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USS Boyd (DD-544)

von Frank Ilse (1:350 Tamiya)

USS Boyd (DD-544)

USS Boyd (DD-544)

Geschichte

„Fletcher“ – dieses Wort ist beinahe schon Synonym für Zerstörer der US-Navy. Über die Geschichte dieses herausragenden Entwurfs, der ab 1942 zur amerikanischen Flotte stieß und schließlich in 175 Exemplaren gebaut wurde, ist bereits mehr als genug geschrieben worden. Ebenso über den nicht minder hervorragenden Bausatz dieser Schiffsklasse von Tamiya im Maßstab 1:350. Keine Schiffsmodell-Seite im Internet, auf der nicht auch mindestens ein „Fletcher“ zu finden ist. Was man allerdings selten findet, ist ein Nachkriegs-„Fletcher“. Aber wir täten dieser Klasse Unrecht, wenn wir sie nur auf den Zweiten Weltkrieg reduzieren wollten. Auch nach 1945 waren die „Fletcher“-Zerstörer lange Jahre das Rückgrat der US-Flotte. Ganz zu schweigen von den vielen NATO-Marinen, in denen sie noch bis in die 80er Jahre zu finden waren. Auch die deutsche Marine hatte sechs dieser Arbeitspferde: Z1 bis Z6. „Ich bin noch Fletcher gefahren“, gilt in der Marine heute als Ausweis einer echten Teerjacke mit kardanisch aufgehängten Eingeweiden. Was lag also näher, als sich einmal an einem Nachkriegs-Fletcher zu versuchen. Das Schiff meiner Wahl ist die „USS Boyd“. Sie wurde am 2. April 1942 bei Bethlehem Steel auf Kiel gelegt, lief sechs Monate später vom Stapel und stellte am 8. Mai 1943 in Dienst. Mit zwei Jahren Unterbrechung blieb die „Boyd“ bis 1969 für die US-Navy im Dienst und wurde im Oktober 1969 an die türkische Marine übergeben. Dort fuhr das Schiff als „Iskenderun“ bis 1981.

USS Boyd (DD-544)

Warum nun sollte es ausgerechnet dieses Schiff sein? Die Antwort ist einfach: Der US-Planversand Floating Drydock hat einen Plan der „Boyd“ im Bauzustand von 1968. Der Plan ist im Maßstab 1:96 und sehr ausführlich. Wer schon immer mal wissen wollte, wo die achteren Toiletten auf diesem Schiff zu finden sind - hier wird er fündig. Den Plan ließ ich mir kommen, denn für einen Nachkriegs-Fletcher bedarf es einiger Umbauten, die auf den ersten Blick nicht ins Auge fallen. Es ist eben nicht nur der Dreibeinmast mit anderer Elektronik. Als wesentliche Punkte will ich hier nur folgende anführen: · rechteckige Brücke · komplette Umgestaltung des achteren Deckshauses, incl. Fortfall eines 12,5-Zentimeter-Geschützes · Ersatz der 20- und 40-Millimeter-Flak durch 76-Millimeter-Zwillingslafetten · Hedgehog-Wabo-Werfer · Fortfall der Scheinwerferplattformen an den Schornsteinen · Neugestaltung der mittleren Aufbauten nebst Mitteldeck und zusätzliche Deckshäuschen

USS Boyd (DD-544)

Von großer Hilfe bei dem Projekt war der Umbausatz von Tom’s Modelworks mit eckiger Brücke aus Resin und – vor allem – 76-Millimeter Zwillingslafetten. Dennoch blieb noch genug zum „scratchen“: Der achtere Decksaufbau, einschließlich der Feuerleitanlage Mark 56, sowie die schon genannten Änderungen auf dem Mitteldeck. Sie wurden anhand des Plans aus Evergreen-Platten und –Profilen passend geschnitten. Eigenarbeit sind auch die Hedgehog-Werfer samt Munitionsschränken. Der Dreibeinmast entstand aus Evergreen-Rundstäben. Nächstes Mal nehme ich Messingdraht.

USS Boyd (DD-544)

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Die Fotoätzteile stammen aus dem GMM-Fletcher-Satz und von den Platinen, die dem Umbausatz von Tom’s beigefügt sind. Zusätzliche Schotts, Luken, Rettungsringe und Feuerlöschstationen sind von GMM.

USS Boyd (DD-544)

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Die Farben stammen aus der Colorcoats-Serie von White Ensign: Haze Gray und US-Navy-deckgray. Sie sind ausgezeichnet, wenn man sie – wie ich – mit der Airbrush verarbeitet. Wer mit dem Pinsel arbeitet: Vorsicht!! Speziell das Haze-Gray deckt dabei schlecht. Ich bin nicht der einzige, der diese Erfahrung gemacht hat. Bug- und Hecknummer sind aus dem Abziehbilder-Satz US-Navy 1:350 von GMM. Schließlich habe ich dem Schiff noch eine Besatzung verpasst. Es sind die Figuren von l’Arsenal, die ich vor einiger Zeit hier auf Modellversium besprochen habe. Ich finde sie weit realistischer als die zweidimensionalen Ätztypen, die von einigen Firmen angeboten werden. Ich habe das Unterwasserschiff mit meiner Dremel abgetrennt und statt dessen eine flache Basis für ein Wasserlinienmodell angeklebt. Die Präsentationsplatte stammt aus dem Hobbyladen. Die Wasserfläche habe ich aus Acrylgel geformt und mit üblichen Modellfarben bemalt. Für den Glanz sorgt eine Schicht „Glänzer“.

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Fazit: ein nicht ganz alltäglicher „Fletcher“-Umbau, der in den zehn Wochen, die ich daran gearbeitet habe, einen Riesenspaß bereitet hat.

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Frank Ilse

Publiziert am 28. April 2004

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