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Consolidated PBY-5A Catalina

Seenotrettung

von Frank Spahr (1:144 Minicraft Model Kits)

Consolidated PBY-5A Catalina

Das Vorbild

Die Consolidated PBY (britische Bezeichnung Catalina) ist vermutlich das bekannteste Wasserflugzeug der Welt. Von 1936 an wurden ca. 4000 Stück in verschiedenen Varianten gebaut; sie wurden weltweit im militärischen wie zivilen Bereich umfangreich eingesetzt, einige Exemplare sind sogar heute noch als Löschflugzeuge im Einsatz. Die meistgebaute Version war die ab 1940 gebaute PBY-5A. Sie war das erste Amphibienflugzeug der Serie; mit ihrem Einziehfahrwerk war sie vielseitiger einsetzbar als die vorher gebauten Flugboote. Ein Großteil der Serie wurde bei Vickers in Kanada in Lizenz gebaut. Im 2. Weltkrieg dienten PBYs als Aufklärer, Transporter, U-Jäger und - besonders wichtig - als Seenotrettungsflugzeuge. PBYs spielten wesentliche Rollen zum Beispiel bei der Jagd nach der Bismarck, der Schlacht um Midway und bei der Rettung der Überlebenden der USS Indianapolis. Nach dem Krieg wurde die PBY von der USAF als OA-10 geführt und diente in geringer Zahl bis 1957. Der französische Meeresforscher Jacques Cousteau machte das Flugzeug in den Siebzigern bekannt, als er eine PBY-6A kaufte und in seinen Fernsehsendungen zeigte. Leider stürzte das Flugzeug 1979 bei Lissabon ab, wobei Cousteaus Sohn Philippe ums Leben kam.

Die PBY ist berühmt für ihre Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit, und sie ist auch ein beliebtes Modellbauthema in unterschiedlichen Maßstäben.

Consolidated PBY-5A Catalina

Der Bausatz

Ich stieß 2008 bei der Modellbauausstellung in Lübeck auf diesen Bausatz. Eigentlich ist 1:144 nicht mein Maßstab, aber ich sah dort einige sehr schöne Modelle und wollte es selbst einmal probieren. Die übersichtliche Größe des Modells führte dazu, dass es tatsächlich gebaut wurde, im Gegensatz zu dem wunderschönen Revellbausatz in 1:48, der mangels Platz seit Jahren in meinem Bausatzstapel liegt.

Der Bausatz ist weitgehend sauber modelliert, mit vielleicht etwas tief versenkten Blechstößen, die nach dem Bemalen jedoch stimmig wirken. Die Detaillierung ist nicht überragend, und die Inneneinrichtung sehr minimal, wenn auch nach Fertigstellung kaum sichtbar. Maschinengewehre sind zwar enthalten, aber weder Außenlasten wie Wasserbomben noch die zahlreichen Antennen. Der Decalbogen erlaubt zwei Versionen, unter denen ich mich rasch für die farbenprächtige Nachkriegsversion entschied. Das Flugzeug mit der Seriennummer 44-33939 operierte 1946 von Kalifornien als Seenotrettungsflugzeug. Es ist auch Thema des großen Revellbausatzes, allerdings in den Markierungen, die es 1948 in Alaska trug.

Der Messingdraht gibt eine saubere Kante, der Weißleim füllt die Fläche aus.Ausgangspunkt für die Antenne war ein Stück Sheet mit dem Profil des Teils.Mit zahntechnischem Gusswachs wird das Teil beidseits aufgebaut.Mit einem Le Cron-Modellierinstrument kommt Form hinein.Das Teil vor dem BemalenDie Schnipselarbeit des Grauens mit Tamiya Tape und einem frischen Nr. 11.

Der Messingdraht gibt eine saubere Kante, der Weißleim füllt die Fläche aus.

Der Messingdraht gibt eine saubere Kante, der Weißleim füllt die Fläche aus. 

Der Bau

Mein Hauptziel bei diesem Projekt war es, ein ansehnliches Modell eines schönen Flugzeugs auf einer Wasserbasis zu präsentieren. Meine Nachforschungen beschränkten sich deshalb darauf, möglichst gute Originalaufnahmen meiner Maschine zu bekommen und herauszufinden, welche Umbauten notwendig und sinnvoll waren. Die Internetseite www.pbyrescue.com erwies sich als sehr hilfreich, dort fand sich auch das gewünschte Bild. Darauf konnte ich ein im Bausatz fehlendes Radom auf dem Cockpit sowie abgewinkelte Halterungen für Yagi-Dipolantennen unter den Tragflächen ausmachen.

Ich begann damit, das sehr einfach gehaltene Cockpit zusammenzubauen und grün und schwarz zu bemalen. Als nächstes ging es an die Fahrwerkschächte. Das Fahrwerk sollte eingezogen dargestellt werden; abweichend vom Bauplan ersetzte ich die schwer anzupassenden kleinen Fahrwerkklappen durch ein Stück Draht für eine saubere Kante und einige Lagen Weißleim als Füllung. Die verschiedenen kleinen Fenster am Rumpf wurden für die Bauzeit mit Humbrol Maskol ausgefüllt. Der Buggeschützturm wurde modifiziert und angepasst, um ohne Bewaffnung und nach dem Zusammenbau der Rumpfhälften eingebaut werden zu können.

Der weitere Zusammenbau und das Versäubern des Rumpfes verliefen problemlos, und nur sehr wenig Spachtelmasse wurde benutzt. Bald war der Rumpf fertig gestellt und ich konnte an den nervigsten Teil des Projekts gehen, das Abkleben der Verglasungen. Ich schob diese Arbeit etwas hinaus und baute zuerst die Tragfläche zusammen. Diese wurde größtenteils aus dem Kasten gebaut, abgesehen von den Hilfsschwimmern. Diese wurden abnehmbar gestaltet.

Nachdem die Klarsichtteile angeklebt und die Übergänge versäubert waren, wurden sie abgeklebt. Dazu wurde bei den Beobachterkanzeln am Rumpf Parafilm M benutzt, während an Cockpit und Bugturm Tamiya-Klebeband zum Einsatz kam. Das dauerte einige Zeit und half meiner Laune nicht, aber es musste getan werden. Zur Erholung baute ich nebenbei ein Ersatz-Radom. Ein Stück Plastiksheet wurde auf das Profil zurechtgeschnitten, und mit dentalem Gusswachs wurde an beiden Seiten Material bis zur gewünschten Form aufgetragen. Nach Bemalen mit Acrylfarbe sah das Ergebnis gut genug aus.

Im Rückblick habe ich einen Großteil der Bauzeit mit Abkleben verbracht. Die farbenfrohe Bemalung erforderte zahlreiche Abklebegänge und reifliche Überlegung hinsichtlich der Reihenfolge. Neben Tamiya-Abklebeband benutzte ich ultrafeines Abklebeband von Aizu, das es bis hinunter zu einer Breite von 0,4 mm gibt. Diese feinen Streifen brauchte ich nicht, aber die 1,5 mm – Streifen taten gute Dienste. Sie wurden benutzt, um die schwarzen Streifen auf der Tragfläche und um den Rumpf herum zu maskieren. Wie stets spritzte ich vorsichtshalber nach dem Aufbringen des Klebebands noch einmal mit der zuletzt benutzen Farbe über. So fällt trotz aller Mühe doch unterkriechende Farbe nicht auf. Die Lackierung begann mit einer Grundierung mit weißer Emailfarbe, um eine gute Haftung am Kunststoff zu erzielen. Daraufhin wurden die Hilfsschwimmer mit Maskol in der eingeklappten Position befestigt – so stimmten automatisch die Farbgrenzen in diesen Bereichen. Als nächstes wurden die später schwarzen Bereiche an Enteisern und Markierungsstreifen mit schwarzer Acrylfarbe gespritzt. Nachdem diese abgeklebt waren, folgte eine Lage weiße Acrylfarbe über alles, so wird das Rot und Gelb kräftiger. Am Rumpf erforderte es etwas Herumprobieren, bis ich darauf kam, zuerst alles blaugrau zu spritzen, abzukleben, und dann die weißen Flächen nachzuspritzen. Das war erheblich leichter, als die senkrechten Flächen abzukleben.

Trotz aller Mühe zeigten sich nach Entfernen des Abklebebands doch einige Stellen, die korrigiert werden mussten. Das wurde getan, und ebenso wurden die silbernen Felder am Leitwerk unter der Seriennummer abgeklebt. Ich muss sagen, dass alle verwendeten Acrylfarben sehr gut hafteten und sich sehr gut verarbeiten ließen; es waren Farbtöne sowohl von Revell als auch von Vallejo und JPS darunter.

Der nächste Schritt war die „Hochzeit“ von Rumpf und Tragfläche. Dazu benutzte ich eine sehr nützliche und empfehlenswerte Berna-Klemme der Firma Zona Tools. Nun wurden die Hilfsschwimmer angeklebt, vorerst ohne ihre Abstrebungen.

Consolidated PBY-5A CatalinaConsolidated PBY-5A CatalinaDie Berna-Klemme in Aktion bei der HochzeitSehr oft nützlich - fotogeätzte Reling, hier im Maßstab 1:250Consolidated PBY-5A CatalinaManchmal ist es einfacher, eine Konstruktion aus Draht herzustellen, anstatt dünnen Kunststoff zu versäubern.

Consolidated PBY-5A Catalina

 

Die Basis

Jetzt konnte es an die Wasserbasis gehen. Ich beschloss, wie schon oft einen IKEA-Bilderrahmen zu verwenden, der sowohl in meine Transportkiste als auch meine Vitrine passt. Ein Stück Hartschaumplatte aus dem Baumarkt (Dicke 30 mm) wurde dazu passend zugeschnitten. Das Flugzeug sollte direkt vor dem Abheben mit einer imposanten Hecksee dargestellt werden. Dazu musste ich es genau in die Mitte setzen - nicht schön von der Komposition her, aber aus Platzgründen nicht zu vermeiden.

In die Platte wurde dort eine Kerbe geschnitten, wo die Stufe des Rumpfes zum Liegen kommen würde; leider fand ich kein Bild, das mir den Moment vor dem Abheben aus den gewünschten Blickrichtungen zeigte, so war ich auf Mutmaßungen angewiesen. Ich stellte schließlich einen dreieckigen, durch den Rumpf und den Luftdruck der Propeller aufgewühlten Bereich dar, der von einer rasch auslaufenden Welle begrenzt war.

Um dieses aufgewühlte Wasser zu simulieren, sprühte ich VORSICHTIG Pinselreiniger mit der Airbrush auf die Hartschaumplatte. Im rechten Maß aufgesprüht, bewirkt der Pinselreiniger ein Anlösen und Anrauhen der Oberfläche. Hierbei sollte unbedingt auf gute Belüftung geachtet werden. Die Heckwelle wurde aus Anschlussacryl aus dem Baumarkt modelliert, das lässt sich gut ausformen und übermalen. Ich habe mir für wenig Geld einen Satz Spachtel gekauft, die Künstler für Ölfarbe benutzen. Damit läßt sich sehr gut modellieren. Der Wassereffekt im übrigen Bereich der Basis entstand durch das stippelnde Auftragen mehrerer Schichten Wandfarbe mit einem größeren Pinsel. Das ergibt eine unregelmäßige Oberfläche; diese wurde nach dem Trocknen mit Acrylfarben in den Farbtönen gespritzt, wie ich sie mir für den Pazifik vor Kalifornien vorstellte. Das aufgewühlte Wasser hinter dem Flugzeug wurde mit verdünnter Acrylfarbe leicht eingefärbt und mit weißer Wandfarbe trockengemalt. Der endgültige Wassereffekt im ruhigen Wasser entstand durch mehrere Schichten hochglänzenden Acrylklarlacks. Zusammen mit der unregelmäßigen Oberfläche gibt das eine recht überzeugende Tiefenwirkung. Unterm Strich stelle ich fest, dass meine Wasserbasen immer mehr aus Baumarktmaterialien entstehen.

Messingrohr und Messingdraht ergeben die Basis für einen funktionierenden PropellerDer erhitzte Draht wird in den Propeller eingeschmolzen.Consolidated PBY-5A CatalinaConsolidated PBY-5A CatalinaConsolidated PBY-5A CatalinaConsolidated PBY-5A Catalina

Messingrohr und Messingdraht ergeben die Basis für einen funktionierenden Propeller

Messingrohr und Messingdraht ergeben die Basis für einen funktionierenden Propeller 

Die Endmontage

Nun konnte das Modell mit den Decals versehen werden. Als Vorbereitung erhielt es einen Überzug mit hochglänzendem Acrylklarlack, um das Silbern zu vermeiden. Die Decals brauchten ungewöhnlich lang, um sich vom Bogen zu lösen, danach verhielten sie sich aber unauffällig. Micro Sol verhalf zu einer guten Passung. Nachdem alle Decals aufgebracht waren, erhielt das Modell einen Überzug mit seidenmattem Klarlack, um die Decals zu versiegeln und in die Umgebung einzublenden.

Vor dem Ankleben der letzten Kleinteile alterte ich das Flugzeug. Ein Rettungsflugzeug nach dem Krieg würde eindeutig gepflegt aussehen, deshalb beschränkte ich mich auf leichte Abgasspuren an den Tragflächen und ein dezentes Betonen der Blechstöße mit einer Mischung aus Künstlerölfarbe und Humbrol-Verdünnung. Dabei dachte ich stets daran, dass weniger mehr ist.

In der dynamischen Szenerie, die ich baute, wirkten die stehenden Propeller wie Fremdkörper. Ich durchdachte meine Optionen und entschied mich schließlich dafür, die Propeller leicht drehbar zu gestalten. Dazu wurden Löcher in die Motorblöcke gebohrt, in die vorsichtig Messingröhrchen mittels Weißleim eingeklebt wurden. Die Propellerschäfte wurden abgetrennt und durch Messingdraht ersetzt, der erhitzt und in den Propeller eingeschmolzen wurde. Diese Kombination drehte sich im Luftzug sehr leicht, und ich freute mich, den zarten gelben Kreis zu sehen, den die Propellerspitzen beschrieben. Für die Fotos sieht das recht vorbildgetreu aus, optimal wäre es, einen Kompressor und feine Luftleitungen an der Basis zu befestigen.

Schließlich konnte ich mit verschiedenen kleinen Anbauteilen das Modell komplettieren. Das Staurohr entstand aus Messingdraht; das erwähnte Radom wurde angeklebt; die ziemlich windigen Plastikstreben für die Hilfsschwimmer wurden ebenfalls durch Draht ersetzt. Die Tragflächenstreben wurden aus Rundprofilen hergestellt, damit erübrigte es sich, die Bausatzteile zu versäubern. Die Antennenträger unter den Tragflächen wurden aus fotogeätzter Reling im Maßstab 1:250 angefertigt. Da ich auf meinem Foto keine Dipole erkennen konnte, ließ ich sie weg – sie würden sich aber sehr leicht ergänzen lassen.

Ein letzter leichter Überzug aus seidenmattem Klarlack versiegelte das Modell, und nun konnte ich die zahlreichen Abklebungen und das Maskol aus den Fenstern entfernen. Natürlich fanden sich trotz aller Sorgfalt einige Unsauberkeiten, aber glücklicherweise ist Acrylfarbe sehr gutmütig, was Ausbesserungen angeht. Überschüsse wurden mit einem Zahnstocher entfernt, und Ausbesserungen mit einem kleinen Pinsel getätigt. Die kleinen Fenster wurden mit Ponal-Weißleim ausgefüllt, der in dieser Größe klar genug durchtrocknet – das tun nicht alle Weißleime.

Die Antennendrähte entstanden aus Caenis ultrafeinem Angelfaden (Fa. UNI, Kanada); dieser Faden hat die Dicke von gezogenem Gussastmaterial, ist aber etwa zehnmal reißfester. Er wurde mit Weißleim verklebt und mit der Hitze eines zahntechnischen Aufwachsinstruments gespannt. Dieser Faden ist sehr empfehlenswert, da er viel gutmütiger in der Verarbeitung ist als gezogener Gussast.

Schließlich wurde das Modell mit durchsichtigem Acrylgel auf der Basis befestigt. Die Gischt wurde mit zerzauster Watte dargestellt, die ebenfalls mit Acrylgel auf die Basis geklebt wurde.

Consolidated PBY-5A Catalina

Consolidated PBY-5A Catalina

Fazit

Alles in allem ein empfehlenswerter Bausatz mit einer vitrinenfreundlichen Größe!

Referenzen

Frank Spahr

Publiziert am 17. Juni 2010

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