French EBR-11 Wheeled Reconnaissance Vehicle(HobbyBoss - Nr. 82490)Produktinfo:
Besprechung:
Die Entwicklung dieses doch recht ungewöhnlichen Späh- und Aufklärungsfahrzeuges geht bis auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurück. Damals sucht die französische Armee nach einem Nachfolgemodell für den Panhard 178, der zwar sehr gute Dienste leistete, jedoch aufgrund seiner 4x4 Konfiguration nur unzulängliche Geländegängigkeit aufwies. Der vorgesehene Nachfolger, der Panhard 201 mit 8x8 Antrieb, konnte wegen des Krieges nicht mehr in Serie gehen. Bereits kurz nach Kriegsende wurde die Entwicklung sogleich wieder aufgenommen. Das Resultat war der Panhard 212, auch bezeichnet als EBR (Engin Blindé de Reconaissance). Der EBR behielt die wesentlichsten Konstruktionsmerkmale des 201 bei, nämlich die extrem flache Silhouette, den 4x4 Antrieb, der wahlweise auf 8x8 umgeschaltet werden konnte, sowie den insgesamt symmetrischen Aufbau mit zwei Fahrerplätzen und identischer Front- und Heckpartie. Eine weitere Besonderheit war der flache Drehturmturm mit einer 75mm Kanone, die sich in einer Art schwenkbaren Kuppel befand, ähnlich wie der Unterrumpfturm an einer B-17 ;). Die Turmbesatzung machte die Bewegungen des Turmes mit, dadurch konnte das Ganze trotz des großen Kalibers kompakt und niedrig gehalten werden.
Unter dem Geschützturm war der Motor angeordnet, ein 12-Zylinder Ottomotor von Panhard mit einer Leistung von 200PS. Damit konnte der EBR auf der Straße knapp über 100 km/h schnell werden, im Gelände bis zu 70 km/h. Der Antrieb erfolgte normalerweise im 4x4 Betrieb mit den vier äußeren relativ schmalen Luftreifen. Die vier profilierten Blechwalzen in der Fahrzeugmitte drehten zwar mit, hingen aber mehr oder weniger in der Luft. Erst im Gelände wurden sie abgesenkt und aus einem 4x4 wurde ein 8x8 Fahrzeug. Bei der französischen Armee wurde der EBR auf allen Nachkriegsschauplätzen eingesetzt, die endgültige Ausmusterung der letzten verbliebenen Fahrzeuge erfolgte erst zu Beginn der 1980er Jahre. Auch Portugal setzte gut 100 EBR während seiner Kolonialkriege ein. Zwischen 1950 und 1960 wurden etwa 1.200 EBR in verschiedenen Ausführungen hergestellt. Der Bereits 2013 erschienene Bausatz kommt in dem üblichen stabilen Stülpkarton daher. Die knapp über 200 in hellbraunem Kunststoff gegossenen Einzelteile sind wie gewohnt vorbildlich verpackt. Hinzu kommen noch acht(!) Gummireifen sowie eine kleine Ätzteilplatine mit nochmal gut 120 Einzelteilen, allerdings sind viele davon winzig klein und fast nicht mehr anwendbar. Warum man die vier Metallwalzen aus Gummi bzw. Vinyl gefertigt hat, wissen wohl nur die chinesischen Götter. Das Gros der sauber gespritzten Einzelteile wird am Fahrgestell verbaut. Die Räder können drehbar gebaut werden, jedoch ist deren Befestigung an der Radnabe ziemlich wabbelig und man sollte an jedem Rad eine kleine Distanzscheibe zwischen Felge und Rad mit einbauen, jedenfalls habe ich das bei meinem Modell so gemacht. Am besten verklebt man das Rad ohnehin fest mit der Nabe, dann hat man hinterher keinen Ärger (die Klebestelle für drehbare Räder ist viel zu klein für das große Rad). Federung und Lenkung sind ohnehin starr (leider) von daher nicht weiter schlimm. Die Stahlwalzen kann man theoretisch beweglich (auf- und absenken) bauen, da die Steckvorrichtung beide Stellungen zulässt. Dazu sollte man dann aber jeweils eine Verbindungsachse einbauen, damit die Radnaben auch dort bleiben, wo sie hingehören. Die Gummiwalzen sitzen nicht sonderlich gut auf den dünnen Felgen, hier muss man sorgfältig arbeiten, damit's nachher nicht schräg aussieht. Insgesamt ist die Detaillierung in diesem Bereich sehr gut. Die Oberwanne besitzt eine sehr schöne Riffelblechstruktur und auch die restlichen Details sind sehr gut gemacht. Die charakteristische Form des EBR wurde sehr gut getroffen. Zahlreiche Anbauteile wie z.B. Lampen, Bügel, Griffe, Werkzeuge und Zurrösen sorgen am Ende für ein sehr ansprechendes Modell. Die beiden Fahrerluken sind zwar separate Teile und auch innen detailliert, jedoch erübrigt sich eine geöffnete Darstellung wegen der völlig fehlenden Inneneinrichtung. Der Turm mit dem einteiligen Kanonenrohr kann sowohl dreh- als auch schwenkbar gebaut werden. Wegen der starren Manschette, die den oberen Schwenkteil mit dem unteren Drehteil verbindet, erübrigt sich aber Ersteres. Die Manschette ist auch der einzige Bereich, in dem man ein wenig anpassen und schleifen muss, ansonsten ist die Passgenauigkeit vorbildlich. Leider liegen dem Bausatz keine Figuren bei, die man in die offenen Luken platzieren könnte, deswegen bleibt "out-of-the-box" auch hier nur "Klappe zu" als einzige Option. Die beiden charakteristischen langen Antennen muss man leider selbst beisteuern (oder auf das Voyager Detail Set zurückgreifen). Die Antennensockel aus Kunststoff sind natürlich starr, wenn man also die Drähte "nachrüstet" sollte man diese vorsichtig erwärmen und entsprechend zurückbiegen. Die beiliegenden Ätzteile kommen vorwiegend als Beschlagteile zum Einsatz, davon alleine 60 winzige Schrauben/Nieten mit ovalen Scheibchen für die Kotflügel, Achtung - vorher gut messen und einteilen, damit die Abstände gleichmäßig sind! Der sehr kleine Decalbogen ermöglicht die Darstellung eines einzigen, nicht näher bestimmten Fahrzeuges. Keine Ahnung, ob Hobby Boss da ein fiktives oder reales Kennzeichen bereitstellt (7 Ziffern ja - aber umgekehrt, zuerst 3 dann 4 und nicht wie hier erst 4 gefolgt von 3). Da das Fahrzeug uniform in Olivgrün lackiert ist und auch nur sechs einzelne Decals aufzubringen sind, fällt die farbige Bemalungsanleitung entsprechend einfach aus. Die Farbangaben sind, wie üblich, für mehrere Hersteller angegeben, jedoch komplett nur von Gunze/Creos verfügbar (zumindest glaubt man das bei HB ;) Insgesamt gesehen ein schöner Bausatz eines sehr ungewöhnlichen Fahrzeuges. Ich habe den Bausatz schon einmal gebaut (unter Zuhilfenahme des Voyager Sets) und kann eigentlich fast nur Positives berichten. Ok, die Sache mit den Rädern ist ein wenig ärgerlich (die wackelige Aufhängung und das verwendete Material) aber es gibt mittlerweile Ersatz aus Resin, DEF Model 35065. Die kosten aber fast so viel wie der Bausatz... Weitere Bilder
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Ein schöner Bausatz, den man eigentlich "habenmuss", alleine schon wegen der ungewöhnlichen Form des Fahrzeuges. Die Detaillierung ist sehr gut, wer noch etwas nachlegen möchte wird im Zubehörmarkt fündig. Uneingeschränkt empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 10. Januar 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |