Dassault Mirage 2000DLe Couchon Sauvage: ein Trüffelschwein von Kineticvon Andreas Gordes (1:48 Kinetic)EinleitungDie beliebte Mirage 2000 wurde von Beginn an von den Modellherstellern im Maßstab 1:48 als wichtig erachtet. Den Auftakt begann Ende der 70er Jahre Esci mit einem nach wie vor sehr guten Bausatz des ersten Prototypen, seinerzeit bereits mit fein versenkten Gravuren, Decals von Carthograph und einer guten Passgenauigkeit. Auch Monogram brachte eine frühe „Deuxmille". Beide Bausätze wurden später mit nachlassender Qualität zur C-Variante umgestrickt und von Italeri bzw. Revell herausgebracht. Heller schließlich entwickelte eine eigenständige 2000 C und auch den Doppelsitzer als N, beide mit versenkten Gravuren, aber auch deutlichen Schwächen. Eduard hat diese Bausätze in limitierter Form ebenfalls angeboten. Alle Bausätze sind ähnlich aufgebaut und so wurden auch Fehler immer wieder mit übertragen. Dies gilt auch für Kinetic, die erneut das Herz der Modellbauer mit einer doppelsitzigen Mirage 2000 treffen. Von einer Kopie kann nicht unbedingt die Rede sein, denn der Bausatz weist einige starke Verbesserungen gegenüber dem Heller Modell auf. Dabei finden alle Versionen B, D und N im Bausatz Berücksichtigung. So liegen drei Seitenleitwerke bei, zwei Radome und zwei Schubdüsen (offen und geschlossen). Desweiteren liegen auch Teile für die kampfstarke 2000-5 bei, die bisher bei den Herstellern noch gar nicht beachtet wurde. Es werden also sicherlich noch weitere Bausätze von Kinetic oder Italeri (in besserer Verpackung und mit umfangreicheren Decals) folgen. Insgesamt 200 Teile, davon zwölf transparente, weisen feinste Gravuren mit Schraubenreihen und teils erhabenen Blechen auf, verteilt auf elf Spritzlinge. Fehler in Kontur oder Ausstattung sind kaum erkennbar. Lediglich die positive V-Stellung des Flügels stellt einen größeren Fehler dar, denn diese muss einen Anhedral von -3° aufweisen. Die Decals für drei französische und eine griechische Delta sind zumindest für die französische Version nicht brauchbar, da unvollständig und das Rot der Tricolore wie so häufig als Braun wiedergegeben ist, weiterhin sind die Kokarden leicht verdruckt. Die Cockpit Ausstattung ist nur für die Angriffsvariante vorhanden. ZurüstteileAlle drei Versionen werden im Cockpit aber von Kinetic mit eigenen farbig bedruckten Ätzteilen als Zurüstsatz unterstützt. Der Kauf dieser Sets ist unbedingt zu empfehlen, da sie nicht nur preislich äußerst attraktiv sind, sondern schon vom Gurtzeug für die Martin-Baker Mk 10 Sitze her lohnen. Très bien Kinetic! Natürlich stammen diese von Eduard, die parallel aber noch eigene Sets heraus bringen. Da sich in den Lufteinläufen Scheinwerfer befinden, sind auch hier entsprechende Ätzteile als Linsen von Eduard zu empfehlen. Der ausklappbare Landescheinwerfer ist übrigens nie geöffnet zu sehen. Die Schleudersitze der Mirage sind aufgrund der Haubenbrecher spezifisch, sie sind sogar vorne und hinten unterschiedlich. Dies also unbedingt beachten, wenn der MB Mk-10 aus den zahlreichen Zurüstsets ausgewählt wird. Der polnische Hersteller Master Model hat die standardisierten Staurohre der Franzosen heraus gebracht, unbedingt zu empfehlen, doch Achtung, bei der D und der -5 bzw. ausländischen Versionen wurde das Staurohr ins Seitenleitwerk verlegt! Das Fahrwerk aus dem Bausatz ist zerbrechlich und ungenau, kaum verwendbar, hier muss auf das korrigierte Metall Fahrwerk von Scale Aircraft Conversion zurückgegriffen werden! Auch Abziehbilder müssen teuer beschafft werden. Da die Wartungshinweise unvollständig sind, bietet sich hier der Satz von FCM an, oder es wird gleich der komplette Satz FCM 48-40 zugelegt, ein Muss, denn hier sind auch die Beschläge in den Gläsern der Kanzeln enthalten. Die sehr guten Bögen von Model Alliance beinhalten keine Wartungshinweise. ZusammenbauDer Zusammenbau beginnt also mit den Lufteinläufen, da diese aufgrund der Transparentteile in mehreren Schichten von innen bemalt werden müssen. Der Suchscheinwerfer an der linken Seite befindet sich nur an der B, bei den Bombern sollte das Transparentteil verspachtelt werden. Warum nur wurden die Einläufe nicht einteilig transparent gespritzt? Beim Autor waren die Einlauflippen zudem nicht voll ausgespritzt. Hier geht es also schon los mit den ersten Spachtelarbeiten. Oft ist die Passgenauigkeit gut, manchmal aber auch schlecht. Insbesondere Teile für den Rumpfrücken müssen vor dem Verkleben an der Naht dünner geschliffen werden. Die Radome haben einen leicht zu großen Durchmesser, müssen also auf Kontur geschliffen werden und können daher nicht separat lackiert werden. Dies wäre schön gewesen, da sich die Radome eigentlich immer farblich von der Tarnung abheben. Übrigens ist dies ein leichtes Unterscheidungsmerkmal zwischen der D und N, denn die „Nucléaire" hat immer ein schwarzes Radom, die „Diversifié" hingegen eines in Grün getarnt. Die V-Stellung des Flügels ist leider falsch und sollte unbedingt korrigiert werden. Hierzu wird auf der Unterschale - also von innen - eine Falznaht graviert. Da die Naht durch den Fahrwerkschacht geht, wird dieser entsprechend eingesägt und mit einem Draht so weit aufgespalten, bis -3° erreicht werden. Nun können die Oberschalen aufgeklebt werden. Aufgrund der enormen Flügeldicke entsteht am Rumpf-Flügel-Übergang ein so großer Spalt, dass dieser mit Plastikstreifen gefüllt und stabilisiert werden muss. Bei den anschließenden Spachtel- und Schleifarbeiten werden die feinen Gravuren eliminiert, so dass das Modell in diesem Bereich wieder neu graviert werden sollte. Natürlich passen nun auch nicht mehr die inneren Fahrwerksklappen. Der Sturz der Hauptfahrwerksbeine ist hingegen immer noch zu schwach, die äußeren Fahrwerksklappen sollten später senkrecht nach unten zeigen. Aller Arbeit zum Trotz werden bei diesem Bau noch die getrennten Vorflügel herausgearbeitet, was so im Bausatz nicht vorgesehen ist. Das Ergebnis dieser umfangreichen „chirurgischen" Eingriffe sollte durch eine Grundierung überprüft werden, um gegebenenfalls letzte Korrekturen vornehmen zu können. Als letzte Schritte vor dem Grundieren werden jedoch noch die Kleinteile angeklebt, zunächst aus Polystyrol, zuletzt Metallteile. 16 Kleinteile der ‚D', die nicht alle im Bausatz enthalten sind, müssen nachgerüstet werden:
FinishDie Mirage 2000 besitzt bei der Armée de l'Air fünf verschiedene Tarnschemen:
Im vorliegenden Fall werden Xtra Colour Farben für die Tarnung verwendet. Die Grundierung mit Testors dient eigentlich nur der Kontrolle der zahlreichen Spachtelarbeiten. Das Preshading mit Schwarz wird mit dem Vorstrich von Stellen, die später mit Alclad II behandelt werden sollen, kombiniert. Als Nassschiebebilder kommt Model Alliance zum Einsatz, die in verschiedenen World Air Power Updates einige französische Maschinen berücksichtigt haben. Das Wildschwein zum 60-jährigen Bestehen der EC 3/3 Ardennes der Armée de l'Air im Jahr 2003, Base Aérienne 133, Nancy Ochey, ist besonders aufwändig gestaltet und mit ein Grund für den Bau des Doppelsitzers. Der abschließende Klarlack zur Imitation der Oberfläche wird relativ glänzend gewählt, da gerade die Mirage 2000 deutlich mehr glänzen als andere Typen. FazitKinetic füllt mit diesem Bausatz erneut eine wichtige Lücke. Mit Geld- und Zeitaufwand lässt sich dann ein überragendes Modell nachbilden. Zu einem Premium Bausatz reicht es allerdings nicht, denn einzelne Schwächen summieren sich zur Grenzwertigkeit, so kann dieser Bausatz nur dem Fortgeschrittenen empfohlen werden. Ein Wildschwein eben! Beschaffung
Andreas Gordes Publiziert am 28. August 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |