Berijew Be-6 Madge(Trumpeter - Nr. 01646)Produktinfo:
Besprechung:Geschichte:Die Berijew Be-6 war ein militärisches Mehrzweckflugboot, das eine Weiterentwicklung der LL-143 darstellte und im Verlauf eines Jahrzehnts in mehreren Serien produziert wurde. Die sowjetischen Seefliegerkräfte erhielten 1950 die ersten Maschinen. Berijew produzierte mehrere Versionen der Be-6. Angetrieben durch zwei Schwetzow Asch-73 (2400 PS) Sternmotoren erreichte sie eine Höchstgeschwindigkeit von 415 km/h. Bei optimalen Flugbedingungen wurden Reichweiten von 5000 km erzielt. Insgesamt wurden 123 Maschinen gebaut. Als Fernaufklärer wurde die Be-6 mehrfach modifiziert, als UAW-Flugboot mit dem markanten Hecksteiß oder als Seenot- und Transportflugboot erfüllte die Be-6 zuverlässig ihre Aufgaben. Eine Handvoll Be-6 ging offenbar an die Aeroflot, die im sowjetische Zivilliniendienst Transporte für den Arktis Flugdienst durchführte. Die Be-6 hatte den NATO-Codename „Madge“ und wurde Ende der 1960er Jahre durch die Be-12 „Tschaika“ ersetzt.
Intro:Seit vielen Jahren bei Trumpeter angekündigt, fast vergessen und nun doch noch fertig geworden. Man hat ja nicht mehr daran geglaubt. Um so schöner ist dann die Bescherung. Vielleicht im doppelten Sinne. Ich komme darauf zurück. Eine ganze Generation kennt ja noch die Plasticart Be-6 und hat sie wohl auch mal gebaut. Sie war in den 1980er Jahren als einer der ersten Plasticart- Bausätze im Maßstab 1:72 erschienen. Also, auf dieses Modell muss man nun nicht mehr zurückgreifen, um so ein Flugboot zu bauen. Das legen wir mal schön zurück und ordnen es unter Plastik-Nostalgie ein.
Bausatz:Trumpeter hat nun einen zeitgemäßen Bausatz in seinem Angebot. In einem stabilen Karton findet man neun einzeln verpackte Spritzrahmen. Ein Wort noch zu der Abbildung der Be-6 auf dem Kartondeckel. Hier wird ein Erprobungsflugboot der sowjetischen Nordmeer Flotte von 1953 dargestellt, das unter den schwierigen Einsatzbedingungen im Eismeer getestet wurde. Wegen der fehlenden Decals und Farbangaben ist diese Be-6 nicht ohne weiteres umsetzbar. Trumpeter mit einer Mogelpackung? Doch schauen wir erst mal den Inhalt an. Auffällig, die separate und bruchsichere Umhüllung der gut durchsichtigen Fenster- und Cockpitteile. 237 Bauteile qualitativ, sauber gespritzt und ausgeformt. Glatte Oberflächen, feine Gravuren an der richtigen Stelle. Erhabene Details, da wo es notwendig ist. Nietreihen vermisst man völlig. Ein kompletter, durchgehender, nach vorn abgewinkelter Innenboden ist Basis für den Ausbau des Cockpits. Der Innenausbau wird sehr viel Zeit und Detailwissen benötigen. Der Bugstand mit seiner 23mm Kanone, das Cockpit, drei Arbeitsstationen, alles mit Schottwänden, und der Heckstand müssen mit jeder Menge Teile bestückt werden. Der Mövenflügel mit Ober- und Unterschale wird mit separaten Querrudern und Landeklappen hinten abgeschlossen. Das Problem der scharfen Endkante ist damit sauber gelöst.
Fortsetzung Bausatz:Die hintere und mittlere Triebwerksverkleidung ist am Flügel mit integriert. Die Motoren werden vorn mit einem Stirnteil (C5, C11) abgeschlossen. Stichwort Bescherung. Diese beiden Teile hat einer in der Entwicklungs- und Herstellerkette von Trumpeter nun völlig vergeigt. Nicht nur, dass die Form der obenliegenden Kühleröffnung nicht stimmt, auch hinter der Propellernabe haben die Details Trumpeter plötzlich verlassen. Der erste Stern des Schwetzow Asch-73TK, das Stirngetriebe mit den Reglern für die Propellerverstellung, das alles ist nicht vorhanden. Es gibt zwar einen russischen Detailsatz für den Asch-73 von Olimp Resin, aber keine Stirnverkleidung. Der findige Modellfreund wird hier schon eine Lösung wissen. Ich setzte da mal voll auf die einschlägigen Zubehörhersteller, die sich da bestimmt etwas einfallen lassen. (Edit) Die Be-6 ist ja nun im Vergleich zu ihrem Nachfolgetyp ein reines Flugboot. Trotzdem müssen solche Maschinen auch auf dem Land bewegt werden. Dafür ist im Bausatz ein Hilfsfahrwerk vorhanden. Die Bauteile B2+B8 unter den Tragflächen gehören zu einer Notablassvorrichung für Kraftstoff. Dies ist aber nicht an allen Be-6 verbaut worden. Bewaffnung, Decals und Bauanleitung:Als Angriffsflugboot gibt es optional zwei Torpedos. Eine genaue Typenbezeichnung gibt es, wie üblich bei Trumpeter, in der 12-seitigen Bauanleitung nicht. Was im Bausatz aussieht wie irgend eine Art Wasserbomben sind bei den vier großen Behältern,KAS-90 Rettungscontainer und bei den zwölf kleineren Teilen OMAB-25-12D Seemarkierungsbomben. Wie diese Teile farblich zu behandeln sind, Fehlanzeige. Auf der sehr guten, doppelseitigen, farbigen Bemalungsanleitung sollen diese Teile den gleichen Farbton (H20) wie die Unterseite des Flugbootes haben. Das will ich jetzt mal stark bezweifeln, obwohl ich da den Gegenbeweis vorerst nicht antreten kann. Stramme fünf Hersteller bei der Farbauswahl findet man auch nicht oft. So kann man nach Vorliebe wählen zwischen Mr.Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol. Dass dabei unterschiedliche Farbnuancen zu stande kommen, damit muss man rechnen. Der Decalbogen bietet nur zwei Bemalungen. Genaugenommen sind es drei, da man bei der sowjetischen Be-6 zwischen einer gelben 43 und einer gelben 04 wählen kann. Die gelbe 04 gab es übrigens auch schon bei Plasticart. Die chinesische als Qing-6 bezeichnet Variante waren aus der Sowjetunion gelieferte Be-6 und waren bei der People's Liberation Army Naval Air Force im Einsatz. Hier gibt es nur die weiße 9053. Eine konkrete Einheit oder ein Einsatzgebiet oder Zeitraum findet man nicht. Der Bogen ist qualitativ recht gut, enthält eine Gerätetafel, ist aber auf die Hoheitszeichen und Taktischen Nummern beschränkt. Die Bauanleitung, sehr übersichtlich und jeder Baufortschritt auf 23 Zeichnungen gut dargestellt. Weitere Bilder
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Ich habe so den Eindruck, als wenn das Projekt „Be-6“ bei Trumpeter ein ungeliebtes Kind gewesen ist. Der lange Zeitraum der Umsetzung und die Fehler im Detail könnten da ein Indiz sein. Trotzdem möchte ich das Modell nicht abwerten, da kann man schon was draus machen. Insofern muss der alte Plasticart-Bausatz nicht traurig sein, dass er nun nicht mehr erste Wahl ist. Diese Besprechung stammt von Bernhard Pethe - 04. Mai 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |