AJ-37 Viggen Strike Fighter(Special Hobby - Nr. 100-SH48216)Produktinfo:
Besprechung:AJ-37 Viggen Strike Fighter
Die SAAB 37 Viggen war in den frühen 1960er Jahren entwickelt worden und ihrer Zeit weit voraus. Durch technisch unorthodoxe Lösungen wurden die an den Typ gestellten Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern in einigen Punkten sogar übertroffen. Das schwedische Militär bestellte den Jet in mehreren verschiedenen Versionen mit jeweils rollenspezifischer Ausrüstung, die sich alle eine gemeinsame Plattform teilten. Das in der Flugzeugzelle verwendete Triebwerk war das Volvo RM8, ein lizenzierter Nachbau des Pratt & Whitney JT8D-Turbofan für Verkehrsflugzeuge, das mit Nachbrenner und Schubumkehr ausgestattet war. Dieses Triebwerk zusammen mit dem einzigartigen Konzept des Deltaflügels und der deltaförmigen Vorderflügel verlieh der Flugzeugzelle einzigartige Fähigkeiten, hauptsächlich während des Starts und der Landung auf kurzen Start- und Landebahnen. Zur besseren Handhabung auf beengten Hilfsflugplätzen, zum einfacheren Abstellen in betongehärteten Hangars und zur besseren Tarnung des Flugzeugs in Außenbereichen wurde die Heckflosse klappbar ausgeführt.
Die Avionik des Typs war damals Stand der Technik, die Viggen war das erste Kampfflugzeug überhaupt, das mit einem Computer mit integrierten Schaltkreisen ausgestattet war. Die erste der Viggens, die Angang der 1970er Jahre in den Dienst der schwedischen Luftwaffe gestellt wurde, war die AJ 37 Viggen als Jagdbomber und Erdkampfflugzeug, kurz darauf folgten der SK 37 Trainer als Doppelsitzer, der Aufklärungstyp SF 37 mit Kamera in modifizerter Flugzeugnase und die SH 37 Schiffsbekämpfungs-Version mit unterschiedlicher Avionik und spezialisierter Luft-See-Bewaffnung. Etwa zehn Jahre nachdem die erste Viggen in Dienst gestellt worden war, entstand die zweite Generation des Typs als reines Jagdflugzeug JA 37. Das Flugzeugmuster wurde trotz zahlreicher ausländischer Interessenten niemals exportiert und im Jahr 2005 außer Dienst gestellt. (Nach Texten aus dem Englischen von Special Hobby und Duke Hawkins) Die erste operationelle Version, die AJ 37 für Bodenangriffe, ist Gegenstand des vorliegenden Bausatzes, der auf acht Polystyrol- und einem Klarsicht-Gussrahmen, ergänzt um einen Ätzteilbogen, daherkommt.
Eine Wiederauflage mit zweckmäßiger ErgänzungDen AJ 37 Viggen-Bausatz im Maßstab 1:48 von Special Hobby gab es bereits in einer Auflage von 2014. Damals hatte MV-Redakteur Frank Richter eine Bausatzbesprechung der Saab AJ 37 Viggen (No. 48148) durchgeführt und die Qualität des Kits und dessen Besonderheiten in die Modellbauwelt eingeordnet. Heuer ist dieselbe Ausführung des Bausatzes wieder am Start, allerdings mit einer erfreulichen Beigabe: Special Hobby hat auf die auch mehrfach im Netz hervorgebrachte Kritik reagiert, die sich auf die im Basisbausatz fix dargestellten Steuerflächen der Frontflügel (Canards) bezog. Viele Interessierte des Kits monierten nämlich, dass die Höhenruder nicht modular, und somit wie bei den meisten Viggens im geparkten Zustand angewinkelt beziehungsweise abgeklappt darstellbar waren, wenn man den Bausatz out of the box bauen wollte. Um dies zu bewerkstelligen wäre präzises Aussägen und aufwändiges Anpassen der Steuerflächen erforderlich gewesen. Nun hat der Hersteller also einen weiteren Spritzling in die Box gelegt, und es ist ein Leichtes, die modulare Darstellung der Canard-Klappen vorzunehmen.
Spritzling A - Rumpfoberseite, Nase, SeitenruderVon den beiden am Gussast befindlichen Leitwerken wird nur eines für die vorliegende AJ-Variante benutzt, das andere wandert in die Grabbelkiste. Die Rumpfnase ist zweiteilig ausgeführt, so dass zwei Halbschalen zusammengefügt werden müssen. Außerdem finden wir hier die Cockpitwanne und das Instrumentenboard. Beide Teile können im Zuge der Konstruktion mit farbigen Ätzteilen beklebt werden, wenn man die kleinen Schalterchen und Displays der Kunststoffteile nicht bemalen oder auch die beiliegenden Decals für das Hauptinstrumentenbrett nicht benutzen möchte. Ein größeres Bauteil stellt das vordere Segment der Rumpfoberseite dar, das Gegenstück für die Unterseite wird in Sandwichbauweise druntergeklebt (Spritzling D), und in der Bauanleitung in Schritt 10 verbaut. Hier ist nun auch der kleine, aber feine Hinweis enthalten, dass das Bauteil am hinteren Ende an der vorgegebenen eingekerbten Stelle um etwa 2mm gekürzt werden muss, was in den Instructions beim Vorgänger-Kit (No. 48148) nicht vermerkt worden war.
Spritzling C - Flügelunterseite, FahrwerkschachtHier zeichnet sich schon ab, was bei den Flügelobersieten bestätigt wird: Die Steuerflächen sind in Neutralstellung angegossen, und Landeklappen bzw. Querruder nicht modular dargestellt. Wer die Klappen also angestellt/abgesenkt darstellen möchte, muss wohl oder übel zur Säge greifen, die Teile abtrennen und dann die kleinen Scharniere an den Flügelwurzeln scratch darstellen. Außerdem findet sich hier der linke Fahrwerkschacht, der mit Nietreihen und Druckleitungen hübsch detailliert daherkommt. Zuletzt ist auch der linke Canard mit feststehendem Höhenruder dabei. Er wird beim Bau zu Gunsten der klappbaren Variante des Spritzlings M nicht benötigt.
Spritzling D - Flügeloberseiten, RumpfmittelteilDie knackigen Panellines und sauberen Gravuren der Flügelunterseite finden sich auch auf den hiesigen Oberseiten. Allerdings sind die Panels hier, wie auf dem gesamten Modell, ohne die feinen Nietreihen an den Panelrändern versehen, die beim Original, gerade bei den Naturmetallvarianten, markant ins Auge stechen. Wer mag, kann hier den Nietroller ansetzen und die Gravuren nachziehen. Mit einer entsprechenden farblichen Akzentuierung wird dies dem fertigen Modell das gewisse Etwas verleihen. Das hier beiliegende Rumpfteil stellt die untere Hälfte des Bugsegments dar, es wird mit seinem Counterpart von Spritzling A nach dem Einfügen des Cockpits in Sandwichbauweise komplettiert. Wie auch sein linker Nachbar wird der hier befindliche Canard (rechten Rumpfseite) beim Bau nicht benötigt.
Spritzling E - Rumpfsegment, TriebwerkkonusDie stark zerklüftete Konstruktion des Bausatzes wird auch mit der hier befindlichen linken hinteren Rumpfhälfte deutlich, die doch recht bizarr geformt anmutet, weil sie inmitten von Tragflächenwurzeln, vorderem Rumpfsegment, Rumpfrücken und Leitwerk eingepasst werden soll. Hier lässt sich auf eine gute Passung des Bausatzes hoffen; die im Internet nachvollziehbaren ersten Trockenpassungen und Bauberichte lassen - ein Glück - Gutes ahnen. Die hübsch detaillierten Oberflächen weisen erneut klare Panellines und saubere Nietreihen auf. Ein kleines Wunderwerk des modernen Formenbaus ist Bauteil 121, der Triebwerkstunnel. Hier sind Nachbrenner und Tunnelsegment in einem Stück gegossen, der Nachbrennerring verfügt über durchbrochene, feine Öffnungen - wie haben die Tarangus/Special Hobby-Leute das nur technisch so toll hinbekommen? Slide Moldings lautet wahrscheinlich das Zauberwort... Die enthaltenen Bugräder sind leider deutlich unterdetailiert, ich würde sie mit den ebenfalls von SH erhältlichen Resinrädern ersetzen.
Spritzling F - Räder, Rumpfsegment, TriebwerkteileLeider sind die Räder des Hauptfahrwerks auch beim vorliegenden Bausatz immer noch zu schmal und im Querschnitt zu rund geformt. Dies kann mit den von CMK erhältlichen Resinteilen gut kompensiert werden, was Frank Richter in der Besprechung des CMK-Detailsets auf MV seinerzeit anschaulich dokumentiert hat. Nur - es ist eben ein Zusatzkauf für einen ohnehin preislich sehr gehobenen Bausatz erforderlich. Schade! Denn ein durch korrigierte Spritzgussteile modifizierter Basisbausatz hätte Tuningteile durchaus verzichtbar gemacht. Die enthaltenen, spitzförmigen Schubumkehrklappen haben kreisförmige Gravurauflagen, die beim Original etwas tiefer ausgeformt sind. Hier kann man durch Aufbohren für schnelle Abhilfe sorge, auch wenn die Bauteile im Dunkel des Triebwerkstunnels eh nicht sofort ins Auge stechen und somit die Detailarbeit eh kaum auffallen dürfte.
Spritzling G - Fahrwerk, ZusatztankDie Konstruktion des Fahrwerks vollzieht sich auf einer Doppelseite der Bauanleitung, die man gut studieren und sich mit den Bauschritten durch Trockenanpassen vertraut machen sollte, damit die doch recht kompliziert wirkende Konstruktion des Doppelradfahrwerks erfolgreich abgeschlossen werden kann. Sehr hilfreich ist der Hinweis des Herstellers, dass die inneren Fahrwerksklappen 137/138 normalerweise geschlossen sind, wenn das Flugzeug geparkt worden ist. Die Teile können am Modell sowohl geöffnet oder geschlossen dargestellt werden.
Spritzling H - SchleudersitzEs sind zwei Schleudersitze beigefügt, von denen einer (Bauteile 211/212) benötigt wird. Wahrscheinlich wurde damit der zweisitzigen Trainerversion schon einmal auf Vorrat vorausgedacht.
Spritzling K - KlarsichtteileDie Klarsichtteile sind wie meist üblich für das Canopy und die Positions- und Formationsleuchten vorgesehen. Bei den beiden Winzlingen 909 (Leuchten für die Außenseite des Deltaflügels) muss man aber schon gehörig aufpassen, dass sie wegen ihrer mikroskopischen Größe nicht dem Teppichmonster zum Opfer fallen...
Spritzling M - Canards, LeitwerkeTataaa! Hierbei handelt es sich um den Bonus-Spritzling im Vergleich zum Vorgänger-Bausatz SH48148, an dem sich die ersehnten Tuningteile für die Darstellung der abgewinkelt/angestellten Caradflächen befinden. Außerdem sind zwei Leitwerke enthalten, die aber für den vorliegenden Bausatz nicht vorgesehen sind und somit getrost in die Grabbelkiste wandern können.
FotoätzteileKleine Teile mit großer Wirkung! Die dünnen, teils farbigen Blechteile machen vor allem im Cockpit einen guten Job, wo sie sich bei der Ergänzung von Konsolen, Schaltern, Sitzgurten und Schleudersitzbauteilen behilflich zeigen. Sehr schön finde ich auch, dass drei Rückspiegel beigefügt sind, um auch das Canopy zu verschönern.
Decals und MarkierungenDer Decalbogen bietet Markierungen für drei Optionen der schwedischen Luftwaffe, die nach Aussage des Herstellers akribisch recherchiert worden sein sollen. Dabei sind zwei Varianten der siebten Flugstaffel aus Sätenäs im Naturmetall-Look, die andere im typisch schwedischen Splitter-Design (6. Staffel). Da dürfte für jeden was dabei sein. Die Decals sehen ordentlich gedruckt aus, die Farben wirken satt, homogen und ohne Verzug oder Pixelung. Auch ein paar Instrumentendecals finden sich hier - hilfreich für all diejenien, die auf die Ätzteile verzichten und stattdessen die Instrumente des Hauptinstrumentenboards mit Decals darstellen wollen.
Die Bauanleitung
Darstellbare Maschinen: AJ-37 Viggen 37023/7-23/418, Wing F7, Sätenäs, Juli 1973 AJ-37 Viggen 37029/7-29, Wing F7, Sätenäs, Juli 1975 AJ-37 Viggen 37035/6-35, Wing F6, Karlsborg, September 1984 Stärken:
Schwächen:
Fazit:Nach wie vor die beste Darstellung einer Viggen in 1:48, die bei dem recht hohen Verkaufspreis aber gerne noch ein paar Außenlasten, modulare Ruder-/Landeklappen an den Haupttragflächen und einige Detailkorrekturen mehr vertragen könnte. Aufgrund der guten Bausatzqualität und der interessanten Decal-Varianten trotzdem sehr empfehlenswert! Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz und die dazugehörige Bauanleitung könnt ihr auf der Website des Herstellers Special Hobby betrachten: Diese Besprechung stammt von Alexander Jost - 28. Mai 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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