La-200(AviS - Nr. BX72014)Produktinfo:
Besprechung:Geschichte:Die rasante Entwicklung der militärischen Ausrüstung und Technologie im Zweiten Weltkrieg führte zur Entstehung neuer Arten von Waffen. Die Fortschritte sind nirgends so offensichtlich, als in der Entwicklung in der Luftfahrttechnik. Mit dem Ende des Krieges richtete die sowjetische Regierung das Augenmerk ihre Politik auf die Bereiche von Wissenschaft und Technik, um speziell die Luftfahrtindustrie zu stärken. Die Abschreckung mit einer Atomwaffe aufrecht zu erhalten, war zu jener Zeit nur das Flugzeug imstande. Aber es war auch wichtig, Abfangjäger zu haben, die mit weitreichenden Radargeräten diese Bomber rechtzeitig abfangen konnten. In diesem Kontext muss man die Entwicklung vieler Experimentalflugzeuge jener Zeit aus sowjetischen Konstruktionsbüros einordnen. Die OKBs von Lawotschkin, Suchoi und Mikojan entwickelten als Konkurrenten im Auftrag drei völlig ähnliche Flugzeuge. Neu im Rennen war dabei das OKB Suchoi. Die Vorgaben waren so definiert, einen Abfangjäger zu schaffen, mit zwei unabhängig linear eingebauten Radialturbinen RD-45F, zwei Bordkanonen großen Kalibers und der Aufnahme eines Radargerätes "Thorium-A". Die Maschine von Suchoi, die Su-15 (nicht zu verwechseln mit der späteren bekannten Su-15), flog am 11.01.1949 zum ersten mal und stürzte bereits am 03.06.49 wegen Flattererscheinungen ab. Die I-320 von Mikojan und Gurewitsch flog erstmals am 16. April 1949. Die La-200 hatte ihren Erstflug am 9. September 1949. Umfangreiche Bodentests haben gravierende konstruktive und fertigungstechnische Mängel zu Tage gebracht. Eine Ursache, die das OKB Lawotschkin zeitlich ins Hintertreffen brachte. Das Gewicht beim Erstflug lag bei 9910 kg, da schon ein Prototyp des Radargerätes eingebaut war. Die "200" zeigte trotzdem hervorragende Geschwindigkeitsdaten und gute Steigraten. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 1090 km / h in einer Höhe von 3500 m, die Steigrate betrug 2,35 Minuten auf 5000 m, 5,85 Minuten auf 10 000 Meter und das Flugzeug erreichte seine Gipfelhöhe bei 15200 m. Zugleich zeigten sich aber Mängel in der Stabilität und Steuerbarkeit des Flugzeugs. Nach den notwendigen technischen Änderungen wurde die La-200 am 12. April 1950 in die staatliche Erprobung übernommen. Nach 31 Flügen wurde diese wieder abgebrochen, um weitere, bisher nicht erkannte Mängel zu beseitigen. Das Hauptproblem war die innere Aerodynamik und Luftführung im Rumpf zu den beiden Triebwerken. Die staatliche Erprobung wurde im September 1950 weitergeführt. Die „200“ erhielt immerhin eine zufriedenstellende Bewertung, obwohl lange nicht alle Parameter erreicht werden konnten. Dass dieses Projekt, wie auch alle anderen Konkurrenten letztlich scheiterte, lag an der zellenseitigen optimalen Anpassung und an der Unzuverlässigkeit der frühen Radaranlagen. Mit verbesserten Radaranlagen wurde im OKB Lawotschkin die La-200 1952 noch einmal umgebaut und bekam neben anderen Bauteilen eine völlig neue Nase. Doch das ist ein anderes Thema. Bausatz:Eine optisch gut gemachte Verpackung und ein schönes Deckelbild lenken die Blicke auf diesen Bausatz. Die Stülpschachtel nimmt sieben graue Spritzlinge auf, einen Spritzling für die Kabinenhaube, die Decals und eine Bauanleitung. Betrachtet man die Dinge genauer, könnte man meinen, die Teile stammen von Amodel. Irgendwie besteht da schon ein Zusammenhang. Short-run Technologie, aber qualitativ recht sauber. Schöne glatte Oberflächen und feine Paneellinien fallen ins Auge. 119 Teile müssen bei diesem Modell verbaut werden. Quadratisch, praktisch, gut, das doppelsitzige Cockpit. Etwas umständlich detailliert, aber ok. Es fehlen lediglich hier ein paar Sitzgurte. Bei den Farbangaben hält man sich am Besten an die Bauanleitung. Es gibt keine verwertbaren Originalaufnahmen. Ehe die beiden Rumpfhälften zusammengeklebt werden können, müssen die Radschächte, die Luftkanäle und die beiden Schubrohre noch eingebaut werden. Dem Bugfahrwerksschacht fehlt mir etwas die Tiefe. Man sollte sicherheitshalber etwas Ballast im Bugbereich unterbringen. Die Bauanleitung sagt dazu nichts. Waffenläufe für die Kanonen sind nicht vorhanden. Tragflächen und Leitwerke haben eine dünne Endkante, die einseitig schon fertig ist. Die Grenzschichtzäune werden einzeln aufgeklebt. Auf den Tragflächenunterseiten läuft auch schon mal eine Paneellinie auf die Landeklappe und endet im Nichts. Die Fahrwerksbeine bestehen aus mehreren kleinen, winklig verklebten Teilen. Die sollten nach der Montage schon richtig aushärten, bevor man das Modell erstmals auf die Räder stellt. Die Option der zwei Kraftstoffzusatzbehälter ist ja nicht schlecht. Nur wo ist der korrekte Montagepunkt an den Tragflächen? Das ist aus der Bauanleitung nicht erkennbar. Die sechsseitige, gezeichnete Bauanleitung ist ohnehin recht knapp gehalten, zeigt aber den Weg zum fertigen Modell. Auf dem kleinen Kärtchen mit den matt gedruckten Decals findet man sechs rote Sterne und eine Gerätetafel für das Cockpit. Was dabei auffällt, die Sterne sind alle zu klein für das Modell. Gut, das wird das Problem nicht sein, da etwas adäquates zu finden. Eine spezielle Farbvorgabe zu einem bestimmten Hersteller gibt es nicht. Poliertes Aluminium, Grau, Grün oder Waffenmetall muss da schon mal reichen und lässt reichlich Interpretationsspielraum. Weitere BilderInnenseiten Rumpf. Die zweite Schubdüse ist unterhalb des Rumpfes. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Durchaus ungewöhnlich, aber begrüßenswert, dass man sich auch solcher „Exoten“ der sowjetisch/russischen Luftfahrtgeschichte annimmt. Ein einfach zu bauendes, qualitativ gutes Modell, wobei mir das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht gefällt. Der Kenner der Materie, mit den nötigen Unterlagen, wird sich damit leichter tun, als ein Neueinsteiger. Diese Besprechung stammt von Bernhard Pethe - 21. Dezember 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |