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SMS Von der Tann

von Martin Kohring (1:700 HP-Models)

SMS Von der Tann

Geschichte

Der Große Kreuzer SMS "Von der Tann" war die Antwort auf die englische Invincible-Klasse, da der im Bau befindliche Große Kreuzer Blücher keinen Gegenpol zu dieser sehr kampfkräftigen Einheit bilden konnte. Die schwere Artillerie sollte ein Kaliber von 28 cm aufweisen (Die Blücher hatte nur 21 cm) und das Schiff eine wesentliche Verstärkung des Panzerdecks erhalten. So wurde ein zweites Panzerdeck als Horizontalschutz vorgesehen. Des weiteren wurde die Vertikalpanzerung, sowie der Unterwasserschutz verbessert. Der Große Kreuzer SMS "Von der Tann" war außerdem das erste Schiff mit dem neuartigen Turbinen- und Vierschraubenantrieb, außerdem wurde der Einbau von sogenannten Schlingertanks vollzogen.

Die SMS "Von der Tann" lief am 20. März, 1909 bei Blohm & Voss in Hamburg vom Stapel. Bei der Probefahrt erlangte man eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27 kn die erzielte Höchstgeschwindigkeit setzte mit 28,1kn einen Meilenstein in punkto Geschwindigkeit. Während des Ersten Weltkrieges war "Von der Tann" Teil der deutschen Hochseeflotte; während der Skagerrak Schlacht wurde der Kreuzer schwer beschädigt, versenkte aber die englische Indefatigable. Mit allen anderen Schiffen der deutschen Kriegsmarine wurde er im November 1918 nach Scapa Flow überführt und dort interniert, wo sie am 21. Juli 1919 selbst versenkt wurde. Das Wrack wurde im Dezember 1930 gehoben und später kieloben nach Rosyth geschleppt verschrottet. Nur die Schiffsglocke ist übriggeblieben: Sie hängt im Flaggenraum des Marineehrenmales in Laboe. Es gab keine weiteren Schiffe dieser Schiffklasse.

Technische Daten:

  • Stapellauf: 30.03.1909 in Hamburg (Werft Blohm & Voß)
  • Besatzung: ca. 923-998 Mann
  • Maße: Länge 171,7 m Breite 26,6 m Tiefgang: 9,17 m
  • Wasserverdrängung: 19 400 Tonnen, voll ausgerüstet 21 300 Tonnen
  • Maximale Geschwindigkeit: 28,1 kn
  • Bewaffnung: 8 x 28 cm Schnellfeuerkanonen in vier Doppeltürmen, 10 x 15 cm Schnellfeuerkanonen in den Seitenwandkasematten, 16 x 8,8 cm Schnellfeuerkanonen davon 4 in Einzellafetten an Deck, 4 x 45cm Torpedorohre
  • Kosten: 36.000.000 Reichsmark
  • Ende: 21.06.1919 Selbstversenkung in Scapa Flow, 1930 gehoben und abgewrackt.

Das Modell

Den Bausatz „Großer Kreuzer von der Tann“ gibt es als Resin-Kit von zwei Firmen, zum einen von Classic Warship aus den Staaten und von der Firma HP-Models aus Deutschland. Jim Baumann, mit dem ich ab und zu in Kontakt stehe, hat mir zu dem HP-Modell geraten, da er das von Classic Warship gebaut hat und mit diesem nicht zufrieden war.

Der Karton beinhaltet, sehr schön gegen Transportschäden mit Luftpolsterfolie gesichert, den aus einem Resinstück bestehenden Rumpf, sowie mehrere Gussplatten für die Aufbauten, die Boote, die schwere und leichte Bewaffnung, die Schornsteine und verschiedenen Plattformen für Scheinwerfer. Des weiteren liegt ein auf einem Papieraufkleber mit Tintenstrahl gedruckter Flaggensatz bei.

Teile für die Masten und die mittlere Artillerie, sowie für die Torpedonetze sucht man vergebens. Diese müssen aus Messingdraht oder dergleichen selbst hergestellt werden.

Das erste was auffällt ist der zweiteilige Bauplan, der eine verschwommene Kopie des Seitenrisses und der Deckdraufsicht liefert, sowie eine „handmade“ Explosionszeichnung des vorgesehenen Zusammenbaus, aus der man aber nur eher schlecht als recht die genaue Positionierung der Resinteile erahnen kann. Also: Ein typischer Kleineserienbausatz!

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Also hatte ich mir entsprechenden Ersatz besorgt. Aus der Reihe „vom Original zum Modell“ aus dem Bernard + Graefe Verlag Bonn gibt es von der Von der Tann eine Fachlektüre mit Geschichtlichem, Fotos und Zeichnungen. In diesem Heft werden auch Schiffe wie Moltke und Goeben, sowie Derflinger behandelt. Zu diesen Heften gibt es eine Planrolle mit fünf großformatigen Plänen zu 29 €, die ich mir erst einmal bestellt habe. Mit Hilfe von diesen Zeichnungen wird der Zusammenbau des Modells mit Sicherheit korrekt gelingen. Aufgrund meiner technischen Ausstattung als Architekt (www.architekt-kohring.de), ist es mir glücklicher Weise immer möglich, diese Pläne auch in den Maßstab 1/700 zu skalieren. Leider musste ich nach dem Eintreffen der Zeichnungen feststellen, dass diese Pläne nicht für meine Modellbauzwecke zu gebrauchen waren, da es weder eine klare Aussage zu den Masten gibt, noch eine Darstellung zur Takelage. Meines Erachtens lassen sich mit diesen Plänen sehr gut Rümpfe für Fahrmodelle ableiten, da es für jede Sektion einen Rumpfquerschnitt gibt. Folglich schickte ich diese Pläne wieder zurück und musste nach einer geeigneten Planunterlage weitersuchen.

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Fündig wurde ich im Buch Große Kreuzer der Kaiserlichen Marine 1906-1918 auch aus dem Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5946-8 in dem wirklich tolle Zeichnungen nicht nur zur "Von der Tann" enthalten sind, sondern auch zur Goeben und Moltke sowie zur Derfflinger. Hiermit konnte ich hervorragend arbeiten.

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Wenn man sich den Rumpf so ansieht merkt man, dass der Bausatz etwas älter ist, was man schon an der niedrigen Artikelnummer auf der Schachtel erkennen kann. Es fehlt zum Beispiel am Deckrand die Kerbe zum sicheren Anbringen einer fotogeätzten Reling mit Klebekante. Schaut man genauer hin, fällt einem sofort auf, dass die Ankerketten mit abgegossen wurden, die so erstens etwas dick auftragen und zweitens nicht sonderlich gelungen sind, da einige Kettenglieder einfach nicht präzise genug herausgearbeitet sind und wie starke, sogar sehr starke Trossen anmuten. Auch mussten die Anker, die ebenso mit abgegossen waren, entfernt werden und durch detailliertere, fotogeätzte ersetzt werden.

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Außerdem sind die Bullaugen teilweise eingelassen, teilweise aber sind sie wieder verschlossen gewesen, was wohl mit dem "Ausschalen" aus der Form geschehen sein muss. Also: Alle Bullaugen aufbohren..... Was schön gelungen ist, sind die Wellenbrecher, die Deckgravur, die maßstabsgetreu ist und nicht so aufträgt, wie die Plankenstruktur von alten Aoshima-Bausätzen und es ist sogar ein Wappen am Bug dargestellt.

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Mein besonderes Interesse gilt immer den Schornsteinen bei Resinbausätzen. Hier ist es fast immer erforderlich den Schornsteinauslaß aufzubohren, es sei denn man entscheidet sich für ein aktuelleres Resinmodell wie zum Beispiel die Goeben/Molkte von NNT-Modell und Buch, da es in der Formentechnik für Resinmodelle hier auch wesentliche Verbesserungen gab. Die an den Schornstein im Original angebrachten "Klettergerüste" fehlten und wurden mittels Sekundenkleber und Draht hergestellt.

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Um das Modell so gut wie möglich zu bauen, wurden noch einige zusätzliche Artikel benötigt, die alle von NNT Modell und Buch geliefrt wurden. Einen kompletten Satz Relings von Toms Modelworks, ein Hutgummi und die Fotoätzteileplatine aus einem Goebenbausatz von NNT und natürlich die gedrehten Messingrohre für die schwere Artillerie sowie die 15 cm Kasemattengeschütze. Übrigens: Die Boote, die beim HP-Bausatz einfach nicht mehr dem heutigen Stand entsprechen, wurden auch aus dem Goebenbausatz entnommen.

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Das Hauptproblem bei allen Resinbausätzen ist immer, dass die Masten nicht mit im Bausatz enthalten sind. Das liegt natürlich am Material, da es enorm schwierig bis unmöglich ist filigrane, lange Bauteile herzustellen. Einzig bei den Schiffen von WSW liegen die dickeren Teile der Masten bei, die ich aber auch durch Draht ersetzen würden, da sie, wenn nicht durch das Takeln, sicherlich durch Temperatur bedingte Spannungen sich verbiegen werden. So fertigte ich nach meinen Planunterlagen und nach der Recherche aus Originalfotos diese aus Messingdraht und einigen Stücken Gussast selbst an.

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Die Türme der schweren Artillerie bekamen die Messingrohre. Die dunklen Turmdecken vorne und achtern wurden mit den Fliegerkennungsringen, die als Decals dem NNT Ätzteil beilagen versehen. Dass man den glänzenden Trägerfilm nicht sieht, liegt an meiner Vorgehensweise die Decals auf glänzendem Untergrund aufzubringen, anschließend mit weiteren Schichten Klarlack überzulackieren und zum Anschluß als Deckschicht Mattlack zu verwenden.

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Die Türme der schweren Artillerie sind bei meiner Von der Tann drehbar, was nur mit ein wenig Aufwand realisierbar ist, denn die Barbetten sind nicht massiv, sondern als offene Ringe auf dem Deck mit angegossen. Abhilfe schaffen die Farbmarkierungsringe eines Oral-B Zahnbürstensatzes. Aus diesen wird ein Stück herausgetrennt und in die offenen Barbettenringe hineingedrückt, so dass die Oberseiten bündig abschließen. Dann wird mit einigen Tröpfchen Sekundenkleber der Turm der Artillerie aufgesetzt.

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Die Bemalung wurde mit Farben von Model Master und Revell durchgeführt. Revell Grau 57 für den Rumpf und Light Ghost Grey für die Aufbauten. Schwarz 08 wurden alle Masten lackiert und in rot der hintere Schornstein, analog dem Befehl zum Skagerrak-Tag. Das Deck ist in einem hellen Holzton, das mit verschiedenen Brauntönen trockengepinselt wurde, um ein realistisches Holzaussehen zu erlangen. Die Linoleumdecks sind mit Rost 86, die Stahldecks mit Panzergrau 78 gemalt. Das Hutgummi für die Torpedonetze wurde original belassen, da ich bei meiner Goeben dieses in Grau mit angemalt hatte und sich nach einigen Ausstellungen das Torpedonetz schon etwas verformt hat. Die Torpedonetzauflager sind aus gezogenem Gussast, die -spiere sind gleich lange Stücke von Messingdraht.

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Die Takelage ist nach Originalfotos und nach dem Deckelbild eines Kartonmodells erstellt. Ich verwende immer transparenten Faden, da dieser einerseits realistisch durchhängt und zum andern mit Wärme wunderbar spannbar ist. Das Display ist aus einer starken MDF-Platte erstellt auf der eine weitere etwas dünnere aufgeleimt wurde. Diese Platte wurde dann mit Hammeritlack gestrichen. Dieser Hammeritlack bildet beim Trocknen eine leichte "Kräuselung", die aussieht wie leichte Dünung. Die Hecksee wurde mit Bausilikon erstellt, die Schaumkronen mit weißer Farbe hervorgehoben. Ein Wattebausch zum Abschluss bildet die Wasserfontäne des Einschlags. Eine selbst hergestellte Acrylhaube sichert das Modell dauerhaft gegen Staub.

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Fazit:

Wie man sieht kann man auch aus Modellbausätzen, von denen man zuerst nicht vermutet, dass daraus noch etwas werden kann, ein zufriedenstellendes Modell bauen. Dennoch, der Aufwand war mit ca. 4 Monaten Bauzeit etwas hoch. Wer Fragen hat, kann mir gerne eine Mail unter mk@modellversium.de schreiben, ansonsten versucht Euch auch einmal mit einem Resinschiffchen. Bei www.nntmodell.com gibt es welche zu bestellen.

Martin Kohring,
IG Waterline

Publiziert am 21. April 2005

Die Bilder stammen von Markus Kohring.

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