Prvni Doma(Eduard Bausätze - Nr. 1189)Produktinfo:
Besprechung:
Stand am Beginn meines Modellbaulebens ausschließlich der Inhalt eines Bausatzes im Vordergrund, so änderte sich das mit der Zeit. Es reichte eben nicht mehr die Modelle so anzumalen, wie es die Bauanleitung vorsah. Ursächlich dafür waren unter anderem einige Bücher vom Militärverlag der DDR über Jagdflieger im 2. Weltkrieg. Waren diese Bücher auch äußerst linientreu und sicher auch geschönt, so ermöglichten sie dennoch einen Einblick in das Leben jener Zeit in diesem Umfeld. Um einige Beispiele zu nennen: „Der wahre Mensch“ von Boris Bolewoj oder „Jagdflieger“ Teil 1 und 2 von Woroschejkin, und last but not least “Als erste in der Heimat“ von František Fajtl. Genau dieses Buch und der „relativ“ offene Umgang der Tschechoslowakei mit diesem Teil der Vergangenheit und den damit verfügbaren Informationen zum Thema waren in den achtziger Jahren erste Ausgangspunkte, sich intensiver mit den Vorbildern und den Menschen, die damit zu tun hatten zu beschäftigen. Unterstützt wurden diese Bestrebungen durch das Erscheinen der La-7 und der La-5FN von KP im Maßstab 1:72. Insbesondere die La-5FN verdient in dieser Hinsicht besondere Erwähnung. Begleitet wurde die Neuerscheinung der La-5FN damals von einer Artikelserie über die La-5FN und deren Einsatz während der Zeit des slowakischen Nationalaufstandes 1944 in der Zeitschrift „Letevci Kosmonautica“ (quasi die „tschechische Fliegerrevue“). Nun, ca. 30 Jahre später, bringt Eduard Bausätze in den Handel, die ganz genau da anknüpfen, und so diesen, meinen Nerv sehr genau treffen – also richtig mittenrein. Man sehe es mir bitte nach, wenn es daher etwas gefühlsduselig losgeht.
Ganz nüchtern betrachtet ist der zu besprechende Bausatz „Prvni Doma“ der Zweite in einer (so nicht offiziell bezeichneten) Serie von bisher drei Bausätzen, die sich jeweils mit einem spezifischen Kapitel der tschechischen Militärluftfahrt beschäftigen. Als erstes erschien ein Bausatz zum Thema Spitfire Mk IX unter dem Titel „Nasi se vraceji“ (the boys are back) und behandelt den Einsatz der Supermarine Spifire Mk. IX in tschechischen Diensten. Und zwar vom Beginn des Einsatzes tschechischer Freiwilliger in den Reihen der RAF, über die Übernahme der Spitfire in die tschechische Luftwaffe und deren Verwendung nach Kriegsende bis hin zum Ende ihrer Dienstzeit und zum Teil darüber hinaus (Export nach Israel und Burma). Aufmacher ist die Ankunft der tschechischen Piloten nach Kriegsende in Prag am 13. August 1945. Nicht weniger als 38 Vorbilder sind in dem Bausatz berücksichtigt. Daraus ergeben sich schon mal zwei Hefte, eins für die Bauanleitung und eins für die Bemalungsvarianten. Was diesen Bausatz aber zu etwas Besonderem macht, ist ein Booklet (Format A4, 88 Seiten) mit einer Vielzahl zeitgenössischer Fotos, die die einzelnen Dekorvarianten belegen und somit nachvollziehbar machen. Aber nicht nur die Flugzeuge werden berücksichtigt. Vielmehr geht es um Menschen, Orte, Geschichten, die mit dem Einsatz der Spitfire zusammenhängen. Das ist einzigartig, und zeigt deutlich, welche Zielgruppe Eduard anspricht. Ein Wermutstropfen bleibt: bisher ist es mir nicht gelungen, eine Übersetzung oder wenigstens eine digitale Ausgabe zu bekommen. Der Vollständigkeit halber, der dritte Bausatz der Serie trägt den Titel „Stribrne Sipy“ (Silberpfeile) und thematisiert den Einsatz der MiG-21 in der tschechischen Luftwaffe mit dem Schwerpunkt Aufklärer.
Die vorliegende Ausgabe „Prvni Doma“ folgt dem Schema. Der Inhalt des Kartons ermöglicht den Bau einer La-5FN und einer La-7, beides im Maßstab 1:48. Die La-5FN kommt von Zwesda, während die La-7 das hauseigene Modell ist, welches ursprünglich von Gavia entwickelt wurde. Der Titel kann im weitesten Sinne mit dem eingangs erwähnten Buchtitel von František Fajtl übersetzt werden - „Als erste in der Heimat“. Es geht um die Geschichte der La-5FN und La-7 in tschechoslowakischen Diensten. Im Juni 1944 wurde in der Sowjetunion das 1. Gemischte Tschechoslowakische Fliegergeschwader unter dem Kommando von František Fajtl aufgestellt. Das Personal rekrutierte sich aus Freiwilligen, die bereits in der RAF gedient hatten. Man verlegte auf ein Flugfeld in der Slowakei nahe der Ortschaft Tri Duby und beteiligte sich aktiv am Kampfgeschehen des slowakischen Nationalaufstandes. Nach dessen Niederschlagung durch die deutsche Wehrmacht band man die Einheit in den sowjetischen Vorstoß gen Westen ein. In der Folge wurde die Ausrüstung um La-7 ergänzt. Nach dem Kriegsende verblieb die Flugzeugtechnik in der Tschechoslowakei und wurde bis weit in die 50er Jahre genutzt. Über all diese Dinge wird ausführlich in der beiliegenden Broschüre in Wort und Bild berichtet (Format A4, 106! Seiten). In dem Heft ist wieder eine Unmasse Fotos zu finden, die um entsprechende farbige Risse ergänzt, äußerst attraktiv aufbereitet wurden. Der Umfang und die Qualität stellt zudem die Artikelserie der „Letevci Kosmonautica“ weit in den Schatten. Man kann sich also hinreichend inspirieren lassen, aus den zwei enthaltenen Bausätzen sehr vorbildgerechte Modelle zu bauen. Leider auch hier wieder derselbe Wermutstropfen, der Text ist komplett in Tschechisch und es gibt keine einfache Möglichkeit wenigstens einen Online-Übersetzer zu bemühen. Auf persönliches Befragen während des EDay 2014 deutete Mr. Schulc jedoch an, dass man sich des Problems bewusst ist, und es in näherer Zukunft lösen möchte.
La-5FN
Die Spritzgussteile kommen von Zwesda und sind somit alte Bekannte. Die La-5FN glänzt mit einer großen Teilezahl, feinen Oberflächendetails und einem sehr detaillierten Innenleben. Ein weiterer Vorteil sind die sehr stimmigen Proportionen. Als nachteilig empfunden werden könnte die starke Unterteilung des Rumpfes. Der Hinterrumpf zeigt zudem leichte Sinkstellen, die aber gut korrigiert werden können, da in diesem Bereich keine weiteren Oberflächendetails Gefahr laufen zerstört zu werden. Die Räder sind zwar nicht schlecht, können aber durch die beiliegenden noch besseren Räder aus Eduards Brassin-Linie ersetzt werden. Die Ätzplatine dient ausschließlich der Nachdetaillierung des Cockpits. La-7
Die La-7 kommt mit weniger Bauteilen aus. Auch sind die Oberflächendetails hier weniger präsent. Die Geometrie ist zwar im Großen und Ganzen in Ordnung, allerdings hat das Frontteil der Motorverkleidung Potential für Verbesserungen - es ist etwas zu kurz. Der Propellerspinner wirkt auch etwas mager. Das Innenleben beschränkt sich im Gegensatz zur La-5FN auf das Cockpit. Die Motorjalousie ist in geschlossenem Zustand dargestellt. Wer hier mehr möchte, sollte sich in der Produktliste von Part umsehen. Die Passung des Bausatzes ist sehr gut. Aufgrund der geringen Teilezahl kommt man mit diesem Bausatz recht schnell zu einem doch ansehnlichen Modell. Auch für die La-7 finden sich Ätzteile für's Cockpit im Bausatz, darüber hinaus auch für den Spurzwang des Hauptfahrwerkes. Beiliegend sind ebenfalls Räder in Resin, deren Wechsel bei der La-7 angeraten ist, da die Geometrie der Bausatzteile nicht ganz stimmig ist.
Der Bau der Modelle wird in einer A4-formatigen, farbigen Bauanleitung erklärt. In einem weiteren Heft finden sich farbige Vierseitenrisse für alle 27 Dekorvarianten. Der Decalbogen kommt von Cartograph, ist wie gewohnt glänzend, hat einen dünnen Trägerfilm und ist im Ausdruck fehlerfrei. Zu erwähnen wären noch die Masken, die das Lackieren von Rädern und Kabinenhaube wesentlich vereinfachen. Fahrwerksklappen der La-5FN, sehr detailliert und vorbildgerecht geschwungen (im Bild nicht zu sehen). Anbei ein Modell, welches aus den selben Spritzlingen für die La-7 entstand, wie sie auch im Bausatz zu finden sind. Das gewählte Vorbild (die "11") ist ebenfalls im Bausatz enthalten. Ein paar Verbesserungen wurden vorgenommen, z.B. geöffnete Auftriebshilfen, nachdetaillierte Cockpiteinrichtung und Nachbildung des Motors inkl. geöffneter Jalousien. Das Modell ist auch in der Galerie enthalten. Weitere Bilder
Stärken: Ganz klar: der historische Bezug durch das beiliegende Heft Fazit:Ein sehr innovatives Konzept, welches einen sehr großen und gut gefüllten Karton zur Folge hat, aber preislich mit ca. 50 Euro dennoch im Rahmen bleibt. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz auf der Homepage von Eduard sowie die zugehörige Anleitung erreicht ihr über folgende Links: Diese Besprechung stammt von Kai Röther - 13. November 2014 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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