenten des Kits sicher verstaut. Die Plastikteile sehen wir sauber, mit nur wenigen leicht zu entfernenden Fischhäuten und ohne Sinkstellen gefertigt. Auf den Rumpfhälften sind sehr feine, versenkte Gravuren zu finden, die Stoffbespannung im Heckbereich ist dezent ausgeführt. Am Rumpfrücken muss eine Fensteröffnung ausgeschnitten werden. Ein Seitenruder ist nicht wahrnehmbar modelliert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die V1 oder V2 wiedergegeben werden soll. Die Räder weisen recht schöne Details, aber kein Reifenprofil auf.

Rumpfschale mit dezenten StrukturenRäder und FahrwerkstrebenRotorköpfe, Kühlventilator und SpornradDie Rotorblätter

Rumpfschale mit dezenten Strukturen

Rumpfschale mit dezenten Strukturen 

Ansonsten ist der Bausatz ist in bester Short-Run-Manier hergestellt: grundsätzlich relativ wenige Plastikteile, die meisten recht einfach detailliert, ohne Passstifte und Positionslöcher bzw. -schlitze, die man besonders bei der Montage der Auspuffanlage und des Höhenstabilisators vermisst. Die Rotorblätter sollen stumpf an die Rotorköpfe angeklebt werden, die fertigen Rotoren wiederum direkt und nicht drehbar an die Getriebeverkleidung. Ob das alles wie vorgesehen hält, darf angezweifelt werden. Hier kommt der geneigte Modellbauer sicher nicht drum herum, eigene Ideen zu entwickeln. Dazu müssen noch etliche Rahmenrohre für das Cockpit selbst gefertigt werden.

Flettner Fl 265Cockpitboden mit vorderem SchottInstrumententafel, Bedienungshebel und CockpitdeckePilotensitz mit hinterem SchottNachbildung des Sternmotors

Flettner Fl 265

 

Ganz anders zeigen sich die Resinteile: sauber und ohne Lufteinschlüsse abgeformt, sind sie schön, scharf und umfangreich detailliert, besonders die Cockpitteile. Lediglich die Auspuff“rohre“ (einfach als volles Rundmaterial ausgeführt), die stumpf auf die Motorhaube geklebt werden sollen, trüben das Bild. Auch erwartet man von einer in Resin hergestellten Motornachbildung eigentlich einen höheren Detaillierungsgrad, allerdings ist es fraglich, wie viel man am fertigen Modell davon noch sieht.

Special Hobby - Flettner Fl 265

Die eine beiliegende Cockpitverglasung ist sauber gefertigt und mit recht scharf nachgebildeten erhabenen Streben versehen. Wie gut sie passt, muss sich beim Bau zeigen, jedenfalls ist nur ein einziger Versuch möglich, sie korrekt zuzuschneiden und einzufügen.

Special Hobby - Flettner Fl 265

Wie viel von der schönen Cockpitdetaillierung am Ende noch zu sehen ist, muss sich erweisen. Um hier mehr Einblick zu ermöglichen, kann (wie es auf einem Vorbildfoto von D-EFLV zu sehen ist) die Cockpittür entfernt oder offen dargestellt werden.

Die Decals

Der von Propagteam sauber, scharf und ohne Versatz gedruckte Decalbogen enthält Markierungen für eine Maschine. Allerdings gehört nach meiner Quellenlage die Kennung TK+AN zur V2 oder zur V3 (Eindeutiges lässt sich nicht ermitteln), aber jedenfalls nicht – wie im Decalbogen enthalten – zur V1. Die hatte die Kennung D-EFLV (das wiederum ist eindeutig). Stencils sind, so denn am Original überhaupt welche vorhanden waren, keine dabei. Trotz des mittlerweile recht hohen Alters sind die Decals nicht vergilbt. Die roten Streifen für das alternative Erscheinungsbild müssen lackiert werden.

Special Hobby - Flettner Fl 265

Die Bauanleitung

Die sechsseitige Bauanleitung führt in vier Schritten, die bisweilen von Detailzeichnungen ergänzt werden, zum fertigen Modell. Teilweise sind Vermaßungen für die selbst herzustellenden und stumpf anzubringenden Teile angegeben, an anderen Stellen fehlen sie. Der Hinweis auf das im Rumpfrücken auszuschneidende Fenster lässt sich nur bei genauem Hinschauen erschließen. Leider ist es nicht sehr deutlich angegeben, wie die beiden Rotoren zueinander zu stehen haben. Die wenigen Textergänzungen sind in tschechischer und englischer Sprache verfasst, Bemal- und Markierungsanleitungen für zwei Ausführungen sind ebenfalls enthalten. Die Farbangaben sind zwar mit den dazugehörigen Farbbezeichnungen versehen, teilweise sind auch RLM-Angaben zu finden, auf welche Palette sich die Angaben beziehen, ist jedoch nicht nachvollziehbar.

Special Hobby - Flettner Fl 265

Special Hobby - Flettner Fl 265

Darstellbare Maschinen:
Fl 265, Kennung TK+AN, in zwei unterschiedlichen Erscheinungsbildern

Fazit:

Wir sehen hier einen exotischen Bausatz von einem exotischen Vorbild, der nur noch selten in einem großen Online-Auktionshaus angeboten wird. Es ist eines der wenigen Modelle von einem Helikopter mit Flettner-Doppelrotor. In einigen Bereichen recht schön ausgeführt, sind neben den von Bausatzseite vorgesehenen Eigenleistungen darüber hinaus noch etliche mehr sowie ordentlich Vorbildrecherche nötig, um die Ungereimtheiten und Vereinfachungen des Bausatzes auszubügeln. Damit am Ende ein wirklich ansehnliches Modell in der Vitrine stehen kann, ist hier eine Menge an modellbauerischer Erfahrung erforderlich.

Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 19. Januar 2017

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