Bell YP-59 Airacometvon Roland Sachsenhofer (1:48 Hobbycraft)Im Himmel über Kalifornien begab sich 1942 eine „Begegnung der besonderen Art": der Pilot einer P-38 auf einem Übungsflug berichtete von einem Flugzeug ohne Propeller - am Boden war niemand geneigt, die Erzählung des verunsicherten Fliegers zu glauben - denn noch war die YP-59 ein bestens gehütetes Geheimnis... Die Erprobung des ersten Turbinenflugzeugs der USA lief auch tatsächlich unter den höchsten Geheimhaltungsstufen - so konnte aus diesen Gründen nicht einmal der Windkanal der NACA benutzt werden. Nüchtern gesehen hatte der Entwurf allerdings nicht viel Revolutionäres zu bieten; das spektakulärste Attribut befand sich im Rumpf des eleganten Mitteldeckers: hier arbeiteten zwei Nachbauten der Whittles Turbine, die je 8,9 hN Schub erzeugten. Die Höchstgeschwindigkeit blieb damit allerdings bei mäßigen 660 km/h in 9000 m Höhe. Ursprünglich hatte die USAAF 100 Maschinen bestellt. Nachdem sich das Potential des Entwurfs aber als eher bescheiden herausgestellt hatte und mit der P-80 ein leistungsstärkerer Nachfolger im Blick war, wurden nur 20 P-59A und weitere 30 der B Version tatsächlich hergestellt. Mein Modell zeigt eine von den wenigen Vorserienmaschinen, die von der Marine übernommen und von der Naval Air Station Patuxent River aus ausgiebig getestet wurden. Die 1944 geflogene Maschine trägt die damals übliche Dreitontarnung. Zum Modell:Der Bausatz hat mich schon bei Beginn mit ein paar Eigenheiten überrascht, die den Bau dann auch begleiten sollten. So ist die Plastikoberfläche teilweise mit einer eigenwilligen feinen Riffelung überzogen, die tunlichst durch Überschleifen entfernt werden sollte; besonders betrifft das die Fahrwerksklappen wie auch die Tragflächen. Erstaunt hat mich auch der halbfingerbreite Spalt zwischen der Rückseite des Armaturenbretts und dem Beginn des Rumpfes. Meine Recherche hat ergeben, dass zwar auch beim Original ein Abstand gegeben war, den man von außen durch die Verglasung sehen konnte - allerdings nicht in dieser Breite und Dominanz. Meine Lösung war, das Instrumentenbrett zu verlegen und dessen Rückseite mit einem „Kabelgewirr" aus passenden Drähten zu modifizieren. Apropos Cockpit: der Bausatz verlangt hier unbedingt eine gescratchte Grundausstattung, denn mit geliefert werden ein Sessel, der Steuerknüppel und ein paar angedeutete Konsolen an den Seitenwänden - und das ist in diesem Maßstab eindeutig zu wenig. Die Bauanleitung ist in manchen Abschnitten sehr ungenau und setzt auf die Intuition des erfahrenen Modellbauers. Positiv ist die hervorragende Passgenauigkeit, die Klarheit der transparenten Kanzelteile sowie eine generelle Feinheit der Details zu vermerken. Weniger gut gefällt mir wiederum die modulare Bauweise: die unterschiedlich geformten Leitwerke der Vorserien- und Serienmaschine, die beide an dieselben Rumpfvorderteile angebaut werden, sorgen hier für eine vertikale Klebenaht mitten am Rumpf. Meiner Meinung nach sollte man sich für dieses interessante Modell genügend Zeit nehmen und gediegen die Vorbildmaschine recherchieren. Dann hat man genügend Nerven, die wenigen Schwachstellen des Modells zu meistern und die Vorzüge des interessanten Bausatzes zu genießen. Wer am Bauprozess interessiert ist, kann sich hier im JAM Forum informieren. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen! Ro punkt sachsenhofer at gmx punkt at
Roland Sachsenhofer Publiziert am 12. Dezember 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |