Saab AJ 37 Viggen(Special Hobby - Nr. SH48148)Produktinfo:
Besprechung:Die schwedische Saab Viggen war ein Flugzeug, das seiner Zeit weit voraus war. Die für damalige Verhältnisse recht unorthodoxe Doppeldelta Konstruktion ermöglichte es sämtliche Vorgaben zu erfüllen, wenn nicht gar zu übertreffen. Die schwedische Luftwaffe bestellte mehrere unterschiedliche Versionen der Viggen, basierend auf der gleichen Plattform, die mit spezialisierter Ausrüstung versehen wurde. Dadurch wurde aus ihr ein echtes Mehrzweck-Kampfflugzeug. Die fortschrittliche Avionik war seinerzeit das Modernste, was es gab, die Viggen war das erste Flugzeug mit einem Bordcomputer auf Basis integrierter Schaltkreise. Der erste von insgesamt sieben Prototypen hob am 8. Februar 1967 mit Testpilot Erik Dalström zu seinem Jungfernflug ab. Die Viggen wurde von einem gewaltigen Volvo RM8 Turbofan Triebwerk angetrieben. Das RM8 basierte auf dem amerikanischen Pratt & Whitney JT8D und verfügte über einen Nachbrenner und eine Schubumkehrvorrichtung. Letztere verlieh der Viggen - zusammen mit dem Doppeldelta-Flügel - beachtliche Kurzstart- und Landeeigenschaften, die für die schwedischen Ausweichbasen erforderlich waren. Bereits kurz nach dem Erstflug wurden die ersten 100 Maschinen von der Luftwaffe bestellt. Die erste Serienmaschine flog am 23. Februar 1971. Die erste Version, die bei der schwedischen Luftwaffe zum Einsatz kam, war die AJ 37, ein Jagdbomber und Bodenangriffsflugzeug, gefolgt vom zweisitzigen Trainer SK 37, dem Aufklärer Sk 37 sowie der auf die Bekämpfung von Seezielen ausgelegten Sh 37. Letztere wies eine spezielle Avionik auf und war mit entsprechenden Lenkwaffen ausgerüstet. Gut zehn Jahre nachdem die Viggen ihren Dienst antrat folgte die nächste Generation der Viggen in Form der JA 37 Jägerversion. Die elektronische Ausrüstung wurde dabei auf den neuesten Stand gebracht und auch ein stärkeres, verbessertes Triebwerk eingebaut. Die vorherigen Versionen wurden zum Teil ebenfalls modernisiert und erhielten die neuen Bezeichnungen AJS 37, ASFS 37 und ASHS 37. Einige der Zweisitzer wurden für das Training der elektronischen Kriegsführung umgebaut und erhielten die Bezeichnung Sk 37E. Die Produktion der Viggen endete 1990 nach 327 Maschinen. Der letzte Flug im Dienst der schwedischen Luftwaffe erfolgte am 26. Juni 2007. Die Viggen rüstete während ihrer aktiven Zeit die Geschwader F4 in Östersund-Frösön, F6 in Karlsborg, F7 in Såtenäs, F10 in Ängelholm, F13 in Norköping, F15 in Söderhamm, F16 in Uppsala, F17 in Ronneby, F21 in Luleå und die Trainingsbasis in Malmstatt aus.
Der Bausatz, ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Tarangus und Special Hobby, kommt in einer gut gefüllten stabilen Box daher. Die gut 150 Bauteile, verteilt auf acht Gießrahmen, sind von sehr guter Qualität. Die im typischen Grau von Special Hobby gefertigten Bauteile weisen keinerlei Grat oder Fischhaut auf, die Details und Gravuren sind sehr gut definiert. Die Oberflächendetaillierung besteht ausschließlich aus versenkten Gravuren, Nietenreihen (ohnehin eine Glaubensfrage) sind keine vorhanden. Die abnehmbaren Bleche weisen aber zumindest die Schnellverschlüsse auf. Einen Verzug der Bauteile gab es nur bei einer Tragflächenoberseite (siehe Bild weiter unten), heißes Wasser muss es hier richten. Beim Betrachten der Bauteile fällt einem sofort die zerklüftete Aufteilung des Rumpfes auf, der vordere Bereich ist horizontal geteilt, der hintere vertikal. Die Rumpfunterseite ist Bestandteil des einteiligen Flügelunterteils. Ein kurzer Blick in die Bauanleitung lässt erkennen, dass trotz der Aufteilung kaum Nacharbeiten anfallen dürften, sämtliche Klebenähte sind entweder entlang von Gravuren oder werden durch andere Bauteile abgedeckt. Bug- und Heckkonusse sind eigene Bauteile, auch hier sollte alles passen. Natürlich deutet hier alles auf weitere Versionen, die da kommen werden, inklusive der Doppelsitzer! Beim Probebauen hat sich gezeigt, dass am Rückenwulst ein Stück weggenommen werden muss, die Schnittkante ist auf der Innenseite vorgegeben. Die Bauanleitung schweigt sich darüber aus. Bei dem Bausatz der JA 37 in der Tarangus-Auflage ist ein passendes Bauteil enthalten welche diese Lücke schliesst. Scheint also alles ok zu sein hier. Werfen wir nun mal einen Blick auf die interessanten Bereiche wie Cockpit, Fahrwerk und Triebwerk. Die Cockpitwanne ist mit einigen erhabenen Details auf den Konsolen versehen, die aber - wenn gewünscht - den Ätzteilen Platz machen müssen. Selbiges gilt natürlich auch für das Instrumentenbrett. Die Ätzteile werden, wie üblich, von Eduard gefertigt und weisen die bekannten Schwächen in der nicht mehr ganz zeitgemäßen Druckqualität auf. Der Schleudersitz sieht ganz brauchbar aus und bekommt - im Gegensatz zur Tarangus Auflage - neben einigen anderen Teilen ein paar Sitzgurte von der Ätzteilplatine spendiert. Die Konsolen an den Seitenwänden wurden ebenfalls nicht vergessen. Für ein Cockpit der 1960er/70er Jahre ist das Viggen Cockpit ja vergleichsweise aufgeräumt. Das komplexe Fahrwerk der Viggen ist hier sehr gut wiedergegeben, entsprechend viele Teile werden verbaut, jeweils 16 an den Hauptfahrwerken und nochmal fünf, inklusive der Räder. Wer will kann noch die fehlenden Leitungen ergänzen. Die zugehörigen Schächte sind alle einzeln ausgeführt und weisen einige schöne Strukturen auf. Im Bugradschacht kann man sicherlich noch einiges ergänzen, bei den Hauptfahrwerksschächten lohnt sich das eher weniger, da diese am Boden nur teilweise geöffnet sind. Die Räder weisen ein Längsrillenprofil auf, sind jedoch nicht abgeflacht. Die Bugräder sind ein wenig zu rund im Querschnitt. Es sind mittlerweile passende Resinräder erhältlich, siehe weiter unten. Der "Antriebsstrang" ist vollständig nachgebildet, von den Lufteinläufen bis hin zu den Schubumkehrelementen. Die vertikal geteilten Einlasskanäle sind gleichzeitig ein tragendes Element für den vorderen Rumpf. Die Lufteinläufe sind sehr schön geformt und weisen auch den charakteristischen Einschnitt im unteren Bereich auf. Die erste Verdichterstufe dürfte am Ende nicht mehr zu erkennen sein. Auf der gegenüberliegenden Seite haben wir eine hervorragend detaillierte Turbinenstufe mit integriertem Flammring für den Nachbrenner. Die Schubumkehrelemente sind mit erhabenen Nietenreihen versehen und können sowohl vollständig offen, geschlossen als auch in Normalstellung angebaut werden. Wo wir gerade am Heck angelangt sind. Sämtliche Steuerflächen sind fest angegossen, was sehr schade ist, wo die doch am Boden sehr gerne ein wenig "abhängen", vor allem die an den Canards. A propos Canards, hier bitte aufpassen beim Abschnippen vom Rahmen, die vermeintlichen (eckigen) Angüsse sind Passstifte, das habe ich auch erst gesehen, als einer davon schon weg war :). An Außenlasten liegen leider nur zwei Ausführungen des zentralen Unterrumpftanks bei. Wer aufrüsten möchte, sollte sich bei Maestro Models umschauen. Zu guter Letzt bleiben noch die Klarsichtteile übrig. Diese sind ebenfalls von sehr guter Qualität, glasklar und frei von Schlieren. Sämtliche Positionsleuchten sind ebenfalls als Klarteile vorhanden. Für die Cockpithaube befindet sich auf der Ätzteileplatine noch ein Satz Rückspiegel.
Der sehr sauber gedruckte Decalbogen mit weit über 150 einzelnen Decals ermöglicht uns die Darstellung dreier Maschinen, zwei davon im für die Viggen klassischen Dreiton-Splinter-Tarnschema und eine Maschine in Naturmetall. Option A ist eine ganz normale Einsatzmaschine der F7 aus der Zeit nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes. Option B ist eine Maschine derselben Einheit, jedoch von 1973 und daher noch ganz in Naturmetall. Besonderheit an diesem Flugzeug sind die aufgebrachten "Zipper" des JBG33 und JBG36, diese wurden der 7-22 während eines Aufenthaltes in Büchel im September 1973 verpasst. Nummer drei, wieder eine getarnte Maschine, weist ebenfalls eine kleine Besonderheit auf, nämlich einen naturmetallfarbenen bzw. unlackierten Lufteinlauf auf der rechten Seite. Der Druck der Decals ist sehr sauber und versatzfrei. Der Text der vielen Wartungshinweise ist gerade noch so entzifferbar. Wirklich vorbildlich gemacht ist die Bemalungs- und Decalanleitung. Farbige Dreiseitenrisse auf denen nur die individuellen Markierungen eingezeichnet sind lassen keine Fragen offen. Für die Wartungshinweise sind zwei extra Seiten enthalten, auch die Pylone wurden hier berücksichtigt. Die Bauanleitung selbst, ein durchgehend farbiges Heft im A4 Format mit gut 17 Seiten, ist ebenfalls hervorragend gemacht. Übersichtliche, großformatige Zeichnungen führen in 34 Bauabschnitten ans Ziel. Innerhalb der Baustufen werden ausreichend Bemalungshinweise gegeben, teilweise sind die Skizzen passend eingefärbt. Die Farbangaben beziehen sich auf die Palette von Gunze, Alternativen sind keine angegeben, auch keine etwaigen Farbcodes gängiger Farbstandards.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und habe mal ein wenig trocken gebaut. Wie erwartet ist es nicht so ganz einfach die vielen Rumpfteile sauber aneinanderzufügen. Insbesondere der hintere Teil ist ein wenig labberig, vielleicht bessert sich das, wenn auch das Abgasrohr eingebaut ist. Vorne ist es wegen der Einlaufkanäle etwas besser. Flügel, Leitwerk und die Canards passen perfekt. Wie oben erwähnt muss man ein Stück vom Rumpfrücken wegnehmen. Um ein bisschen Nacharbeit wird man wohl nicht herumkommen. Aber eines ist sicher. Es wird ein seeehr heißes Teil!
Irgendwas stimmt hier nicht! Es gibt mittlerweile auch ein wenig Zubehör aus gleichem Hause, Schleudersitz, Schubumkehrelemente und Räder. Wir haben uns auch diese Teile für euch angeschaut: Weiterhin sind ein Set mit Raketenwerfern sowie die Luftbremsen als Resinzubehör erhältlich. Diese lagen uns jedoch noch nicht vor. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Ein Bausatz, der von vielen sicherlich sehnsüchtig erwartet wurde. Der alte ESCI-Bausatz darf nun getrost in Rente gehen, dieser hier ist ihm in allen Belangen weit überlegen. Die Detaillierung ist sehr ordentlich, bezüglich der Bemalungsoptionen dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Einzig der hohe Preis und die fehlende Zuladung schmälert die Freude (ein wenig ;). Weitere Infos:Referenzen: Ein Bild der Maschine aus Option A findet ihr auf der Air Britain Seite: 37062. Die 37051 mit dem naturmetallfarbenen Einlauf findet ihr im Airdoc-Heft "Swedish Viggens" auf Seite 36.
Anmerkungen: Den Artikel könnt ihr euch auch hier im CMK E-Shop anschauen. Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 20. Mai 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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