HMS Renown (1897)"The Battleship Yacht"von Frank Spahr (1:700 Kombrig)Das Schiff
Admiral Sir John "Jackie" Fisher war eine der bemerkenswertesten und umstrittensten Figuren der britischen Marinegeschichte. Seine Vorliebe für schnelle und schwer bewaffnete Schiffe hatte große Auswirkungen auf die britische Marinerüstung, zum Guten wie zum Schlechten. Robert K. Massies Buch "Dreadnought" beschreibt zu einem guten Teil Fishers Leben und seinen Einfluss auf den Bau des Schlachtschiffs, das einer ganzen Epoche den Namen gab. Später war Fisher die Kraft hinter der Entwicklung des Schlachtkreuzers und direkt vor seinem Abschied der Extremform seines Konzepts, der "großen leichten Kreuzer", die sich als Fehlkonstruktion erwiesen und als "Fisher's Follies" in die Marinegeschichte eingingen. Aber auch eins der kleineren Schlachtschiffe der Royal Navy wird in Massies Buch öfters erwähnt, nämlich Fishers Lieblingsschiff aus seiner aktiven Zeit, die "Renown". Für ihre Zeit schnell und von großer Reichweite, diente sie Fisher ab 1897 jahrelang als Flaggschiff, sowohl in der Karibik als auch im Mittelmeer. Dazu ließ er sie nach seinen Bedürfnissen umgestalten. Das ging so weit, dass er zum Schutz vor Gasdruck angebrachte Metallplatten von den Holzdecks entfernen ließ, um bei den häufigen Tanzveranstaltungen die Damen nicht ins Stolpern kommen zu lassen. Auch wurden die Masten erhöht, um besonders große und prächtige Flaggen führen zu können. Nach Fishers Versetzung in die Admiralität wurde das Schiff 1902 und 1905 für königliche Reisen umgebaut, wobei ein Gutteil der Bewaffnung entfiel und die Renown einen attraktiven Anstrich erhielt. Nach einigen Jahren als Schulschiff und Wohnschiff wurde sie schließlich 1914 abgewrackt. Technische Daten:
Der Bausatz
Wie viele der älteren Bausätze von Kombrig enthält er sehr gut modellierte und gegossene Resinteile, jedoch keine Ätzteile und nur eine ausgesprochen rudimentäre Bauanleitung. Zudem ist die Verpackung zwar sehr platzsparend, aber sonst nicht der Rede wert. Glücklicherweise waren bei meinem Bausatz alle Teile intakt! Um den Bausatz zu verfeinern, ließ ich mir bei der Firma BMK die markanten Geschützrohre der Hauptartillerie (recht kurze 25,4 cm – Geschütze) aus Messing drehen. Für die meisten fehlenden Ätzteile eignet sich sehr gut der Satz von WEM für die HMS Tiger. Die Sonnensegelstützen entnahm ich dem Relingssatz in 1:400 derselben Firma. Weitere Informationen über das Schiff, besonders über Umbauten und Farbgebung, sind in dem nur schwer und teuer erhältlichen Band von R.A. Burt: British Battleships 1889-1904 zu finden, diese wurden mir von Jim Baumann freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank, Burkhardt und Jim!
Der Bau beginnt
Mir war sofort klar, dass ich meine Renown als königliche Yacht in einer sehr friedlichen Szene vor Anker mit Verkehrsbooten zeigen wollte. Nach einem ersten Fehlversuch wurde eine passende Displaybox von Trumpeter gefunden (die Masten sind höher, als man zuerst denken mag!) und ich konnte loslegen. Der Rumpf wurde zuerst mit Plastiksheet um einen Millimeter unterfüttert, um einen größeren Teil des schönen grünen Wasserpasses zeigen zu können. Abgeschnittene Messingschrauben wurden in Bohrungen im Rumpfboden eingeklebt, um Halt für das Modell an meinem Minischraubstock und später an der Basis zu finden. Die Bullaugen wurden etwas tiefer gebohrt, die Ankerrohre wurden komplett durchgebohrt. Die Geschützkasematten am Rumpf wurden mit Stücken von fotogeätztem Leitermaterial überklebt, im Original waren die Geschütze ja entfernt und der gewonnene Platz für Kabinen genutzt worden. Backbord und steuerbord wurde je ein Loch für die Bootsspiere gebohrt. Ansonsten kam der Rumpf ohne Veränderungen aus. Nun konnte ich mit der Basis beginnen – ich bevorzuge es, diese Arbeiten ganz zu Beginn durchzuführen, wenn das Modell noch unempfindlich ist. So wurden passende Löcher in den Boden der Displaybox gebohrt und der Rumpf platziert. Mit Farbe aus der Airbrush wurde der Rumpf nun übernebelt, um seinen Umriss auf der Unterlage zu markieren. Außerhalb des Umrisses wurde Wandfarbe mit einem Heizkörperpinsel aufgestippelt, um die Oberfläche leicht zu strukturieren. Für die angestrebte sehr ruhige See genügte wenig Farbe und eine sehr feine Stippelung. Nach dem Durchtrocknen der Wandfarbe konnte ich mit Acrylfarben in diversen Grün- und Blautönen aus der Airbrush die Wasserfläche einfärben. Nachdem auch diese Farbe durchgetrocknet war, erhielt die Basis mehrere Schichten hochglänzenden lösungsmittelbasierten Klarlacks aus der Spraydose. Dadurch entstand die gewünschte reflektierende leicht unregelmäßige Oberfläche. Der Rumpf mit angebrachter Erhöhung und Montageschrauben Die Baugruppen
Am Schiff wurden parallel die diversen Aufbauteile vorbereitet, also aus den Angüssen getrennt, versäubert und von den angegossenen Schanzkleidern befreit, wo im Original das Schiff segeltuchbespannte Relings gehabt hatte. Nach Anbringen der fotogeätzten Relings wurden diese mit Weißleim beschickt, um die Tuchbespannung zu imitieren. Knifflig, aber optisch ansprechend war es, die Heckgalerie zu ersetzen. Aus dünnem Sheet wurde ein neuer Boden und aus den sehr feinen, aber furchtbar empfindlichen Ätzteilen von Flyhawk eine Reling angepaßt. Die Relingsteile aus dem WEM-Satz für die HMS Tiger sind etwas weniger fein detailliert, dafür aber unkomplizierter in der Verarbeitung. An den Schornsteinen wurden Dampfrohre aus Messingdraht und Gitter aus Ätzteilen ergänzt. Die schönen Geschützrohre von BMK wurden unkompliziert in die beiden Türme eingesetzt. Ebenfalls von BMK sind die konisch gedrehten Messingstäbe, die ich für die Masten benutzte. Sie sind den Resinteilen um Welten überlegen und man erhält recht stabile Masten. Rahen und Gaffeln sowie Bootskräne entstanden aus dünnem gerichtetem Messingdraht. Die zahlreichen Boote sind sehr schön modelliert und gegossen. Sie wurden noch am Resinträger bemalt; die Ruderboote erhielten ein Washing, um die Strukturen zu betonen. Hierfür benutze ich Humbrolverdünnung und Künstlerölfarben, das verträgt sich gut mit meinen Acrylfarben. Extrem empfindlich, aber schön - das Gitter von Flyhawk Alles kommt zusammen
Als königliche Yacht war Renown extrem gut gepflegt und hatte ein repräsentatives Farbschema mit weißem Rumpf und Aufbauten, dunkelgelben Masten, Schornsteinen und Lüftern, einem grünen Wasserpass und einem roten Zierstreifen auf Hauptdeckshöhe. Ausnahmsweise wurde hier keine Alterung verlangt, sondern ein aus dem Ei gepelltes Schiff. Nach einer Grundierung mit Emailfarbe wurde zuerst alles mit weißer Acrylfarbe gespritzt. Abklebearbeit gab es für den Wasserpass und das Deck, der rote Zierstreifen musste von Hand gemalt werden. Das Deck wurde hellbeige gespritzt und erhielt einen ganz leichten bräunlichen Wash, um die Gravuren zu betonen. Im Original wurden die Holzplanken täglich gescheuert, um möglichst hell und gleichförmig auszusehen – jede weitere Betonung und Kontrastierung hätte ich hier unangemessen gefunden. Das Bootsdeck wurde grau gespritzt, die Aufbaudecks und die Plattformen linoleumfarben. Nachdem alle Unterbaugruppen zusammengefügt waren, konnten die Relings aus dem WEM-Satz angebracht werden. Die Sonnensegelstützen entstanden aus den entsprechenden Teilen aus dem 1:400er Relingssatz von WEM, leicht gekürzt. Ich verzichtete auf ausgebrachte Sonnensegel, um die Decksdetails besser zeigen zu können. Bemannt wurde das Schiff mit entsprechend bemalten Figuren von Lion Roar – mit ein wenig mehr Farbe kann man die kleinen platten Kerls auch etwas „körperlicher“ wirken lassen. Lediglich unter den Ankern und den Ankerklüsen wurden nun ganz dezente rostige Ablaufspuren angebracht – sonst verzichtete ich gänzlich auf Alterungen. Die Ankerketten sind die dünnsten aus dem Sortiment der Fa. Saemann und eigentlich noch zu dick. Um sie etwas optisch zurücktreten zu lassen, wurden sie mit hellgrauer Ölfarbe trockengemalt. Schließlich konnte ich die Renown takeln; die Signalleinen entstanden aus beigem gezogenem Gussast, die Stage aus schwarzem Angelfaden der Größe 8/0, die übrige Takelung aus dem extrafeinen Caenis-Angelfaden, beide von der Firma UNI. Alles wurde mit Hitze gespannt. Der White Ensign ist aus Papier und von einem Bogen der Firma Tauro, er wurde gefaltet, geklebt, geformt und an der Gaffel gesichert. Schließlich konnte das Schiff an der Basis verschraubt werden. Verbleibende Spalte wurden mit klarem Acrylgel gefüllt. Nach dem Anbringen der Bootsspieren wurden diese getakelt und die Boote, deren Rumpfböden vorsichtig abgeschliffen worden waren, ebenfalls mit Acrylgel an der Basis verklebt. Das Kielwasser der Dampfbarkasse wurde nach dem Trocknen des verwendeten Acrylgels mit weißer Künstlerölfarbe trockengemalt. FazitZusammenfassend kann ich sagen, dass es ein erfreuliches Projekt war. Der Bausatz ist gut, wenn auch nicht unbedingt für Neulinge ohne Referenzmaterial geeignet, und die Renown macht in diesem Anstrich wirklich eine gute Figur!
Quellen
Das Projekt im Überblick
Frank Spahr Publiziert am 20. Juni 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |