Tupolev TB-1(ANT-4)(Mikro Mir - Nr. 72-008)Produktinfo:
Besprechung:Geschichte:Die TB-1 und die ANT-4 war ein wirklich legendäres Flugzeug in der russisch/sowjetischen Luftfahrtgeschichte. Definitionen wie der erste sowjetische Bomber in Serienproduktion, der erste russische Eindecker-Bomber, der erste sowjetische Ganzmetall-Bomber, werden immer wieder genannt. Darüber hinaus war der ANT-4 der Vorläufer einer ganzen Familie von mehrmotorigen Flugzeugen, die unter der Leitung von Tupolew entwickelt wurden. Mit diesen Flugzeugen begann tatsächlich die Bildung der strategischen Luftfahrt in der UdSSR. Sie flogen mehr als 20 Jahre und nicht umsonst gibt es viele russische Briefmarken mit dem Motiv dieser Flugzeuge. Die Ursprünge der Entwicklung gehen in das Jahr 1921 zurück. Gesucht wurde dabei ein Torpedoflugzeug. Die Entwicklung begann am 11. November 1924 mit zwei Motoren Bristol "Jupiter", aber im Laufe der Projektierung wechselte man zum leistungsfähigeren "Lion" auf 450 PS. Bereits im Prozess der Gestaltung zeigte das Militär großes Interesse an dem Flugzeug. Entscheidend bei der Entwicklung war auch das TsAGI. Die Wellblechtechnologie übernahm Tupolew von Junkers, nachdem im Junkers-Zweigwerk Moskau-Fili die Produktion von Junkers Flugzeugen ausgelaufen war. Der Testpilot Tomaszewski startete am 26. November 1925 zum Erstflug. Die Tests endeten im Sommer 1926. Die Produktion begann im Sommer 1929 in Moskau-Fili und lief Anfang 1932 aus. Gebaut wurden neben den zwei Prototypen 216 Exemplare. Im Bausatz gibt es Decals für die „Strana Sowjetow“ (russisch страна советов, Land der Sowjets) genannten Maschine. Vom 23. August bis 30. Oktober 1929 wurde mit dieser ein Langstreckenflug von Moskau nach New York durchgeführt. Die einzelnen Etappen waren Omsk, Chabarowsk, Kamtschatka, Seattle und San Francisco. Dafür wurden bei zwei TB-1 die Bewaffnung entfernt, zusätzliche Kraftstoff- und Ölbehälter installiert und für den Flug über die vorherrschenden Wasserflächen Schwimmer der Junkers G24 montiert. Der erste Versuch erfolgte am 8. August und endete mit einer Bruchlandung bei Tschita. Die vier Besatzungsmitglieder blieben dabei unverletzt. Sie kehrten unverzüglich nach Moskau zurück, um mit der zweiten Maschine einen neuen Versuch zu starten, der diesmal erfolgreich war. Bei diesem Flug wurden insgesamt 21.242 Kilometer zurückgelegt. Modell:Erstaunlich, warum es erst jetzt zu einem gutes Spritzgussmodell von diesem Flugzeug gekommen ist. Einen Vaku- Bausatz gab es mal, aber wer will sich das wirklich antun? MikroMir kommt aus der Ukraine und scheint einer der qualitativ besseren Hersteller aus dem bekannten ukrainischen Dreigestirn zu sein. Der Bausatzkarton enthält 15 Spritzrahmen, eine Ätzteilplatine, einen Maskierbogen, zwei Decalbögen und die Bauanleitung. Ohne die Ätzteile habe ich 314 Teile gezählt. Sieben Teile werden für die vorgegebene Variante hier nicht benötigt. Bedeutet aber auch, hier wird bestimmt noch eine Schwimmervariante erscheinen. Die Qualität überrascht positiv. Vor allem die Wellblechstruktur überzeugt und ist sauber wiedergegeben. Auch die transparenten Bauteile für die Kabinen- und Fensterteile sind dünn und gut durchsichtig. Der Rumpf wird aus vier Hauptteilen gebildet. Dabei kommen zwei Rumpfspanten mit angeformten Flügelholmen zum Einbau. Der Rumpfinnenraum ist mit dem Navigatorarbeitsplatz, dem doppelsitzigen Cockpit und den doppelten Schützenständen gut detailliert und mit reichlich kleinen Teilen versehen. Den Farbangaben, allgemein gehalten, wird man in der Bauanleitung wohl folgen müssen, da mir im Moment kein wirklich gutes Referenzmaterial dazu bekannt ist. Die Tragflächen bestehen aus fünf Teilen und haben im Modell eine korrekte Spannweite von 398 mm. Im Bereich der Tragflächenmitte wird die Endkante wohl etwas zu dick ausfallen. Man kann das aber vor dem Verkleben von innen noch etwas dünner schleifen. Außen werden die separaten beweglichen Querruder aus einem Stück mit einer schönen, dünnen Endkante eingepasst. Im Flügelmittelstück muss man eine von zwei quadratische Grundplatten einkleben, die schon die Weichen für eine militärische Variante oder die URSS-300 „Strana Sowjetow“ stellt.
Schön gemacht, die beiden 12-Zylinder V-Motoren. Sie bestehen aus je zwölf Teilen, mit Triebwerksaufhängung und Abgasanlage. Die Teile für die Triebwerksverkleidung habe ich da noch nicht mitgerechnet. Der Einbau erfolgt von vorn in den Flügel. Ob man die Triebwerksbleche für eine Wartungsszene weglassen kann, muss der Praxistest zeigen. Ein Großteil der Ätzteile kommt bei den drei Waffenständen zum Einsatz. Das Seitenruder ist einteilig und das Höhenleitwerk ist zweiteilig aufgebaut. Das trifft auch auf die separaten Ruder zu. Trotz der Zweiteiligkeit trifft man hier auf messerscharfe Endkanten. Bei dem festen Fahrwerk hat man die Wahl zwischen Rädern und Schneekufen. Die Bauanleitung erklärt den Typ in russischer und englischer Sprache. 13 Zeichnungen führen sicher durch den Modellaufbau. Neben der einen zivilen Variante gibt es Decals für drei militärische TB-1. Diese Flugzeuge waren auf der Oberseite in einem Lichtgrün und auf der Unterseite hellblau lackiert. Eine direkte Zuordnung zu einer fliegenden Einheit gibt es nur für eine der drei Maschinen. Die Decals sind sehr sauber gedruckt. Wie die Decals nachher auf der Wellblechstruktur am Modell funktionieren, das muss man sehen. Einen guten Weichmacher wird man auf jeden Fall brauchen. Der beiliegende Maskierbogen beschleunigt den Bauablauf spürbar und führt letztlich auch zu einem guten Ergebnis. Die Farbangaben, wie schon erwähnt, sind nur allgemeiner Natur. Keine Farbtabelle eines bekannten Herstellers zeigt einen konkreten Farbton. Das ist detailliert wohl auch nicht möglich, da es nur noch eine ANT-4 gibt, und die ist auch noch im Gelborange der Polarflieger lackiert. Es bleibt also spannend, in welche Farbtöpfe der interessierte Modellbauer letztlich greifen wird. Was mir noch gefehlt hat, ist ein Hinweis in der Bauanleitung zu der Langdrahtantenne, die über den Rumpf auf jede Tragfläche gespannt war.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:MikroMir hat die Lücke gesucht und tatsächlich gefunden. Ein qualitativ gut gemachter Bausatz landet da auf dem Basteltisch. Wen das Thema der russisch/sowjetischen Luftfahrt in den 1920er Jahren interessiert, wird sich das Teil zulegen. Ein wenig Erfahrung im Umgang mit solchen Modellbausätzen sollte dabei schon vorhanden sein, zumal auch Ätzteile verbaut werden müssen. Man darf gespannt sein, was MikroMir in Zukunft noch für uns bereithält. Diese Besprechung stammt von Bernhard Pethe - 12. April 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |