Versorgungs- und Reparaturschiffvon Frank Spahr (1:700 Battlefleet Models)Wozu dieser Bausatz?
Selbst der größte Star kommt nicht ohne zahlreiche Zuarbeiter aus, die erst seine wie auch immer geartete Leistung möglich machen. Berühmt werden sie davon aber nicht, sondern bleiben allermeistens außerhalb des Rampenlichts. Was für Schauspieler, Sangeskünstler, Spochtler und menschliche Kleiderständer gilt, hat auch in unserem kleinen Spielfeld seine Berechtigung. Seit Jahrzehnten bemüht man sich mit unterschiedlichem Ergebnis, kritikfeste und definitive Modelle von Großkampfschiffen herzustellen, ohne daß ein wesentliches Bemühen um das Fußvolk erkennbar wäre. Battlefleet Models hat ein Herz für eben jenes Fußvolk und versorgt uns seit einigen Jahren mit hochwertigen Miniaturen von Hilfsschiffen aller Art, ohne die – und das wird uns jetzt erst so richtig klar – Dioramen eher nackig aussehen. Dieser Bausatz entstand nach dem Vorbild eines Modells, das Cedric Chan für sein Tirpitz-Diorama gebaut hat. Es ist zu finden unter http://www.modelshipgallery.com/gallery/dio/dkm/tirpitz-700-cc/cc-index.html Harry Abbott von Battlefleet Models hat dieses Modell nun nachgebaut und bietet es als Bausatz an. Das zugegebenermaßen nicht besonders schnittige Fahrzeug soll als Hilfsschiff für größere Kriegsmarineeinheiten dienen; es stellt kein konkretes Vorbild dar, sondern ein typisches Hilfsfahrzeug, wie sie alle Marinen aus allen möglichen Quellen besitzen und wie sie individuell für ihren Einsatzzweck umgebaut und angepaßt werden. Von daher läßt es sich sehr gut aus dem Kasten bauen, aber genauso gut als Basis für Umbauten nutzen. Der Bausatzinhalt - Kleinserie auf höchstem Niveau Was ist drin?
Wie für diesen Hersteller üblich, ist der Bausatz sehr gut verpackt, und alle Einzelteile haben die Reise von Colorado nach Hessen gut überstanden. Reichlich Luftpolsterfolie und Einschweißen wirken hier Wunder – das könnten andere Kleinserienhersteller sich gern abschauen. Die Resinteile sind sehr sauber modelliert, ebenso sauber und kantenscharf abgeformt und verzugsfrei abgegossen, es findet sich kaum Überschuß. Ihre Verarbeitung sollte angenehm sein. Die Anzahl der Teile ist zudem übersichtlich, so daß auch Neulinge im Bereich Resin hier nicht überfordert werden und insbesondere nicht gleich schlechte Erfahrungen machen sollten. Der Rumpf hat eine durchgehende Plankenstruktur, das ist für Umbauten sehr gut; am Bug ist eine sehr schön gestaltete Winde. Teile, die leicht verloren gehen können, sind erfreulicherweise mehrfach vorhanden. Neben den Resinteilen liegen dem Bausatz zwei Stücke Messingdraht und eine ausreichende Menge fotogeätzter Reling aus dem Hause Tom´s bei.
Die Anleitung beginnt mit einem Foto eines gebauten Modells in einem Diorama; es folgen die üblichen Sicherheits- und Verarbeitungshinweise mit manchen nützlichen Tips. Nach der Teileliste werden in mehreren beschrifteten Fotos die Teile und ihre Platzierung erklärt, das ist alles völlig ausreichend und sollte keine Schwierigkeiten beim Bau machen. Auf der Website wird darüber hinaus auf zusätzlich vorgeschlagene Ätzteile hingewiesen, als da wären Schotten, Niedergänge, Luken und Kabeltrommeln. Dieser Hinweis wäre auch in der gedruckten Anleitung schön gewesen, dürfte aber für die meisten Modellbauer, die diesen Bausatz angehen, eher unerheblich sein. Jeder wird vermutlich seine ganz persönliche Version des Schiffes bauen, mit all den Ätzteilen und sonstigen Veränderungen, die wünschenswert erscheinen. Und was kann man draus machen?
So sehr ich mich über den Bausatz in bekannter BFM-Qualität freute, sagte mir das Schiff in der Ursprungsform doch nicht vollends zu. Einiges an ihm wirkte für mich nicht stimmig, zum Beispiel der Schornstein in der Mitte des Werkstattaufbaus und die Konstruktion des achteren Aufbaus. Der Kran wirkte wiederum zu klein, um nützlich zu sein. Deshalb begann ich damit, mir Schiffsbilder anzuschauen und dann mit den Bauteilen zu spielen. Ziemlich rasch entschloß ich mich, wie meine Variante aussehen sollte. Ich entschied mich für ein ehemaliges Binnenschiff mit achterem Aufbau für Ruderhaus und Maschine, dem ein Werkstattaufbau hinzugefügt worden war. Vor und hinter den Aufbau wurden die Ladeluken platziert. Anstelle des Krans wählte ich einen Dreibeinmast am Bug mit Ladebaum – das erschien mir realistischer und nützlicher. Schneller geht´s kaum!Die exzellent gegossenen Teile und die umbaufreundliche Gestaltung des Rumpfes machten den Bau zu einer raschen und unkomplizierten Angelegenheit. Am Aufbau wurde der Anguss des Schornsteins als Teil des Aufbaus benutzt, die zweite Reihe Brückenfenster wurde abgeschabt und neue Bullaugen gebohrt. Aus dünnem Sheet und Reling entstand eine offene Brücke, Lüfter wurden aus Lötzinn erstellt. Niedergänge und Schotten von WEM sowie diverse Ätzteile aus den sehr nützlichen Sets „Structural Parts“ von L´Arsénal belebten die Bauteile zusätzlich. Die Masten enstanden aus konisch gedrehten Teilen von BMK sowie dünnem gerichtetem Messingdraht von kotol.de . Die Segeltuchbespannung der offenen Brücke wurde aus Weißleim simuliert. Ziemlich rasch waren die Einzelteile bereit zum Bemalen. Es wurde Revell Aqua Color Nr. 57 für die senkrechten Oberflächen benutzt sowie Vallejo London Grey für die waagerechten Metalloberflächen. Das Holzdeck wurde mit Vallejo Buff lackiert. Ein washing aus Humbrol-Verdünnung und Ölfarbe (siena und schwarz) betonte die Strukturen. Die Kanten wurden leicht durch Trockenmalen betont. Die Fenster wurden vorsichtig mit dunkelblauer Vallejo Air und einem sehr feinen Pinsel bemalt. Die Topplichter entstanden aus Lötzinnstückchen, die entsprechend bemalt wurden. Beiboot und Rettungsfloß entstammen dem Bausatz. Das Schiffchen wurde mit gezogenem beigem Gußast, Caenis ultrafeinem Angelfaden sowie etwas stärkerem Angelfaden der Firma Uni getakelt. Vorteil hierbei ist die erhöhte Reißfestigkeit bei ähnlicher Verarbeitung und der Möglichkeit des Spannens durch Hitze. FazitEin hübscher kleiner Bausatz mit gutem Umbaupotential, exzellent gemacht und gut geeignet, ein Diorama zu beleben - und nicht nur eins der Kriegsmarine! Frank Spahr Publiziert am 21. Februar 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |